Homer-Übersetzungen / Johann Heinrich Voß

  • Da ich vorhabe, mich demnächst (wieder einmal) intensiv mit Homer zu befassen und seine Epen zu lesen, stellt sich für mich auch die Frage nach der Übersetzung. Ich bin mir schon recht sicher, dass ich diesmal Voß lesen werde, nachdem die letzte von mir gelesene Ausgabe in Prosa war. Nun habe ich bereits eine Ausgabe mit dem Text der Erstausgaben und die Ausgabe von Reclam mit dem Text der letzten von Voß autorisierten Auflage. Beim ersten Vergleichen unterschieden sich beide Ausgaben deutlich, sodass man vielleicht von zwei verschiedenen Übersetzungen sprechen kann. Mich reizen beide.


    Hat jemand die Reclam-Ausgabe gelesen? Mich würden andere Meinungen sehr interessieren.


    Warum wurde in der Vergangenheit immer nur der Text der Erstausgaben gedruckt und so lange nicht derjenige der letzten Auflage?

    »Gleich wie Blätter im Walde, so sind die Geschlechte der Menschen.« (Homer, Ilias 6.146)

  • Falls es noch relevant ist: Voß beschäftigte sich sehr lange mit der Übersetzung Homers, die er immer wieder umarbeitete, wobei er versuchte, sich stilistisch immer mehr an das Original anzunähern. Daher dürfte seine letzte Version (der Text der Reclam-Ausgabe) die empfehlenswertere sein. Der Grund, warum diese Version lange nicht gedruckt wurde, dürfte sein, dass die früheren Versionen schon zu Voß' Lebzeiten große Bekanntheit erlangten und man diese daher weiterverwendete. Zudem sind die frühen Versionen noch zugänglicher geschrieben als die späteren, in denen sich Voß einer heute schwer zu lesenden Kunstsprache bedient.


    Viele Grüße


    Wilhelm I. R. :sonne: