Theodore Dreiser: Sister Carrie

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    Carrie Meeber lebte bisher in Indiana und kommt nun in die große Stadt Chicago, wo sie erst einmal bei ihrer Schwester und deren Mann und Baby unterkommt. Sie hat den "american dream", muss aber schnell die Realität erkennen.
    Arbeit findet sie als Ungelernte nur in einer Fabrik. Schwester und Schwager halten gar nichts davon, dass sie ihr Geld, das sie ja noch nicht mal verdient hat, fürs Theater ausgeben will.
    Als sie es bei der Schwester kaum noch aushält, trifft sie sich mit Charles Drouet, einem jungen Mann, den sie auf der Reise im Zug kennengelernt hat. Es entwickelt sich langsam eine Dreiecksgeschichte zwischen ihm, seinem Freund George Hurstwood und Carrie. George ist ein einflussreicher Geschäftsmann, enttäuscht von der Ehe mit einer oberflächlichen Frau und von der Mutter verwöhnten Kindern. Er verliebt sich in Carrie.


    In das Geschehen fließen viele moralische Gedanken des Autoren mit rein. Wenn man es hart titulieren will, ist Carrie eine Prostituierte. Sie verdient kein eigenes Geld, lebt als Drouets Geliebte mit ihm in einer Wohnung und lässt sich aushalten.


    Hurstwood will Carrie für sich gewinnen. Wenn es nach ihm geht, sollte sie Drouet verlassen. Aber was dann. Er hat Familie, sein Geld, läuft über die Konten seiner Frau, die es mit vollen Händen vor allem für die Tochter ausgibt. Und Carrie weiß nicht, dass er gebunden ist.
    Eines Tages stiehlt Georges bei der Arbeit Geld und überlistet Carrie mit einer Lüge, mit ihm zu gehen. Er flieht mit ihr, bekommt die Sache mit dem Diebstahl gerade noch so geregelt und lässt sich mit ihr in New York nieder. Das geht so lange gut, wie die Finanzen reichen. Dann wendet sich das Blatt durch Georges Bequemlichkeit und Carrie muss das Geld für Miete und Lebensunterhalt ranschaffen. Sie findet Arbeit am Theater.

    Eine fantastische Geschichte. Einerseits wollte ich wegen des moralischen Zeigefingers, der sich mir beim Lesen immer wieder zeigte, das Buch in die Ecke pfeffern. Andererseits entfaltete es einen Sog, dem ich nicht entkam. Ich kann mir denken, warum das Buch damals kein Erfolg war, aber diese Gedanken behalte ich für mich, da ich sonst das Ende vorwegnehme.


    Es lohnt sich aber, das Buch, das 1900 erschien, lesen. Theodore Dreiser beschreibt seine Figuren so gut, dass man meint, sie wahrhaftig vor sich zu sehen. Und speziell diese Ausgabe von "Der Anderen Bibliothek" ist ein Schmuckstück von Buch. Wenn es mit seinen knapp über 600 Seiten (incl. Nachwort von Ilija Trojanow) auch ein ziemliches Gewicht hat, liegt es doch wunderbar in der Hand.


    Auf der Verlagsseite könnt ihr einen Blick ins Buch werfen und sehen, wie schön es gestaltet ist.