Nein, gesehen habe ich ihn noch nicht, aber viel gehört und gelesen. Und mich köstlich darüber belustigt. Nicht weil der Stoff so spaßig wäre, sondern weil offensichtlich niemand das Buch von Diderot gelesen, geschweige denn verstanden hat.
Der Film erzählt den Roman anscheinend so, wie er vordergründig geschrieben ist, nämlich als Leidensgeschichte der Heldin. Der Roman ist aber ursprünglich etwas ganz anderes: ein literarischer Scherz, den sich die Spötterseele Diderot mit einem mitfühlenden Zeitgenossen erlaubte. "La Religieuse" ist eine Ansammlung frei erfundener Berichte einer vollständig fiktiven Figur, die Diderot einem Brieffreund, der die Heldin für real hielt, übersandte, um sich - nun ja - an dessen Mitgefühl zu weiden. Allenfalls auf einer zweiten Ebene, auf der sich der Schabernack verselbständigte und schließlich sogar seinen Urheber zu Tränen gerührt haben soll, ist das auch als Anklageschrift gegen die Zustände hinter Klostermauern zu lesen.
Also, wen auch immer die Geschichte im Kino zu Tränen rühren sollte, mag daran denken: sie ist mindestens so viel Komödie wie Tragödie.