Hermann Burger: Schilten

  • Ich habe gestern Umberto Ecos "Die Kunst des Bücherliebens" beendet und mache jetzt weiter mit Hermann Burgers "Schilten: Schulbericht zuhanden der Inspektorenkonferenz". Nach den ersten Seiten kann ich schon sagen, das da eine sehr morbide Lektüre vor mir liegt. Außerdem hat Burger offenbar ein Händchen für skurrile Wortschöpfungen.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)


  • Ich habe gestern Umberto Ecos "Die Kunst des Bücherliebens" beendet und mache jetzt weiter mit Hermann Burgers "Schilten: Schulbericht zuhanden der Inspektorenkonferenz". Nach den ersten Seiten kann ich schon sagen, das da eine sehr morbide Lektüre vor mir liegt. Außerdem hat Burger offenbar ein Händchen für skurrile Wortschöpfungen.


    Ein sehr empfehlenswertes Buch - wie eigentlich alles von Burger. Die "skurrilen" Wortschöpfungen könnten im Schweizer Idiom begründet sein (ähnlich wie bei Robert Walser, dessen Stil auch sehr eigenwillig ist); vielleicht weiß Sandhofer Näheres.


    Morbide ist das Buch, aber qualitativ z. B. weit über die oft mit Burger verglichenen Werke von Th. Bernhard zu stellen. Allerdings sollte man sich - wie Dostoevskij erwähnt - schon ein wenig Zeit nehmen. Es lohnt sich aber.


    Grüße


    s.

  • Hallo zusammen!


    Ich habe Burgers Schilten mal einen eigenen Thread gegönnt. Ist allerdings schon einige Zeit her, dass ich das Buch gelesen habe - es steht seit längerem auf meiner Liste der demnächst zu tätigenden Re-Reads ... :rollen:


    Die "skurrilen" Wortschöpfungen könnten im Schweizer Idiom begründet sein (ähnlich wie bei Robert Walser, dessen Stil auch sehr eigenwillig ist); vielleicht weiß Sandhofer Näheres.


    Ich glaube es, ehrlich gesagt, nicht. Nebenbei: Kant war Ostpreusse, wenn ich mich nicht irre. Hegel war Schwabe. Thomas Mann ein Hanseate. Joyce ein Ire ... :smile:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Ich würde in diesem Hermann Burger-Jahr (das ja auch ein Thomas Bernhard-Jahr etc. ist) sehr gerne einmal etwas von diesem Autor lesen, gibt es da neben Schilten weitere Empfehlungen? Er schrieb ja auch kleinere Prosaformen?


    Imrahil

    "Die Kunst des Nachdenkens besteht in der Kunst..., das Denken genau vor dem tödlichen Augenblick abzubrechen. - Thomas Bernhard, Gehen

  • Hallo!



    Ich würde in diesem Hermann Burger-Jahr (das ja auch ein Thomas Bernhard-Jahr etc. ist) sehr gerne einmal etwas von diesem Autor lesen, gibt es da neben Schilten weitere Empfehlungen? Er schrieb ja auch kleinere Prosaformen?


    Etwa die "Wasserfallfinsternis von Bad Gastein", ein Hydrotestament in fünf Sätzen der Ache, die ihr - suizidales- Verschwinden beschließt: "Erstens, aus Protest gegen die hinrnwütige Ausbeutung der Gasteiner Therme, eines unter vielen Beispielen für den Raubbau der Menschheit an ihren Ressourcen, habe ich mich, die Gischtende, was mit Hilfe aller in mein Bett geleiteten Abwässer ein leichtes war, vergiftet und, wörtlich, aus dem Staub gemacht, und ich verfüge letztwillig, daß alle achtundvierzig Heilquellen mir nachfolgen und versiegen werden; [...]".


    Sehr lesenswert auch "Zentgraf im Gebirg" oder der "Eremitenkongress" unter dem Thema "Die Waldeinsamkeit im Zeitalter der Technik unter besonderer Berücksichtigung der Bedrohung unseres Forstbestandes". Die durch das Schweigegelübde gebundenen Einsiedler befehden einander morsenderweise, man vermag sich nicht zu einigen über die bäumliche Natur, wie es denn stehe mit dem Selbstverständnis der Eichen, Buchen und Rottannen, ob es zwischenbäumliche Kommunikation gäbe oder ob man gar - ein eine Schlägerei auslösendes Sakrileg - den Eremiten einen praktischen Unterricht im Holzfällen erteilen solle.


    Grüße


    s.

  • Ich hole diesen alten Thread mal wieder hoch.


    Wir gedenken in diesem Jahr den 25. Todestag von Hermann Burger.


    Eine feine Werkausgabe ist im Verlag Nagel + Kimche nun erschienen:


    [kaufen='3312005612'][/kaufen]


    Der Perlentaucher gibt einen Überblick über die Rezensionen in den großen Tageszeitungen:


    http://www.perlentaucher.de/bu…erke-in-acht-baenden.html


    Hier noch der sehr lesenswerte Artikel der NZZ:


    http://www.nzz.ch/aktuell/feui…hermann-burger-1.18253338


    Wiederabgedruckt in literaturkritik werden zwei Artikel von Marcel Reich-Ranicki, einmal zum Todes des Autors und einmal auf der Titelseite der FAZ-Buchmessebeilage 1982:


    http://www.literaturkritik.de/…z_id=18947&ausgabe=201403


    http://www.literaturkritik.de/…z_id=18948&ausgabe=201403


    Gruß, Thomas

  • Interessant, das Remo H Largo eines der Nachworte verfasst hat. Er war mir bisher nur mit seinem Erziehungsklassiker "Babyjahre" bekannt:


    Du hast mir soeben einen Grund geliefert, die Werkausgabe vielleicht doch nicht zu kaufen ... :sauer:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Was mich ein wenig verwirrt ist, daß die Einzelbände in der Summer mehr kosten als die 8-bändige Ausgabe. :confused:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Also mir ist das das erste Mal aufgefallen. Bei anderen Werkausgaben, die ich gekauft habe, war das nicht so.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Ich hab sie. :klatschen: Schöne Ausgabe, hübscher Schuber. Jetzt bauche ich nur noch ein wenig Zeit zum Lesen. ;)

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)