Elisabeth Gaskell

  • Hallo zusammen!


    Etwas vernachlässigt im deutschen Sprachraum: Die Schriftstellerin Elisabeth Gaskell. Allenfalls kennen wir ihre Biografie der Freundin und Autorenkollegin Charlotte Brontë. Ich habe jetzt gerade von ihr eine Sammlung kleinerer Werke gelesen, die der Manesse-Verlag publiziert hat, und eine Autorin gefunden, die durchaus lesenswert ist.


    Allerdings finde ich, dass ihr vor allem die zeitgenössischen Charaktere und Ereignisse zu liegen scheinen. Wo sie, wie z.B. in Lois die Hexe Ereignisse verarbeitet, die weit zurück und erst noch auf einem andern Kontinent stattfanden (die Hexenverfolgungen in Salem), da wird selbst die Protagonisten flach und schematisch geschildert. Und starke Frauenfiguren scheinen ihr ansonsten sehr zu liegen. Den Wahnsinn des puritanischen Klimas kann aber z.B. ein Hawthorne bedeutend besser schildern.


    Lohnen sich ihre grossen Romane (Mary Barton, Cranford, North and South)?


    Grüsse


    sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Sandhofer,


    von Elisabeth Gaskell kenne ich bisher nur "Cranford", ein humorvolles, intelligentes und liebenswertes Buch, das ich nur empfehlen kann.


    Grüße von der Leserin

  • Hallo sandhofer,
    hallo zusammen,


    ich haben den Erzählband von Manesse gelesen und kenne die BBC Verfilmung von "North and South". Diese Verfilmung kann ich sehr empfehlen. Eine gute Produktion. Industrialisierung, Webereien, Streik, Streikbrecher, Armut, Krankheit und eine schöne Liebesgeschichte.


    http://de.wikipedia.org/wiki/North_&_South_(Film)


    gibt es auch in Deutsch. Das Buch "North and South" ist leider noch nicht übersetzt und nach "Frauen und Töchter" suche ich seit längerem. Leider war dieses Manesse-Buch sehr schnell OOP.


    Cranford" kommt im Februar 2008 auf DVD heraus (BBC Produktion, englisch).


    Cranford wartet noch darauf von mir gelesen zu werden.
    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen,


    ich lese gerade "Cranford" und bin ganz angetan von der Geschichte. Hier mal der Anfang des Buches:


    Zuerst muß das Wichtigste gesagt werden: Cranford ist im Besitz der Amazonen.
    Alle Inhaber von Wohnungen über eine gewisse Miete hinaus sind Frauen. Wenn ein jung verheiratetes Paar sich in der Stadt niederläßt, dann verschwindet der Mann bald auf irgendeine Art; entweder erschrickt er zu Tode darüber, daß er der einzige Mann bei den Cranforder Abendgesellschaften ist, oder sein Verschwinden wird damit erklärt, daß er bei seinem Regiment oder auf seinem Schiffe ist ..... Kurz, was auch aus den Herren werden mag, in Cranford sind sie jedenfalls nicht.


    die Charaktere sind schrullig, komisch, traurig - hervorragend gezeichnet. z.b. Miss Jenkyns, eine ältliche Jungfer:


    Miss Jenkyns trug eine Krawatte und ein kleines Hütchen wie eine Jockeimütze und hatte überhaupt etwas entschieden Männliches in ihrer Erscheinung, obwohl sie die moderne Idee von der Gleichbereichtigung der Frauen verabscheut haben würde. Gleichheit - ja wahrhaftig, sie wußte, daß sie den Männern überlegen waren.


    *ggg*


    Meine Reclamausgabe beschreibt den Stil von "Cranford" wohl am treffendsten:


    Eine Mischung von Humor, Sentimentalität und Tragik durchzieht das Buch. Diese Miniaturmalerei einer zurückgebliebenen Kleinstadt und ihrer schrulligen Bewohner erinnert an ein Spitzweg-Gemälde, an ein Idyll, das nicht frei ist von Pathos.


    Auch Manesse-Verlag hat Elizabeth Gaskell wieder entdeckt und das lange Zeit nicht mehr im Handel erhältliche Buch "Frauen und Töchter" gibt es wieder zu kaufen:


    [kaufen='3717582321'][/kaufen]


    nochmals zu "Cranford". Die Geschichte wird in Episoden erzählt und erinnerte mich sehr an "Das Land der spitzen Tannen" und "Der weiße Reiher" - weitere Geschichten aus dem Land der spitzen Tannen - von Sarah Orne Jewett.


    Gruß
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()

  • Hi sandhofer,


    ich habe vor nicht allzu langer Zeit North&South gelesen
    und ich muss sagen für Romantiker lohnt es sich wirklich.
    Die Metamorphose der weiblichen Hauptperson ist, wie ich finde,
    äußerst interessant.
    Es geht in dem Roman allerdings nicht nur um Liebe und so,
    sondern Gaskell behandelt darin auch den gesellschaftlichen Konflikt
    der damaligen Zeit, was wiederum etwas Nüchternheit in die wunderbare
    Romanze bringt.


    Meiner Meinung nach ist das Buch echt lesenswert.
    Ich hab es gelesen, nachdem ich die BBC-Verfilmung gesehen hab.
    Und ich musste den Schluß gleich dreimal lesen.


    Liebe Grüße hami32

  • Leider nichts Neues:
    Nach Auskunft von Manesse sind leider keine weiteren Bücher von Elizabeth Gaskell geplant. Ich hatte vor allem wegen Mary Barton und North und South nachgefragt.


    Bei gutenberg.org sind jedoch alle Romane, einige Erzählungen und auch die Charlotte Bronte-Biographie im Original verfügbar.


    Ich mag Elizabeth Gaskells Vielseitigkeit (ohne bisher die o.g. Industrieromane zu kennen, die sicher weitere Seiten zeigen) und ihre überzeugenden Frauenfiguren ("Heldinnen"). Auf Frauen und Töchter bin ich auf jeden Fall schon gespannt.


    Gruß, Gina

  • Hallo Gina,


    zwischenzeitlich habe ich North and South gelesen und fand den Roman wunderbar im Stil und Aufbau und in den Entwicklungen der Personen, der Spannungsbogen ist toll aufgebaut. Ich glaube ja, daß in der Figur Thornton ein bißchen Friedrich Engels zu finden ist; das frühe Verlassen der Schule, die Führung einer Baumwollspinnerei im Norden Englands... Ob das Zufall ist? Zumindest könnte ich im Netz herausfinden, daß Gaskell und Engels eine zeitlang in Manchester nur 100 m voneinander entfernt wohnten.


    Und natürlich ist da noch die Frauenfigur Margaret, die eine erstaunliche Entwicklung durchmacht.


    Ich kann dir das Buch sehr ans Herz legen.


    Sehr schade, daß Manesse nicht weitere Bücher von ihr rausbringt. Danke dennoch fürs Nachfragen, hat mich schon interessiert.



    Frauen und Töchter warten bei mir auch noch darauf gelesen zu werden.



    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()

  • Hallo Maria,


    vielen Dank für Deine Ausführungen. Ich habe es geahnt: Ich werde North and South auch lesen müssen. :smile: (Ich habe gerade eine Penguin-Ausgabe im Regal entdeckt ...)


    Jetzt lese ich erst etwas anderes, aber Mrs. Gaskell ist auf der Leseliste weit nach oben gerutscht.


    Gruß, Gina

  • Ihr macht mich richtig neugierig. Inzwischen habe ich mir, wie bereits woanders geschrieben, wohl alles, was in deutscher Sprache verfügbar ist, zugelegt: Womit sollte ich denn eurer Meinung nach anfangen?


    - Cranford
    - Frauen und Töchter
    - Mr. Harrisons Bekenntnisse u.a. Erzählungen
    - Die Geschichte des alten Kindermädchens?

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • Ich habe mir, auch neugierig geworden, ein Erzählband von ihr aus der Bibliothek ausgeliehen.
    Wieso ist eigentlich so wenig von ihr ins Deutsche übersetzt?
    Ich könnte mir vorstellen, das North and South durchaus seine Leser finden würde.


    Gruß, Lauterbach

  • Hallo finsbury, hallo Lauterbach,


    Cranford ist sehr lesenswert, mit liebenswerte Dorfbewohner, weiter oben habe ich zwei Auszüge zitiert. Dasselbe gilt für ihre Erzählungen.


    Frauen und Töchter kenne ich auch noch nicht.



    Lauterbach
    Ich könnte mir vorstellen, das North and South durchaus seine Leser finden würde.


    Davon bin ich überzeugt. Die BBC-Miniserie hat ja schon gute Vorarbeit geleistet.



    finsbury
    - Die Geschichte des alten Kindermädchens


    Ist das eine Kurzgeschichte?
    Welcher Verlag?




    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Maria,


    "Die Geschichte des alten Kindermädchens" ist in der Tat eine Kurzgeschichte und in der Reihe "Kabinett der
    Phantasten", Bd. 29 im "jmb Verlag Jens Bolm" erschienen.


    [kaufen='978-3940970466 '][/kaufen]

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)


  • "Die Geschichte des alten Kindermädchens" ist in der Tat eine Kurzgeschichte und in der Reihe "Kabinett der
    Phantasten", Bd. 29 im "jmb Verlag Jens Bolm" erschienen.


    Diese Kurzgeschichte ist übrigens in dem Erzählband Curious, if True bei gutenberg.org enthalten.


    @ finsbury: Ich kenne bisher ja auch nur Cranford und die Erzählungen und finde, beides ist gleichermaßen als Einstieg geeignet.


    Gruß, Gina


  • Ich habe mir, auch neugierig geworden, ein Erzählband von ihr aus der Bibliothek ausgeliehen.
    Wieso ist eigentlich so wenig von ihr ins Deutsche übersetzt?
    Ich könnte mir vorstellen, das North and South durchaus seine Leser finden würde.


    Gruß, Lauterbach


    Wieso so wenig von ihr übersetzt wurde wird mir auch ein Rätsel bleiben, zumindest eine größere weibliche Leserschaft scheint darauf zu warten (lese und höre ich immer wieder) und ich auch. Ich bin mir nämlich nicht sicher wie gut ich mit dem Original zurecht kommen würde. Vielleicht mag jemand was zum Schwierigkeitsgrad sagen?


    Auf jeden Fall stehen ihre Bücher bei mir ganz oben auf der "Kaufen"- Liste, die Verfilmungen sind schon so toll, wie müssen da erst die Bücher sein :herz:

  • Wieso so wenig von ihr übersetzt wurde wird mir auch ein Rätsel bleiben, zumindest eine größere weibliche Leserschaft scheint darauf zu warten (lese und höre ich immer wieder) und ich auch. Ich bin mir nämlich nicht sicher wie gut ich mit dem Original zurecht kommen würde. Vielleicht mag jemand was zum Schwierigkeitsgrad sagen?


    Auf jeden Fall stehen ihre Bücher bei mir ganz oben auf der "Kaufen"- Liste, die Verfilmungen sind schon so toll, wie müssen da erst die Bücher sein :herz:


    North and South.


    Manchmal kommt ein Dialekt im Original vor, aber das Verständnis versteht man im Kontext dann doch recht gut. Und natürlich gibt es kleinere Abweichungen zwischen Buch und Film, aber das hat mich nicht gestört.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Danke Maria :smile: Dann werde ich mir North and South demnächst mal zulegen, zumindest mit dem "Geordie"-Dialekt habe ich keine Probleme, mal schauen.


    Liebe Grüße
    Puck


  • zwischenzeitlich habe ich North and South gelesen und fand den Roman wunderbar im Stil und Aufbau und in den Entwicklungen der Personen, der Spannungsbogen ist toll aufgebaut. Ich glaube ja, daß in der Figur Thornton ein bißchen Friedrich Engels zu finden ist; das frühe Verlassen der Schule, die Führung einer Baumwollspinnerei im Norden Englands... Ob das Zufall ist? Zumindest könnte ich im Netz herausfinden, daß Gaskell und Engels eine zeitlang in Manchester nur 100 m voneinander entfernt wohnten.


    Und natürlich ist da noch die Frauenfigur Margaret, die eine erstaunliche Entwicklung durchmacht.


    Ich kann dir das Buch sehr ans Herz legen.


    Volltreffer! :klatschen:
    Ich bin jetzt ca. bei der Hälfte von North and South und wie Du, Maria, schon geschrieben hast, ist der Roman wunderbar aufgebaut ... und den Stil mag ich sowieso. :smile:


    Mir gefällt gut, wie die Ansichten, Vorstellungen und auch Vorurteile zwischen dem Norden und dem Süden dargestellt sind, aber vor allem auch die Haltung der Arbeitgeber und der streikenden Arbeitnehmer - ein wahrlich zeitloser Konflikt. Durch Margarets Kontakt sowohl zu den Thorntons als auch zu den Arbeitern (Higgins) lernt man beide Seiten kennen, das macht die Handlung sehr authentisch.


    Auch die persönlichen/familiären Beziehungen und Konflikte geben einiges her - ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht.


    Wer lieber auf deutsch liest:
    Laut Wikipedia gibt es eine Übersetzung mit dem Titel "Margarethe" (Reprint bei Amazon gibt's nicht mehr); hier wurde ich fündig:
    https://opacplus.bsb-muenchen.…zabeth+gaskell+margarethe


    (PDF-Download bei "online lesen")


    Gruß, Gina :lesen:


  • Mir gefällt gut, wie die Ansichten, Vorstellungen und auch Vorurteile zwischen dem Norden und dem Süden dargestellt sind, aber vor allem auch die Haltung der Arbeitgeber und der streikenden Arbeitnehmer - ein wahrlich zeitloser Konflikt. Durch Margarets Kontakt sowohl zu den Thorntons als auch zu den Arbeitern (Higgins) lernt man beide Seiten kennen, das macht die Handlung sehr authentisch.


    oja, das Verhältnis zu den Higgins fand ich sehr gut dargestellt. Berührte mich sehr beim Lesen.



    Zitat

    Wer lieber auf deutsch liest:
    Laut Wikipedia gibt es eine Übersetzung mit dem Titel "Margarethe" (Reprint bei Amazon gibt's nicht mehr); hier wurde ich fündig:
    https://opacplus.bsb-muenchen.…zabeth+gaskell+margarethe


    (PDF-Download bei "online lesen")


    Gruß, Gina :lesen:



    Das ist ja toll !
    was du nicht alles entdeckst. Das schau ich mir gleich mal an !


    LG
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)