Mir persönlich kam Racines Phädra doch innerlich sehr zerrissen vor, auf die ich im zweiten Teil der verlorenen Zeit aufmerksam wurde. Insbesondere sprachlich fand ich das Stück sehr gelungen. Der Umstand, dass es sich hier nicht um Blutsverwandtschaft zw. H. u. P. handelt, relativiert m.M.n. dennoch insgesamt das inzestutiöse der gesamten Situation. Zumal bei Racine auch nichts derartiges tatsächlich vorkommt, die göttliche Strafe daher doch einigermaßen ungerechtfertigt erscheint. Irritiert war ich dennoch vom Vorwort Racines, der dort vom Gedanken an eine Vergewaltigung Phädras durch Hippolyt spricht, was mir im eigentlichen Drama nirgends augenfällig wurde. Welche Stelle mag der Autor da gemeint haben? Vielleicht wurde dies von mir beim allzu flüchtigen Lesen auch übersehen, da ich ursprünglich nur mit der verlorenen Zeit voran kommen wollte und sich die Lektüre der Phädra doch halbwegs unvermittelt ergab.
Gruß
Meier