Alte Werke neu erfunden

  • Hallo :smile:


    Val McDermid, eine schottische Thrillerautorin, hat den Versuch gewagt die Handlung von Jane Austens "Northanger Abbey" in die heutige Zeit zu verlegen. 2016 ist der Roman in deutscher Übersetzung unter dem Titel "Northanger Abbey" bei Harper Collins erschienen.
    Die 17-jährige Cat ist ein wahrer Bücherwurm. Was sie liest? Vor allem Vampirromane oder "Stolz und Vorurteil und Zombies"- auch viele andere aktuelle Bücher- und Filmtitel finden sich im Roman. Kommunikation der Jugendlichen findet über Facebook und Twitter statt.


    Entdeckt habe ich das Buch letztes Jahr auf der Frankfurter Buchmesse und wurde nach anfänglicher Neugierde nicht enttäuscht. Beiseite legen konnte ich das Buch nicht, bis ich um vier Uhr morgens durchgelesen hatte. Begeistert hat mich vor allem, dass die Autorin es geschafft hat, den Roman wirken zu lassen, als hätte sie ihn erfunden.


    Solche Neufassungen gibt es hin und wieder (sind ja auch nichts Neues), etwas aktueller sind zum Beispiel "Stolz und Vorurteil und Zombies" oder "Alice in Zombieland".


    Welche Neufassungen (von Klassikern) kennt ihr? Wie steht ihr (grundsätzlich) dazu?

  • Zwiegespalten.


    Einerseits finde ich es gut. Vielleicht interessiert den einen oder anderen ja dann der originalroman und liest den auch. Was ja toll wäre.


    Andererseits finde ich es nicht gut. Ich kann dir aber nicht mal eine ordentliche Begründung geben. Als ich das erste mal so einen Roman sah, dachte ich nur: sowas macht man nicht.


    Gelesen hab ich noch keinen einzigen. Kann also dazu gar nichts sagen.

  • Mal abgesehen vom damals hoch gelobten (völlig zu Unrecht hoch gelobten!) Plenzdorf (Die neuen Leiden des jungen W.) - es gibt bis ins 20. Jahrhundert hinein, wahrscheinlich noch heute, jede Menge neue Versionen von antikem Dramen (in dramatischer wie in nicht-dramatischer Form): Antigone, Amphitryon, Ödipus...


    Allerdings sind die meisten (sogar Plenzdorf!) wohl über dem Niveau von Zombie-Schwarten...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Nicht wenige unserer größten Klassiker haben sich ja bei älteren Stoffen als Vorlagen bedient. Im Mittelalter ganz gewiss (Aeneasroman, Parzival, Tristan...), aber auch später. Thomas Manns 'Erwählter' ist auch eine Nacherzählung des Gregorius von Hartmann von Aue. Und der Ulysses eine Neuerzählung der Odyssee... Allerdings reizen mich Neuerzählungen der Art wie die von Val McDermid weniger.