Beiträge von Historikus

    Lieber Christian,


    Zitat

    Auf der anderen Seite gibt es viele Dinge, die Marco Polo sehr genau beschrieben hat, etwa den Wert des Papiergeldes und der Verlauf des Kriegs mit Japan, der damals in Europa unbekannt war.


    ich werde sicherlich nicht bestreiten, dass Marco Polo tatsächlich gereist ist. Ich denke sogar, dass er außergewöhnlich viel und weit gereist ist für die Zeit. Aber ich glaube nicht an die China-Reise Polos.


    Ich bin Anhänger der Zentralasien-Theorie. Demnach soll Polo zumindest bis nach Zentralasien gekommen sein - Weiter allerdings nicht. Deshalb, um seine Geschichte ordentlich aufzuschmücken, sammelte er Geschichten seiner Verwandten, Freunde und Kaufmannskollegen zusammen und verkaufte die Chinaerfahrungen als sein Werk. Dass es in China Papiergeld gab, muss den Extremisten der Fernhändler bekannt gewesen sein, ansonsten hätte man nicht schon lange vor Polo asiatische Handelsware erstehen, und im Gegensatz dazu Waren verkaufen können.
    Die Sache mit dem japanischen Krieg muss ich mir noch genauer anschauen, ich kann mich leider nicht mehr an eine Erwähnung erinnern.


    Noch einmal: Schon im ersten Semester wurde uns Geschichtsstudenten eingehämmert, dass die chinesischen Chronisten äußerst penibel waren, und jedes politische, kulturelle und gesellschaftliche Ereignis von Welt festhielten. Für mich daher ein Ding der Unmöglichkeit, wie die Chinesen einen Marco Polo hätten vergessen können.


    Solange also keine schriftliche Quelle aus China über Marco Polo auftaucht, werdei und kann ich nicht an Marco Polos Chinareise glauben.


    Mit freundlichen Grüßen
    Historikus

    Lieber Christian,


    Zitat

    Hand und Fuß fast immer, das sei zugestanden. Kopf aber nur selten


    Zumindest reichen seine Hände und Füße für Ehrendoktortiteln. :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:


    Mit freundlichen Grüßen
    Historikus


    PS: Bin ein langjähriger Bewunderer und Fan deiner Seite! *schleim*

    Lieber Sandhofer,


    ich werde dir abends antworten. Nun muss ich mich in geschichtswissenschaftlicher Lektüre vertiefen - und irgendwann will ich auch noch selber heute einen neuen Thriller beginnen.


    Ich bitte gnädigst um Geduld. :breitgrins:


    Gruß

    Die Ausgabe von Schwab ist genial. Ich liebe diese düsteren, blutigen, aber auch moralischen Geschichten. Sie berichten über alles, was die Menschheit ausmacht.

    Geschätzter Kollege Sandhofer,


    Zitat

    Man kann nachweisen, dass jene Kanonen, die er und sein Vater den Chinesen geliefert haben wollen, von Franzosen geliefert und bedient worden sind, ja. Die Sage, dass er zu einem Provinzstatthalter "befördert" worden wäre, wird in den chinesischen Unterlagen, die andere, einheimische Namen nennen, auch nicht unterstützt, ja.


    Die chinesischen Geschichtsschreiber gehörten zu Lebzeiten zu den penibelsten der Welt. Sie waren den europäischen weit vorraus. Sie ließen kaum ein Ereignis aus, um über dieses korrekt zu berichten. Selbst jedes große Erdbeben wurden seit 1177 vor Christus verzeichnet. Warum sollen diese Experten ausgerechnet so eine Riesengeschichte in ihren Aufzeichnungen verschweigen? Das wäre in etwa so, als würde man in europäischen Quellen nichts über die ersten Schwarzafrikaner erfahren können.


    Das ist einfach eine zu große Auffälligkeit, die man nicht wegdiskutieren kann. Marco Polo ist für mich nichts anderes als ein zwar interessanter, aber ein sich zu wichtig nehmender Charakter, der halt gerne Geschichten erzählte und dadurch weltberühmt werden wollte - Was er ja auch geschafft hat. :-)


    Zitat

    Da wiederum bin ich skeptisch. Das Fehlen von Hinweisen auf die fremde Schrift oder auf die Grosse Mauer beweist nicht, dass Polo nicht in China gewesen sein kann.


    Ein direkter Beweis ist es nicht, aber ein Indiz in einer langen Kette an Ungereimtheiten.


    Zitat


    Nun, bis man mir nachweisen kann, wo Polo denn wirklich war bzw. wer denn die von ihm geschilderten Eindrücke wirklich gesammelt hätte, sehe ich keinen Grund, ihm nicht zu glauben.


    Das zählt nicht unbedingt zum wissenschaftlichen Denken. Man kann nicht mit Sicherheit an etwas glauben, das nicht erwiesen ist. Die Theorie, das Polo nichts anderes als ein fantasievoller Kaufmann mit Geltungssucht war, ist aufgrund vieler Indizien jedoch weit glaubwürdiger, anstatt es sich wunschgemäß einfach leicht zu machen und Polo zu "glauben".


    Wenn einer einen hohen Staatsposten in China inne hatte, gerade in der Zeit des großen Kubulai Khan, dann wurde er auch in chinesischen Quellen erwähnt. Und wenn ein Europäer soviel in China erlebt hätte, wäre er ebenfalls in chinesischen Quellen erschienen. Für mich ist es Ding der Unmöglichkeit, dass die fleißigen chinesischen Geschichtsschreiber so etwas ignorieren würden.


    Aber darüber lässt sich ewig streiten. :-)


    Gruß

    Hi,


    ich liebe diesen Mann! :breitgrins:


    Wenn er in Rage gerät mit seinen 85 Jahren, das ist sensationell. Unterhaltung pur. Manchmal ist er auch richtig derb. Aber er sagt nun einmal, was er denkt, und das hat Hand und Fuß.


    Gruß

    Hallo,


    ich glaube, viele werden mich bereits aus anderen Bücherforen kennen.


    Da ich mich aufgrund meines Studiums immer mehr mit Klassikern beschäftige, wird man mich in Zukunft hier öfters antreffen.


    Gruß

    Liebe Jaqui,


    immer möchte dich als (hoffentlich) angehender Historiker darauf hinweisen, dass es mittlerweile verdammt viele Experten gibt, die bezweifeln, ob Marco Polo überhaupt jemals in China war. Es gibt leider einfach zu viele Ungereimtheiten in Polos Bericht. Nachlässigkeiten, die eigentlich nicht passieren dürften.
    Er lässt vieles aus, was eigentlich einem Reisenden sofort auffallen müsste: Die fremde Sprache, Schrift, usw.


    Einige Historiker gehen eher davon aus, dass Polos "Reisebericht" deshalb eher ein Sammelsurium an Erzählungen von Händlern ist, die Polo in Zentralasien aufgeschnappt hat.


    Jedenfalls gibt es viel glaubwürdigere Reiseberichte. Aber komischerweise wird dieser unsichere Bericht besonders gepusht. ;-)


    Mit freundlichen Grüßen
    Historikus

    Hallo an all!


    Eigentlich bin ich ein Leser von Krimis und Historischen Romanen, aber immer mehr kommt mir in den Sinn, mich zu den Klassikern hinzuwenden. Schließlich sind Klassiker prägend, bildend und wertvoll fürs Leben.


    Da ich ein totaler Anfänger bin, habe ich vor mir in kürzer mein erstes eigenes Klassikerbuch zu besorgen (Ich las in der Schule schon die typischen Klassiker, die man immer im Deutschkurs liest ...).


    Als erstes Buch möchte ich mir keinen komplizierten Hammer besorgen, sondern ein verständliches Buch, dass sich nicht zu schwer analysieren lässt.


    Da ist mir David Copperfield von Charles Dickens ins Auge gestoßen. Hat jemand das Buch schon gelesen und würde es mir - als Anfänger der Klassiker - empfehlen?


    mfg