Januar 2005: E. Bulwer-Lytton: Die letzten Tage von Pompeji

  • Hallo zusammen,


    da sich scheinbar niemand traut, mache ich einfach mal den Anfang:


    In den ersten Kapiteln lernen wir die handelnden Personen kennen, mein Eindruck bisher:
    Diomed: reicher Plebejer und Sohn ehemaliger Sklaven
    Clodius: adeliger Spieler, verkörpert ein bißchen die Dekadenz Roms
    Glaukus: das typische hellenistische Ideal
    Abaces: der skrupellose Ägypter, Sektenchef
    Apäcides: unschuldiger Jüngling
    Jone: griechische Schönheit
    Nydia: blindes Blumenmädchen mit verzaubernder Stimme


    Mir kommt es so vor, dass jede Person einem bestimmten Typus entspricht - eine tiefergehende Charakterschilderung vermisse ich zu Anfang etwas. Nach dieser Einführung und der Darstellung des "typischen" römischen Lebens im Bad kommt nun im 8. Kapitel etwas Philosophie ins Spiel. Abaces erläutert Apäcides seine Ansichten über die Religion. Mit den Stichworten "Ordnung und Natur" bezieht er sich vielleicht auf Aristoteles, aber er scheint auf der ersten Stufe des Glücks (Lust und Vergnügen) stehen geblieben zu sein.


    Zugegeben, der Erzähler, der sich manchmal einmischt, nervt etwas, aber ich habe das Gefühl, dass die Geschichte langsam in Schwung kommt.


    :lesen: Ich komme zum 9. Kapitel.


    Gruß von Steffi

  • Hallo zusammen!
    Hallo Steffi!


    Haben wir schon angefangen?


    Dann kann ich aber vor Montag (und selbst das ist unsicher ...) nicht einsteigen. Ich hatte mich auf ein längeres Prozedere ("Fangen wir heute an?" - "Nein, lieber morgen!" - "Wie wär's mit übermorgen?") vorbereitet, das mir Zeit liesse, zumindest eine aktuelle Lektüre abzuschliessen. Weil, so ab 4 Paralell-Lektüren empfinde ich es als unangenehm :zwinker:


    Grüsse


    Sandhofer


    PS. Steffi, legst Du dann auch noch einen Materialien-Thread an? Danke! :smile:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo sandhofer,


    tja, wir hatten uns ja als Starttermin auf den 4. Januar geeinigt - entsprechend habe ich mir meine Lektüre eingeteilt :zwinker: Sollte sonst noch niemand angefangen haben, lese ich einfach voraus ...


    Gruß von Steffi

  • Baron Edward Bulwer-Lytton, Politiker und Romancier, schrieb seinen Roman, der vor und nach dem berühmten Vulkanausbruch spielt, 1834.




    Originaltext:
    http://www.edward-bulwer-lytton.info/last-days-of-pompeii/
    ------------------


    Kurzbiografie und Blick auf Bulwer-Lyttons Fantasy-Werk in deutsch:
    http://home.t-online.de/home/benina/Bulwer-Lytton.htm
    ------------------


    Essay über Bulwer-Lytton (englisch):
    http://www.litencyc.com/php/speople.php?rec=true&UID=636
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  • Hallo Steffi!


    Zitat von "Steffi"

    tja, wir hatten uns ja als Starttermin auf den 4. Januar geeinigt - entsprechend habe ich mir meine Lektüre eingeteilt :zwinker: Sollte sonst noch niemand angefangen haben, lese ich einfach voraus ...


    Du hast ja Recht. Aber einerseits hatte ich irgendwie noch auf Hubert gewartet, andererseits erwartete ich - aus bisherigen Erfahrungen - noch eine Art Startschuss vor dem Startschuss ... wenn Du verstehst was ich meine ... so eine Art letzter Aufruf. Nun ja, ich hoffe, Dich Anfang nächster Woche begleiten zu können.


    Grüsse


    Sandhofer

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  • Hallo zusammen!


    Zitat von "xenophanes"

    Dante hat aber Vorrang! :grmpf:


    Auf jeden Fall :zwinker:


    Bulwer Lytton - ich habe mal kurz 'reingelinst - scheint mir auch eher so ein Fall für zwischendurch zu sein. (Wobei ich Steffis Charakterisierungen noch nicht so ganz nachvollziehen kann.)


    Grüsse


    Sandhofer

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  • Hallo zusammen,


    zum Start der Pompeji-Leserunde gibt es heute nachmittag um 17:15 einen Filmbeitrag beim NDR: "Pompeji - Der letzte Tag".


    Ich selbst habe leider den Leserundenstart verschlafen. :redface: Aber auf jeden Fall werde ich eure Beiträge interessiert verfolgen.


    Liebe Grüße von Hubert

  • Zitat von "Steffi"

    tja, wir hatten uns ja als Starttermin auf den 4. Januar geeinigt


    Huch! :entsetzt:
    Das hab ich ja total verpennt ...


    Bitte hiermit herzlichst um Entschuldigung - momentan lese ich gar nichts, weil ich mich für eine Prüfung am Montag vorbereite, Anfang nächster Woche beende ich dann Flammenbucht und lese endlich wieder ein Stück beim Dante weiter, und im Laufe der Woche kann ich hoffentlich mit Mansfield Park und den letzten Tagen von Pompeji starten ... *schwitz*


    Schönen Abend und nochmals sorry :blume:

    Bluebell *verkriecht sich wieder zwischen Biochemie und Molekularer Genetik*

    "Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve."

  • Hallo zusammen!

    Zitat von "Sandhofer"

    Bulwer Lytton - ich habe mal kurz 'reingelinst - scheint mir auch eher so ein Fall für zwischendurch zu sein.


    Ja, ich bin gespannt, ob es Eurer Diskussion gelingt, mich von der Klassikerqualität des Buches zu überzeugen. Ich habe es nach gut 100 Seiten enttäuscht weggelegt.
    Gruss,
    Maja

  • Hallo zusammen,
    nachdem ich es endlich geschafft habe die restlichen Seiten des Stechlin zu lesen, kommt jetzt Bulwer-Lytton an die Reihe. Ich habe mir die Ausgabe aus dem dtv-Verlag besorgt. Es macht mich nachdenklich, dieses Buch über eine der größten Naturkatastrophen der Antike ausgerechnet jetzt zu lesen.


    Grüße
    von
    Erika


    :blume:

    Wer Klugheit erwirbt, liebt das Leben und der Verständige findet Gutes.
    <br />Sprüche Salomo 19,8

  • Hallo zusammen!


    Die ersten beiden Kapitel habe ich mal kurz durch gelesen. Im grossen und ganzen bin ich mit Steffi einer Meinung: Kaum Charakterisierungen, Stereotype. Den sich einmischenden Erzähler finde ich zwar nicht ganz so schlimm ...


    Bei mir steht noch ein Vorwort, in dem er einem Troja-Forscher seiner Zeit dankt, auch sich Gedanken macht bzw. seinem Publikum mitteilt zur Freiheit des historischen Schriftstellers. Er scheint also sein Buch (zum Teil vor Ort) recherchiert zu haben, wie es sich für einen guten Autor gehört.


    Jedes Kapitel wird mit 2, 3 kurzen Sätzen angefangen, die die wichtigsten Dinge, die da kommen, aufführen.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo!


    Ich habe eben das zweite Kapitel beendet. Mir geht es ähnlich wie Steffi. Der Erzähler nervt mit seinen belehrenden Anmerkungen:


    "...die zahlreichen Treffpunkte, die bei diesem müßigen Völkchen das waren, was bei uns heute Cafés und Kneipen sind." (dtv-Ausgabe S. 11, Kapitel ll)


    Der Wechsel zwischen Antike und England im 19. Jahrhundert stört mich etwas. Auch sind die Charaktere etwas holzschnitzartig gezeichnet. Vielleicht bin ich auch etwas verwöhnt durch Fontane :zwinker:


    Mal sehen, wie es weitergeht. Mich interessiert auch, wie das Leben in einer antiken Stadt war. Das scheint er ja gut recherchiert zu haben.


    Gruß
    Erika


    :blume:

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    <br />Sprüche Salomo 19,8

  • Hallo zusammen!


    Mehr als 1-2 Kapitel pro Tag schaffe ich im Moment leider nicht. Bin also erst bei Kapitel 7 :sauer:


    Die kleine, blinde Sängerin - hat sie Euch auch an Mignon erinnert?


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo ihr,


    ich muss mich bei euch entschuldigen - aber ich kann an dieser Leserunde jetzt doch nicht teilnehmen! Derzeit habe ich so viel um die Ohren, dass ich nicht einmal genug Zeit habe, um ein einziges Buch in einem annehmbaren Tempo zu lesen - geschweige denn alle 4, zu denen gerade Leserunden laufen, für die ich mich gemeldet hatte! :rollen:


    Ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht übel! :blume:


    Liebe Grüße,
    Bluebell

    &quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve.&quot;

  • Hallo zusammen!


    Das erste Buch habe ich unterdessen zu Ende gelesen. Es erinnert mich vom Aufbau her (eingeschobene Gedichte bzw. Lieder) stark an den Wilhelm Meister, auch wenn die Qualität der Figurenzeichnung natürlich nicht an Goethe heranreicht.


    Dass der Erzähler immer wieder kommentiert und mit seinem 19. Jahrhundert vergleicht, stört mich eigentlich gar nicht. Ich empfinde es eher als eine Art augenzwinkerndes Winken an den Leser: "Es ist ja eh alles Fiktion; und ob ich es im römischen Gewand erzähle oder in einem zeitgenössischen: Mensch bleibt Mensch!"


    Es wird mir ein bisschen viel vom Hunger der Löwen auf Menschenfleisch gesprochen. Dann sagt da plötzlich einer: Dieser junge Grieche würde in der Arena wunderbar aussehen. Wetten, der landet noch dort?


    Grüsse


    Sandhofer

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  • Hallo zusammen!


    Ich antworte mir ungern selber ... (Ich mach's auch nur einmal pro Thread, dann geb ich's auf ...)


    Ich bin jetzt bis II,4 vorgedrungen. Bulwer Lytton scheint auch in diesem Buch seine Stärke in der Beschreibung adliger Sitten und adligen Wesens zu haben (bzw. in der Degeneration von Adel, Sitten und Wesen). Wenn es um Plebs oder Proletariat geht, ziehe ich Dickens (bei aller Larmoyanz) vor. Am besten gelungen, da nicht eindeutig weiss oder schwarz, scheint mir im Moment Apæcides.


    Grüsse


    Sandhofer

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  • Hallo zusammen,
    hallo sandhofer !


    Leider konnte ich letzte Woche einige Tage nicht ins www - daher eine etwas verspätete Antwort.


    sandhofer schrieb:

    Zitat

    Die kleine, blinde Sängerin - hat sie Euch auch an Mignon erinnert?


    Zitat

    Es erinnert mich vom Aufbau her (eingeschobene Gedichte bzw. Lieder) stark an den Wilhelm Meister


    Mignon - kommt sie nicht in Wilhelm Meister vor ? Ich sollte ihn wohl doch dringend lesen :sauer: Leider kann ich deshalb auch nichts über den Aufbau sagen.


    Nachdem ich festgestellt habe, dass meine Ausgabe (Area-Verlag) keine Einteilung in Bücher hat :grmpf: muss ich erstmal vergleichen, ob es überhaupt eine identische Ausgabe ist, obwohl kein Hinweis, auch nicht versteckt, darauf schöießen lässt. Hätte ich doch bloß eine Originalausgabe gekauft...


    Wenn also meine Zählung stimmt, wäre ich im 3. Buch. Vornehmlich geht es hier um Religion. Das Christentum löst die heidnischen Vorstellungen ab. Insofern ist Apaecides wirklich eine der interessantesten Figuren - er ist ja auf der "bösen" Seite und benimmt sich dementsprechend. Da ist die Charakterentfaltung immer leichter. Die Liebesgeschichte nimmt ebenfalls ihren Lauf, wobei Nydia bestimmt noch eine spannende Rolle spielt. Auch ihre Herkunft ist geheimnisvoll - nach der Kurzzusammenfassung von Wilhelm Meister, die ich gelesen habe, ebenfalls ein Indiz auf Mignon.


    Erika schrieb:

    Zitat

    Der Wechsel zwischen Antike und England im 19. Jahrhundert stört mich etwas.


    Gerade der Anfang des 19. Jahrhunderts war ja eine spannende Zeit - Aufklärung, Kant ... Ich versuche, etwas davon in dem Roman zu entdecken. Mich interessiert besonders die Frage, ob erkennbar ist, mit welchen Augen das 19. Jahrhundert auf das 1. Jahrhundert blickte.


    Gruß von Steffi

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Steffi"

    Das Christentum löst die heidnischen Vorstellungen ab. Insofern ist Apaecides wirklich eine der interessantesten Figuren - er ist ja auf der "bösen" Seite und benimmt sich dementsprechend. Da ist die Charakterentfaltung immer leichter.


    Meinst Du nun "böse", weil "nicht-christlich"? Ich hatte bisher nicht den Eindruck, dass Bulwer Lytton (mehr als zu jener Zeit öffentlich notwendig war, um nicht einer gesellschaftlichen Ächtung zu verfallen) extrem christlich eingestellt war. Oder meinst Du "böse" im Sinne des klassichen Bösewichts in der Trivialliteratur? Der scheint Apæcides - jedenfalls im Teil, den ich bisher gelesen habe - aber auch nicht zu sein. Er ist schwach, leicht beeinflussbar ... aber "böse"? Oder habe ich was nicht ganz verstanden? Oder ändert er sich im Verlaufe der Geschichte noch?


    Grüsse


    Sandhofer


    PS. Wer liest eigentlich alles mit? Sind wir zu dritt: Erika, Steffi und ich?

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