Dies und Das

  • Genau so muss man das machen, Zefira! Gerade bei aufzuführenden Werken hat man die Möglichkeit, sich durch die Inszenierung entsprechend zu distanzieren, da braucht es keine Textänderungen. Und was man an der Johannespassion ändern will, entzieht sich meinem Verständnis.
    Auch in den Kinderbüchern würden entsprechende Anmerkungen reichen, ohne dass man den Kiddis vorzensierte Werke vorsetzt. Die sind nicht doof, und genau dadurch könnte man als Eltern oder Lehrer darüber mit ihnen ins Gespräch kommen.

    Ich habe kein Problem mit Gendern und bemühe mich um eine diskriminierungsarme Sprache (ganz frei kann man sich ja nicht machen, weil man manche Zusammenhänge gar nicht kennt). Aber beim Eingriff in Originaltexte geht mir die Hutschnur hoch. Das ist so unhistorisch! Anstatt an den älteren Texten herumzudoktern sollten wir uns einfach heute um Gerechtigkeit und Empathie bemühen.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Ich habe generell nichts gegen Gendern, aber in aktuellen Schriften und Texten, weil es eben heute ein aktuelles Thema in unseren Breitengraden ist. Klassiker sind Klassiker. Wie soll jemand wissen, wie frauenfeindlich die Gesellschaft war, wie menschenverachtend mit Menschen, die sich nicht wehren konnten umgegangen wurde, wenn darüber nicht gelesen werden darf. Alles Schönfärben hilft ja nicht weiter. Für Menschen, die das im Bildungssystem nicht mitbekommen haben, wie man ältere Texte liest gibt es ja immer noch die Möglichkeit für Kommentare, Fußnoten usw.


    Ich hätte mal den Vorschlag die Bibel bzw alle anderen Religionstexte sämtlicher Religionsgemeinschaften zu gendern. Vielleicht würde das manche Institutionen auch ins 21. Jahrhundert hieven und ihre althergebrachten patriarchalen Machenschaften beenden. Ich weiß. Wunschdenken, ....

  • Die Bibel und andere Schriften der christlichen Kirchen kann man nicht gendern, weil das Geschlecht darin viel zu wichtig ist.


    Beispiel - fand ich schon als Konfirmationskind schräge, aber ich war leider kein rebellisches Kind, das da nachfragt:
    Aus dem Kleinen Katechismus - das zehnte Gebot.

    Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Vieh oder was sein ist.

    Was ist das? Antwort: Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unserm Nächsten nicht seine Frau, Mitarbeiter oder Vieh abspannen, abdringen oder abwendig machen, sondern dieselben anhalten, dass sie bleiben und tun, was sie schuldig sind.


    Demnach ist der Nächste ein Mann, und seine Frau ist "sein".
    Zola hat das übrigens (im katholischen Zusammenhang) in "Rom" nachgebetet: die frühchristlichen Gesellschaften teilten alle ihre Habe, außer den Frauen. (sinngemäß zitiert)

  • Nun ja Sklaven fielen da auch unter Sachenrecht, ..... Frauen waren ja auch nichts anderes als Haussklaven mit kaum Rechten und extrem vielen Pflichten.


    Mit Gendern meinte ich die Gleichstellung sämtlicher menschlicher Wesen - vor allem in der Auslegung und ich beziehe mich nicht nur auf christliche Schriften - ich weiß, derzeit utopisch.

  • Tja, da denke ich sofort an "Von Zeit und Strom" von Thomas Wolfe, das ich vor ein paar Jahren zu lesen versuchte.
    Wie oft das inkriminierte Wort in dem Buch vorkam, weiß ich nicht. Etliche Male. Aber es zu ändern würde dem Buch nicht helfen, weil die Inhalte das Hauptproblem sind - wie die Haupt- und Sympathiefigur Eugene Gant sturzbetrunken festgenommen wird und die ganze Nacht randaliert, weil er mit einem solchen N...er zusammen in eine Zelle gesperrt wurde.