Deutscher Buchpreis 2014


  • Was ist denn mit Euch los? Die Dame ist gerade mal 66 Jahre alt. Verwechselt Ihr sie vielleicht mit Gertrud Fusenegger (1912-2009)??


    Danke @newman. Du bist mir zuvorgekommen. Ich hatte diese Antwort auf Lager:



    Was soll das? Die Frau ist 66. Bei z.T. zwanzig und mehr Jahre älteren männlichen Kollegen wie Grass, Walser, Lenz, die hier anstandslos gelesen werden, wird die Frage nicht gestellt. Ich weiß, sandhofer, Du mochtest Deine Landsmännin schon vor dreißig Jahren nicht…


    Werde jetzt mal in ihren Panischen Frühling, von dem Ihr befallen zu sein scheint, hineinlesen. :zwinker:


  • Werde jetzt mal in ihren Panischen Frühling, von dem Ihr befallen zu sein scheint, hineinlesen. :zwinker:


    Das Buch habe ich gestern in der Buchhandlung mitgenommen. Ich erinnere mich sehr gut an die Stimmung, als in London die Flugzeuge schwiegen - seinerzeit habe ich ja dort gelebt. Die Stadt hatte plötzlich eine andere Atmosphäre. Allein das weckt schon mein Interesse an diesem Roman.


  • Ich mag den taz Kommentar: Die Liste ist Quatsch


    Der Artikel ist Quatsch. :breitgrins: Denn: Natürlich hat er recht und die Liste ist auch Quatsch. :zwinker: Das weiß doch jeder, der mal das Kanon-Spiel gespielt hat oder sich über einige Jahre mit der Nominierungsprozedur für den Buchpreis beschäftigt. Schon der Buchpreis ist Quatsch, denn 'den besten deutschen Roman' gibt es natürlich nicht. Aber grade weil das so ist, und jeder das weiß, ist es albern, wenn jedes Jahr irgendwelche Journalisten kommen und es in die Welt herausposaunen. Es hat was davon, jedes Jahr ein Medienspektakel draus zu machen, dass in Deutschland das Wetter im Sommer nicht ist wie in Italien. :schnarch:


    Natürlich gibt es gute Bücher außerhalb der Liste. Das weiß ja auch jeder. Schon allein die Bücher, die auf der Shortlist des Leipziger Buchpreises standen, hätten (abgesehen von Mosebach) auch durchaus hier auf der Langliste erscheinen können. Außer Stanisic hat es keiner geschafft - der ist aber so überragend gut, dass man ihn nicht ignorieren konnte.


    Für mich bemisst sich die Qualität der Auswahlliste nicht daran, was alles fehlt. Da wird man immer endlos Titel nennen können. Sie bemisst sich für mich daran, ob die Bücher, die drauf stehen, gut sind. Und ob mir die Liste Anregungen bietet, Autorinnen und Autoren und ihre Bücher kennenzulernen, die ich bislang nicht kannte und die meinen literarischen Horizont erweitern. Im letzten Jahre etwa waren das Thomas Glavinic und Norbert Gstrein. In diesem Jahr habe ich bereits eine Menge entdeckt, das ich lesen möchte. Und mit Matthias Nawrats kleinem Roman 'Unternehmer' habe ich bereits eine Perle entdeckt (und fast schon durch).


    Insofern ist die Liste aus meiner Sicht geglückt. Obwohl sie natürlich Quatsch ist und ich noch viele Bücher lesen werde, die nicht drauf stehen. Ich bin ja nicht blöd. :smile:

  • Was soll das? Die Frau ist 66. Bei z.T. zwanzig und mehr Jahre älteren männlichen Kollegen wie Grass, Walser, Lenz, die hier anstandslos gelesen werden, wird die Frage nicht gestellt. Ich weiß, sandhofer, Du mochtest Deine Landsmännin schon vor dreißig Jahren nicht…


    Mach 40 draus. Und deren 15 bei Zoë Jenny, und, wenn wir schon dabei sind, deren 5 für Melinda Nadj Abonji ... Verkorkste Familienbeziehungen sind nun mal mein Ding nicht.


    Tatsache ist, dass Gertrud Leutenegger seit Jahren nicht mehr in den wirklich grossen literarischen Schlagzeilen war. (Wikipedia sagt mir, dass sie lange Zeit in Japan lebte, vielleicht deswegen.) Wie Jenny oder Abonji. Tatsache ist auch, dass Leutenegger nach dem Riesenwirbel um ihren Erstling ihren Ruhm nicht aufrecht erhalten konnte, ob mit oder ohne ihre Schuld. Wie Jenny oder Abonji.


    Übrigens lese ich auch Lenz nicht. Nicht einmal anstandsvoll. Und weder Grass noch Walser anstandslos. Aber die drei konnten ihren Ruhm halten. Warum auch immer.
    [hr]
    Der taz-Artikel ist mir noch zu brav. Die Frage, warum dieser oder jener Autor es nicht auf die Liste schaffte, kann immer gestellt werden. Meine Frage wäre ja: Warum es dieser oder jener Autor überhaupt auf die Liste schaffte. Wobei - ehrlich gesagt - mir das auch keine schlaflosen Nächte verschafft. Ich kenne eh kaum einen Namen...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Schön wäre es ja schon mal, wenn nur Bücher auf der Liste ständen, die schon veröffentlicht wurden (nicht nur Vorabexemplare für Kritiker). Und vielleicht sogar schon ein paar Monate auf dem Markt sind.
    So wirkt das Ganze wie eine Marketingaktion. Und Marketing hat nur sehr begrenzt mit Literaturqualität zu tun.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)


  • Schön wäre es ja schon mal, wenn nur Bücher auf der Liste ständen, die schon veröffentlicht wurden (nicht nur Vorabexemplare für Kritiker). Und vielleicht sogar schon ein paar Monate auf dem Markt sind.
    So wirkt das Ganze wie eine Marketingaktion. Und Marketing hat nur sehr begrenzt mit Literaturqualität zu tun.


    In diesem Jahr sind 12 Titel aus dem Frühjahr, einer aus dem Juni. Die sind schon alle da.
    Fünf Titel erscheinen im August (bzw. sind schon da) und nur zwei erst im September.
    Das ist aus meiner Sicht ok und wesentlich besser als in den vergangenen Jahren und noch beim Leipziger Buchpreis, wo einer der Titel erst eine Woche vor der Preisvergabe erschien (Katja Petrowskaja).

  • In diesem Jahr sind 12 Titel aus dem Frühjahr, einer aus dem Juni. Die sind schon alle da.
    Fünf Titel erscheinen im August (bzw. sind schon da) und nur zwei erst im September.
    Das ist aus meiner Sicht ok und wesentlich besser als in den vergangenen Jahren und noch beim Leipziger Buchpreis, wo einer der Titel erst eine Woche vor der Preisvergabe erschien (Katja Petrowskaja).


    Es bleibt immer noch der Fakt, das die alle gerade "frisch" veröffentlicht wurden. Das hat für mich den Geruch der Promotion.
    Dürfen Bücher, die schon zwei, drei, ... Jahre auf dem Markt sind, nicht mehr bewertet/bepreist werden? Es trennt sich doch erst im Laufe der Zeit die Spreu vom Weizen.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)


  • Es bleibt immer noch der Fakt, das die alle gerade "frisch" veröffentlicht wurden. Das hat für mich den Geruch der Promotion.


    Es dürfen nur Bücher eingereicht werden, die im laufenden Jahr (Okt. bis Sept) veröffentlicht wurden. Und ja: der ganze Preis dient in erster Linie dem Marketing. Es ging von Anfang an vor allem darum, einen marketinggerechten Preis zu schaffen, der durch sein Procedere (Longlist, Shortlist, Verleihung am Vorabend der Frankfurter Buchmesse) eine große Medienpräsenz erreicht und den Verlagen auch dabei hilft, ihre Bücher im Ausland besser verkaufen zu können. Literarische Qualitität war dabei immer nur eines der vielen Kriterien, die anderen sind Länderproporz (A, CH, D), Verlagsnamen, Geschlecht, ethnischer Hintergrund usw. usf.


    Und: Als Marketinginstrument funktioniert der Preis hervorragen, eigentlich fast zu gut, denn viele beklagen ja, dass die Verlage, die Rezensenten und der Buchhandel sich zu sehr auf die nominierten Titel konzentrieren und andere Bücher nicht mehr ausreichend wahrgenommen werden.


  • Und: Als Marketinginstrument funktioniert der Preis hervorragen, eigentlich fast zu gut, denn viele beklagen ja, dass die Verlage, die Rezensenten und der Buchhandel sich zu sehr auf die nominierten Titel konzentrieren und andere Bücher nicht mehr ausreichend wahrgenommen werden.


    Naja, wenn man einen "marketinggerechten" Preis schafft, darf man sich über die Konzentration auf die nominierten Titel nicht wundern oder dies gar beklagen. Das ist nur eine logische Folge der Vermarktung. Schade nur, dass dadurch gute und womöglich bessere Bücher nicht oder deutlich weniger wahrgenommen werden. Daher könnte man sich diesen und andere Buchpreise getrost sparen.


    Gruß, Gina


  • Die Bücher die der Artikel nennt, und die auf der Longlist fehlen, klingen ja sehr interessant.


    Gruß,
    Maria


    Ja, darunter ist ja auch der weiter oben von Dir erwähnte Roman von Nino Haratischwili. Offensichtlich hat das Buch mit über 1000 Seiten die "Buchpreis-Norm" nicht erfüllt. :rollen:


    Gruß, Gina

  • Daher könnte man sich diesen und andere Buchpreise getrost sparen.


    Sehe ich nicht ganz so. Klar, man kann beklagen, dass der Preis die Aufmerksamkeit zu sehr kanalisiert. Andererseits können Buch und Buchhandel jede Aufmerksamkeit gebrauchen, die sie kriegen können...


    Wenn ich mir die Preisträger seit dem Beginn anschaue, waren da wirklich gute, ebenso aber auch mittelmäßige und sogar schwache Bücher dabei. Wirklich gut fand ich zum Beispiel Tellkamps 'Turm', richtig schlecht hingegen Katharina Hacker. Manches habe ich dann auch gar nicht erst gelesen. Terezia Mora zum Beispiel. Und der Roman von Ursula Krechel aus 2012 war aus meiner Sicht mit seinem hohen Anteil an dokumentarischem Material schon etwas grenzwertig, eher historisch wertvoll als literarisch geglückt. Aber streiten kann man immer schön drüber, wie wir ja schon an diesem Strang sehen. :winken:


  • Und ja: der ganze Preis dient in erster Linie dem Marketing.


    Dann ist der Name des Preises aber irreführend. Es sollte dann eher der Deutsche Buchhandelspreis, der Deutsche Buchpromotionpreis, der Deutsche Buchverkaufspreis oder sowas sein.
    Von einem Deutschen Buchpreis erwarte ich, das er für ein deutschsprachiges Buch aufgrund seiner Qualität vergeben wird. Und da sollten nicht nur eine Handvoll Kritiker mitzureden haben.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Ja, darunter ist ja auch der weiter oben von Dir erwähnte Roman von Nino Haratischwili. Offensichtlich hat das Buch mit über 1000 Seiten die "Buchpreis-Norm" nicht erfüllt. :rollen:


    Gruß, Gina


    Da wir die "Fehlenden" bereits erwähnten. Judith Hermann debütiert mit ihrem ersten Roman. Ein sympathisches Gespräch über ihr neues Buch findet man hier:


    http://www.ardmediathek.de/rad…=22893062&bcastId=7853220


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Dann ist der Name des Preises aber irreführend. Es sollte dann eher der Deutsche Buchhandelspreis, der Deutsche Buchpromotionpreis, der Deutsche Buchverkaufspreis oder sowas sein.
    Von einem Deutschen Buchpreis erwarte ich, das er für ein deutschsprachiges Buch aufgrund seiner Qualität vergeben wird. Und da sollten nicht nur eine Handvoll Kritiker mitzureden haben.


    Das ist ja kein Widerspruch, jedenfalls nicht notwendigerweise. Auch ein gutes Buch darf man ja 'vermarkten'. :-) Und welchen anderen Weg zur Kandidatenkür schlägst Du vor? Mir gefällt beim Buchpreis, dass die Jury jedes Jahr wechselt, also keine eingeschworenden Seilschaften entstehen können. Gleichwohl halte ich den Preis der Leipziger Buchmesse für literarisch bedeutsamer und vom Niveau her auch für besser.


  • Und welchen anderen Weg zur Kandidatenkür schlägst Du vor?


    Ich habe kein Patentrezept. Aber gerade weil mich diese ganze Medienmache und Marketingmaschine nervt, warte ich oft, bis ein Buch richtig "abgehangen" ist, d.h. es nicht nur die Kritiker bei der Erstveröffentlichung sondern auch das Publikum für eine Weile "überlebt" hat. Eintagsfliegen verschwinden schnell aus dem Handel bzw. der öffentlichen Diskussion. Literatur dieser Art kann ich aber bei so einem gepuschten Preis nicht als solche erkennen.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Ich habe kein Problem mit solchen Buchlisten, wenn es den Autoren hilft.
    Und natürlich werden immer irgendwelche gewichtigen Bücher vergessen,
    und die werden in der Presse ja auch meistens genannt, somit hat man
    eine Menge zu lesen.
    Ich wüßte nicht wie ich sonst einen Überblick bekommen sollte, was denn Interessantes
    erschienen ist.


    Gruß, Lauterbach

  • Ich habe heute mit Koala von Bärfuss angefangen. Wenn man sich erst mal an die Verschachtelung der Sätze gewöhnt hat ist es ganz angenehm zu lesen. Das Thema des Buches ist mit Selbstmord kein leichtes aber der Autor hat mich in seinen Bann gezogen.