Schreiben im Gefängnis

  • Guten Tag,


    seit einigen Tagen beschäftigt sich mein Hirn mit einer speziellen Frage. Leider aber recht erfolglos. Vielleicht kann mir ja hier jemand helfen. Gibt es Klassiker der Weltliteratur die im Gefängnis entstanden sind? Bedankt.


    Mit freundlichen Grüßen
    Bastyan

  • Einer fällt mir ganz spontan ein:


    Camilo Castelo Branco: "Das Verhängnis der Liebe". Den 1862 erschienenen Roman hat der Portugiese niedergeschrieben, als er wegen Ehebruchs im Gefängnis saß. Der Roman ist zumindest in Portugal und Brasilien ein Klassiker (in Deutschland aber weniger bekannt).


    Marquis de Sade hat "Die 120 Tage von Sodom" auch teilweise im Gefängnis geschrieben.

  • Hallo!


    Ovids Tristien und die Epistulae ex Ponto sind zwar nicht im Gefängnis, aber in der Verbannung entstanden.


    Daneben gab es natürlich viele Autoren, die - ob als "Kriminelle" oder als "Politische" - Gefängnisse bzw. Straflager von innen gesehen haben, ob sie allerdings in dieser Zeit auch geschrieben haben, schreiben konnten und durften? De Sade schrieb heimlich, und er verlor das Manuskript, als er in eine andere Zelle verlegt wurde - es ist reiner Zufall, dass es gefunden, identifiziert und veröffentlicht wurde, lange nach seinem Tod.


    Halt, einer fällt mir noch ein: Cervantes' El ingenioso Hidalgo Don Quijote de la Mancha.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • hallo,
    mir fällt Paul Verlaine ein, er sass von 1873-1875 im Gefängnis, wo er einige seiner "Sagesse"-Gedichte verfasste...
    hm..., sonst fallen mir spontan nur die hier schon erwähnten ein...
    Gruss
    donna

  • ...nun ist mir noch Oscar Wilde eingefallen...und jetzt muss ich zu einem blöden Fortbildungskurs, würde lieber über gefangene Schriftsteller nachdenken... :zwinker:
    gruss
    donna

  • Solschenizyn schrieb auch im Straflager/Gefängnis. - Ob das nun jedoch Weltliteratur zu nennen ist, sei dahingestellt.



    Grüsse
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Wobei Wilde m.W. im Gefängnis kein Werk mehr geschrieben hat, auf jeden Fall keinen "Klassiker der Weltliteratur" mehr ...


    tja, Sandhofer...wieder einmal hast du Recht... :rollen: er hat da irgendwelche Briefe geschrieben, die danach veröffentlicht wurden, oder? Lass mich etwas dazu lernen, bitte,bitte, :breitgrins:der Kurs heute abend war reiner Horror, weiss nicht wer penibler war, der Lehrer oder die "Schüler" :entsetzt:


    Gruss
    donna

  • Hallo zusammen,


    bin mir nicht sicher, doch ich glaube auch Cervantes schrieb seinen Don Quijote teilweise im Gefängnis.


    Gruß
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Gramsci: Gefängnishefte


    hallo xenophanes,
    ich sehe Gramsci eher als Theoretiker,Politiker und Philosoph... bin da überfordert bei der Frage, ob Gramsci, Marx, Engels usw klassische Schriftsteller sind :confused:
    Was meinst du?
    Liebe Grüsse
    donna

  • Hallo zusammen,


    ein deutscher Expressionist:


    Ernst Toller: Briefe aus dem Gefängnis
    und
    Lieder der Gefangenen


    ein französicher, ziemlich heftiger Klassiker der Moderne (1947)


    Jean Genet: Notre-Dame-des-Fleurs


    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()


  • Ich sehe Gramsci eher als Theoretiker,Politiker und Philosoph... bin da überfordert bei der Frage, ob Gramsci, Marx, Engels usw klassische Schriftsteller sind :confused:
    Was meinst du?


    Ich würde sagen: Klassiker ja, Literaten eher nein. Ich persönlich verwende "Klassiker" auch für Philosophen und Naturwissenschaftler. Natürlich nur, wenn sie hinreichend lange tot sind :smile:


    CK

  • hallo Xenophanes,
    das ist eine akzeptable Sicht :smile:


    ...ich frage mich bloss ob wir alle hier Bastyan weitergebracht haben, er/sie reagiert überhaupt nicht :zwinker:
    Gruss
    donna

  • Hallo zusammen!


    ...ich frage mich bloss ob wir alle hier Bastyan weitergebracht haben, er/sie reagiert überhaupt nicht :zwinker:


    Ich bin Optimist und glaube prinzipiell zuerst ans Schlechte im Menschen :breitgrins: - ich nehme daher an, es handelte sich hier um ein Rätsel bzw. eine Hausaufgabe, die es zu lösen galt. Da ich die Frage aber unabhängig davon nicht uninteressant fand, habe ich sie mal stehen lassen. :zwinker:


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Ich bin Optimist und glaube prinzipiell zuerst ans Schlechte im Menschen :breitgrins: - ich nehme daher an, es handelte sich hier um ein Rätsel bzw. eine Hausaufgabe, die es zu lösen galt. Da ich die Frage aber unabhängig davon nicht uninteressant fand, habe ich sie mal stehen lassen. :zwinker:


    Grüsse


    Sandhofer


    hallo,
    das ist wirklich die beste Einsstellung, so bleiben einem viele Enttäuschungen erspart :breitgrins:
    ...und die Frage ist auch interessant, auch wenn ich sie nicht gestellt habe, habe ich wieder einmal etwas dazu gelernt (was mir in meinem "Weiterbildungskurs" nicht passiert ist - hehe, habe heute den letzten Abend geschwänzt!!!)
    Grüsse
    donna

  • uhhhhhh - tolles thema:


    einer der berühmtesten serienmörder in österreich: johannes "jack" unterweger:


    jack unterweger - der sohn einer wiener prostituierten - erschlug eine 18jährige deutsche mit einer stahlrute. das resultat: lebenslang..... im gefängnis fängt er an zu lesen und zu schreiben (angeblich hat er die hauptschule abgebrochen)... und so schreibt er seinen roman: "fegefeuer oder die reise ins zuchthaus".
    das buch hat erfolg.... er hält lesungen.... wird begnadigt und ist ein positivbeispiel der resozialisierung. was damals niemand wusste ist, dass er monate später seinem drang - dem morden - wieder nach geht.......

  • Hallo,


    meiner erster Gedanke eben: Giacomo Casonova! Hm, stimmt aber, glaub ich, gar nicht :breitgrins:. Aus irgendwelchen Gründen hat sich in meiner Erinnerung die Idee eingenistet, Casanova hätte unter anderem auch im Gefängnis geschrieben. Allerdings befürchte ich, dass es sich hierbei lediglich um ein Produkt meiner Fantasie handelt, ausgelöst vermutlich durch das schöne "Meine Flucht aus den Bleikammern von Venedig", in dem es dann zumindest ja doch auch um seine Gefangenschaft geht.


    Tatsächlich im Gefängnis entstanden ist aber "Die Festung" von Henry Jeager. Leonora Christina Ulfeldt schrieb ebenfalls in Gefangenschaft. Aber Weltliteratur...?


    Schöne Grüße
    Tia