Friedrich Schiller: Wallenstein-Trilogie (1800)

  • An keinem anderen dramatischen Werk hat Friedrich Schiller so lange gearbeitet, wie an der "Wallenstein"-Trilogie, nämlich nahezu zehn Jahre. In einem Briief an seinen Freund Christian Gottfried Körner vom 12. Januar 1791 schrieb er, dass er die Idee "zu einem Trauerspiel" mit historischem Sujet im Kopf habe.


    Um seine junge Familie zu ernähren, musste sich Schiller mit der Geschichtsschreibung befassen. Seine in Zeitschriften veröffentlichten Fortsetzungsgeschichten sollten so geschrieben sein, dass sie auch von Damen gelesen werden konnten.


    Allerdings konnte er in diesem Zeitraum durch seine schriftstellerische und verlegerische Tätigkeit auch in finanzieller Hinsicht so zulegen, dass er zur Zeit der Vollendung des "Wallenstein" zu den zwölf wohlhabendsten Bürgern Weimars gezählt werden und ein Haus an der "Esplanade" mit zehn Zimmern für seine fünfköpfige Familie und die Dienerschaft beziehen konnte. Bisher hatte sich viel zu sehr das Bild vom "armen Schiller" festgesetzt, dessen Freundschaftsbündnis mit dem ungleich reicheren Goethe 1794 einsetzte, als dass in Betracht gezogen worden wäre, dass es Schiller am Ende nicht mehr so schlecht ging.


    Seine letzten Dramen sind vorwiegend historischen Sujets gewidmet. Im Mittelpunkt stand nunmehr nicht das dramatische innere Ringen eines Helden um einen Entschluss. Eine herausragende historische Gestalt wie der Generalissimus Wallenstein erscheint nunmehr inmitten eines bunten Panoramas von Offizieren, Soldaten und Volksgestalten. Es geht jetzt vielmehr um das Umfeld, in dem die historische Größe einer Gestalt konstruiert wurde, die unausweichlich in eine tragische Situation geriet, aus der es kein Entrinnen mehr gab.


    In seinen atemberaubend raschen Kriegserfolgen in Italien 1796/97 wurde Napoleon Bonaparte zum europaweit gefeierten Kriegshelden, den es sogar in das sagenhafte Ägypten verschlug und der sich 1799 in Frankreich an die Macht putschen ließ. Sein kometenhafter Aufstieg stand dem Publikum vor Augen.


    Wallenstein hatte zur Zeit der Dramenhandlung 1634 schon eine ansehnliche Karriere hinter sich, die Friedrich Schiller mit ziemlicher Abneigung gegenüber dieser historischen Figur in seiner "Geschichte des Dreißigjährigen Krieges" geschildert hatte. Er spielte noch eine zeitlang mit dem Gedanken, den Schwedenkönig Gustav II. Adolf, der mit Wallenstein die Klingen gekreuzt hatte und 1632 in der Schlacht bei Lützen unterging, als zentrale Dramengestalt erscheinen zu lassen. Aber dieser wackere Kriegsheld, der kein vorsichtiger Taktiker war, schien wenig "Rätselhaftes" zu bieten.


    Mehrere Krankheitsschübe unterbrachen immer wieder Schillers Arbeit am "Wallenstein". Am 22. Oktober 1796 notierte er lakonisch in sein Tagebuch "An den Wallenstein gegangen". 1797 versorgte er sich bei Körner mit Informationen und las sogar astrologische Traktate des 16. Jahrhunderts über die Sterndeutung, die im "Wallenstein" eine bedeutende Rolle spielen sollte. Ab November 1797 wurde der Prosatext in lyrische Jambenform überführt. Goethe trieb den Freund bei der Arbeit an. Nicht zuletzt der leidenschaftlich dem Militärwesen zugeneigte Herzog Carl August wartete gespannt auf das Ergebnis der Arbeiten am "Wallenstein".


    Fortsetzung folgt.