Beiträge von Pierp0nt

    Hallo liebes Klassikerforum,




    ich habe eine Frage für alle Fans oder Nicht-Fans Gerhart Hauptmanns.


    Nachdem ich mir die DVD der Theaterkollektion des ZDFs von Hauptmanns Ratten am Deutschen Theater Berlin in der Inszenierung von Michael Thalheimer angesehen habe, merkte ich nach einiger Zeit, dass ich mich total langweile.
    Versteht mich nicht falsch, ich arbeite zurzeit als Regieassistent und bin großer Fan des Schauspiels und auch speziell von Thalheimers Inszenierungen, aber kann es vielleicht sein, dass "Die Ratten" bereits in der Dramenvorlage (also unabhängig der Inszenierung) dramaturgische Schwächen aufweisen?


    1. Die Haupthandlung vom gestohlenen Baby hat mit der Spitter-Handlung rein gar nichts zu tun. Immer wenn der hagere junge Mann mit seiner Freundin auftaucht, wird der Haupthandlungsstrang unterbrochen und ich beginne, abzuschalten, denn die Geschichte um Spitter ist so eindimensional und unspannend.


    2. Der einzige Turnaround der Haupthandlung ist die Erkenntnis Pauls, dass sein angeblicher Sohn geklaut wurde. Die Frage ist, ob das schon ein ganzes Drama wert ist? Ständig klagen und heulen die Protagonisten nur um dieses oder jenes Baby, deren Verlust/Tausch/Tod im Endeffekt nicht wirklich berührt, weil sie im ganzen Drama als gesichtslose Dinge gehandelt werden.


    Nach dem Lesen des Stückes war ich etwas enttäuscht. Ich erwartete ein Milieustück mit menschlichen Abgründen und einem schockierenden, gewaltvollen Ende, denn so versprach es der düstere Beginn mit dem unheilvollen Tausch.
    Im Endeffekt passiert das Schockierende schon zu Beginn und plätschert dann nur noch so aus mit einer langweiligen Nebenhandlung, die keinerlei Bezüge zur Haupthandlung hat.


    Nun ist "Die Ratten" natürlich sicherlich begründete Weltliteratur. Was habe ich übersehen? Geht es Euch genau so? Gehe ich falsch an das Drama heran?


    Liebe Grüße und ich hoffe auf eine tolle Diskussion


    Pierp0nt