Beiträge von hastic

    Mir hat Kap 25 u 26 den Rest gegeben.
    Der Seeritter ist so gewaltig, dass er nicht durch die Tür passt, ohne sich zu bücken (noch so'n Conan), aber dann treibt ihm seine eigene Erzählung die mädchenhafte Schamröte über das kräftige Heldenantlitz.
    Und überhaupt die Auflösung der Verlobungsmahles, Gerda fummelt an einem Trinkgefäss rum, das dann Otto aus Versehen (!) trinkt, woraufhin er ausflippt, usw. usw.


    Ab jetzt ertrage ich nur noch homöopatische Mengen von diesem Zeug, wenn überhaupt.


    Aber eine Perle bringt der gute Motte dann doch unter: Ihr seid ein Deutscher, und doch behalten sogar die Becher Ruhe vor Euch. Und ich hatte ihm in meinem letzten Posting Patriotismus vorgeworfen. Aber wer weiss, vielleicht mein er (Motte also :) ) es immer noch ernst. Dass seine Ritterleut' alle kräftig bechern und zechen, haben wir ja schon in den ersten Kapiteln mitgekrigt.

    Halleluja, der Zauberring ist da (wenn er es denn ist). Im Kap 22 taucht er auf. Obwohl er bis jetzt wenig zauberisches an sich hat. Eher ein Anlass für eine Vendetta.


    [quote author=sandhofer]das Zauberische, Archaische, Chaotische[/quote]
    Das scheint immer wichtiger zu werden. Ich frage mich, ob eine kurze Bemerkung i Kap 7 (wer recht alchimistisch nach dem Innern zu fragen versteht) irgendwie eine Erklärung bieten kann, kenn mich da aber leider nicht aus. Mir fiel die Stelle bloss auf, weil kurz vorher sich der Erzähler selbst zu Wort gemeldet hatte. Kann genauso wenig was über Erzähltheorie, um entscheiden zu können, ob das wichtig ist.
    Ähnlich aufgefallen ist mir die Sphärenmusik, die Frau Minnetrost hört. Da gehört doch eine Menge Theorie dazu? Die alten Griechen und wer weiss noch wer alles.
    Wenn ich schon beim Fragen bin: Parallele Handlungsmotive (heisst das so?) bei Gerda und Schön-Sigrid. Beide werden beim Kräuterpflücken gestört und müssen noch mal von Anfang anfangen. Sollen wir jetzt wetten, ob Gerda und Heerdegen sich am Ende kriegen, so wie Sigrid und Svensson?


    Pathos und Patriotismus, dass es nur so trieft, die armen Italiener kommen nicht gut weg (bunte Papageien). Folko dagegen, dass ist ein edler Normann, der betet sogar mit Otto vor dem Kampf.


    PS: Sorry, Sandhofer. Ja, das mit dem Zitieren muss ich noch üben. Habs noch mal probiert...

    [quote author=Maja]Ich frage mich, ob das Werk das Rittertum auch schon ironisiert.[/quote]
    Eine andere Stelle, die auf jeden Fall Rittertum vs Bürger thematisiert, ist Kapitel 9, wo Otto in die Welt von Tebaldo eingeführt wird; es ekelt ihn natürlich. Und Tebaldo entschuldigt sich dann auch später für das Betragen der Seinen. Und will Reisiger werden, obwohl er ein erfolgreicher Kaufmann ist.
    Auch vorher die Szene mit Folkos Falke zeigt, was der gute Tebaldo, trotz seiner anfänglichen Keckheit gegen den edlen Waidmann, zu erwarten hat, wenn er allzu aufrührerisch ist.
    Damit bezieht mE Fouqué doch ganz klar Stellung. Ich stimme also eher Sandhofer zu, der meint das ernst. Er wäre sicher todtraurig und vergräzt, wenn er Zolas Vorschlag zu hören bekäme (auch wenn ich ihm zustimme):
    [quote author=sandhofer]Eine Verfilmung könnte ich mir auch gut vorstellen, entweder als schlechter Ritterfilm oder ironisch überspitzt im Stil von Monty Python.[/quote]


    Ich habe mich ein paarmal (mühsam vorangearbeitet bis ins 17. Kapitel) an der historischen Genauigkeit aufgehakt. Ich hatte Probleme einzusehen, dass Frankfurt am Main um 1200 schon als Großstadt dargestellt werden kann. Und siehe da, wikipedia sagt mir: 1220 wurde Frankfurt freie Reichsstadt.
    Auch als meine Wahlheimat plötzlich im Text auftauchte, musste ich erstmal nachlesen, wie weit denn mit der Christianisierung gekommen war. Und ob die ungefähre Grenze zu den heidnischen Finnen stimmt. Und ja, Fouqué macht keine Fehler, was das bettrifft. Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass die schwedischen Könige (oder was mal ein paar Jahrhunderte später König werden sollte) die finnische Grenze bewachten, wenn ich mich richtig erinnere, lebten da Samen, die mit ihren Rentieren zu tun hatten. Gekämpft wurde gegen die Norweger und die Dänen.


    [quote author=giesbert]Es werden auch Erzählfäden aus dem Beginn wieder kurz aufgenommen.[/quote]
    Ja, das mag wohl sein (ich bin noch so weit im Text :) ) und zeigt, dass Fouqué ein guter Handwerker ist, aber die Geschichte spreizt doch sehr. Mächtig viele Fäden, die da ausgelegt werden.

    Vorbemerkungen:
    Ich lese eine digitale Version, die ich von Gutenberg (oder sowas ähnliches) runtergeladen habe. Ich kann also nicht mit Seitenangaben kommen.
    Zu der Diskussion um Schmidt kann ich nichts beitragen, meine Motivation den Zauberring zu lesen ist ja eine andere.
    Ich liege weit hinter den anderen. Habe zwar etwas gemogelt und hie und da gelesen, aber bin ernsthaft erst bei Kapitel 4.


    Zur Sprache haben ja schon einige kommentiert. Schon in der Einleitung geht es los: günstiger Leser und den lieben Gott mit rechter Inbrunst um Hülfe anrufen. Und so geht es weiter. Sprachlich ist das Buch in meinem Augen nicht gut gealtert.
    Imho ist auch die Lyrik etwas "gedrechselt", klingt fast so als ob ich mich an Gelegenheitspoesi versucht hätte (Dann, wo Christ gelitten, Wird ein Kampf gestritten; Wer da fällt, hat Gloria, Wer da lebt, Victoria! - reim dich oder schüttel dich).


    Zur Story (ja, ich weiss, es ist vermessen nach vier Kapiteln schon eine Meinung dazu zu haben, aber ich wage es eben dennoch). Auch hier kling einiges gedrechselt, unrealistisch:


    [li]Gabrieles Angel, die gerade passenderweise auftaucht.[/li]
    [li]Das Hin und Her mit dem Ring, als er das erste Mal auftaucht.[/li]
    [li]Folko klettert von einem Baum runter, da ist Gabriele schon auf und davon nach England. Überhaupt, die reinste Globalisierung, die Welt als Dorf, es klingt so als ob das europäische Parlement hin und her reist.[/li]
    [li]Ein Ritter im vollen Harnisch springt (!) vom Pferd, um zu fechten. Er konversiert natürlich galant, schlägt die Laute.[/li]


    Ich vermute, es geht so weiter.


    Das ist also nichts. Will sagen: weder die Sprache noch die Story können Anlass sein, das der Roman heute noch gelesen wird (wer weiss, vielleicht sind wir - und natürlich A. S. - die letzten Mohikaner :zwinker:). Was also?
    In Kapitel 2 wird Otto und Bertha die reinste Märchenwelt vorgeführt, die Gesellschaft mit der Dame und ihrem Ritter, die dann ihre fantastische Geschichte erzählt. Ende des dritten Kapitels ist dann der Spuk genauso schnell zu Ende, wie er aufgetaucht ist. Puff macht es, und Otto und Bertha stehen plötzlich alleine da auf ihrer Donauwiese.
    Eine Menge ist aber passiert: Otto, der absolut nicht weg wollte von seinem Mühmchen, will jetzt Ritter werden und auf und davon. Ein paar Personen sind uns vorgeführt, die offenbar - ja was eigentlich - irgendwas stimmt auf jeden Fall nicht. Selbst der greise Herr Hugh scheint ein tieferes Wasser zu sein, als der Anschein vorgibt.


    Ich glaube, es ist das, was den Roman ausmacht: eine Fantasy-Story (schauriges Wort, aber so heisst das wohl). Ich werde es ja sehen.


    Grüsse aus den hellen schwedischen Nächten,
    hastic

    Guten Abend :)
    Ich möchte mich - vorsichtig und unsicher - zu dieser Lektürerunde anmelden.
    Ehrlich gesagt nicht weil ich an Fouqué so doll was sehe, sondern um diese Form des gemeinsamen Lesens auszutesten.
    Wenn euch das etwas zu unsicher erscheint - so als "committment" - dann muss ich mich halt wieder trollen ...


    Wenn es irgendwo hier eine Art Einführung gebon sollte, wie das Ganze abläuft, würde ich das gerne lesen. "Allgemeines zur Benutzung dieses Forums" vom 22. Mai 2003 habe ich schon gefunden.


    Grüsse,
    hastic


    PS: Ich sitze an eine schwedischen Tastatur - das könnte zukünftige "Vertipper" erklären (besonders das ü fehlt mir).