liebesgeschichten in romanen?

  • hallo,


    was sind eure favoriten unter den klassikern, wenn es darum geht, sich in eine romantische stimmung zu versetzen?
    bei mir sind es 'die wahlverwandtschaften' und 'rot und schwarz'


    *gespannt auf antworten*


    binah


    :schmetterling:

  • Hallo Binah,


    wie man unschwer an meinem Nick erkennt, hat es mir Tolstoi's Anna Karenina besonders angetan :smile:


    Ich meine dabei natürlich die Liebe zwischen Kitty und Lewin - daß da keine Missverständnisse auftreten :zwinker:


    Rot und Schwarz will ich übrigens auch schon lange lesen, jetzt hast Du mich aber sehr neugierig gemacht.


    Viele Grüße,


    Lewin

  • Für mich ist der ultimative Liebesroman noch immer "Pride and Prejudice" [Stolz und Vorurteil] von Jane Austen.


    Gleich an zweiter Stelle folgt Margarete Mitchells "Gone with the Wind".


    An "Anna Karenina" kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich fürchte, ich habe es - genau wie "Rot und Schwarz" - zu früh gelesen, so mit fünfzehn, sechzehn. Hmmmm... vielleicht sollte ich die beiden noch einmal lesen.


    Liebe Grüße
    Nightfever

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "binah"

    was sind eure favoriten unter den klassikern, wenn es darum geht, sich in eine romantische stimmung zu versetzen?


    Romantische Stimmung - was ist das?


    Zitat von "Nightfever"

    Hmmmm... vielleicht sollte ich die beiden noch einmal lesen.


    Beide gehören imho zur Kategorie der Bücher, die man mehr als nur einmal lesen sollte. (Auch mehr als nur zweimal ... !)


    Grüsse


    Sandhofer
    (nach Aussage seiner Frau der absolute Anti-Romantiker :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins: )

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Binah,


    bei mir ist es ebenfalls "Pride and Prejudice" von Jane Austen!


    Zitat von "sandhofer"

    Romantische Stimmung - was ist das?


    Sandhofer
    (nach Aussage seiner Frau der absolute Anti-Romantiker :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins: )


    Wieso überrascht mich das bloß nicht? :elch:


    Ciao,
    Bluebell

    "Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve."

  • Hallo Binah,


    hier meine vorschläge:


    nabokov, lolita
    balzac, die lilie im tal
    balzac, modeste mignon
    balzac, vater goriot
    woolf, mrs dalloway


    und natürlich, als 7jähriger junge:
    mark twain, the adventures of tom sawyer


    was zeichnet stendhal's rot und schwarz deiner meinung nach aus ?
    suche noch einen zugang zu diesem buch.


    frühlingshafte gruesse aus wien,
    stephan

  • Zitat von "Stephan"


    hier meine vorschläge:


    nabokov, lolita


    Hallo Stephan,


    es gibt ja nicht viele Romane der Weltliteratur in denen keine Liebesgeschichte vorkommt, in Balzacs "Vater G.", und in Twains TS spielt sie aber m.M.n. wirklich keine Hauptrolle, oder?


    Bei den anderen hier genannten Romanen:
    - Wahlverwandschaften
    - Rot und Schwarz
    - Anna Karenina
    - Stolz und Vorurteil
    - Vom Winde verweht
    kann ich durchaus nachvollziehen, dass die hier an erster Stelle genannt werden, wenn es um romantische Liebesgeschichten geht, aber bitte erkläre mir mal, wo Du in Nabokovs Lolita Liebe und Romantik entdeckt hast. Oder empfindest Du Kinderschändung als romantisches Thema?


    Neugierige Grüße von Hubert

  • Zitat von "Hubert"


    Bei den anderen hier genannten Romanen:
    - Wahlverwandschaften
    - Rot und Schwarz
    kann ich durchaus nachvollziehen, dass die hier an erster Stelle genannt werden,


    Da bist du toleranter als ich. Die kühle Erzählhaltung und die "chemische" Versuchsanordnung der "Wahlverwandschaften" haben für mich nichts romantisches. "Rot und Schwarz" halte ich aufgrund des zynischen Protagonisten auch nicht unbedingt für ein Musterbeispiel dieser Kategorie ...


    CK

  • Zitat von "xenophanes"

    Da bist du toleranter als ich. Die kühle Erzählhaltung und die "chemische" Versuchsanordnung der "Wahlverwandschaften" haben für mich nichts romantisches. "Rot und Schwarz" halte ich aufgrund des zynischen Protagonisten auch nicht unbedingt für ein Musterbeispiel dieser Kategorie ...
    CK


    Hallo CK,


    ich stimme Dir durchaus zu, in Deiner Beurteilung der beiden Romane und ich selbst würde diese auch nicht als Musterbeispiel für romantische Romane nennen, aber ich kanns ertragen, wenn das jemand so sieht. In der Tat, bin ich ein sehr toleranter Zeitgenosse. Aber "Lolita" als romantische Liebesgeschichte zu bezeichnen, da hört für mich der Spaß auf.


    Gruß von Hubert

  • Hallo Evelyn,


    das kommt doch sehr darauf an, was man unter "romantisch" versteht. Hinter der Literatur der Romantik steht ja ein gedanklicher Hintergrund. Wenn du z.B. E. T. A. Hoffmanns "Der goldne Topf" liest, findest du da auch ein paar romantische Stellen, das sind allerdings eher die Märchen-mit-Happy-End-Aspekte der Geschichte.


    Herz-Schmerz-Romantik würde ich in der "großen Literatur" eher woanders suchen - vielleicht im "Sturm und Drang" (Kabale und Liebe, Die Leiden des jungen Werthers) oder in den bereits genannten besseren "Frauenromanen" (argh! Aber mir fällt keine bessere Bezeichnung ein) von Jane Austen, den Bronte-Schwestern etc.


    LG
    Nightfever

  • hallo hubert,
    ein paar bemerkungen:
    tom sawyer ist natürlich vorrangig keine liebesgeschichte, die beziehung toms zu becky ist aber eine sehr sehr romantische, die auf einen jugendlichen leser serh stark wirkt.
    zu vater goriot:
    thema ist die aufopfernde verzehrende liebe eines vaters zu seinen töchtern, sollte also auf jeden fall als liebesgeschichte durchgehen.


    zu nabokovs lolita:
    ich war der meinung, dass die zeiten, in denen auf "lolita" sofort die replik "kinderschändung" folgte, längst vorbei sind.
    offenbar habe ich mich geirrt. es hat an dieser stelle daher auch vermutlich wenig sinn, auf die einzigartigkeit von 'lolita' näher einzugehen.


    gruesse aus wien,
    stephan

  • Hallo binah und Alle,


    romantisch ist ja zunächst auch die Liebesgeschichte in Madame Bovary von Flaubert, obwohl der Roman selbst früher Realismus ist. Genau wie in Maupassants Bel ami beginnen die Affären mit den berühmt-berüchtigten Kutschfahrten. :redface:
    Dann fällt mir auch noch Effie Briest ein.
    Leider gibt es in diesen Geschichten fast nie ein Happy End!


    Grüße,
    Gitta


    P.s. Übrigens, binah, finde ich Die Wahlverwandtschaften auch romantisch - und erotisch! :winken:


  • Hallo Stephan,


    Zu T.S. und Vater G.:
    ich habe nicht gesagt, dass es in diesen beiden Büchern nicht auch um Liebe geht, aber die Eingangsfrage zu diesem Thread war: "Was sind eure Favoriten unter den Klassikern, wenn es darum geht, sich in eine romantische Stimmung zu versetzen? "
    und im T.S. gibt es m.M.n. (Du kannst das ja durchaus anders sehen) zu viele Stellen, die jegliche aufkommende romantische Stimmung wieder zerstören (zumindest habe ich das als Kind so empfunden) und wenn ich ein romantisches Stück von Shakespeare nennen müsste, hätte ich sicher kein Problem, aber der King Lear wäre nicht dabei, und was ist Vater G. anderes als die Umsetzung des Lear-Themas, will sagen unter romantischer Liebe verstehe ich nicht Vaterliebe.


    Zu Lolita:
    Wenn Du auf die Einzigartigkeit dieses Romans hier eingegen willst: nur zu. Auch ich halte "Lolita" für ein großartiges Buch und es gehört zu meinen Lieblingsromanen. Trotzdem: es geht in diesem Buch um Kinderschändung und nicht um romantische Liebe. Nabokov wäre der erste gewesen, der sich dagegen gewehrt hätte, "Lolita" als romantische Liebesgeschichte zu bezeichnen. Ich hoffe, dass die Zeiten nicht vorbeigehen, in denen Kinderschändung als Verbrechen bezeichnet werden darf und nicht unter dem Deckmantel der angeblichen Liebe verteidigt wird.


    Gruß von Hubert und schöne Ostertage

  • Zitat von "Gitta"

    finde ich Die Wahlverwandtschaften auch romantisch - und erotisch! :winken:


    Hallo Gitta,


    dass "Die Wahlverwandschaften" erotisch sind bestreite ich nicht, aber wenn ich einen romantischen Liebesroman von Goethe nennen soll, fällt mir eher "Die Leiden des jungen Werther" ein.


    Grüsse vom romantischen Hubert und wunderschöne Ostertage

  • Zitat von "Hubert"

    Hallo Gitta,


    dass "Die Wahlverwandschaften" erotisch sind bestreite ich nicht, aber wenn ich einen romantischen Liebesroman von Goethe nennen soll, fällt mir eher "Die Leiden des jungen Werther" ein.


    Grüsse vom romantischen Hubert und wunderschöne Ostertage



    Hallo Hubert,


    erstmal bin ich froh, daß Du auch romantisch veranlagt bist! :winken:
    Dann: Romantik und Erotik können bei mir durchaus zusammen gehören. [Blockierte Grafik: http://www.hifi-forum.de/images/smilies/angel.gif] Nightfevers Aussage über individuell verschiedene Deutung von "romantisch" teile ich, bzw., daß Romantik in Groschenromanen eine andere ist, als z. B. beim Werther. Klar, der zeigt nach außen hin einen romantisch veranlagten jungen Mann mit romantischer (aber sicher nicht nur) Verehrung eines geliebten "Gegenstandes", die Wahlverwandtschaften gehen doch schon stark in Richtung psychologischer Roman. Verworrenheit der Gefühle ist Inhalt beider Werke. Auch die kann m. M. nach romantisch sein! Ich finde, in fast all den hier genannten Büchern spielt die Erotik neben purer Romantik eine Rolle. Ich glaube, ich bin etwas vom Thema ab!?


    Dir jedenfalls auch und allen hier im Forum frohe Ostern! :sonne:


    Gitta


    @ Hubert nochmal: Was Du über "Lolita" gesagt hast, findet meine volle Unterstützung."

    the show must go on. Queen

    Einmal editiert, zuletzt von ()

  • Hallo zusammen!


    Die Frage wäre wohl zuerst: Was heisst "romantisch", was "romantische Stimmung", was "sich in eine romantische Stimmung versetzen"? Ich kenne (zugegeben: recht verklemmte) Leute, die letzeres als Synonym brauchen würden für ('scuse my French!): geil werden / machen. Andere verstehen darunter wohl eher die Gefühle, die man zu haben hat händchenhaltend bei einem Tête-à-tête (Candle Light Dinner, Mondscheinnacht im Frühling etc. etc.). Ich gebe den Verklemmten allerdings zu, dass zwischen den beiden Auffassungen oft nur graduelle und lokale Unterschiede bestehen (wie z.B. zwischen Vorder- und Rücksitz von Papas Auto [Blockierte Grafik: http://www.literaturschock.de/literaturforum/images/smiles/wegrenn.gif]).


    Daneben gibt es natürlich auch "romantisch" als literaturwissenschaftlichen Begriff, aber der hat mit obigen beiden Deutungen nur am Rande zu tun.


    Schliesslich gibt es Texte, die eine Liebesgeschichte erzählen. Das wird von vielen ebenfalls unter "romantisch" subsummiert. Daher überrascht es mich nicht, wenn auch z.B. die Wahlverwandtschaften oder Lolita genannt werden. Auch wenn Goethe eher kühl und naturwissenschaftlich analysierend erzählt (was ja nun auch nicht mit "romantisch" im Sinne von "gefühlvoll" [einer weiteren Bedeutung des Wortes!] zusammenpasst!) und die Liebesgeschichte bei Lolita letztlich pervers und unmoralisch, wahrscheinlich auch nur einseitig imaginiert ist (wir erfahren die Geschehnisse ja nur aus der Sicht von Humbert Humbert; für ihn ist es eine Liebesgeschichte! [Was übrigens m.W. der Wahrnehmung der meisten Pädophilen entspricht ...]).


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat von "sandhofer"


    Schliesslich gibt es Texte, die eine Liebesgeschichte erzählen. Das wird von vielen ebenfalls unter "romantisch" subsummiert.


    Hallo Sandhofer und Alle,


    das sehe ich auch so. Nur wäre es mir recht gewesen, Du hättest die Wahlverwandtschaften nicht in einem Atemzug mit Lolita genannt. (Ich weiß aber, wie Du's gemeint hast.) Mir ist durchaus bewußt, daß die wenigsten Liebesgeschichten der "großen" Literatur romantisch im Sinne der erwähnten Groschenromane sind oder der Vorstellung von Lieschen Müller und ihrem Märchenprinzen entsprechen. Sie sind nicht mehr und nicht weniger romantisch, als es Liebesgeschichten im realen Leben sind, sie nutzen sich mit der Zeit meistens ab, wie es auch in den großen Romanen geschieht.


    Zitat

    Auch wenn Goethe eher kühl und naturwissenschaftlich analysierend erzählt (was ja nun auch nicht mit "romantisch" im Sinne von "gefühlvoll" [einer weiteren Bedeutung des Wortes!] zusammenpasst!)


    Zustimmung. Es wird eine - eigentlich unromantische - für die damalige Zeit sogar skandalöse Liebesgeschichte (eigentlich sind es zwei) "kühl" erzählt, in die der Leser/ die Leserin subjektiv romantische Gefühle nach Bedarf hineinverlegen kann. Persönlich empfand ich dies beim ersten Lesen so, bes. unter Berücksichtigung einiger beschriebener Örtlichkeiten, die man, wenn man will, mit Romantik assoziieren kann.
    Beim wiederholten Lesen (die WV sind eines meiner Lieblingsbücher überhaupt) entdeckte ich dann immer mehr die "Erotik" in dem Buch. Du beschreibst das für heutige Verhältnisse ganz lustig mit

    Zitat

    dass zwischen den beiden Auffassungen oft nur graduelle und lokale Unterschiede bestehen (wie z.B. zwischen Vorder- und Rücksitz von Papas Auto


    Zitat

    und die Liebesgeschichte bei Lolita letztlich pervers und unmoralisch, wahrscheinlich auch nur einseitig imaginiert ist (wir erfahren die Geschehnisse ja nur aus der Sicht von Humbert Humbert; für ihn ist es eine Liebesgeschichte! [Was übrigens m.W. der Wahrnehmung der meisten Pädophilen entspricht ...]).


    Vor einiger Zeit bin ich im Internet anläßlich einer Recherche auf eine widerliche Seite gestoßen, wo unter dem Mäntelchen der Wissenschaftlichkeit genau dies auch aus der Sicht der betr. Kinder behauptet wird.


    LG,
    Gitta

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Gitta"

    Vor einiger Zeit bin ich im Internet anläßlich einer Recherche auf eine widerliche Seite gestoßen, wo unter dem Mäntelchen der Wissenschaftlichkeit genau dies auch aus der Sicht der betr. Kinder behauptet wird.


    Pädophile sehen und interpretieren ihr Tun oft genau so: sie tun den Kindern etwas Gutes, sie erhalten und geben Zuneigung / Liebe ... Weder Strafe noch Therapie vermögen das in den meisten Fällen zu ändern. (Das macht aus Lolita gerade den genialen Roman, der es ist: Humbert Humbert ist der klassische Pädophile, der eine Liebesgeschichte zu erleben meint, während er das Leben des Kindes ruiniert ...)


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat von "Gitta"

    Hallo Hubert,


    erstmal bin ich froh, daß Du auch romantisch veranlagt bist! :winken:


    na, da sind wir ja schon mal zu zweit in diesem Forum. :knuddel: