Haarsträubendes in der Literatur...

  • Um diesem unqualifizierten Beitrag etwas mehr Substanz zu verleihen: Betrachtet man sich beispielsweise Erzählungen wie solche von Kafka, scheint dort eine Auseinandersetzung mit etwas nicht in Worte zu fassendem stattzufinden. Auch jetzt bei Gogol scheinen mir die Mileuschilderungen derart überspitzt, was dann in diesen "haarsträubenden" Dialogen gipfelt, in denen Tschitschikow die Kaufverträge für die toten Seelen abschließt. Weiß zufällig jemand, weshalb in dieser Zeit in Russland soviele Leibeigene gestorben sind? Es schien sich ja alles in einem erbärmlichen Zustand zu befinden. Was vielleicht zu schildern auf dem Wege realistischer Erzählweise unmöglich war. Deshalb hier die Frage:
    Kennt ihr andere Beispiele, wo über haarsträubende Zustände auf den verschiedensten Gebieten berichtet wird?


    :rollen:


    MfG

    Einmal editiert, zuletzt von Freund Hermann ()

  • Ja, mir fällt von Herman Melville "Weißjacke" ein, wo die Zustände in der amerikanischen Kriegsmarine in der Mitte des 19. Jahrhunderts thematisiert werden. Längere Abschnitte darin enthalten ein flammendes Manifest gegen die damals üblichen barbarischen Prügelstrafen mittels der gefürchteten "neunschwänzigen Katze" und gegen die Willkür, mit der sie verabreicht wurde. Angeblich - allerdings historisch nicht restlos verbürgt - soll dieser Roman unmittelbar dazu geführt haben, dass der Kongress die Prügelstrafen in der Marine kurzerhand verbot.


    Und nochmals Melville: "Israel Potter" beschreibt recht drastisch das Elend, den Schmutz und die Armut im damaligen London - und das Unwesen der Presstrupps, die gewaltsam die Besatzungen der Kriegsschiffe rekrutierten.

    Einmal editiert, zuletzt von Gronauer ()

  • Melville scheint ein interessanter Autor zu sein, so oft dieser in letzter Zeit hier genannt wurde. Werde mich demnächst einmal kundig machen.


    MfG
    F. Hermann

  • ... Feuchtwangers "Wartesaal-Trilogie" und weitere Antifa-Romane und -erzählungen wie von Kisch, Plivier, Valtin usw. Upton Sinclair: Öl! über die amerikanischen Zustände Beginn 20. Jh., desgleichen Sinclair Lewis; bei den älteren deutschsprachigen z.B Ulrich Bräkers "Der alte Mann im Tockenburg", und selbst in der römischen Antike findest du bei den Satirikern viele haarsträubende Zustände in der Kritik, ja man kann bis zu Äsop zurückgehen und weiter ...
    Letzten Endes ist eine der wichtigsten Aufgaben der Literatur auch immer das Zeigen auf unhaltbare gesellschaftliche Zustände gewesen ...


    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)