Hallo,
wird Zeit, dass ich mich auch im Klassikerforum mal vorstelle:
Beruflich habe ich Informatik und Mathematik studiert und bin Systemanalytiker. Soll heißen, ich entwerfe und schreibe EDV-Systeme (meist in der Programmiersprache Java).
Bis vor 8 Monaten hatte ich mit Büchern nicht viel am Hut. Aber dann bin ich über "Bildung" von Dietrich Schwanitz gestolpert - und bin nun ganz begierig auf Geschichte, Literatur und Bücher allgemein. Ich habe mir vorgenommen, alle großen Werke der Weltliteratur zu lesen. Dabei richte ich mich ungefähr nach der Literaturliste von Schwanitz und http://www.klassiker-der-weltliteratur.de. Auf meiner Liste stehen etwa 40 Werke (ohne Shakespeare).
Bisher habe ich gelesen:
- einiges über griechisch-römische Mythologie (Abenstein, Rose und Schwab)
- Homer/Voß: Ilias + Odyssee
- Cervantes: Don Quijote (hab ich vorgezogen - wegen des 400-Jahre-Jubiläums)
- v.Eschenbach/Stapel: Parzival
- Alighieri: Göttliche Komödie
- Bocaccio: Dekameron
- Germanische Götter- und Heldensagen
- Ovid: Metamorphosen
Homer fand ich recht gewöhnungsbedürftig - wegen der langen Sätze und der Hexameterform, sowas hatte ich vorher noch nie gelesen. Aber nach den ersten Gesängen ging es dann recht gut. Ovid war recht anspruchsvoll; verschachtelte Erzählebenen und viele indirekte Hinweise auf die Helden (Sohn des Tydeus, Akrisiosenkel usw.). Meiner Meinung nach nur mit gutem Vorwissen lesbar, sonst artet das in einer einzigen Nachschlagorgie aus.
Don Quijote ist was zum Schmunzeln: die höflichen Reden - wie z.B. in Kapitel 38 des 2. Teils "der allerseelenreinste Ritter Don Quijote von der allergemanschesten Mancha und sein allerschildknapplichster Sancho Pansa" - und die Anspielungen Cervantes im Vorwort und gegen Ende des 2.Teils auf seinen Rivalen - oder auch den "Verriss" der Ritterromane ganz vorne, wo Cervantes selbst mit einem Buch dabei ist. Das Werk hat aber auch einige Längen wie die "Novelle vom törichten Vorwitz".
Beim Parzival mußte ich mittendrin nochmal von vorn anfangen, da mir der Überblick über die vielen Personen verloren ging. Beim 2. Anlauf hab ich mir dann während des Lesens alle Personen mit ihren weitverzweigten Verwandschaftsbeziehungen aufgeschrieben - wie ich das auch mit den griechischen Göttern und Helden gemacht habe.
Lustig finde ich, daß sowohl Cervantes als auch W.v.Eschenbach einen geheimnisvollen arabischen Autor vorschieben - wohl um mögliche Kritik an der Echtheit/Überlieferung der Story abzuwehren.
Die Göttliche Komödie war dagegen richtig Arbeit: Soviel hab ich noch nie recherchiert (abgesehen von Fachbüchern) - aber ich bin ein geduldiger Mensch und nach einem Monat war ich fertig - muss allerdings noch meine handschriftlichen Notizen und Skizzen ordentlich in den Computer hacken.
Köstlich dagegen das Dekameron. Und eine sehr elegante, schöne Sprache. Aber die allgemeine Kirchenkritik: Dass Boccaccio sich so etwas im Mittelalter erlauben konnte ...
Derzeit lese ich Gottfrieds Tristan und Isolde in der Übertragung von Dieter Kühn, die mir sehr gut gefällt. Danach kommen noch das Nibelungenlied und die Canterbury Tales dran, womit ich das Mittelalter fürs erste abschließe. Weiter geht es dann mit Shakespeare.
Lesende Grüße von Dietrich