Leserunde Gabriel García Márquez - Hundert Jahre Einsamkeit

  • Hallo zusammen


    Ja, das Verwirrspiel mit dem Nachnamen kommt mir bekannt vor, gibt ja noch andere gleichlautende Autoren, hab es jetzt eigentlich nur aus Bequemlichkeit (und weil klar ist, um welchen Marquez es in diesem Thread geht) verkürzt. :breitgrins:


    Auch wenn ich mir mit den Jahren einiges an Literaturwissen angeeignet habe, versuche ich immer, sehr intuitiv zu lesen, d.h. eben nicht vorgegebene Muster zu übernehmen, sondern meine eigene persönliche Sicht als Leserin zu entwickeln, gerade weil es so viele verschiedene pseudo-literaturwissenschaftliche Abziehbilder gibt.


    Im Endeffet soll der Roman wohl eine Tragikömodie sein, doch ehrlich gesagt, das Tragische/Einsame habe ich als solches nicht grossartig nachempfinden können, höchstens bei der einzig wirklich lebendigen Ursula (= Bärin).


    Was mich enorm gestört hat und ich dem Autor nachtrage, ist die gedankenlose Darstellung von kindlicher Gier nach Sexualität. Er hat in diesem Buch wirklich jede Art von männlich (pervertierter) Sexualität "geträumt". Jedes Kind und jede Frau wird als Sexualobjekt aus Sicht des Mannes dargestellt (z.B. die sexgierigen Hurenkinder).
    Man könnte auf den Verdacht kommen, dass genau dies das Thema des Buches ist: tabuisierte Männerphantasien, welche deshalb auch aussterben müssen. Der Ödipus-Komplex wäre in diesem Fall nur ein einzelner Aspekt davon.


    Mit historischen Parallelen kann ich auch nicht gross dienen. Da müsste man wohl noch ne Menge Sekundärliteratur lesen. :breitgrins:
    Nach dem Klappentext ist es die Zeit 1800 - 1900.


    Trotz meiner Kritik: Der Erzählstil hat es mir angetan.
    (und immerhin wurden die pervertierten Männerphantasien auch immer irgendwie bestraft :breitgrins: )