Suche Romane über jüdische Schicksale während der Zeit des Faschismus

  • Hallo,


    ich habe gerade MRR - Mein Leben gelesen (selten las ich einen "Wälzer" von über fünfhundert Seiten in so kurzer Zeit zu ende). Durchaus lesenswert, oder besser - ein sehr lesenswertes Buch. Mit allergrößtem Interesse las ich (zum Beispiel) auch: Jakob der Lügner von Jurek Becker, Roman eines Schicksalslosen von Imre Kertesz, auch Nackt unter Wölfen von Bruno Apitz ist (für mich jedenfalls) ein bemerkenswertes Buch.


    Zu meiner Frage: Könnte ihr mir weitere (gute) Bücher empfehlen, die diese Thematik behandeln? Es ist ein grauenvolles Thema, ich weiß, aber es fasziniert mich doch immer wieder, wenn ich auch nicht allzu lang diese Art von Literatur vertrage, so zieht es mich doch immer wieder zu diesem Themenkomplex "hin".


    Danke!


    Liebe Grüße,


    Peter

  • Ruth Klüger - weiter leben
    Jean Améry - Jenseits von Gut und Böse ("Essays")
    Primo Levi - Ist das ein Mensch?
    Anita Lasker-Wallfisch - Ihr sollt die Wahrheit erben


    Ferner die autobiographischen Erzählungen Georges-Arthur Goldschmidts und Werke von Aharon Appelfeld (z.b. Badenheim)


    Imrahil

    "Die Kunst des Nachdenkens besteht in der Kunst..., das Denken genau vor dem tödlichen Augenblick abzubrechen. - Thomas Bernhard, Gehen

  • ... wenn schon Giordano, dann sein Roman "Die Bertinis", die Romane von Lion Feuchtwanger (Die Geschwister Oppermann / Erfolg / Exil, ebenso sein Tagebuch aus der französischen Zeit), Klaus Mann (Der Vulkan / Flucht in den Norden, vielleicht auch Mephisto), Peter Weiss "Die Ästhetik des Widerstands" usw. usw.

  • Lieben Dank für die vielen Hinweise!


    Ich habe mir das schon einiges auf meinem Wunschzettel notiert und Anfang nächster Woche folgen dann auch schon die ersten Buchbestellungen.


    Liebe Grüße,


    Peter

  • Hallo Vult,


    da kommt noch ein Nachschlag: ein interessanter Roman zum Schicksal der Schweizer Juden vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Holocaust:


    Charles Lewinski: Melnitz, erschienen 2006


    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • Hi Vult,


    da finsbury den Roman "Melnitz" erwähnt hat, erlaube ich mir hier den Hinweis auf einen jüngst erschienen Roman von JACQUES CHESSEX "Un Juif pour l'exemple", der sich mit dem Schicksal des einzigen ermordeten Schweizer Juden in Payerne/Peterlingen im Jahre 1942 befasst. Sehr lesenswert!


    In sha' Allah


    Babur

  • Vult:


    Kennst du von Kertesz: "Eine Gedankenlänge Stille, während das Erschießungskommando neu lädt" - das hat mich sehr fasziniert. Es sind Erzählungen und Essays über die Zeit im Konzentrationslager.


    Katrin


  • Vult:


    Kennst du von Kertesz: "Eine Gedankenlänge Stille, während das Erschießungskommando neu lädt" - das hat mich sehr fasziniert. Es sind Erzählungen und Essays über die Zeit im Konzentrationslager.


    Katrin


    Ich wusste nicht einmal, dass es dieses Werk von Kertesz überhaupt gibt. Danke. Uns so münzen wir dann den schnöden Mammon in feine Bücher um!


    Liebe Grüße,


    Peter

  • Von Wladyslaw Szpilman "Der Pianist" habe ich schon mehrmals gelesen und jedesmal kullern bei mir die Tränen. (DVD von Roman Polanski habe ich auch) Oft an andere menschen verliehen und ich sah tiefe Betroffenheit in ihren Augen, als sie mir das Buch (oder DVD) zurück gaben.

    Richte nicht, damit du nicht gerichtet wirst...ja, wenn man aber einander nicht richten soll, haben die Menschen nichts, um sich zu unterhalten.
    <br /> Maxim Gorkij

  • vielleicht auch:
    Der Junge im gestreiften Pyjama, dort ist das Schicksal der Juden in einem Kz aus der Sicht eines (behinderten) JUngen beschrieben, der der Sohn von einem der Kz-Aufseher ist


  • Soeben entdeckt: Ein Radiofeature zum Herunterladen über Ruth Klügers "Weiter leben. Eine Jugend".


    Hier geht´s lang: http://www.br-online.de/podcas…podcast-radiowissen.shtml


    Ruth Klüger hat den Theodor Kramer Preis 2011 für "Schreiben im Widerstand und Exil" bekommen: klick


    Mir ist sie bis dato unbekannt, aber die Forensuche hat doch ein paar Treffer ergeben. Was sagen ihre Leser, hat euch die Lektüre gefallen?

    &quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve.&quot;

  • Ruth Klüger hat den Theodor Kramer Preis 2011 für "Schreiben im Widerstand und Exil" bekommen: klick


    Mir ist sie bis dato unbekannt, aber die Forensuche hat doch ein paar Treffer ergeben. Was sagen ihre Leser, hat euch die Lektüre gefallen?


    „Gefallen“ ist vielleicht nicht das richtige Wort angesichts der Thematik. Die Autorin, 1931 geboren, erzählt von ihrer Kindheit und Jugend in Wien, Theresienstadt und Auschwitz und wie sie überlebt hat. Sie berichtet auch von den Schwierigkeiten mit ihrer Mutter und anderen weiblichen Verwandten, sie war halt eine ganz normale aufmüpfige Heranwachsende. Man hat ihr das verübelt und fand dieses Private, Persönliche fehl am Platze. Ich finde das gar nicht.
    Ein lesenswertes Buch, für mich eine Pflichtlektüre.


    Ruth Klüger ist Germanistin. Sie war Dozentin in Berkley und an anderen Universitäten der USA, zeitweilig auch in Göttingen. Sie hat ein sehr schönes Buch geschrieben über deutsche Lyrik. Anhand von Interpretationen ausgewählter Texte von den Merseburger Zaubersprüchen bis in die Moderne wird Lyrik exemplarisch vorgeführt und erläutert. Selbst ein „hermetisches“ Gedicht wie Celans Umbrische Nacht kann sie verständlich machen.
    Ein sehr schönes, unprätenziöses kluges Buch, das ich Lyrik-Anfängern und - Fans gleichermaßen empfehlen kann! Den Kalauer: Nachher ist man klüger :zwinker: verkneife ich mir, obwohl er stimmt.


    RUTH KLÜGER: Gemalte Fensterscheiben. Über Lyrik. Wallstein Verlag, Göttingen 2007

  • Andersch: Sansibar oder der letzte Grund
    Manes Sperber: Wie eine Träne im Ozean
    Wolf: Professor Mamlock
    Weiß: Abschied von den Eltern
    Anna Seghers: Transit
    Koestler: Ein Mann springt in die Tiefe
    Singer: Schatten über dem Hudson
    Weiß: Ästhetik des Widerstands


    Einige Bücher gehen thematisch eher in die Richtung kommunistischer Widerstand, ich hoffe, das macht nix :zwinker:
    Ganz überragend ist meiner Meinung nach "Wie eine Träne im Ozean", ein mehrbändiges und sehr komplexes Zeitgemälde, ein Pendant zu Krieg und Frieden sozusagen.
    Die Autobiographien von Wolfgang Leonhard und Arthur Köstler wären vielleicht auch noch was. Leonhard war im sowjetrussischen Exil und Köstler, eine ziemlich schillernde Figur, nahm am Spanienkrieg teil, war eine Zeitlang inhaftiert, gab nach seiner Freilassung zusammen mit dem coolen Willi Münzenberg in Paris eine antifaschistische Zeitung heraus und trat beim Einmarsch der Deutschen in die Fremdenlegion ein.

    Einmal editiert, zuletzt von FeeVerte ()