• Hallo allerseits


    Kennt jemand die Stilrichtung (nennt man das so ... wahrscheinlich nicht, es ist ja eine nachträgliche Arbeit ... na mal sehen) Précis?
    Ich denke, es wird so geschrieben und habe noch in Erinnerung, dass wir das Précis so in der 8. Klasse etwa besprochen haben.


    Es geht darum, ein Buch/einen Roman .... auf ungefähr ein Drittel (in Wörtern gezählt!!) einzukürzen.
    Weiß jemand, ob dafür ein gewisses Studium oder so benötigt wird?


    Ist es das, was bei den Reader's Digest Büchern passiert? Und sonst noch wo?


    Ich frage eigentlich, weil ich durch Zufall an ein Buch geraten bin mit 4 Jugendabenteuerromanen, darunter "Die Schatzinsel" und "David Copperfield". Die anderen beiden kenne ich nicht.
    Bei näherem Hinsehen ist mir aufgefallen, dass es sich um gekürzte Fassungen handelt.
    Wir lesen gerade "Die Schatzinsel" und ich muss sagen, der Stil gefällt mir immer noch, nach dem 5. oder 6. Kapitel und ich denke hier war ein Meisterchen am Werk.


    (Vielleicht sollte man Thomas Mann mal kürzen? :breitgrins: )


    Wäre schön, wenn jemand dazu Einfälle hätte ...


    :winken:


    Daniela

    "Kunst und Unterhaltung sind verschwistert und keine Feinde." - John Irving

  • Hallo zusammen!
    Hallo elahub!


    Ein 'précis' ist nach meinem Larousse eine konzise (oder aber eben: präzise!) Zusammenfassung eines Textes. Kein Stil oder so was ähnliches. War seinerzeit beliebte Hausaufgabe unserer Lehrer ...


    Wie Reader's Digest arbeitet, weiss ich nicht.


    'précis' sind in vielen Fällen auch die famosen Editiones ad usum delphini, d.h., die gekürzten Fassungen fürs kindliche Verständnis. Sprich: Wenig Gewalt, kein Sex, kein Philosophieren - aber viiiieeeel 'Action' ...


    Nun bin ich in zarterem Alter ja auch über solche Werke auf die Weltliteratur gestossen; dennoch bin ich heute der Meinung, wenn ein Defoe 500 Seiten schreibt, bei denen er auf 250 keine 'Action' sondern Nachdenkliches über den Menschen, Gott und die Welt hinsetzt, so wird er seine Gründe gehabt haben. Ich kann mich Defoe oder Mann oder James oder wem auch immer völlig verweigern - wenn ich mich auf Klassiker einlasse, dann aber ganz oder gar nicht.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat von "sandhofer"

    Nun bin ich in zarterem Alter ja auch über solche Werke auf die Weltliteratur gestossen; dennoch bin ich heute der Meinung, wenn ein Defoe 500 Seiten schreibt, bei denen er auf 250 keine 'Action' sondern Nachdenkliches über den Menschen, Gott und die Welt hinsetzt, so wird er seine Gründe gehabt haben. Ich kann mich Defoe oder Mann oder James oder wem auch immer völlig verweigern - wenn ich mich auf Klassiker einlasse, dann aber ganz oder gar nicht.


    Hallo, Sandhofer,


    prinzipiell bin ich deiner Meinung, und diese scheint auch den literarischen Markt zu beherrschen, denn diese Reader's Digest Bearbeitungen stehen wohl nicht im Scheinwerfer des öffentlichen Interesses.
    Dennoch denke ich - gerade bei Bearbeitungen für die Jugend - ist es legitim, Defoe, Stevenson und andere zu kürzen, um die Kids überhaupt mal ans Lesen zu kriegen, denn sonst fallen viele beim ersten unüber-sichtlichen Satz gleich um und legen das Buch zur Seite.
    Allerdings kann ich mir keine Kürzung bei z.B. Mann vorstellen, denn dessen Werke leben schließlich von den Reflexionen.
    Gruß
    Finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "finsbury"

    gerade bei Bearbeitungen für die Jugend - ist es legitim, Defoe, Stevenson und andere zu kürzen, um die Kids überhaupt mal ans Lesen zu kriegen, denn sonst fallen viele beim ersten unüber-sichtlichen Satz gleich um und legen das Buch zur Seite.
    Allerdings kann ich mir keine Kürzung bei z.B. Mann vorstellen, denn dessen Werke leben schließlich von den Reflexionen.


    Solange die Bearbeitungen ausgewiesen werden, bin ich einverstanden. Allerdings ist dies nicht immer der Fall. (So wissen nicht alle Leser, dass sie, wenn sie Karl May in Ausgaben des seinen Namen tragenden Verlages gelesen haben, im Grunde genommen editiones ad usum delphini gelesen haben. Das wird (oder wurde lange) nicht ausgewiesen!)


    Zum zweiten: Auch Defoes Robinson lebt von den Reflexionen - eigentlich. Nur hat das Werk das Pech, dass wie im Gulliver auch ausgesprochene 'Action' und Abenteuer darin vorkommen, die man extrahieren kann. Bei Mann 'passiert' halt nix ... Aber, wie gesagt, auch ich habe beide Werke in Bearbeitungen fürs kindliche Gemüt kennengelernt ... Es hat mir, hoffe ich, nichts geschadet :elch: ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus