Beiträge von Ulla

    Hallo Friedrich-Arthur,


    was soll man dazu sagen? Du hast doch selber schon alles gesagt! :grmpf:


    In der Tat! Das sind wunderbar verdichtete Zeilen, wie sie nur der Künstler selber über den Prozess seines Schaffens zustande bringt.
    Ich stelle mir vor, dass es innere Sehnsüchte nach etwas Weitergehendem sind, innere Erregungen, die das Herz zum Schwellen bringen, die die Kreativität auslösen und ein „Kunstwerk“ entstehen lassen. Wenn diese individuellen Sehnsüchte des Künstlers etwas von den Sehnsüchten der Menschheit erfassen, dann wird der Künstler berühmt. In seinen Werken erfüllen sich die illusionären Wünsche des Menschen. Künstler arbeiten stellvertretend, weil uns die Fertigkeit fehlt, unser latentes Verlangen auszudrücken.


    Viele Grüße Ulla

    Hallo Friedrich-Arthur,
    hätte ich gewusst, dass Du gleich von Schuldig-fühlen sprichst, ... so sollte mein Beitrag nicht ankommen. :sauer:

    Gestern Abend habe ich übrigens nach dieser „Hirnforschertheorie“ ein bisschen recherchiert. Auch wenn ich Linkes Buch nicht gelesen habe, ich halte diese Theorie für abenteuerlich. Nach den Informationen, die ich dazu gefunden habe, war Linke so etwas wie ein Generalist, der versucht hat, einen Bogen zwischen den Disziplinen Neurobiologie und Philosophie zu spannen. In seiner Eigenschaft als Hirnforscher wollte er wohl u.a. dem Phänomen von Genialität und Kreativität auf die Spur kommen, indem er die zuständigen Stellen im Gehirn lokalisiert bzw. den Abweichungen nachgeht gegenüber einem „normalen“ Gehirn.


    Die Frage ist, ob sich im Gehirn – als Organ des menschlichen Selbst - die Antwort auf die Fragen zum menschlichen Sein und Bewusstsein finden lassen.


    Der Titel von Linkes Buch „Hölderlin als Hirnforscher“ ist auf jeden Fall verfehlt. Es sei denn, man bezeichnet jeden, der sich mit Fragen der menschlichen Existenz - bis hin zum Universum - als Hirnforscher. Dann sind wir alle Hirnforscher!


    „Hölderlins Konzept der Poesie als einen Entwurf der Hirnwissenschaften zu deuten“: Was soll dieser verquaste Satz eigentlich besagen? D. Linke ist ja im Februar gestorben. Vielleicht haben die Erben die Manuskripte nicht richtig sortiert. Und er würde sich jetzt im Grab umdrehen, wenn er das wüsste.


    Ich weiß nicht! Fast bin ich in Versuchung zu sagen, Hirnforscher sollten Hölderlin hirnforschungstechnisch in Ruhe lassen!


    So. Nun wünsche ich viel Erfolg bei der Suche nach einer hölderlinbestückten Buchhandlung und bin gespannt, wie er Dir gefällt.


    Tschüs! Ulla
    (auch Hirnforscherin) :banane:

    Oh jee. Hölderlin als Hirnforscher zu bezeichnen ... darauf wäre ich nun wirklich nicht gekommen. So ein Gedanke überrascht mich sehr.


    Obgleich ich im Allgemeinen nicht der große Anhänger von Lyrik bin, Hölderlin ist die große Ausnahme. Irgendwann in einem ganz anderen Zusammenhang, - es ging um das Unbewusste im Menschen, - kam ich darauf, dass es Hölderlin gelingt, Unsagbares zu sagen, in dem er das Unbeschreibbare in Sprachbilder transformiert. So gelingt die Beschreibung eines erweiterten Bewusstseins und dessen Befindlichkeit, die er in Beziehung setzt zur Welt, zum gesamten Kosmos.
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    Hölderlin beschreibt die Unstimmigkeiten zwischen Mensch und Kosmos und versucht, so etwas wie eine Versöhnung. Das kann in einer nüchternen Analyse nicht gelingen, da die Sprache dazu nicht auseicht. Es geht nur mit Bildern.


    Ich glaube, dass sich Hölderlin in seinem Schreiben sehr von seinem Unbewussten hat tragen lassen, was beim Leser affektiv etwas berührt, das verschüttet ist. Ich habe Hölderlins Werke immer als etwas empfunden, das den Menschen zum einen tröstet und, zum anderen, ihn mit der Idee infiziert, dass er viel „mehr ist“, als er sich einräumt.