Historische Romane, welche Empfehlungen würdet ihr geben?

  • Hallo !


    Dyke: vielen Dank für deine Liste - kennst du alle Bücher ? Ich werde sie mir mal in aller Ruhe ansehen.
    "Q" hört sich auf alle Fälle vielversprechend an !


    Auch John Vermeulen klingt sehr interessant. Erst vor kurzem habe ich einen historischen Krimi mit einen Lehrling von Hieronymus gelesen (Das Geheimnis des Hieronymus Bosch von Peter Dempf), das Buch hatte aber leider für meinen Geschmack zu wenig Hieronymus :sauer: Das Buch von Vermeulen landet in jedem Fall auf meiner Weihnachtsbuchliste !


    Gruß von Steffi

  • Hallo Steffi,


    den Vermeulen kann ich Dir auch sehr empfehlen! Ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher! Lies doch mal auf Literaturschock nach, falls Dich meine Rezension zum Buch interessiert.


    Q werde ich mir demnächst wohl auch kaufen - das Taschenbuch soll diesen oder nächsten Monat rauskommen.


    Liebe Grüße
    nimue

  • Hubert


    Kleist und Plessen schöpfen letztendlich aus der gleichen Quelle, dem Fall "Hans Kohlhase" aus dem 16. Jhd., wobei Frau Plessen mehr auf der geschichtlichen Seite bleibt, während Kleist es literrarich angeht.


    Ist bei mir schon zu lange her (Kleist in der Schule in den 60ern, Plessen Anfang der 89er) um konkreteres dazu zu sagen.


    Steffi,


    leider habe ich noch nicht alle gelesen. Auch der "Dempf" liegt noch im SUB, aber Vermeulen ist Hieronymus PUR. Da wenig über das Leben von Busch bekannt ist, konnte er aus der vollen Phantasie schöpfen und hat es hervorragend getan. So könnte es gewsen sein.


    Haeberle + Barrett habe ich gelesen und sie sehr gut und gut in Erinnerung.


    Erasmus sollte man lesen - einfach köstlich - wie wenig sich die Menschen letztendlich wirklich in den letzten 500 Jahren geändet haben. Diese Buch könnte fast von heute sein. Kam durch ein Radioporträt darauf.


    Der Kapuzinermönch liegt noch im SUB und "Q" kam heute endlich bei mir (HC bei booklooker) an.

    Der Schnee kann kommen (nach unserem Umzug im Dezember *gg*)


    LG Dyke

  • Hallo Dyke !


    Zitat

    Erasmus sollte man lesen - einfach köstlich - wie wenig sich die Menschen letztendlich wirklich in den letzten 500 Jahren geändet haben.


    Ich habe ja gerade Utopia von Thomas More gelesen und das war es, was mich bei ihm ebenso erstaunt hat. Da denkt man, die ganzen Jahrhunderte voll von Philosophie und Naturwissenschaft hätten sich ausgewirkt, aber nein - ist alles beim alten. Oder wir nähern uns dieser Zeit wieder an :breitgrins:


    Gruß von Steffi

  • Der beste historische Roman, den ich jeh gelesen habe, ist "Die Säulen der Erde" von Ken Follett. Das Buch ist einfach nur gut und ich kenne wirklich keinen, dem es nicht gefällt...


    Außerdem kann ich alle Bücher von Rebecca Gable nur empfehlen und das Buch "Die Päpstin" von Donna Woolfolk Cross ist auch einfach nur genial... :smile:

  • Ich lese eher seltener historische Romane, aber letztens bin ich auf einen gestoßen, dessen Thema mich direkt interessiert hat.
    Das Buch spielt im Nazi-Deutschland (und da der Autor 1953 geboren wurde paßt das auch von der Definition her), allerdings werden die historischen Verhältnisse vollkommen auf den Kopf gestellt. Es ist mehr ein Was-wäre-gewesen-wenn-Buch.
    Grundvorraussetzung: Hitler wird beim Stauffenberg-Attentat erfolgreich getötet. Daraufhin übernehmen fährigere Leute die Heeresführung, der Stellungskrieg zieht sich in die Länge. Deutschland gelingt noch 'rechtzeitig' die Entwicklung einer Atombombe, welche auf Minsk geworfen wird. Dies führt dazu, daß die Alliierten zu einem Friedensabkommen bereit sind, welches Deutschland den Krieg nicht als Verlierer beenden läßt. Einige Jahre später wird ein ehemaliger SS-Offizier und übergelaufener Spitzel vom CIA beauftragt, Himmler zu töten. Ein sehr spannendes Buch, in sich logisch und eine wirklich interessante Perspektive.


    Christian v. Dithfurt - Der 21. Juli

  • Hallo zusammen,


    wenn ein Buch sich bewusst nicht an die historischen Tatsachen hält, kann man meiner Meinung nach auch nicht von einem historischen Roman sprechen. Wie seht ihr das? Welche Bezeichnung käme in Frage? Gibt es den Begriff „historische Utopie“?


    Gruß von Hubert

  • Naja, Utopie, ich weiß nicht. Das Buch ist ja zu großen Teilen schon an den realen Ereignissen fixiert. Die Personen sind größtenteils historisch belegte Persönlichkeiten, die Ereignisse sind bis zu einem bestimmten Punkt real (Stauffenberg-Attentat, die rote Kapelle, Pläne zum Bau einer Atombombe). Eine Utopie würde ich dann doch eher in den stärker fiktiven Bereich setzen...

  • Hallo,


    wenn ich es richtig sehe, halten sich die historischen Romane an die allgemein bekannten historischen Tatsachen, ich finde daher Huberts Begriff "historische Utopie" ganz treffend. Wenn man davon ausgeht, dass der sich "Utopie" von Thomas Moores Roman herleitet, passt das sogar ausgezeichnet - auch hier, ausgehend von bestimmten Tatsachen, werden die tatsächlichen Gegebenheiten umgekehrt !


    Hubert: Ich habe mal geschrieben, wie ich versuche "gute" historische Romane zu erkennen. Ein Kriterium ist mir noch aufgefallen (neulich im Buchladen): ich schaue immer, ob und welche Quellenangaben vorhanden sind.


    Gruß von Steffi

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Berch"

    Naja, Utopie, ich weiß nicht. Das Buch ist ja zu großen Teilen schon an den realen Ereignissen fixiert. Die Personen sind größtenteils historisch belegte Persönlichkeiten, die Ereignisse sind bis zu einem bestimmten Punkt real (Stauffenberg-Attentat, die rote Kapelle, Pläne zum Bau einer Atombombe). Eine Utopie würde ich dann doch eher in den stärker fiktiven Bereich setzen...


    Kennen die SF- oder Fantasy-Leser nicht den Begriff der Parallel-Welten? Die beantworten doch genau diese Frage des 'Was-wäre-wenn', oder? Wobei ich beim Lesen von Rezensionen und Schnuppern in anderen Foren des öfteren das Gefühl habe, mindestens 2/3 der Parallel-Welt-Schinken stellen sich jeweils die Frage "Was wäre wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte?" - meiner persönlichen Ansicht nach ein weiteres Zeugnis für die ungebrochene und sehr ungesunde Faszination, die der Nationalsozialismus bis heute verströmt. Persönlich weigere ich mich, solche Bücher auch nur in die Finger zu nehmen...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat von "sandhofer"

    Kennen die SF- oder Fantasy-Leser nicht den Begriff der Parallel-Welten? Die beantworten doch genau diese Frage des 'Was-wäre-wenn', oder? Wobei ich beim Lesen von Rezensionen und Schnuppern in anderen Foren des öfteren das Gefühl habe, mindestens 2/3 der Parallel-Welt-Schinken stellen sich jeweils die Frage "Was wäre wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte?" - meiner persönlichen Ansicht nach ein weiteres Zeugnis für die ungebrochene und sehr ungesunde Faszination, die der Nationalsozialismus bis heute verströmt.


    Vorschlag: "historische simulation" klingt viel wissenschaftlicher und wertneutraler als die auf ein wünschen weisende "historische utopie". :zwinker:
    gruß hafis

  • @ Sandhofer: Dieses Buch war das bisher erste dieser Art, welches mir in die Hände gefallen ist. Mir war nicht bewußt, daß dies ein bereits vielfach behandeltes Thema ist. Ich muß gestehen, ich war auch erst skeptisch und ging mit den (vermutlich) üblichen Bedenken an dieses Buch: Wer ist der Autor? Welche Gesinnung vertritt das Buch? Weshalb überhaupt diese Überlegung?
    Aber ich muß sagen, daß dieses Buch für mich nicht den Eindruck erweckte, als wolle dort jemand mit einer Träne im Knopfloch wenigstens fiktiv ein anderes Ende erzwingen. Viel eher denke ich, daß dieses Buch auf einer ebene auch zeigen will, daß ein Ende des Nationalsozialismus eben nur durch die vollkommene Kapitulation Deutschlands möglich gewesen ist. Analog zu dem antiken Bild der Hydra: Schlägt man einen Kopf ab (Hitler), wachsen mehrere andere nach (Himmler, etc.). Dieses Buch denkt nämlich nicht weiter, was Hitler hätte anders machen müssen, sondern greift die allgemein geläufige These auf, daß alles besser geworden wäre, wäre eines der Attentate auf Hitler erfolgreich gewesen und falsifiziert sie.

  • Hallo hafis,


    mit dem Vorschlag „Historische Simulation“ kann ich leben, Hauptsache der in die Irre führende Begriff „Historischer Roman“ für nicht historische Romane ist vom Tisch.


    Gruß Hubert

  • Was ihr hier "historische Simulation" nennt hat bereits einen festen begriff


    "Alternativ-Welt-Roman"


    Das sind Romane, in denen der Autpor zu einem betimtmen Zeitpuntk ein historisches Ereigniss anders verlaufen läßt, als es die Geschichtsschreiber beschreiben, wie z. Bsp.:


    Was wäre wenn, Napoleon bei Waterloo gewonnen hätte.
    Was wäre, wenn Deutschland den 2. Weltkrieg gewonnen hätte
    Was wäre, enn der 1. Weltkrieg nie stattgefundne hätte.
    Was wäre, wenn das römische Weltreich nicht untergegangen wäre
    Was wäre, wenn die DDR die BRD geschluckt hätte


    Meist werden sie im Genre "SF" veröffentlicht.


    sandhofer
    Die Aussage

    Zitat

    2/3 der Parallel-Welt-Schinken stellen sich jeweils die Frage "Was wäre wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte?"


    zeigt von wenig Sachkenntnis auf dem Gebiet der Alternativ-Werlt-Romane, zumindest bei denen, die in seriösen Verlagen veröffentlicht werden. Andere kenne ich nicht.


    Mir bekannt sind


    Philip K. Dick: Das Orakel vom Berg (SF)
    Normann Spinrad: Der stählerne Traum (SF)
    Robert Harris: Vaterland (Thriller)
    Harry Mulisch: Siegfrieds Tod
    Ralph Giordano: Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte - Wahrscheinlich die beste Auseinandersetzung mit dem Thema


    Alle diese Bücher setzen sich sehr kritisch mit diesem Thema auseinander und keines trägt auch nur annährend den Hauch einer positiven Darstellung, denn Rechtsradikale vereinnahemn könnten.
    Und warum ist die Auseinandersetzung mit einem der bedeutendsten Kapitel der deutschen Geschichte, die uns alle immer noch tangiert eine


    Zitat

    sehr ungesunde Faszination


    fragt sich Dyke

  • Hallo zusammen,
    den Begriff "Alternativ-Welt-Roman" hoere ich zum ersten Mal. Die Idee des "was waere wenn" ist aber so neu nicht. Mir faellt da z.B. Max Frischs "Mein Name sei Gantenbein" ein, der, wenn ich mich richtig erinnere, darauf hinauslaeuft, dass der Mensch nicht aus seiner Haut kann und insofern determiniert ist, immer die gleichen Fehler zu wiederholen.
    Die Romane, die hier angesprochen wurden (und die ich zugegebenerweise nicht gelesen habe) scheinen doch rueckwaerts gewandte "Utopien" zu sein, die wahrscheinlich entweder zum Ergebnis kommen, es war gut, dass alles so geschah, oder es war bedauerlich, dass es so geschah. In jedem Fall aber druecken sie den Glauben aus, dass die Welt durch ein einzelnes Ereignis veraenderbar ist. Das wiederum halte ich fuer sehr fraglich, um nicht zu sagen, trivial.


    Gruss
    Antonio

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank an Dyke, für den nun fachmännischen Begriff. Auch ich höre ihn zum ersten Mal und eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, welchen Sinn es machen soll, eine solch „rückwärts gewandte Utopie“ (danke Antonio für den Ausdruck) zu lesen.


    Max Frisch hat auch in seinem Schauspiel „Biografie“ diesen Versuch „Was wäre wenn ...“ für den persönlichen Bereich durchgespielt und ist zu dem Ergebnis gekommen: Es würde nichts ändern. Die Weisheit des Hermes Trimegistos angewandt, ist davon auszugehen, dass das Ergebnis für den historischen Bereich ähnlich aussehen würde.


    Davon abgesehen, halte ich persönlich die reale Welt für interessant genug, als dass ich mich mit alternativen Welten befassen müsste.


    Gruß von Hubert

  • Hallo zusammen!


    "Alternativ-Welten" - ich wusste, es gibt so einen Begriff.


    Dyke hat geschrieben:

    Zitat

    sandhofer
    Die Aussage


    Zitat:
    2/3 der Parallel-Welt-Schinken stellen sich jeweils die Frage "Was wäre wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte?"


    zeigt von wenig Sachkenntnis auf dem Gebiet der Alternativ-Werlt-Romane, zumindest bei denen, die in seriösen Verlagen veröffentlicht werden. Andere kenne ich nicht.


    Die wenige Sachkenntnis gebe ich ja zu. Es war mein höchst persönlicher Eindruck aus Rezensionen bzw. Büchern, die mir mal so in die Hände gekommen sind. Das Genre interessiert mich, ehrlich gesagt, kaum; wenn's um den Nationalsozialismus geht, halte ich jede fiktive Darstellung für - nein, ich sage jetzt besser nicht was. Von den von Dir Genannten habe ich vor Jahren einmal einen Mulisch gelesen (eine grosse Enttäuschung übrigens...), Dick kenne ich dem Namen nach als SF-Autor, bei Giordano habe ich das Gefühl, ich sollte ihn kennen. Spinrad und Harris sagen mir nichts.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen


    Hafis hatte gepostet:
    Vorschlag: "historische simulation" klingt viel wissenschaftlicher und wertneutraler als die auf ein wünschen weisende "historische utopie".


    Das Wörterbuch schreibt unter Simulation:
    allgemein eine modellhafte Nachbildung eines Systems mit Hilfe eines Ersatzsystems, wobei die mit dem simulierten System gewonnenen Ergebnisse möglichst mit denen des ursprünglichen Systems übereinstimmen sollen


    Mag also sein, dass Simulation wissenschaftlicher klingt als Utopie, m.M. nach ist der Begriff hier aber trotzdem wesentlich falscher als Utopie.


    Dyke hat gepostet:
    Was ihr hier "historische Simulation" nennt hat bereits einen festen begriff
    "Alternativ-Welt-Roman"


    Auch den bereits vorhandenen festen Begriff halte ich für unglücklich. Das Wörterbuch schreibt unter Alternative:
    [die; lateinisch]
    Wahl, Entscheidung zwischen zwei Möglichkeiten


    Da ich aber nicht die Wahl habe in einer Welt zu leben, in der Deutschland den 2. Weltkrieg gewonnen hat, der 1. Weltkrieg nie stattgefundne hat, das römische Weltreich nicht untergegangen ist oder die DDR die BRD geschluckt hat, halte ich den Begriff „Alternativ-Welt-Roman“ für irreführend. Am besten gefällt mir der von Antonio geprägte Begriff „rueckwaerts gewandte Utopie“, den historisch sind diese Romane ja gar nicht, allenfalls rückwärts gewandt.


    Gruß von Hubert

  • Hallo zusammen!


    Definitionen sind immer auch Glücks- und Geschmacksache. So definiert mein Duden 'Utopie'

    Zitat

    als unausführbar geltender Plan; Zukunftstraum


    Diese Romane wären also allenfalls rückwärts gewandt, könnten als solche aber dann wieder keine Zukunftstraum sein. :zwinker:


    Wie man's macht...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Sandhofer,


    viele Wörter haben mehr als eine Bedeutung. So z.B. das Wort Utopie. Ich kann Deinem Duden eigentlich nur zustimmen (im übrigen definiert meiner genauso) :zwinker: . Man kann als Utopie sowohl einen unausführbar geltenden Plan als auch einen Zukunftstraum (der nicht unausführbar sein muss) bezeichnen. Genau deshalb trifft die von Antonio gefundene Bezeichnung „rückwärts gewandte Utopie“ ganz genau zu. Bei diesen Romanen handelt es sich ja um „rückwärts gewandte nicht ausführbare Pläne“.


    Gruß von Hubert