Beiträge von Lana

    hi,
    da ich das stück bereits durch mehrmaliges lesen gut kenne, müsst ihr auf mich nicht warten :smile:


    allerdings ist es dann doch etwas schwierig, die beiden letzen akte zu vergessen und nur bis 3.akt zu argumentieren.
    wichtig ist meiner meinung nach am prinzen, dass er ein träumer ist, dessen handeln sich weitmehr am gefühlsmäßigen erleben als an objektiver wirklichkeitserfahrung orientiert ( wichtig für kleist in bezug auf seine kantkrise). damit bleibt der prinz (zunächst) eine provokation für die verhaltensstandards preußischer offiziere. dies bestätigt auch die pflanzenmetaphorik, die im stück sicherlich eine referenzqualität haben im hinblick auf homburgs person. damit soll sicherlich die andere seite der menschlichen existenz in die auf gehorsam und disziplin programmierte militärische berufsrolle eingebracht werden.
    erstaunlich sind aber auch die vielen widersprüche, die sich um den prinzen ergeben. er ist sehr narzistisch ( spiegelmetaphorik v.60ff), extrem ehrgeizig, ruhmsüchtig, etc.
    der 3. akt nun, in der die "feigheitsszene", wie sie kaiser wilhelm II später nannte, auftaucht, zeigt den prinzen auf dem tiefpunkt seiner existenz und seines verhaltens: "seit ich mein grab sah, will ich nichts, als leben/und frage nichts mehr, ob es rühmlich sei!" (v.1003f.), er "gibt jeden anspruch auf an glück." (v.1023)
    die bisher passive natalie übernimmt nun seine aktive rolle. sie will für ihn handeln, d.h. beim oheim vermitteln und ermahnt ihn zur besiegung seiner todesfurcht. v.a. aber gibt sie ihm seine identität zurück, "indem sie aufsteht und ihre hand in die seine legt" (v.1054)
    der prinz entsagt sich also allen seinen träumen nach persönlichem glück und legt überhaupt keinen wert auf eine innere und äußere fassung, ein verhalten, dass den ethischen normen des preußischen staates, der sehr auf die innere affektbeherrschung wert gelegt hat (stoizistisches ideal der constantia), sehr zuwiderläuft.
    wie sehr kleist selbst dieses verhalten mißbilligt, zeigt ein brief an wilhelmine von zenge 1801: " es ist nichts ekelhafter als diese furcht vor dem tode. das leben ist das einzige eigentum, das nur dann etwas wert ist, wenn wir es nicht achten. verächtlich ist es, wenn wir es nicht leicht fallen lassen können, und nur der kann es zu großen zwecken nutzen, der es leicht und freudig wegwerfen könnte."
    @herbert: die beziehung zwischen dem prinzen und dem fürsten ( die bezeichnenderweise beide denselben namen tragen) bloß auf die beziehung protagonist-antagonist zu beziehen, greift für dieses stück meiner meinung nach viel zu kurz. es wurde z.b. schon oft versucht, das konkurrenzverhältnis der beiden friedrichs mit dem ödipusmythos zu erklären. der held wünscht seinem vater den tod, um sich der geliebten frau, über die bisher der vater verfügen konnte, zu bemächtigen. und wenn du mommsen bereits kennst: sie sieht das konkurrenzverhältnis zwischen prinz und fürst als eine dichterische spiegelung von kleists verhältnis zu goethe, was mir allerdings dann doch ein wenig zu konsturiert erscheint :zwinker:
    liebe grüße

    hallo, ich hoffe, es ist noch nicht zu spät, sich der homburg-sache ganz spontan anzuschließen :smile:


    eigentlich wollte ich nur anmerken, dass ich es schon augenfällig finde, dass es zu der spontanen verlobungsszene in dem augenblick kommt, als natalie und der prinz den fürsten für tot halten. der prinz schlüpft auffällig schnell in die rolle des fürsten, er ist der "vollstrecker des kurfürstlichen willens" (v. 581ff.). nachdem klar wird, dass die todesnachricht revidiert werden muss, kommentiert der prinz das sehr ambivalent: " dein wort fällt schwer wie gold in meine brust!" (v.637). es scheint also zwischen dem prinzen und dem fürsten eine gewisse rivalität zu bestehen, auch - aber nicht nur- um natalie. diese szene zeigt also ganz unverhüllt den ehrgeiz, ruhmsucht und ganz allgemein die superbia, die der prinz an den tag legt. gerade deshalb verhält sich natalie so passiv ( er küsst sie, nicht andersrum), weil superbia ( übermut) eben nicht gerade das ideal im preußischen staat war. natalie erscheint in dieser szene aber als ziemlich angepasst an die gesellschaft und das frauenbild der damaligen zeit: sie lässt sich küssen, und flüchtet sich zur fürstin, ein art mutterfigur für sie.
    beide figuren erscheinen also als nicht übereinstimmend in dieser szene, und deshalb reagiert natalie so abweisend. ( meiner meinung nach ):smile:
    liebe grüße silvia