sandhofer : Den "angepappten" kenne ich nicht. Meine Ausgabe (Hobbit Presse) besteht aus drei Einzelbänden: "Der junge Titus", "Im Schloss" und "Der letzte Lord Groan", im Original "Titus Alone". Nach meiner Erinnerung spielt dieser letzte Band bereits nicht mehr im Schloss, ist wesentlich kürzer als die anderen beiden und auch stilistisch etwas anders, Im Nachwort heißt es, dass im Grunde auch dieser dritte Band nicht eigentlich "vollendet" ist in dem Sinne, dass Peake ihn als fertig zur Veröffentlichung erklärt hätte.
"Peake's Progress" enthält, soweit ich es erschließen konnte, einige Erzählungen und Gedichte sowie Zeichnungen - hoffentlich viele, denn das war mein Hauptgrund für den Kauf. Ich habe übrigens in einem "Almanach" der Hobbit Presse noch eine Erzählung von Peake gefunden mit dem Titel "Dieselbe Zeit, derselbe Ort". Es geht darin um einen Mann, der sich immer wieder mit einer bezaubernden Frau trifft, und zwar jedes Mal in einem Restaurant am selben Tisch. Sie sitzt in der Ecke, halb vom Tisch verdeckt, und das ist die einzige Perspektive, aus der er sie zu Gesicht bekommt. Eigentlich ist die Heirat geplant, aber er lässt entsetzt davon ab, als er einmal zufällig durch das Fenster sieht, wie sie Platz nimmt - sie hat überhaupt keinen Unterleib und gehört zu einer Freakshow (ihre Freakkollegen tauchen gegen Ende noch einmal auf). Früher hielt ich diese Geschichte für die Vorlage zu Tod Brownings Film "Freaks", aber das kann schon zeitlich nicht sein. "Freaks" stützt sich auf eine andere Kurzgeschichte von einem Autor namens Clarence Robbins.
ps. Von "grimmigen Erinnerungen" sprach ich oben übrigens deshalb, weil es im Nachwort zu diesem letzten Band heißt, dass Peake darin seine traumatisierende Erfahrung verarbeitet hätte, nämlich dass er als Berichterstatter bei der Befreiung des KZ Bergen-Belsen dabei war. Ich kann mich dumpf an mindestens eine Szene im dritten Band erinnern, die darauf anspielt - aber nur sehr dumpf, es ist mehr ein Gefühl als eine richtige Erinnerung. Die zweite Lektüre macht mir viel Freude, vor allem, weil ich deutlich merke, dass ich heute ganz anders lese als damals; einfach weil ich mehr Zeit habe.