Virginia Woolf - Mrs. Dalloway

  • Mrs. Dalloway von Virginia Woolf [kaufen='3866477708'][/kaufen] ist wohl ihr bedeutendster Roman.


    Virginia Woolf, (* 25. Januar 1882 in London; † 28. März 1941 bei Rodmell nahe Lewes, Sussex; gebürtig Adeline Virginia Stephen) war eine britische Schriftstellerin und Verlegerin.


    Ich habe nun die ersten Seiten gelesen und wandere mit Mrs. Dalloway ein bisschen durch die Stadt. Auf den ersten Seiten musste ich mich erst an die Verschachtelung der Sätze und Einschiebungen gewöhnen.


    Wikipedia schreibt dazu: Durch eine Kombination von direkter, indirekter und erlebter Rede mit kurzen Passagen innerer Monologe wird eine ungewohnte Intensität der Analyse psychischer Realitäten erreicht.
    An diesen Schreibstil muss ich mich erst gewöhnen, aber es wird schon langsam.

  • Der Thread erinnert mich, dass ich endlich mal "Die Stunden" lesen sollte.


    [kaufen='978-3442744398'][/kaufen]

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)


  • Klingt interessant. Dazu muss ich aber mal das original von Woolf lesen.


    Viel Spaß mit "Mrs. Dalloway", Jaqui.


    Virginia Woolf wollte den Roman anfangs "Die Stunden" nennen, der Titel von Cunninghams Buch kommt also nicht von ungefähr. Beide Romane finde ich ausgesprochen lesenswert.

  • Danke Gina :winken:


    Ich habe nun weiter gelesen und finde mich schön langsam in der Sprache zurecht.
    Inhaltlich passiert ja nicht sehr viel. Auch kann ich noch nicht beurteilen wie wichtig die einzelnen Personen noch sein werden.


    Das mit dem Auto fand ich eine witzige Szene. Uns ist das alles so vertraut und damals war es etwas besonderes. Auch die Vorhänge beim Fenster haben mich zum schmunzeln gebracht.


    Derzeit versuchen alle raus zu finden was das kleine Flugzeug in den Himmel schreibt.

  • Ja, die Szene mit dem Auto hat mich auch zum Schmunzeln gebracht, man überlegt auch sofort mit, wer da nun wohl im Auto sitzt. Überhaupt find ich das bisher Gelesene sehr anschaulich erzählt. Die kleinen "Ehrlichkeiten" gefallen mir auch, natürlich muß man sich nach Evelyn, Hughs Frau, erkundigen, aber eigentlich mag man sie nicht, weil sie so anstregenend ist und es immer die gleichen Gespräche sind. Die Diskrezpanz zwischen Gesagtem bzw. "dem was von einem erwartet wird" und dem tatsächlich Gedachten fällt immer wieder auf und wird in den Mittelpunkt gerückt.
    Mir fällt es zwar momentan nicht so ganz leicht mich aufs Lesen zu konzentrieren, weil das "Tempo" in dem Buch so komplett konträr zu meinem Alltagstempo zur Zeit ist, aber bisher gefällt mir der Stil und die Art wie die Dinge betrachtet werden.Man spürt unterschwellig von Anfang an, das unter der Oberfläche des Organisierens und Planens eine andere Ebene liegt. Mrs. Dalloway betrachtet sich und ihre Umgebung aus einer gewissen Distanz heraus, die sie sich selbst aber nur teilweise eingesteht.
    Daß manchmal mitten im Satz der Betrachtungswinkel gewechselt wird , war anfangs ungewohnt, gefällt mir aber jetzt sehr gut, erfordert aber eine gewisse Konzentration für die ich mir momentan leider nur wenig Zeit freischaufeln kann.


    Sehr traurig ist die Geschichte der jungen Italienerin Lucrezia, deren Mann für den sie nach England gekommen ist, offensichtlich schwer depressiv ist ...
    Und bezeichnend wie wichtig das Thema des Autos in der allgemeinen Wahrnehmung ist, aber nur bis ein Flugzeug auftaucht um das Interesse der Massen abzulenken. Das ach so wichtige Auto fährt ungesehen durchs Tor. Die genaue Beobachtung der menschlichen Verhaltensweisen begeistert mich.



    ***


    Ich hab vor vielen Jahren von Virigina Wolf "Orlando" gelesen, etwas zeitgleich mit dem Film der damals lief - ich hab das Buch damals gern gelesen damals, erinnere mich aber insgesamt mehr an den Film bzw. wahrscheinlich vermischt sich die Erinnerung an Film und Buch.

    "Lesen stärkt die Seele" (Voltaire)

    Einmal editiert, zuletzt von Firiath ()

  • Die Handlung rund um Lucrezia finde ich auch sehr interessant. Allerdings habe ich den Eindruck dass ihr Mann glücklich in seiner eigenen Welt ist.


    Dass mit dem Auto ist mir auch aufgefallen. Plötzlich war es unwichtig.


    Ich mag es wie mich das Buch entschleunigt. Man muss sich konzentrieren, kann nicht einfach drüber lesen. Und durch dieses genaue lesen genieße ich das Buch richtig.

  • Ich bin sehr erstaunt wie offen in dem Roman über die lesbische liebe geschrieben wird. Es wird zwar nur ein Kuss erwähnt aber da scheint viel mehr gewesen zu sein. Auch das Wort Sex kommt vor. Da würde mich interessieren ob das im original auch so steht oder ob es freizügig übersetzt wurde.


    Peter Walsh ist gerade heim gekehrt. Ihn kann ich noch nicht einschätzen. Zuerst lädt clarissa ihn nicht zur Abendgesellschaft ein. Als er geht lädt sie ihn dann doch ein. Warum hat sie ihn eigentlich nicht geheiratet? Weil ihre Eltern dagegen waren oder habe ich noch was überlesen?


  • Ich bin sehr erstaunt wie offen in dem Roman über die lesbische liebe geschrieben wird. Es wird zwar nur ein Kuss erwähnt aber da scheint viel mehr gewesen zu sein. Auch das Wort Sex kommt vor. Da würde mich interessieren ob das im original auch so steht oder ob es freizügig übersetzt wurde.


    Das Wort Sex steht im Original auch.
    In der Bloomsbury Group, zu der Virginia Woolf gehörte, wurde offen über Sexualität (auch Homosexualität) gesprochen - und wohl auch gelebt. Innerhalb der Gruppe gab es die unterschiedlichsten Beziehungen. Vor dem Hintergrund ist die Offenheit im Roman vielleicht nicht ganz so überraschend.


  • Peter Walsh ist gerade heim gekehrt. Ihn kann ich noch nicht einschätzen. Zuerst lädt clarissa ihn nicht zur Abendgesellschaft ein. Als er geht lädt sie ihn dann doch ein. Warum hat sie ihn eigentlich nicht geheiratet? Weil ihre Eltern dagegen waren oder habe ich noch was überlesen?


    Weiter vorne hat sie geschrieben, daß sie Peter Heiratsantrag nicht angenommen hatte, weil ihr die Beziehung zu eng war, sie Tag und Nacht und jede Sekunde miteinander verbracht hätten und wenn ich es richtig verstanden hatte wäre ihr das zuviel gewesen.... , diese bedingungslose Liebe hat ihr vielleicht Angst gemacht damals und sie hat die Sicherheit gewählt.
    Ihr jetziger Mann und sie liesen sich Freiräume, leben in der Ehe ihr jeweiliges Leben, vielleicht redet sie sich so auch eine eher nüchterne Beziehung schön. Mal sehen, über ihren Ehemann weiß man bisher ja noch nicht so viel.
    Gleichzeitig hab ich aber schon das Gefühl daß sie es bedauert so gewählt zu haben oder dieser Entscheidung, der Möglichkeit zur Entscheidung zumindest melancholisch nachsinnt, so sehr sie ihr jetziges geordnetes und priviligiertes Leben auch schätzt. Die Szene mit den beiden während sie krampfhaft weiternäht und er sie besucht und sie beide über ihre Vergangenheit nachdenken ist sehr intensiv beschrieben, auch ihre Gedanken darüber in der Öffentlichkeit nur ein Gesicht zu zeigen, nie ihre anderen Seiten.


    Ich tu mich nicht ganz leicht meine Gedanken zu dem Buch hier in Worte zu fassen oder einzelen Gedanken herauszupicken, weil in jeder einzelnen Szene so viel drinsteckt an kleinen und großen Beobachtungen und Reflektionen über Handlungsweisen und ihre Beweggründe und die damit einherzgehenden Gefühle. Auf jeden Fall wirklich sehr lesenswert.


    Bzgl. der Offenheit zum Thema Sexualität war ich nicht so überrascht, wahrscheinlich wegen meiner diffusen Erinnerungen an "Orlando"



    Zitat

    Die Handlung rund um Lucrezia finde ich auch sehr interessant. Allerdings habe ich den Eindruck dass ihr Mann glücklich in seiner eigenen Welt ist.


    Hm, nein, auf mich wirkt er schwer depressiv oder sonstwie gequält, auf jeden Fall nicht gesund und in keinster Weise glücklich, eher als ob er losgelöst von der Welt irgendwie existiert. Seine Frau leidet darunter natürlich und weiß nicht wie sie damit umgehen soll, die Vorschläge des Arztes wirken im Augenblick auch nur begrenzt hilfreich.

    "Lesen stärkt die Seele" (Voltaire)

    Einmal editiert, zuletzt von Firiath ()

  • Weiter vorne hat sie geschrieben, daß sie Peter Heiratsantrag nicht angenommen hatte, weil ihr die Beziehung zu eng war, sie Tag und Nacht und jede Sekunde miteinander verbracht hätten und wenn ich es richtig verstanden hatte wäre ihr das zuviel gewesen.... , diese bedingungslose Liebe hat ihr vielleicht Angst gemacht damals und sie hat die Sicherheit gewählt.


    Srimmt. Jetzt wo du es erwähnst weiß ich wieder dass ich das gelesen habe. :redface:




    Gleichzeitig hab ich aber schon das Gefühl daß sie es bedauert so gewählt zu haben oder dieser Entscheidung, der Möglichkeit zur Entscheidung zumindest melancholisch nachsinnt, so sehr sie ihr jetziges geordnetes und priviligiertes Leben auch schätzt. Die Szene mit den beiden während sie krampfhaft weiternäht und er sie besucht und sie beide über ihre Vergangenheit nachdenken ist sehr intensiv beschrieben.


    Ich denke auch, dass sie es bedauert. Zumindest mit Wehmut zurück denkt und sich ausdenkt: Was wäre wenn.




    Hm, nein, auf mich wirkt er schwer depressiv oder sonstwie gequält, auf jeden Fall nicht gesund und in keinster Weise glücklich, eher als ob er losgelöst von der Welt irgendwie existiert.


    Depressiv sicher, aber ich denke andere Menschen in seinem Umfeld stören ihn nur in seinem Leben. Er will nicht dauernd gestört werden sondern einfach nur da sitzen und leben.
    In der Szene wo Lucrezia ihn die ganze Zeit dazu bewegen will zu reagieren denkt er einmal: Wieder unterbrochen. Ständig unterbrach sie ihn
    Da hatte ich den starken Eindruck: er will gar nicht raus aus seiner Melancholie.

  • Ich bin jetzt bei der stelle an der Peter Walsh an damals zurück denkt wie er gegangen ist. Und wo Richard Dalloway auf der Bildfläche erscheint.


    Hier wird deutlich warum clarissa und Peter nie heiraten konnten. Sehr schön gemacht diese Stelle.

  • Ich habe jetzt knapp die Hälfte des Buches gelesen und ich bin nach wie vor begeistert.


    Peter Walsh wird immer mehr zu einer zentralen Figur. Seine Beziehung zu clarissa rückt jetzt auch vermehrt in dem Vordergrund.


    Ich hoffe dass ich am abend weiter komme. Die letzten tage waren leider nicht sehr lesereich.

  • Firiath: du hattest recht was Septimus betrifft. Er ist wirklich depressiv und nicht glücklich wie ich gedacht habe.


    Die Szene wie er seine Frau fand. Warum er sie heiratete und wie er so geworden ist wie er heute ist, ist sehr lesenswert. :winken:


  • Der Thread erinnert mich, dass ich endlich mal "Die Stunden" lesen sollte.


    [kaufen='978-3442744398'][/kaufen]


    Habe ich mittlerweile gelesen. Und fand es zu schwermütig. Kann ich nicht wirklich weiterempfehlen.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Anfangs habe ich zu Mrs. Dalloway irgendwie keinen Zugang gefunden. Clarissa Dalloway wandert durch London und es passiert irgendwie nichts.


    Nach und nach bilden dann die ganzen Figuren eine schöne Geschichte, die mir sehr gut gefallen hat.
    Auch die Liebesgeschichte von Peter Walsh, der damals nach Indien ging, weil er Clarissa nicht haben konnte hat mich sehr berührt.


    Am besten fand ich dann den Salon am Ende des Buches. Endlich treffen alle Figuren in dem Salon zusammen und man sieht hier eigentlich sehr gut wer wen leiden kann oder wer nur kommt um gesehen zu werden.


    Auch die Unsicherheit von Clarissa fand ich gut beschrieben. Bisher habe ich sie immer als die starke Frau gesehen. Aber hier sieht man gut, dass sie auch sehr unsicher sein kann.


    Das war mein erstes Buch von Woolf. Aber irgendwann werde ich sicher wieder was von ihr lesen.

  • Mir hat „Mrs Dalloway“ sehr gut gefallen, ich habe es vor längerer Zeit mehrmals gelesen. Eigentlich könnte ich es ja wieder mal versuchen :zwinker:.


    Ein paar andere Bücher von ihr habe ich auch gelesen, die sind aber z.T. sehr unterschiedlich im Stil. „Orlando“ hat mir nicht so zugesagt, „The Waves“ und „The Years“ waren ganz nett. „To the Lighthouse“ habe ich schon zweimal angefangen und bin nie recht weit gekommen :rollen:.


    „The Hours“ von Cunningham habe ich auch mal gelesen, kann mich aber kaum erinnern, wie es war...