G. Flaubert - Bouvard und Pécuchet

  • Hallo Leute!


    Durch meinen Lexikonfimmel bin ich jetzt auf Flauberts "Universalenzyklopaedie der menschlichen Dummheit" gestossen. Das ist eine umfangreiche Materialsammlung fuer seinen letzten, unvollendeten Roman "Bouvard und Pécuchet". Hat den schon mal jemand von Euch gelesen? Was der Kindler dazu schreibt klingt ja sehr interessant. Aber wie sind die Meinungen der Leser dazu?


    Freue mich ueber jede Info.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Hallo BigBen,


    weiterhelfen kann ich Dir leider nicht - aber schön, dass Du mich an dieses Buch wieder erinnert hast, das letzte ungelesene Flaubert-Buch in meinem Regal. Ich möchte es demnächst noch lesen - würde mich also auch freuen, wenn jemand etwas dazu schreiben kann.


    Viele Grüße,
    Zola

  • Hallo Zola,


    Es ist etliche Jahre her, dass ich Bouvard und Pecuchet gelesen habe. Soweit ich mich erinnere, sind Bouvard und Pecuchet zwei ältere Bürger ohne Familie, die durch eine Erbschaft zu etwas Geld kommen. Nun nehmen sie sich vor, ihr Leben der Wissenschaft zu widmen. Sie arbeiten sich durch die verschiedensten Gebiete und scheitern immer wieder mit ihren hochfliegenden Plänen, weil sie als die Dilettanten, die sie sind, sich von den auftretenden Schwierigkeiten entmutigen lassen.


    Das Ganze ist kann man als Verspottung bürgerlicher Bildungsideale ansehen. Bouvard und Pecuchet sind die Gegenbilder zum Settembrini-Typ (aus dem Zauberberg: Der Humanist Settembrini plant eine "Enzyklopädie des menschlichen Leidens" als Grundlage für die Beseitigung aller Leidensursachen).


    Meiner Meinung nach reicht "Bouvard und Pecuchet" nicht an "Madam Bovary" und "L'education sentimentale" heran.


    Herzlichen Gruß, Harald

    Aktuell: Altägyptische Literatur. Kafka. Theater des Siglo de Oro. Gontscharow. Sterne, Fielding, Smollett.

  • Moin, Moin!


    In einem heutigen Feuilleton gefunden. Die <a href="http://www.wikiservice.at/buecher/wiki.cgi?BrüderGoncourt">Brüder Goncourt</a> lästern über Flaubert:


    "Heute sehen wir es ganz klar, es gibt Grenzen zwischen uns und Flaubert. Im Grunde ist er ein Provinzler und Wichtigtuer. Man spürt irgendwie, daß er alle diese großen Reisen auch ein wenig gemacht hat, um die Leute aus Rouen zu verblüffen. Sein Geist ist behäbig und dick wie sein Körper. Feinere Dinge scheinen ihn nicht zu berühren. Er ist vor allem empfänglich für Phrasendrescherei. Im Gespräch bringt er wenig neue Gedanken, und er trägt sie laut und feierlich vor. Sein Geist ist wie seine Stimme: deklamatorisch. Die Geschichten, die Gestalten, die er entwirft, riechen nach Fossilien aus der Unterpräfektur. Er trägt weiße Westen von vor zehn Jahren. Auf die Académie und den Papst hat er noch jene wilde Empörung, von der man wie de Maistre über den Unglauben sagen könnte: "Das ist pöbelhaft!" Er ist plump, übertrieben und in allem ohne Leichtigkeit, im Scherz, im Witz, in der Imitation der Imitationen. Seiner Ochsenfröhlichkeit fehlt es an jedem Charme." <a href="http://www.welt.de/data/2004/11/06/355954.html">(Quelle)</a>

  • Hi Dostojevskij!


    Zitat von "Dostoevskij"

    Die <a href="http://www.wikiservice.at/buecher/wiki.cgi?BrüderGoncourt">Brüder Goncourt</a> lästern über Flaubert:


    Dieses ausgewählte Zitat wirft aber ein falsches Bild auf das Verhältnis von Flaubert und den Brüdern Goncourt. Die anderen Zitate aus dem Briefwechsel im genannten Feuilleton sagen anderes. Der Briefwechsel lohnt sich sowieso zu lesen. Ich habe ihn leider zwar bisher nur auszugsweise gelesen, konnte aber oft herzhaft lachen.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)