Andorra – die Schuld weg geweißelt
Das Drama Andorra, verfasst von Max Frisch, handelt hauptsächlich von dem Jungen Andri, der von einem andorranischen Lehrer großgezogen wird und ihn in dem Glauben aufwachsen lässt, er sei ein Jude. So wird der vermeintliche Ausländer in seiner Jugend stark mit Vorurteilen und Antisemitismus konfrontiert, einzig seine Verlobte Bablin hält zu ihm.
Im Verlauf der Geschichte setzt sich Andri immer wieder mit den Vorurteilen, die ihm so oft zugeschreiben werden, auseinander und ist zunehmend bereit, sie anzunehmen. Schließlich soll Andri nach einem angeblichen Anschlag seinerseits hingerichtet werden. Als jedoch ans Licht gelangt, dass Andri der leibliche Sohn des Lehrers und somit kein Jude ist, möchte keiner dieser Wahrheit Glauben schenken, einschließlich Andri selbst, bis ihn zuletzt das Schicksal einholt und seine Beharrlichkeit ihm zum Verhängnis wird.
Mit seinem Werk Andorra (Uraufführung 1961) spricht Max Frisch viele Probleme und Gedanken (Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus, Mitläufer, Bildnis erzeugen) aus, die heute immer noch aktuell sind. Dies belegt die Tatsache, dass das Stück bereits seit vielen Generationen ein begehrtes Lehr- und Freizeitbuch ist. Gelungen ist ihm dabei sehr, seine Aussagen in eine einzelne Figur (Andri) zu projizieren, was dem Leser erlaubt, die Hintergründe der Geschichte persönlicher wahrzunehmen. Gleichwohl ist es ihm gelungen, durch geschickt platzierte Andeutungen, den Leser zum Mitdenken über den weiteren Verlauf der Geschichte zu bewegen.
Auch formal gesehen, bietet das Stück sehr viele positive Aspekte. So gefällt mir besonders der Stil des Theaterstücks, in dem Andorra geschrieben ist.
Jedoch ziehen die teils sehr ausführlichen Beschreibungen der Geschichte den Erzählfluss meines Erachtens nach in die Länge.
All diese Argumente in Betracht gezogen, kann ich letztendlich sagen, dass mir das Stück sehr gefallen hat. Ich möchte „Andorra“ guten Gewissens empfehlen, da es viele interessante Anregungen zu unserer Gesellschaft enthält und in einem abwechslungsreichen Stil geschrieben ist.
Milena