Interessante Diskussion um Hemingway, stimmt in wesentlichen Details, hinzuzufügen wäre jetzt noch die existentialistische Komponente. Hemingway schrieb sich in das 20.Jh hinein mit all der Dialektik, die diese Zeit mit sich brachte. So kann jemand sehr wohl an Weihnachten an Kastration denken, aber auch daran, dass Stier und Torero die gleiche Würde im Tod haben. Um Würde ging es Hemingway immer, ob beim Forellenfischen oder beim Beschreiben einer Todesangst, die Nick Adams im Zelt nachts erfuhr. Und Schmerz? Als die Leine, die Angelschnur die Hand des alten Mannes durchschneidet und er "ayeeehhhh" aufschreit, da kommt dieses Bild vom Schmerz, der ähnlich dem ist, den man erfährt, wenn einem ein Nagel durch das Fleisch getrieben wird. Zeit seines Lebens ging Hemingway an Schmerzgrenzen, das Fell des toten Leoparden am Kilimandscharo markiert auch so eine Grenze, Zeit seines Lebens suchte Hemingway einen Weg durch das Leben und schrieb sich meisterhaft diesen Weg selbst vor in seinen Figuren, sie alle kämpften um eine "good performance en route". Ja, er wollte aufrecht in seinen Stiefeln sterben sozusagen, aber das als machohafte Attitüde zu kennzeichnen nimmt einem Schöpfer großer Literatur des 20. Jh die Würde.
Übrigens: Brahms hat einmal gesagt, dass man nach Beethoven keine Sinfonien mehr schreiben könnte, danach hat er zu seinen besten angehoben und seine Quartette erst...Melville...ja...kann man nach "Moby Dick" noch... aber ja, sein bestes Stück folgte unmittelbar danach: Bartleby the Scrivener", Bartleby der Schreiber...unbedingt lesen!
herzlichst uis