Beiträge von Memmerle

    Nach langer, langer Zeit hoffe ich, jetzt endlich wieder etwas mehr Zeit zum Lesen zu haben (Na ja, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt...)


    Aktuell versuche ich mich an "Wallenstein" von Golo Mann


    LG Memmerle

    Stimmt, aber da gefallen mir die alten Werke besser als die derzeitigen, der Mann hat seinen Biss verloren :breitgrins:


    Na ja, so viele schlechte Träume kann ein Mensch alleine ja gar nicht haben.... :zwinker: Aber Du hast recht, ich habe die letzten 10 Jahre nichts mehr von ihm gelesen (mag vielleicht auch daran liegen, dass ich meine postpubertäre King-Phase mit 20jähriger Verspätung dann doch irgendwie überwinden konnte :rollen:)


    Grüße Memmerle

    Interessante Frage!
    Eigentlich fällt mir jetzt erst auf, dass ich mir nie darüber Gedanken gemacht habe. Aber es ist wohl so, dass ich mehrere Bücher eines Autors hintereinanderweg verschlingen kann, dann handelt es sich aber meist um Belletristik. Zum Beispiel die Millenium-Trilogie von Stieg Larson verbrauchte ich in gerade mal 1 1/2 Wochen. Für anspruchsvollere Literatur brauche ich mehr Zeit, weil ich dafür Ruhe brauche (ist mit 2 Kids und Job nicht immer unbedingt gewähleistet.. :rollen:.). Wenn ich mich dann durch einen Klassiker 'gekämpft' habe, brauche ich erst mal wieder was leichteres.
    Und ja, ich lese fürchterlich Querbeet! Ich wandere wie ein Zufallsgenerator durch die Bücherei oder den örtlichen (hundsmiserablen :grmpf:) Buchladen und nehme, was mir so vor die Flinte kommt.

    Danke für Eure Hinweise bezüglich "Grammatik" und auch der Tatsache, dass Erasmus mit seinem Gesamtwerk auf dem Index stand. Das habe ich mich auch schon gefragt, warum das so hingenommen wurde.


    Ich glaube immer noch, dass Erasmus nichts gegen die Bildung an sich hatte - im Gegenteil - nur gegen die "EINbildung gebildet zu sein". Was nutzt es, wenn man gelehrt und gebildet ist (oder vorgibt es zu sein), aber seine Bildung nicht sinnvoll einsetzt und sich im Gegenteil auch noch törichter verhält als die Ungebildeten?
    Ich stelle mir die ganze Zeit vor, wer von seinen Zeitgenossen das Werk gelesen haben könnte - die "Törichten", also das ungebildete Volk war es nicht, von denen konnte so gut wie keiner lesen, sich geschweige denn ein Buch leisten. Also richtete es sich ausschließlich an diejenigen, die sich dann auch wieder in Morias Kritik wiederfinden. Entweder haben die es nicht verstanden oder nicht ernstgenommen... oder beides?


    lg Memmerle

    Hallo Katrin,


    über diese Fragen bin ich auch 'gestolpert'. Sie sind wirklich bemerkenswert - und wahr. Ich glaube, es war Churchill, der von sich behauptete, es wäre ihm eigentlich nie langweilig. Nach seiner Ausführung könnten Menschen, die sich nicht mit sich selbst beschäftigen und bei Laune halten könnten, auch nie und nimmer gute Gesellschafter für andere Menschen abgeben! Ist auch was Wahres dran, oder?


    Was den roten Faden angeht - den Wiki-Artikel habe ich auch gelesen (mehr überflogen). Es erleichtert das Lesen eventuell. Die Frage ist doch aber, ob eine solche Einteilung bei einem Werk wie der Torheit überhaupt sinnvoll ist? Gewollt war sie von Erasmus jedenfalls nicht, darüber bin ich mir ziemlich sicher.


    Noch ein Gedanke beschäftigt mich beim Lesen: der Begriff der 'heiligen Einfalt'.


    Nach meinem Sprachempfinden sind die Begriffe Einfalt und Torheit mit ähnlichen Assoziationen besetzt. Einfalt steht (zumindest für mich) für Dummheit, Unachtsamkeit, langsames Denken. Torheit steht neben Dummheit auch für Überschwang und Unbedachtsamkeit. Warum mich das beschäftigt und was ich damit meine, möchte ich gerne an einem kleinen Beispiel veranschaulichen:


    Im benediktinischen Reformmönchtum des 11. Jh. gab es diverse Äbte verschiedener Klöster, deren Name und Wirken bis heute noch gewisse Strahlkraft besitzen. In der Vita eines dieser Äbte ist in der Beschreibung seiner Person die 'heilige Einfalt' als hervorstechende Eigenschaft und Tugend vermerkt. Dieser Abt war aber alles andere als einfältig oder töricht. Er war ein großartiger Gelehrter, ein Schaffer und Denker seiner Zeit...
    Also war der Begriff 'Einfalt' damals anders besetzt. Einfalt stand für Schlichtheit, Demut, Bescheidenheit, Gottergebenheit - das Gegenteil von Verschlagenheit, Hoffart und Hochmut.


    Erasmus kannte sich in der Weltanschauung des mittelalterlichen Klerus' sehr gut aus. Sie war ihm schließlich oft genug Dorn im Auge. Er wusste, dass die heeren Ideale, die Ende des 11. Jh. noch galten, nur 30 Jahre später reine Lippenbekenntnisse geworden waren. Das gleiche erlebte er sozusagen 'live' am Vorabend der Reformation. Was man sich nicht alles auf die Fahnen schreiben konnte, ohne auch nur im Ansatz daran zu glauben oder sich gar danach zu richten...


    Ich glaube, er wollte mit den Gelehrten seiner Zeit abrechnen, nicht weil sie gebildet und gelehrt waren - schließlich lag ihm die Bildung mehr als alles andere am Herzen - sondern weil sich die Gelehrten was darauf einbildeten und dabei verlernt hatten, über den Tellerrand zu schauen. Man darf auch nicht unterschätzen, wie groß der politische und soziale Einfluss der Bildungselite zu seiner Zeit war. Ein Gelehrter, der nicht wie die früheren Mönche nach der 'heiligen Einfalt' strebte, sondern seine Bildung gegen Ungebildete ausspielte, handelte verschlagen, hoffärtig und hochmütig und konnte dadurch enormen Schaden anrichten.


    Tja, immer wieder schweife ich beim Lesen in derartige Gedankengebilde ab... beschleunigt mein Durchkommen nicht unbedingt :rollen:
    Aber irgendwann schaffe ich es - bestimmt!


    Liebe Grüße
    Memmerle

    wie sieht es aus bei euch? Liest noch wer?
    Katrin


    Hallo zusammen,
    bin erst gestern wieder aus dem Urlaub zurückgekommen. Eigentlich hatte ich ja vor, die Torheit gemütlich vom Liegestuhl aus durchzuschmökern, :sonne: aber erstens kommt es anders..... kennt Ihr ja. :eis:


    Ich bin bei knapp der Hälfte angelangt. Mir gefällt weiterhin der Wortwitz und die unbestechliche Logik der Moria. Einen irgendwie gearteten roten Faden kann ich bislang noch nicht erkennen; Moria springt von einem Lebensbereich (z.B. Ehe, Geburt, Erziehung) beinahe übergangslos in den Nächsten (z.B. Politiker, Feudalherren, etc.) um dann wieder zurück in den eher privaten Bereich zu kommen.


    Die Frage, die mich dabei beschäftigt: will Moria überhaupt einen roten Faden? Entspricht es nicht der Torheit, einfach munter drauflos zu "plaudern", ohne ausgefeilte Didaktik, ohne logischen und nachvollziehbaren Aufbau? Die letzten Sätze der Moria beginnen folgendermaßen: "Ich sehe, Ihr wartet auf ein Nachwort. Ihr seid aber nicht recht gescheit, wenn Ihr annehmt, ich könnte mich nach solch kunterbuntem Allerlei noch meiner Worte erinnern. [...]"


    Heitere Gelassenheit - das ist das Stichwort, an das ich bei Moria immer denken muss. Eine große Portion Lebenserfahrung, gepaart mit einem gründlichen Schuß Humor und der bewundernswerten Einstellung, sich selbst nicht nicht als den Nabel der Welt zu betrachten, über sich selbst lachen können, den Anderen (und auch sich selbst!) so zu nehmen, wie er ist, seine Schwächen und Fehler besonders liebenswert zu finden... nun, das ist wirklich töricht - aber auch sehr weise, oder?


    Liebe Grüße
    Memmerle

    :breitgrins: sandhofer, recht hattet ihr!!


    In Maulbronn - als Weltkulturerbe - gäbe es sicher anderes zu berichten, als von Hesse! Aus diesem Grund verzichte ich in Maulbronn auch grundsätzlich auf eine Führung. (Da der Aufbau des Zisterzienserklosters 1:1 mit dem der hirsauisch/cluniazenisch geprägten Benediktinerklöster übereinstimmt, brauche ich die sowieso nicht...)
    - zumal der Hesse gerade mal 7 Monate in Maulbronn war...


    :winken: lg Memmerle


    Jeder hat und pflegt wohl so sein Neuröschen :zwinker:. Mir ist noch niemand untergekommen, der nicht die ein oder andere 'Macke' hätte, wie denn auch? Ohne, gibt es nicht!
    Es gibt liebenswerte Macken, es gibt hassenswerte Macken und es gibt solche, die schlicht uninteressant sind! Wenn ich von so einem Selbstversuch (wie dem genannten) mit anschließender literarischer Aufarbeitung lese... nun ja, was soll ich damit anfangen? Das fällt für mich eben in die Kategorie 'schlicht uninteressant'.
    Ich habe kein Problem damit, Bücher zu kaufen, oder sie nicht zu kaufen. Bücher lese ich, weil sie mich interessieren, Bücher kaufe ich, weil ich sie gerne lesen möchte. Ansonsten habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, ob es nun gut oder schlecht für mich ist, ein Buch zu kaufen... höchstens, wenn ich es fertig gelesen habe und feststelle, dass in meiner Regalwand eigentlich kein Platz mehr für ein weiteres Buch ist und ich anfangen muss 'querzulegen'.


    Ich denke, bis hier her sind wir einigermassen einer Meinung, was mich dann aber irritiert, ist deine Verknüpfung zur Hesse-Leserschaft. Ich beschäftige mich - zugegebenermassen eher aus beruflichen Gründen - intensiv mit Hesse. Somit haben Hesse-Werke eher einen 'Fachbuch-Charakter' :breitgrins: für mich :zwinker:.
    Den 'Hesseleser' schlechthin, der sich seine Weltsicht aufgrund der gelesenen Hessewerke zusammen bastelt, kenne ich nicht. Auch war Hesses eigene Weltsicht alles andere als simpel.


    Lg
    Memmerle

    Hallo liebe Mitleser,


    mit wachsendem Vergnügen habe ich die ersten Seiten der Lobrede Morias gelesen. Mir gefällt die Sprache und die Ausdrucksform von Erasmus immer besser.
    Moria beeindruckt mich. Mit einem Lächeln und einem Augenzwinkern kokettiert sie mit ihrem "Publikum", nimmt sich und somit auch ihren Gegenüber regelrecht auf die Schippe und hält uns allen einen Spiegel vor, in den wir schauen müssen, ob wir wollen oder nicht. Trotz ihres Humors folgt sie dabei in ihrer Argumentation einer unbestechlichen Logik, lässt nichts aus, beschönigt nichts.


    Die Bezeichnung 'Lobrede' finde ich bemerkenswert. Lobreden kenne ich vor allem aus der Heiligenverehrung des Mittelalters. Die Elegien und Viten sind gänzlich anders aufgebaut; in ihnen werden die Taten des Betreffenden in schillernden Farben, oft verwoben mit Wundertätigkeiten ausgemalt, bis die betreffende Person einen legendären Charakter annimmt. Sicherlich wird in diesen Elegien auch mit dem erhobenen Zeigefinger dargestellt, wo denn die Menschheit ohne diese heldenhaften Taten wäre.
    Ganz anders die 'Lobrede' der Moria. Ihr Eigenlob klingt vielleicht zunächst überheblich, vor allem wenn sie sich als 'Alpha-Göttin' darstellt, aber irgendwie hat ihre Argumentation doch etwas nahezu schüchternes, als wolle sie ihr Dasein rechtfertigen, uns darum bitten, ihre Existenz in allem menschlichen Dasein anzuerkennen. Damit wir ihr nicht widersprechen können, verpackt sie diese 'Bitte' und ihre Kritik an unserem Kleingeist in ganz viel Charme und Humor.


    Leider habe ich momentan so gut wie keine Zeit zu lesen, aber ich werde meine kurzen Pausen mit Freude dem Erasmus widmen :zwinker:


    lg Grüße
    Memmerle

    Habe heute mein Exemplar (Reclam-Verlag) bekommen und mal kurz ein wenig reingeschmökert.
    Begonnen habe ich (wie meistens :redface:) mit dem Nachwort.
    Das Nachwort von Anton J. Gail ist für mich schon mal sehr interessant und auch aufschlussreich, da ich mich mich bislang nur wenig mit Erasmus beschäftigt habe. Gail beschreibt neben einer kurzen Vita, die Beweggründe und die Gedankenwelt des Erasmus, inmitten der Humanisten und Scholasten auf seinem Weg zu bleiben und auch wie Erasmus von den Belangen der katholischen Seite einerseits und der lutherischen andererseits beinahe zermahlen wird.


    Ich werde versuchen, heute abend mal in die ersten Seiten reizulesen. So long!


    Lg Memmerle

    Jedenfalls hat es mir diesmal gut gefallen, ich fand die Beschreibung von Hans' Wandel und Verfall sehr eindringlich und beklemmend. Es hat für mich aber auch die eine oder andere Frage offen gelassen. Zum Beispiel, wie groß die Schuld der äußeren Zwänge an Hans' Zustand denn nun wirklich war. Offensichtlich haben sie die Hauptschuld daran, wie weit es mit ihm gekommen ist, oder zumindest, dass es so früh passierte. Denn die Beschreibung seiner Halluzinationen deutete für mich darauf hin, dass nicht nur seine Nerven anfingen ihm Streiche zu spielen, sondern dass er eventuell sogar die Veranlagung zu einer Geisteskrankheit in sich getragen hat. Möglicherweise brach sie nur durch all den Druck aus, aber vielleicht wäre er früher oder später sowieso krank geworden!?


    Als der dichterische Hermann Heilner auf der Bildfläche erschien, habe ich wegen der Namensähnlichkeit gleich zur Zeittafel geblättert und nachgesehen, ob Hermann Hesse ihm vielleicht autobiographische Züge verliehen hat (ich wusste über Hesses Lebenslauf im Prinzip nichts). Und tatsächlich ist auch Hesse nach einigen Monaten aus Maulbronn ausgebüchst, mit den Worten "Entweder ich werde Dichter oder gar nichts!".
    Aber was hat es dann mit Hans Giebenrath auf sich? Sind sowohl Heilner als auch Giebenrath Alter Egos von Hesse, wobei Giebenrath das widerspiegelt, was aus Hesse geworden wäre, wenn er den Absprung nicht geschafft hätte? Oder ist Hans das Abbild eines Freundes, den Hesse im Internat hatte? Oder hat er ihn sich komplett ausgedacht?


    Ich bin jedenfalls froh, dass ich die Lektüre nun doch endlich nachgeholt habe, es hat sich schon ausgezahlt. :smile:


    Hallo Bluebell,


    Dein Posting ist zwar schon eine ganze Weile her, aber Deine Fragen zu Unterm Rad finde ich sehr interessant. Ich würde gerne versuchen, Dir darauf eine Antwort zu geben.


    Ein paar Vorbemerkungen:


    "Unterm Rad" ist tatsächlich sehr autobiographisch zu sehen. Hesse selbst sah den schriftstellerischen Wert seines Romanes vor allem darin, dass dieser "ein Stück wirklich erlebten und erlittenen Lebens zeige".
    Etwa 50 Jahre, nach dem er Unterm Rad geschrieben hatte, verfasste Hesse einen kritischen Rückblick:
    "In der Geschichte und Gestalt des kleinen Hans Giebenrath, zu dem als Mit- und Gegenspieler sein Freund Heilner gehört, wollte ich die Krise jener Entwicklungsjahre darstellen und mich von der Erinnerung an sie befreien, und um bei diesem Versuche das, was mir an Überlegenheit und Reife fehlte, zu ersetzen, spielte ich ein wenig den Ankläger und Kritiker jenen Mächten gegenüber, denen Giebenrath erliegt und denen einst ich selber beinahe erlegen wäre: der Schule, der Theologie, der Tradition und Autorität."


    Nun konkret zu Deinen Fragen:


    1. Die Frage nach den äußeren Zwängen, bzw. dem Geisteszustand Hans Giebenraths


    - In der Figur Hans Giebenrath steckt tatschächlich ein Teil von HH selbst, nämlich der Teil, der gefallen will, der alles richtig machen will. Aber eben nur ein Teil! (Dazu später genauer). Wir gehen derzeit immer mehr davon aus, dass in der "Figur Hans" auch sehr viel von der realen "Person Hans" steckt, dem kleinen Bruder Hermann Hesses, der sich mit 34 Jahren das Leben nahm (siehe auch "Hesse - Erinnerungen an Hans, GW Band 10, S. 211 f, 1936).


    - Hans Giebenrath verliert in dem Sommer vor dem Landexamen ein riesiges Stück Kindheit, weil sich die halbe Stadt berufen fühlt, ihm Unterricht, Nachhilfe und gute Ratschläge zu erteilen. Ebenso erging es HH, für ihn wurde eigens ein Hauslehrer in den Sommerferien eingestellt, auch sein Vater erteilte ihm Unterricht.


    - Hans Giebenrath beginnt in Maulbronn langsam aber sicher "durchzudrehen". So erlebte es auch HH. Er steckte insbesondere während seiner Maulbronner Zeit mitten in der Pubertät und wusste als äußerst phantasiebegabter und lebendiger junger Bursche schlichtweg nicht wo hin mit sich und seinen Hormonen und reagierte oft mehr als überspannt.
    Nachdem Hesse aus Maulbronn geflohen war kam er zunächst in ein Sanatorium, anschließend für 3 Monate in eine Nervenheilanstalt. Seine "Sturm- und Drangzeit" wurde ihm als "aufkeimende Geisteskrankheit" ausgelegt. Die Einweisungsdiagnosen lauteten "moralischer Schwachsinn und chronische Melancholie". Hier findest du das Motiv der "beginnenden Geisteskrankheit" Giebenraths wieder.


    - Hans Giebenrath scheitert am "System" und an sich selbst. Hesse überlebt. Sehr analog zu Goethes "Werther" muss Hans Giebenrath stellvertretend für Hesse sterben, damit Hesse selbst überleben kann.


    2. Der Personen Hermann Heilner und Hans Giebenrath:


    Vielleicht hast du Steppenwolf gelesen? Im Steppenwolf geht es um das gleiche Motiv - nämlich die innere Zerissenheit.
    "Harry Haller, der Gedichte liest und Musik von Mozart liebt und zugleich säuft, frisst und die Frauen verführt..."
    Dieses Motiv zieht sich durch ganz viele Werke von Hesse (z.B. Klinsors letzter Sommer, Siddhartha, Demian...). Genau so fühlte sich Hesse wohl selbst: zerissen zwischen zwei "Zwängen" - dem äußeren, dem er gerne gehorchen würde, gerne ein guter Sohn, Ehemann, Vater, Patriot gewesen wäre - und dem inneren, dem er gehorchen muss, der Eigensinn, dem er folgen muss, wenn er sich selbst verwirklichen will.
    In Unterm Rad packt Hesse diese beiden Seiten in zwei Persönlichkeiten: der gute, brave Sohn = Hans Giebenrath, der aber scheitern muss, weil er seiner "inneren Stimme nicht vertraut" und der Rebell = Hermann Heilner, der zwar überlebt aber anders, als er es sich vorgestellt hat...


    Ich hoffe, Dir Deine Fragen damit beantwortet zu haben.


    Im übrigen freue ich mich sehr, dass es Dir gut gefallen hat. :smile:
    Liebe Grüße
    Memmerle

    @ Memmerle, schwant Dir etwa, dass Deinem Mann durch seine Buchkaufabstinenz keine so überraschenden Einblicke zuteil geworden sind wie offenbar der Autorin des bewussten Buches?


    Gruß
    Anna
    [/quote]


    jepp Anna, ich gehe mal davon aus, dass sich das letzte Jahr der Buchkaufabstinenz nicht eklatant von den 9 Jahren davor unterscheidet... :breitgrins:
    Aber zu seiner Ehrenrettung, er liest immer fleissig bei mir mit...


    Lg Memmerle

    lach, erinnert mich an das Gespräch zwischen Buchändler und mir heute Vormittag.
    Ich sagte, ich sollte mich etwas einschränken, meine Bücherregale platzen aus allen Nähten, woraufhin er lapidar meinte, es gäbe wesentlich unangenehmere Süchte.


    In den letzten Jahren hat es sich einigermaßen in Grenzen gehalten, schlicht weil unser einziger Buchladen eine einzige Katastrophe ist. Im Herbst kommt aber eine tolle Buchhandlung in unsere Stadt... da seh ich schwarz für meine Leseecke... und meinen Geldbeutel!


    Aber so grundsätzlich erschließt sich mir der Sinn einer 1-jährigen-Buchkauf-Abstinenz nicht wirklich. Mein Mann hat sich mindestens seit 10 Jahren kein Buch mehr gekauft aber der Himmel möge verhüten, dass er darüber einen Erfahrungs- und Erlebnisbericht schreibt!


    liebe Grüße
    Memmerle

    Hallo Ihr beiden,


    ich möchte auch gerne mitlesen. Ich bekomme meine Ausgabe allerdings erst am Mittwoch und vermutlich werde ich diese Woche auch nicht mehr viel zum Lesen kommen. Mein Plan war eigentlich, dass ich mir das Buch ganz gemütlich im Urlaub vornehme und anschließend hier mitdiskutiere. Dazu möchte ich allerdings erst mal fragen, wie lange so eine Leserunde dauert und ob es ok ist, wenn ich mich in voraussichtlich erst in 3 Wochen hier wieder bezüglich Erasmus melde?


    Liebe Grüße
    Memmerle

    Hallo @all und Danke für Euer Willkommen,


    gut getippt! Hermann Hesse ist richtig :smile:!


    JMaria
    Kompliment, nicht viele kennen "Memmerle"


    Lauterbach :smile:
    Calw liegt schon im Schwarzwald, genauer gesagt beginnt der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord genau auf dem Calwer Stadtgebiet. Nähe Pforzheim ist auch richtig, aber Pforzheim - von den Römern "Portulus" genannt - bedeutet nichts anderes als "Pforte zum Schwarzwald" :zwinker:


    Anita,
    finde ich auch! Hesse ist immer gut!


    Lg Memmerle

    ...stellt sich kurz vor


    und schickt einen herzlichen Gruß aus dem Schwarzwald in die Runde.


    Ich lebe nicht nur in der Geburtsstadt des "meistgelesenen deutschen Dichters im Ausland", ich verdiene darüber hinaus auch noch einen Teil meines Geldes mit ihm :zwinker:


    Ich arbeite als Gästeführerin und biete unter anderem auch einen Rundgang auf den Spuren dieses Dichters an. Na, wer kommt drauf ? :zwinker:


    Da ich sehr gerne sehr viel lese und mir oft Gespräche und Austausch über verschiedene Werke gewünscht hätte, hoffe ich, hier genau richtig zu sein! :smile:


    Ganz liebe Grüße
    Memmerle