Hallo zusammen,
sei ich lese verfolgt mich die Frage, was die Lyrik von der Prosa unterscheidet. Dass es einen fundamentalen Unterschied dazwischen geben muss, steht für mich ausser Zweifel, denn Lyrik kann ich fast gar nicht lesen, während mir das Lesen von Prosa ein echter Genuss sein kann.
Nun, von mir aus gesehen gibt es eigentlich nur einen einzigen Unterschied zwischen Lyrik und Prosa: die Länge. - Und auch die nur in beschränktem Masse, denn Aphorismen zum Beispiel sind auch kurz und gelten als Prosa, sind mir auch irgendwie zugänglich. Früher gab es noch den Reim und die Metrik. Beides stört mich nicht nachhaltig, es gibt schliesslich auch Theaterstücke mit Reimen und mit einem ebenmässigen Versmass, was mir sogar noch gefällt. Aber heutzutage ist, von einem Laien aus gesehen, die Form der Lyrik vollkommen offen. Jeder der schreibt und nach spätestens sechs oder sieben Worten eine neue Zeile beginnt, hat das Recht, sein Werk ein Gedicht zu nennen, so sehe ich das jedenfalls.
Wenn ich Gedichte lese, bzw. las (es kam eingentlich nur in der Schule vor), so kommt nach dem Ende immer das "Na und?" - Vielleicht liegt es auch am Inhalt, denn Balladen und die längeren, "sachlichen" Gedichte von Brecht, welche wohl auch zur Lyrik zu zählen sind, können mein Interesse schon eher wecken.
Natürlich ist es lustig für freudige Interpreten: In jedem Komma, in jedem halben Wort, im Satzbau (den man immer zurechtbiegen muss für Gedichte) kann ein tiefer Sinn gefunden werden, alles verwandelt sich in eine Metapher, nahe- und fernliegende! - Und niemand darf sagen: Nein, das kann man so nicht sehen, das steht aber nicht so drin, das wollte der Autor nicht sagen. Gedichte leiden fast das gleiche Schicksal wie das Werk Kafkas (nur dass er zu viel schrieb, als dass man jeden Komma kommentieren könnte!)
Da ich bemerkt habe, dass es erstens einige gelahrte Forumsmitglieder, die ihr Leben der Literatur widmen und zweitens, was noch wichtiger ist, auch einige Gedichteliebhaber gibt, bin ich zuversichtlich, zu erfahren, was die Lyrik denn eigentlich ausmacht und worin ihr Wert liegt, den ich nicht finden kann.
Ich bin offen für Belehrung!
Es grüsst
alpha
p.S. Die einzige Lyriksammlung, die seit langem in meinem Kopf herumgeistert ist "Les fleurs du mal" - Der Titel reizt mich, aber gelesen habe ich bis heute noch nichts daraus, besitze noch nicht einmal das Buch. Ist es ein "lohnende" Investition, ein "guter Einstieg in die Lyrik"? - Dumme Frage, ich weiss. Werde mir es sowieso früher oder später kaufen...