Intensive Beschäftigung mit einem Autoren

  • Hallo zusammen,


    Immer wenn ich ein für mich sehr interessantes Werk eines Schriftstellers lese, stelle ich mir die Frage, ob es vorteilhaft wäre, in der Folge weitere Bücher dieses Autors unmittelbar nach Abschluss der ersten Lektüre zu lesen oder aber ganz etwas anderes, und später einmal wieder auf diesen Autor zurückzugreifen.
    Ich denke für ersteres könnte sprechen, dass so eine intensivere Beschäftigung mit dem Autor und seinem Werk möglich wäre und die Zusammenhänge zwischen den Werken - so es welche gibt - möglicherweise deutlicher werden, da der Leseeindruck noch frisch ist. Andererseits befürchte ich dann immer, dass die Abwechslung zu kurz kommt, immerhin gibt es noch sehr sehr viele Autoren, von welchen ich noch gar nichts gelesen habe, es jedoch noch unbedingt tun möchte.


    Es würde mich sehr interessieren, wie ihr das so handhabt? :smile:


    Imrahil

    "Die Kunst des Nachdenkens besteht in der Kunst..., das Denken genau vor dem tödlichen Augenblick abzubrechen. - Thomas Bernhard, Gehen

  • Hi Imrahil,


    deine Argumente haben alle was für sich.
    Ich persönlich versuche immer, zwischen zwei Werken desselben Autors zumindest ein, zwei andere einzuschieben - weil ich Angst habe, mich sonst vielleicht schneller als notwendig sattzulesen. Manchmal fällt mir das aber ganz schön schwer, z.B. damals bei Oscar Wilde ...


    (Einzige Ausnahme waren die vier Polt-Krimis von Alfred Komarek, die habe ich innerhalb weniger Tage in einem Rutsch gelesen, aber das zählt bei diesen 120-Seiten-Bändchen ja fast nicht! :breitgrins: )


    Liebe Grüße,
    Bluebell

    "Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve."

  • Hallo Imrahil,


    ich lese mich gerade durch das Werk von zwei Autoren - Friedrich Nietzsche und Hermann Hesse und nebenbei lese ich dann noch andere Bücher. Ich würde das so umschreiben: ich lese Nietzsche und Hesse fast täglich, nicht sehr schnell, vor-, rück- und querlesend, wahrscheinlich niemals zum Ende kommend (was aber egal ist und sowieso illusorisch) und freue mich doch auch regelmäßig Bücher auslesen zu können, wie kürzlichst ein Buch von Leo Perutz. Es sind sicher einige Autor(inn)en sehr geeignet für ein Durch-das-Werk-Lesen. Ich kann eigentlich nur dazu raten, denn man lernt z.B. das Zwischen-den-Zeilen-Lesen, oder das vernetzte Denken und Erkennen stellen sich ein. Auch die Lesedisziplin wird gefördert, so sie erwünscht wird...


    Grüße, FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Hallo Imrahil,


    eine intensive Beschäftigung mit dem Autor ist sicher sinnvoll und wünschenswert. Aufgrund Zeitmangels und soo vielen Büchern, die ich noch lesen will, kommt es bei mir oft nicht dazu. Meist versuche ich dann, über eine Biografie mehr zu erfahren und dadurch noch Tipps auf die Bücher zu erlangen, die mich besonders von diesem Autor interessieren könnten.


    Zwischen den einzelnen Werken liegen bei mir jedoch oft Wochen oder Monate - vom gleichen Autor mehrere Bücher hintereinander zu lesen schaffe ich nicht.


    Gruß von Steffi

  • Hallo zusammen,


    Danke für eure Antworten. Mir geht es eben meist ähnlich: An sich würde es mich durchaus reizen, weitere Bücher desselben Autors gerade anschliessend zu lesen, aber da es so viele andere spannende Autoren gibt, von denen ich meist noch nichts gelesen habe, gebe ich denen dann letztlich den Vorrang.


    Friedrich-Arthurs Methode finde ich überlegenswert, quasi ein Kompromiss.


    Imrahil

    "Die Kunst des Nachdenkens besteht in der Kunst..., das Denken genau vor dem tödlichen Augenblick abzubrechen. - Thomas Bernhard, Gehen

  • Hallo zusammen,


    meist wähle ich einen Zwischenweg. Ich bin schon ein sehr systematischer Leser, bleibe also zwei bis ? Werke bei einem Autor, arbeite mich auch gerne in Literaturepochen ein, aber irgendwann reicht es mir, und etwas Anderes muss her. Außerdem will ich auch bei einigen aktuellen Autoren auf dem Laufenden bleiben und wenn die etwas Neues veröffentlichen, kommt das erstmal dazwischen. So dauern Beschäftigungsphasen häufig mehrere Jahre. An der Bibel lese ich schon vier Jahre und bin erst mit dem Psalter fertig.
    Wie lange bleibt ihr denn in der Regel an einem Autor oder einer Epoche?


    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Hallo zusammen !


    finsbury schrieb:

    Zitat

    Wie lange bleibt ihr denn in der Regel an einem Autor oder einer Epoche?


    Ein Leben lang :breitgrins: Seit etwa einem Jahr versuche ich, etwas systematischer mich der englischen Literatur des 19. Jahrhunderts bis Anfang 20. Jahrhunderts zu nähern; daneben habe ich jetzt Deutschland Anfang bis Mitte 19. Jahrhundert entdeckt- wobei ich mich hier zuerst mal auch über Biografien, historische Romane usw. einlese; einfach um eine gewisse Idee zu bekommen. Meine Liebe zu historischen Rosen, die überwiegend um diese Zeit (allerdings meist in Frankreich) entstanden sind, hilft dabei etwas :zwinker: Ich vermute, das wird mich noch einige Zeit in Ansoruch nehmen, da ich mich nicht ausschließlich damit beschäftige. Dann wäre im Bereich Nachkriegsliteratur (50er Jahre) auch noch einiges zu lesen ...


    Gruß von Steffi

  • Hallo Finsbury!


    Zitat

    Wie lange bleibt ihr denn in der Regel an einem Autor oder einer Epoche?


    Solange mein Interesse akut ist.


    Wenn ich anfange, mich intensiv mit einem Thema/Autor/Zeitraum/... zu beschäftigen, dann geschieht das oft aus einer bestimmten Lebenssituation heraus. Wenn sich die äußeren Umstände dann verändern, kann es sein, dass dieses Thema einfach nicht mehr so aktuell für mich ist und in Schubladen wie "latent", "auskuriert" (oder aber "chronisch"!) verschwindet. :breitgrins:


    Liebe Grüße,
    Doc Bluebell :elch:

    "Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve."

  • Zitat von "Bluebell"

    Wenn ich anfange, mich intensiv mit einem Thema/Autor/Zeitraum/... zu beschäftigen, dann geschieht das oft aus einer bestimmten Lebenssituation heraus. Wenn sich die äußeren Umstände dann verändern, kann es sein, dass dieses Thema einfach nicht mehr so aktuell für mich ist und in Schubladen wie "latent", "auskuriert" (oder aber "chronisch"!) verschwindet. :breitgrins:


    Liebe Grüße,
    Doc Bluebell :elch:


    Hallo Bluebell und ihr alle,


    das ist eine wunderschöne Formulierung, die man hier doch glatt für eine Miniumfrage benutzen könnte, wenn man latent durch aktuell ersetzt.


    Welche AutorInnen, Epochen sind bei euch aktuell, auskuriert und chronisch?


    Bei mir:
    latent: Schiller, alte Griechen, Rafik Schami
    auskuriert: Kafka, Hesse, viele Franzosen
    chronisch: 19. Jahrhundert in Europa, besonders Deutschland, England,
    magischer Realismus, besonders Lateinamerika,
    aber eigentlich kann alles, auch die unter auskuriert genannten, wieder chronisch werden


    Und bei euch?


    HG


    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Bluebell"

    "latent", "auskuriert" (oder aber "chronisch"!) verschwindet.


    Ja, geniale Formulierung! Fehlt nur noch "nie anfällig dafür gewesen" ...


    In der Kategorie "auskuriert" würde ich für mich Hesse einordnen, oder Hemingway ... Krimis (die für mich immer noch rote Taschenbücher sind, mit schwarzen, holzschnittartigen Zeichnungen auf dem Titel) ... SF (ausser Lem, und von Zeit zu Zeit einen Blick in einen alten Heinlein oder Asimov) ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus