Johann Wolfgang v. Goethe - Die Wahlverwandtschaften

  • Eduard und Charlotte leben in zweiter Ehe zusammen auf ihrem Landgut und erfüllen sich damit ihre Jugendliebe. Die Zweisamkeit wird gestört, als Eduard seinen alten Freund Otto, einen in Not geratenen Hauptmann, als Berater und Gartenvermesser auf sein Gut einlädt und Charlotte ihrerseits ihre auf dem Internat unglückliche Pflegetochter Ottilie als häusliche Gehilfin zu sich nimmt. Die Harmonie zwischen Eduard und Charlotte ist durch das Eindringen der Freunde gestört: Charlotte fühlt sich zu dem praktisch denkenden Hauptmann hingezogen, der sensible Eduard empfindet eine innige Neigung zur empfindsamen Ottilie. Während Charlotte und der Hauptmann ihren gegenseitigen Neigungen entschlossen entgegenzutreten versuchen, lassen Eduard und Ottilie die langsam entstehende Liebe zu. Aus dieser 'Wahlverwandtschaft', die sich mit der unabwendbaren Kraft eines Naturvorgangs entwickelt, gibt es kein Zurück, aber auch keinen anderen glücklichen Ausgang.Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) verbrachte seine Jugend in Frankfurt, zog in seiner Studienzeit nach Leipzig und Straßburg und arbeitete ab 1771 als Anwalt wieder in seiner Heimatstadt Frankfurt. 1775 wurde er an den Hof von Weimar berufen, wo er (mit Unterbrechungen wie der Italienischen Reise) bis zu seinem Tod blieb. Goethes Werk ?Die Wahlverwandtschaften" zu beurteilen, bedeutet gleichzeitig, hinter den groben Handlungsablauf einer gescheiterten Ehe durch das Hinzutreffen zweier Personen zu blicken. Denn hier handelt es sich um den Beweis, daß im menschlichen Leben die gleichen Gesetze herrschen wie in der Natur. So wird der Mensch geleitet von magischen Anziehungskräften, möge man sie Schicksal oder Fügung nennen, die unbeherrschbar bleiben und denen durch Selbstüberwindung, Entsagung oder Ergebenheit begegnet werden kann. Es geht darum, mit der Natur zu leben, nicht gegen sie zu handeln, aber sich auch nicht von ihr einnehmen zu lassen. Sinnbildlich müssen Brücken gebaut werden, um zu einem Einklang zu gelangen; einem Einklang aus Feudalismus und Aufklärung, aus dem christlichen Glauben und der Mächtigkeit der Natur, aus der praktischen Vernunft und den leidenschaftlichen Gefühlen. Auf der Grundlage chemisch-biologischer Überlegungen schafft Goethe hier ein detailliertes Bild des Landadels zur Zeit der Aufklärung. Gesucht wird kein Schuldiger, keine Patentlösung für die perfekte Ehe, gesucht wird die Harmonie zwischen Natürlichem und Übernatürlichem, zwischen Abhängigkeit und Selbstreflexion, zwischen Verworrenheit und Erlösung. Diese vielfältige Thematik, gestützt auf die unübertreffliche Wortwahl des Autors, verhilft dem Leser zu dem außergewöhnlichen Einblick in die großen, unerkannten Zusammenhänge der Welt.

  • Hat sich damals keiner an Goethe getraut?
    Ich fände es schön gemeinsam die Wahlverwandtschaft zu lesen.
    Vielleicht findet sich ja im Laufe der Zeit noch jemand. Es eilt ja nicht!

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  • Hallo zusammen!


    Man könnte ja auch den Roman im Rahmen einer Leserunde wiederlesen. nimue ist leider ein allzu seltener Gast auf ihrer eigenen Seite geworden :sauer: . Persönlich würde mich der Wilhelm Meister allerdings mehr interessieren.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Da ich das Buch nicht habe und erst kaufen müsste, lese ich bei Wilhelm Meister nicht mit.
    Ich wünsche euch aber viel Spaß, falls die Runde zustande kommt.

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Germa"

    Ich wünsche euch aber viel Spaß, falls die Runde zustande kommt.


    Ups, damit da ja kein Missverständnis aufkommt: Ich habe mich nicht für eine Meister-Leserunde angemeldet.


    Kommt dazu, dass ich persönlich der Meinung bin, dass in einem Thread der Vorschlag beibehalten werden sollte, der dem Ganzen seinen Titel gegeben hat, in diesem Fall die Wahlverwandtschaften!


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat von "xenophanes"


    Eine Goethe Werkausgabe sollte doch in keinem Haushalt fehlen :smile:


    CK


    Leider besitze ich keine Werksausgaben, da mir oft nicht alles zusagt, was ein Autor geschrieben hat. Ich kaufe mir lieber die Einzelausgaben.


    Aber falls noch jemand mit mir die Wahlverwanschaften lesen möchte, bitte melden! Vielleicht kann man dieses Buch auch mit Sigrid Damm "Ich bin nicht Ottilie" verbinden.

  • Hallo!


    Ich mag den Wilhelm Meister zwar auch wesentlich lieber, aber ich bin gerne bei den Wahlverwandtschaften dabei, wenn du magst. Vielleicht kannst du mich ja überzeugen, dass sie nicht so langweilig sind, wie ich sie in Erinnerung habe :zwinker:


    Gruß Mignon

  • Hallo zusammen,


    Zitat von "xenophanes"

    Mich auch, der steht dieses Jahr definitiv zur wiederholten Lektüre an (Die Lehrjahre).


    CK


    Dem möchte ich mich auch anschließen.
    Ich plane ebenfalls die Lehrjahre dieses Jahr (erstmals) zu lesen.


    Viele Grüße,
    Zola

  • Ich bin ja auch so ein Frischling in Bezug zur klass. Literatur :zwinker: , allerdings habe auch ich erst kürzlich die "Wahlverwandten" und sogar "Faust I und II" gelesen :smile:


    Also "Wilhelm Meister" käme mir auch gelegener :zwinker:

  • Zitat von "xenophanes"

    Eine Goethe Werkausgabe sollte doch in keinem Haushalt fehlen :smile:


    Hab ich sogar :breitgrins:

  • Hallo.


    Ich halte die – Wahlverwandtschaften für den perfektesten Roman überhaupt. Da ist kein Wort überflüssig, da herrscht eine Atmosphäre die ich nicht beschreiben kann und irgendwie kommt man davon nicht los.
    Goethe sagte zum guten Eckermann das er dort viele Geheimnisse versteckt hat und vielleicht gelingt es uns einige dieser Botschaften zu entschlüsseln.


    Zumal ich mir im dritten Anlauf endlich eine Goetheausgabe angeschafft habe die ich auch wirklich mag.
    Mann stelle sich eine Goethe Werkausgabe vor die das – er soll mich im Arsche lecken, mit Gedankenstrichen verumfeit, ja es ist wahr, man hatte diese Worte zensiert.
    Ich rührte diese Ausgabe nie mehr an, nicht einmal eines Blickes würdigte ich diesem Strafbestand, aber nun kann ich wieder beruhigt in meine Klassikerecke des Bücherschrankes schauen.
    Kurz, ich würde gerne mit lesen, ob nun die Wahlverwandtschaften oder der Meister, denn es lohnt sich bei Goethe (fast) immer.


    Gruß, siodmack.


    (Obwohl, und das gebe ich unumwunden zu und dazu stehe ich: eigentliche bin ich ja ein Jean Paulianer.)

  • Hallo!


    Ich würde gern die Wahlverwandtschaften als meine erste Leserunde mitgestalten. Ich habe die Reclam-Ausgabe zu Hause und muss es eh irgendwann mal lesen. Da ich eigentlich kein Goethe-Freund bin, würde ich mich über eine gemeinsame Lektüre freuen, weil sich mir der Charme dieses Menschen vielleicht endlich offenbart.


    Würde mich freuen und wäre ab Mitte Februar dabei!


    Grüße,
    die Lidscha

  • Hallo zusammen!


    Bin ebenfalls an Goethes "Wahlverwandtschaften" interessiert. Ginge mir aber frühestens ab Anfang März, da ich eben erst in eine Leserunde zu Rilkes "Malte Laurids Brigge" eingestiegen bin.


    Gruss


    riff-raff

  • Das fand ich bei Eckermann (Mittwoch 9. Februar 1829):

    Zitat

    Goethe sprach viel über die "Wahlverwandschaften", besonders daß jemand sich in der Person des Mittler getroffen gefunden, den er früher im Leben nie gekannt und gesehen. "Der Charakter", sagte er, "muß also wohl einige Wahrheit haben und in der Welt mehr als einmal existieren. Es ist in den den "Wahlverwandtschaften" überhaupt keine Zeile, die ich nicht selber erlebt hätte, und es steckt darin mehr, als irgend jemand bei einmaligem Lesen aufzunehmen imstande wäre.


    Viel Gelingen bei eurer Leserunde mit diesem wirklich schönen Buch!


    Grüße, FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10