Autoren über das Schreiben

  • Manchmal notiere ich mir das eine oder andere Autoren-Bonmot über die Freuden und Leiden des Schreibens.


    Flaubert: "Schreiben, das heißt die Welt in Besitz nehmen, ihre Vorurteile, ihre Tugenden, und sie in einem Buch zusammenfassen. Es heißt sein Denken zur Welt kommen, wachsen, leben sehen, sich auf sein Piedestal stellen und dort für immer bleiben."


    Kafka: "Das Schreiben ist ein süßer wunderbarer Lohn, aber wofür? In der Nacht war es mir mit der Deutlichkeit kindlichen Anschauungsunterrichtes klar, daß es der Lohn für Teufelsdienst ist."


    Kafka, Teil 2: "Schreiben heißt ja sich öffnen bis zum Übermaß."


    W. Koeppen: „Das Schreiben ist gelegentlich ein Rettungsboot im Meer der Sinnlosigkeit."“


    F. Pessoa: "Schreiben heißt vergessen. Die Literatur ist die angenehmste Art, das Leben zu ignorieren."


    Kennt Ihr evtl. weitere Zitate?


    LG


    Tom

  • Zuvörderst giebt es zweierlei Schriftsteller: solche, die der Sache wegen, und solche, die des Schreibens wegen schreiben. Jene haben Gedanken gehabt, oder Erfahrungen gemacht, die ihnen mittheilenswerth scheinen; Diese brauchen Geld, und deshalb schreiben sie, für Geld. Sie denken zum Behuf des Schreibens. Man erkennt sie daran, daß sie ihre Gedanken möglichst lang ausspinnen und auch halbwahre, schiefe, forcirte und schwankende Gedanken ausführen, auch meistens das Helldunkel lieben, um zu scheinen was sie nicht sind; weshalb ihrem Schreiben Bestimmtheit und volle Deutlichkeit abgeht. Man kann daher bald merken, daß sie um Papier zu füllen schreiben: bei unsern besten Schriftstellern kann man es mitunter: z.B. stellenweise in Lessings Dramaturgie. Sobald man es merkt, soll man das Buch wegwerfen: denn die Zeit ist edel.


    Aus Schopenhauers wundervollem Essay Ueber Schriftstellerei und Stil - hier der komplette Text.


    Viele Grüße FeeVerte

  • Schopenhauer hat auch gut reden. Er hatte es schließlich zeitlebens nicht nötig, etwas zu verdienen. Außerdem besaß er einen Pudel, der ihn über die Verkaufszahlen seiner Erstauflage hinwegtröstete.


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit

    Einmal editiert, zuletzt von meier ()

  • Arno Schmidt brachte es in "Tina" auf den Punkt:


    Zitat

    Nennen Sie mir einen anständigen Schriftsteller, der gern geschrieben hätte: Lieber zeitlebens Scheiße schippen!


    Das lasse ich mal so stehen.

  • Etwas versöhnlichere Töne fallen mir noch ein, beide von Cees Nooteboom:


    Zitat

    Man muß sich selber gar nicht vernichten, um zu schreiben.


    und


    Zitat

    Schreiben, das ist so eine Sache, und wer da zuviel drüber nachdenkt, schreibt nicht mehr.

  • Die Ruhe, die kühle Gelassenheit ..., die man eigentlich zum Schreiben braucht, - die ... ist mir leider nur selten vergönnt. Ich stehe unter dem Bannfluch des Dollars ... Was mich am meisten zu schreiben drängt, das unterliegt dem Bann - es zahlt sich nicht aus. Aber auf jene so ganz andere Weise zu schreiben, das kann ich nicht.
    Herman Melville an Nathaniel Hawthorne, 1851


    PS: Mit der anderen Weise zu schreiben ist das Konzept der kurzatmigen Erfolgsschriftstellerei gemeint.