Beiträge von Quast


    Warum du allerdings alle amerikanischen Autoren der Unkultur bezichtigst, erschließt sich mir nicht. Was an Melville, Hawthorne, Steinbeck, Sinclair und Upton Lewis, Wharton, um nur einige zu nennen, findest du denn kulturell zu bemängeln?


    Tja, Literatur befasst sich i.a. mit den lokalen soziokulturellen Verhältnissen. Das US-amerkianische Gegenmiteinander, das soziale Miasma und die dortigen Paarungsriten sind mir einfach unsympathisch. Deshalb meide ich auch amerikanische Filme. Prototypische Gegenstände meiner Antipathien werden z.B. in Garp und Forrest Gump aufgespießt. Vielleicht ist es auch nur ein persönliches bundesrepublikanisches Vietnamtrauma aus der Kindheit, die zu der "USAllergie" geführt hat. Nun haben die USA ja politisch auch nichts unterlassen, um mich von einer Aufarbeitung eines solchen Traumas abzuhalten. Seltsamerweise bin ich Fan von Neal Stephenson, den ich über Cryptonomicon kennengelernt habe und mit der Barocktrilogie sowie Anathem weiter gelesen habe. Die Bücher gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Mit der Barocktrilogie ist es ihm irgendwie gelungen, die historischen Wurzeln der europäischen(!) modernen Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft zu einem unglaublichen Abenteuer umzuformen.
    Den Cyberpunkteil seines Schaffens mochte ich aber nicht. Mag sein, die anderen Bücher sind gerade deshalb so gut, weil sich ein moderner Ami mit Europa auseinandersetzt.

    nach einer Schulkarriere unter 68er Lehrern und der Pflichtlektüre von Hemmingway, Kafka, Brecht über den Vorsitzenden Mao bis zu Wagenbachs Lesebuch der sechziger, fehlt mir eigentlich komplett die klassische Grundbildung und deren kultureller Hintergrund. Während meiner - jetzt auslaufernden - Berufstätigkeit habe ich keinen Einstieg mehr gefunden.
    Es gab auch so genug zu lesen: Amerikanische Literatur blieb mir mit ihrer Unkultur fremd. Ausnahme die Barocktrilogie von Neal Stephenson, die aber auch schon in Richtung meiner Anglophilie weist. Kein Interesse an Science Fiction - aber Douglas Adams ist ein Prophet und begegnete mir im Alltag immer wieder. Und dann gibt es noch die deutsche Ader von Ernst von Salomon über Fallada bis zu einigen späten DDR-Autoren (z.B. Jurek Becker).
    Da man aber keine Garantie für die nächste Lebensphase übernehmen sollte, werde ich mal sehen, ob ich dann meine klassische Bildung noch nachholen kann.

    Leseblockaden treffen mich immer in Phasen beruflicher Anspannung, wenn ich die wenige Freizeit lieber mit kurzweiligen Themen und manuellen Betätigungen verbringe.
    Seitdem ich in Urlauben häuslicher orientiert bin, warten dann schon die Bücherstapel auf die schönen Tage.
    Bei Leseblockaden unbedingt bedenken:
    Eine nicht ausreichend korrigierte Altersweitsichtigkeit (keine oder falsche Lesebrille!) kann zu ausgeprägter Leseunlust führen, OHNE dass dem Betroffenen diese Kausalität bewusst wird!
    Ich kannte Schwierigkeiten beim Leseerwerb bei lesunlustigen, brillenbedürftigen Kindern, dass solche subkortikalen Probleme auch bei Erwachsenen vorkommen, musste ich vor einigen Jahren erst am eigenen Leib erleben...
    Wer sich zum Lesen unbewusst oder bewusst ausgesprochen helle Leseorte aussucht, sollte ggf. seine Lesebrille in Frage stellen.