Mit Daniel Defoe auf Abwegen

  • Hallo :winken:,


    sicherlich kennt von uns fast jeder den "Robinson Cursoe" von Daniel Defoe, natürlich nur wenige im Original, die meisten in bearbeiteter Form. Ich habe das Buch öfters und sehr gerne in den verschiedesten Fassungen gelesen und hatte auch eine gewisse Vorstellung von Defoe, das auch ein wenig geprägt war von dem Film "Robinson darf nicht sterben".


    Aber - ich war wohl gerade mal so 15 Jahre hielt ich plötzlich in einem Antiqauriat ein Buch in Händen unter dem Titel "Roxana" von Daniel Defoe. Schon zu Hause sah ich, dass ich da ein Buch in Händen hatte, das so ganz anders war, als der "Robinson Crusoe". :zwinker:
    Also las ich das Buch erst in der Nacht. Ich machte mir Licht und bei der Lektüre ging mir auch so manches andere Licht auf, erfuhr Dinge die ich bisher so nicht kannte. Puh, so ein Buch hatte ich noch nie gelesen.
    Als ich nach einigen, fast durchlesenen, Nächten das Buch verschlungen hatte, bin ich bis heute eigentlich dankbar, dieses Werk von Defoe gelesen zu haben.


    Allerdings ist mein Bild über den Daniel Defoe seitdem ein anderes -durchaus positives - geworden, zumal ich erfuhr, dass er mit "Moll Flanders" ähnliches verfasst hat.


    Was haltet ihr von Daniel Defoe und seinem Werk?


    Liebe Grüße
    Leila

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  • Hallo Leila,


    Daniel Defoes Leben ist selbst ein spannender Roman. Er war Dissenter, wurde Unternehmer, hat sich verspekuliert und Bankrott gemacht, hat sich wieder berappelt, wurde Ziegelfabrikant, hat eine Zeitung gegründet (The Review) und sie jahrelang praktisch alleine geschrieben. Von ihm stammen Ideen für die Gestaltung einer Zeitung, die noch heute gültig sind: Leitartikel, Geburts- und Todesanzeigen, Klatschspalte, ... Er war als politischer Propagandist und zum Teil wohl auch als Spion an der Vorbereitung der Union zwischen England und Schottland beteiligt, hat im Alter von mehr als sechzig Jahren Romane zu schreiben begonnen, um zu Geld zu kommen, als erstes den Robinson Crusoe, der sofort ein durchschlagender Erfolg wurde, nicht nur in England. Auf der Flucht vor seinen Gläubigern ist er dann in einem Wirtshaus gestorben...


    Faszinierend ist sein Bericht der großen Pest in London 1665 "A journal of the plague year", die er als fünfjähriges Kind erlebt und ca. fünfzig Jahre später beschrieben hat (so ähnlich wie heute plötzlich die Kindheitserinnerungen an den Bombenkrieg thematisiert werden): Nicht die ganz große Literatur, aber hochinteressant.


    Die einzige Kritik, die ich an ihm habe, ist seine völlige Humorlosigkeit. Das hat aber auch wieder seinen Reiz. Sein Stil ist lapidar, seine Werke haben eigentlich keine Struktur, sind aber merkwürdigerweise trotzdem sehr spannend (das ist ein bißchen wie bei Karl May).


    Herzliche Grüße, Harald

    Aktuell: Altägyptische Literatur. Kafka. Theater des Siglo de Oro. Gontscharow. Sterne, Fielding, Smollett.

  • Zitat von "Leila Parker"

    Was haltet ihr von Daniel Defoe und seinem Werk?


    Hallo Leila,


    ich kenne von D.D. den Robinson, den ich als Kind gelesen habe, "Moll Flanders" (als Jugendlicher gelesen) und den Bericht über die Londonder Pest (vor noch nicht allzu langer Zeit gelesen). Ich finde den Autor gut, weil sein Leben, wie Harald geschrieben hat, selbst ein Roman war.


    Da ich den Robinson vermutlich nur als gekürzten Jugendroman gelesen habe, würde ich gerne mal das Orginal lesen. Mach doch mal einen entsprechenden Lese-Vorschlag.


    Liebe Grüße von Hubert