George Eliot (1819-1880)

  • Hallo Dostoevskij


    The Mill on the Flossund Adam Bede sind äusserst lesbar und äusserst empfehlenswert. Weiteres kenne ich nicht von ihr.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen!
    Hallo Dostoevskij


    Zitat von "Dostoevskij"

    dass das eine eher intellektuelle Autorin ist, die zum Analysieren, Refelktieren etc. neigt.


    Ich bin mir nicht sicher, ob Peter Stoll und ich dieselbe Autorin gelesen haben ...


    drb?


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo,


    seit kurzem habe ich Middlemarch auf meinem SUB - ich kenne bisher nichts von George Eliott - doch halt, vor vielen Jahren habe ich versucht, Silas Marner auf Englisch zu lesen, aber so gut wie nichts verstanden und bald aufgegeben ...


    Ich hoffe, Middlemarch ist nicht zu analytisch, solche Passagen bremsen mich in englisch immer :sauer:


    Gruß von Steffi

  • Daniel Deronda verbindet die Geschichte der Beziehung von Gwendolen Harleth und Mallinger Grandcourt, die ohne Liebe und obwohl er eine abgelegte Maitresse und uneheliche Kinder hat (in der viktorianische Zeit ein ziemliches bäh), heiraten, mit Daniel Derondas Suche nach seinen jüdische Wurzeln, bei denen er mit der Sängerin Mirah zusammentrifft und in dem jüdischen Philosophen Mordecai Cohen einen Freund findet.


    Mehr verrate ich nicht. Ich habe das Buch zweimal und mit großem Interesse gelesen. Zum Einstieg in die Werke George Eliots mag Middlemarch jedoch besser geeignet sein.

  • Zitat von "Alamir"

    Zum Einstieg in die Werke George Eliots mag Middlemarch jedoch besser geeignet sein.


    Hallo zusammen,


    Virginia Woolf über das Buch "Middlemarch" von George Eliot folgendes gesagt:


    "Kehrt man nach Jahren der Abwesenheit zu den Büchern zurück, fühlt man, selbst wider Erwarten, die gleiche Wärme und Energie davon ausgehen und hat keinen größeren Wunsch, als darin zu verweilen wie in der Sonne, die von der roten Mauer des Obstgartens niederstrahlt... George Eliot erfaßt in ihrem weiten Zugriff einen großen Strauß der Hauptelemente der meinschlichen Natur und ordnet sie lose zusammen mit einem weitherzigen und wohltätigen Verständnis, das nicht nur ihre Gestalten frisch und frei erhalten hat, ... sondern ihnen unerwartet auch Macht über unser Lachen und unsere Tränen gibt"


    ich habe bisher nur "Silas Marner" gelesen, darin ist deutlich zu merken, dass die Schriftstellerin die Pflicht eines Menschen hervor hebt, die Nächstenliebe und Loyalität zu einem Menschen den man liebt mit all seinen Pflichten, bis zum Tod.


    Sehr empfehlen kann ich auch die Biographie von Elsemarie Maletzke über "George Eliot". Sie gibt sehr schön Einblick in das Leben und den Werken der Schriftstellerin.


    Grüße von
    Maria
    PS: Sandhofer, vielleicht könnte man den Titel des Threads auf "George Eliot" abändern, dann könnte man auch weitere Eindrücke zur Autorin hier sammeln.

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen !


    Ich habe ja nun Middlemarch gelesen. Bei der Lektüre ist zu spüren, dass George Eliot intelligent war und eine sehr umfassende Bildung hatte. Sie beschreibt ja nicht nur - wie etwa Jane Austen - die gesellschaftlichen Beziehungen sondern läßt auch politische Entscheidungen und deren Auswirkungen einfließen, auch religiöse Themen schneidet sie an. Insoweit hatte sie sicherlich auch das Bestreben, die Dinge nicht nur oberflächlich darzustellen.


    Ob sie nun als analytisch oder intellektuell zu bezeichnen ist, kann ich eigentlich nicht beurteilen, da fehlen mir Vergleichmöglichkeiten und griffige Definitionen.


    Gruß von Steffi

  • Zitat von "Steffi"

    Hallo zusammen !


    Ich habe ja nun Middlemarch gelesen. Bei der Lektüre ist zu spüren, dass George Eliot intelligent war und eine sehr umfassende Bildung hatte. Sie beschreibt ja nicht nur - wie etwa Jane Austen - die gesellschaftlichen Beziehungen sondern läßt auch politische Entscheidungen und deren Auswirkungen einfließen, auch religiöse Themen schneidet sie an. Insoweit hatte sie sicherlich auch das Bestreben, die Dinge nicht nur oberflächlich darzustellen.


    Gruß von Steffi


    Hallo Steffi


    George Eliot sagt von sich selbst:


    "Der Wunsch ... die Namen der Dinge zu kennen ... ist Teil einer Neigung, die nun beständig in mir wächst, jeder Art von Unbestimmtheit und Ungenauigkeit ins Tageslicht deutlicher, lebendiger Gedanken zu entkommen."


    Sie wird angeregt von Ruskins Forderung nach Realismus in der Bildenden Kunst. Gehörte John Ruskin nicht zu den Präraffaeliten?
    mit dem Ziel nach 'Kunst ohne Künstlichkeit'?


    Mit diesem Thema habe ich mich noch zuwenig befaßt, aber das obige Zitat könnte auch von Virginia Woolf stammen.


    womit wir auch zu ihren Zeitgenossen Thackeray und Dickens kommen, die die Bürger der unteren Schichten unterhalten haben, aber George Eliot hat deren Drolligkeit nicht übernommen und in ihren Romanen den Ernst eingeführt.


    Parallelen zwischen George Eliot und Virginia Woolf gibt es auch, wenn man liest wie beide Schriftstellerinnen fieberten, wenn ein Buch zur Veröffentlichung kam. Deren Lebenspartner (George Henry Lewes und Leonard Woolf) haben beide versucht negative Kritik zu lange wie möglich von den Autorinnen fern zuhalten. Beide Männer haben sich dem Werk ihrer Frauen gewidmet und haben auch selbst veröffentlicht.


    in Elsemarie Maletzkes' Biographie schreibt sie über G. Eliot:

    Wer sich George Eliot heute nähert, begegnet einer schwierigen und widersprüchlichen Frau, die mehr als eine Doppelrolle spielt. Freiheit, Macht und Erfolg waren nicht weiblich. Ihr Wunsch, in der männlichen Geistes-Welt anerkannt zu werden, führte sie in den haltlosen Zustand zwischen den Geschlechtern. Schon bevor sie sich George nannte, schrieb sie von einem ausdrücklich männlichen Standpunkt...
    S. 14 (Insel-TB it 1973)


    diese Gedanken fand ich sehr interessant.


    Grüße von
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo JMaria!


    Zitat von "JMaria"

    Sandhofer, vielleicht könnte man den Titel des Threads auf "George Eliot" abändern, dann könnte man auch weitere Eindrücke zur Autorin hier sammeln.


    Dostojewskij, als Initiator des Threads: einverstanden?


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen, hallo Maria,


    ich habe unsere George-Eliot-Diskussion aus dem "Was lest ihr gerade?"-Ordner mal hierher umgezogen (ich werde mich hier dann weiter dazu äußern):



    Danke für den Hinweis auf Virginia Woolf. The common reader kenne ich noch nicht. Das wandert dann gleich auf meine Liste!


    Viele Grüße
    thopas

  • Hallo zusammen,


    ich habe mit Middlemarch begonnen um diese Lücke endlich mal zu schließen. Ich bin jetzt im 1. Buch bis Kapitel 6 gekommen und bin überrascht wie humorvoll GE sein kann; ihre Charakterzeichnungen sind sehr präzise ... überhaupt nimmt sie den Leser bei der Hand und gibt so ziemlich alles vor, diese Art des Erzählens hatte ich jetzt schon länger nicht mehr und ich mußte mich darauf einstellen. Eine Studie über das Leben in der Provinz. Ich kann mir die Pfarrersfrau Mrs. Cadwallader vorstellen, wenn es heißt im Kapitel 6:


    Sir James:
    "Was für ein Recht hat so ein alter Junggeselle wie er zu heiraten? ... Er steht mit einem Fuß im Grab".


    Mrs. Cadwallader:
    "Ich nehme an, er wird ihn wieder herausziehen."


    :breitgrins:



    thopas,
    die Anmerkungen in meiner gebundenen Reclam-Ausgabe ist doch sehr hilfreich, wir hatten ja mal dieses Thema vor geraumer Zeit. Es ergibt sich so ein besseres Bild vom Umbruch der damaligen Zeit.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria,


    ich befinde mich immer noch in Middlemarch (irgendwo im Kapitel "The widow and the wife"). Im Buch wechseln sich immer Handlungskapitel mit Hintergrundkapiteln ab, habe ich das Gefühl. Gerade die Hintergrundkapitel sind diejenigen, wo ich dann gelegentlich mal eine Anmerkung bräuchte. Aber ich habe mich nun schon daran gewöhnt, das Buch ohne Anmerkungen zu lesen. Bei einer erneuten Lektüre kann ich mir ja dann eine andere Ausgabe zulegen...


    Mrs. Cadwallader ist wirklich ganz amüsant, auch wenn sie nur gelegentlich vorkommt :smile:.


    Viel Spaß bei der Lektüre :winken:.


    Viele Grüße
    thopas

  • Hallo,


    ich habe Middlemarch inzwischen übrigens zu Ende gelesen. Mit der Zeit nehmen die theoretischen Abschnitte immer mehr ab und Eliot behandelt fast ausschließlich die drei Haupthandlungsstränge (Dorothea & Will Ladislaw; Rosamond und Dr. Lydgate; Fred Vincy und Mary Garth). Das sind drei ganz unterschiedliche "Liebes"geschichten, die allerdings ziemlich genau analysiert werden. Ich fand die Geschichte um Lydgate und Rosamond am ergreifendsten, da hier so ganz genau auseinandergedröselt wird, wie falsche Erwartungen an den Partner/ein Nicht-Eingehen auf den Partner/Unfähigkeit zur Kommunikation zu herben Enttäuschungen und allgemeiner Verbitterung führen können. Lydgates Standpunkt wird dabei deutlicher herausgearbeitet, sodaß einem der arme Doktor dann schon ziemlich Leid tun kann.


    Eine sehr interessante Lektüre, die sehr stark ins Detail geht, was die Analyse von Gefühlen, Handlungsmotivation etc. angeht.


    Hast du das Buch schon zu Ende gelesen, Maria?


    Viele Grüße
    thopas


  • ich habe Middlemarch inzwischen übrigens zu Ende gelesen. Mit der Zeit nehmen die theoretischen Abschnitte immer mehr ab und Eliot behandelt fast ausschließlich die drei Haupthandlungsstränge (Dorothea & Will Ladislaw; Rosamond und Dr. Lydgate; Fred Vincy und Mary Garth). Das sind drei ganz unterschiedliche "Liebes"geschichten, die allerdings ziemlich genau analysiert werden. Ich fand die Geschichte um Lydgate und Rosamond am ergreifendsten, da hier so ganz genau auseinandergedröselt wird, wie falsche Erwartungen an den Partner/ein Nicht-Eingehen auf den Partner/Unfähigkeit zur Kommunikation zu herben Enttäuschungen und allgemeiner Verbitterung führen können. Lydgates Standpunkt wird dabei deutlicher herausgearbeitet, sodaß einem der arme Doktor dann schon ziemlich Leid tun kann.


    Eine sehr interessante Lektüre, die sehr stark ins Detail geht, was die Analyse von Gefühlen, Handlungsmotivation etc. angeht.


    Hast du das Buch schon zu Ende gelesen, Maria?


    Hallo thopas,


    ich bin im 6. Buch "Die Ehefrau und die Witwe" und es gefällt mir immer noch sehr gut. Ich finde, George Eliot ist eine wunderbare Beobachterin des Provinzlebens und gerade die Analyse des gesellschaftlichen Lebens prägt diesen Roman, dabei bleibt sie dennoch sehr nüchtern, wenn es um das Gefühlsleben geht.


    Ich empfinde das Buch als eine Bereicherung.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • Eine sehr interessante Lektüre, die sehr stark ins Detail geht, was die Analyse von Gefühlen, Handlungsmotivation etc. angeht.


    Hast du das Buch schon zu Ende gelesen, Maria?


    Hallo thopas,


    nun habe ich das Buch zuende gelesen und finde, die Autor schreibt intelligent. Ihre analytische Art zu schreiben fand ich nicht uninteressant, wenn sie auch manchmal zu sehr analysierte. Dennoch kam bei mir eine Spannung auf. Ich dachte schon Lydgate tut sich was an ! Ein Charakter wie Rosamond ist mir in der Literatur noch nicht untergekommen. Romantisiert fand ich die Charakterisierung von Mr. Garth, den Vater von Mary. Im Nachwort heißt es in meiner Ausgabe, dass hier George Eliot ihren Vater unkritisch darstellt. Das sei ihr gegönnt.


    jetzt habe ich mit "North and South" von Elizabeth Gaskell begonnen. Ich liebe ja den TV-Mehrteiler :-)


    Grüße von
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria,


    schön, daß dir das Buch gefallen hat. Rosamond ist wirklich ziemlich anstrengend und ich finde, man empfindet als Leser genau, wie es dem armen Dr. Lydgate ergeht. Ich habe inzwischen auch die BBC-Verfilmung gesehen und finde sie recht gut. Da ist Rosamond wirklich gut gelungen (wenn man sie sieht, stellen sich einem schon die Nackenhaare auf :breitgrins:).




    jetzt habe ich mit "North and South" von Elizabeth Gaskell begonnen. Ich liebe ja den TV-Mehrteiler :-)


    Auch ein schönes Buch und der BBC-Mehrteiler ist wirklich wunderbar! Viel Spaß bei der Lektüre :winken:.


    Viele Grüße
    thopas

  • Moin, Moin!


    "Reclaim Her Name" ist eine Kampagne, bei der 25 Bücher von Frauen unter ihrem bürgerlichen Namen wiederveröffentlicht werden, die damals unter männlichem Pseudonym erschienen waren. Unter anderem erscheint auch Middlemarch von George Eliot aka Mary Anne Evans, welcher 2015 zum bedeutendsten englischen Roman gewählt worden ist. Alle epubs sind kostenlos.

  • Das ist ein interessante Kampagne, Dostoevskij, und ich verstehe, dass sie rehabilitiert werden sollen, aber ich bin da sehr ambivalent. Ich frage mich da immer, wie das bei den Schriftstellerinnen selber ankommen würde, wenn sie noch leben würden. Bei den Brontë Schwestern hat es ja gut geklappt, aber dafür hat damals die Charlotte noch selber gesorgt.

    „Seit ich die deutsche Sprache kenne, träume ich nicht mehr davon die Welt zu verändern. Ich habe nur noch ein Ziel im Leben: Ich will diese Sprache erneuern.“ Abbas Khider