Welche Fontane-Biographie?

  • Hallo zusammen,


    da ich mich z.Zt. intensiv mit Fontanes Berlinromanen beschäftige, will ich mir zur Ergänzung auch eine Fontane-Biographie anschaffen: Meine Buchhandlung hat zwei vorrätig:


    1. „Theodor Fontane: Biographie“ von Wolfgang Hädecke


    [kaufen='3423308192'][/kaufen]


    und

    2. „Fontanes Welt: Eine Biographie des Schriftstellers“ von Helmuth Nürnberger


    [kaufen='3570550362'][/kaufen]



    Jetzt meine Frage: Kennt jemand von Euch eine der beiden Biographien und kann sie empfehlen oder gibt es noch andere Biographien die vielleicht geeigneter sind?


    Grüße


    montaigne

  • Hallo,


    ich habe zu Hause die Biographie von Helmuth Nürnberger (geb. 1930), der sich mehr als ein halbes Jahrhundert mit Fontane, seinem Umfeld, den Hintergründen seines Schaffens beschäftigt hat, ausgewogen und sehr kenntnisreich schreibt.

    Er bekannte einmal im Gespräch, dass es dennoch Werke Fontanes gibt, die bisher noch nicht so gut wie andere erforscht worden seien, so die "Cecile", deren letzter Teil ja vorwiegend in Berlin spielt.


    Ich habe im Thread über "Stine" schon ein reich bebildertes Buch benannt, das ich mir jetzt
    zugelegt habe (auch gar nicht so teuer ist) und mir sehr hilft, die Topographie der Hauptstadt des Kaiserreichs zu erschließen, die Dich ja ebenfalls interessiert:


    Bernd W. Sailer: Fontanes Berlin. Die Hauptstadt in seinen Romanen. Berlin: verlag für berlin-brandenburg 3. Auflage, 2012, 190 S.


    Der Autor (geb. 1939) hat mich zum Beispiel darauf aufmerksam gemacht, dass es in Fontanes Berlin-Romanen so gut wie keinen Lärm gibt. :zwinker: Dabei störten ihn durchaus ratternde Fuhrwerke, das Klingeln der Straßenbahnen, die Lokomotiven ... Im "Stechlin" erfreut sich der alte Barby lediglich daran, "wie das Abendrot den Lokomotivenrauch durchglüht".


    Viele Grüße


    Karamzin


  • ich habe zu Hause die Biographie von Helmuth Nürnberger (geb. 1930), der sich mehr als ein halbes Jahrhundert mit Fontane, seinem Umfeld, den Hintergründen seines Schaffens beschäftigt hat, ausgewogen und sehr kenntnisreich schreibt.


    Hallo Karamzin,


    vielen Dank für den Hinweis, dann werde ich mir diese Biographie auch zulegen.




    Bernd W. Sailer: Fontanes Berlin. Die Hauptstadt in seinen Romanen. Berlin: verlag für berlin-brandenburg 3. Auflage, 2012, 190 S.


    Der Autor (geb. 1939) hat mich zum Beispiel darauf aufmerksam gemacht, dass es in Fontanes Berlin-Romanen so gut wie keinen Lärm gibt. :zwinker: Dabei störten ihn durchaus ratternde Fuhrwerke, das Klingeln der Straßenbahnen, die Lokomotiven ... Im "Stechlin" erfreut sich der alte Barby lediglich daran, "wie das Abendrot den Lokomotivenrauch durchglüht"


    Ein hochinteressantes Detail, doch die Frage bleibt wohl offen, warum Fontane den Lärm in Berlin nicht erwähnt, wenn er ihn doch gestört hat? Wollte er sein Berlin beschönigen?


    Auf Sailers Buch „Fontanes Berlin“ bin ich übrigens die Tage selbst aufmerksam geworden. Guckst du hier:


    http://www.klassikerforum.de/i…32.msg51117.html#msg51117


    und habe es mir inzwischen gekauft, allerdings noch nicht ausgepackt. Ich werde noch darüber berichten.


    Grüße


    montaigne

  • Fontanes Welt von Nürnberger habe ich auch und ich finde sie auch sehr gelungen, da sie sich eben nicht nur mit Fontane und seinem Werk sondern auch der damaligen Zeit befasst ! Empfehlenswert !

  • Hallo Montaigne,


    der Nürnberger steht bei mir auch schon seit längerer Zeit auf der Einkaufsliste. Beim Lesen von Fontane stelle ich immer wieder fest, dass viele zeitgebundene und historische Details auftauchen. Diese Details einmal nicht in einzelnen Anmerkungen und Kommentaren, sondern im Zusammenhang zu erfahren, ist bestimmt interessant.


    Frage: wäre solch ein Werk der Sekundärliteratur nicht auch mal Stoff für eine Leserunde? Vielleicht etwas zwangloser und zeitlich nicht so festgelegt, da ich so etwas gerne nebenher lese. Aber dann hätte man doch eine Stelle, wo man sich darüber austauschen könnte. Wie wärs?


    Gruß
    Klaus


  • Fontanes Welt von Nürnberger habe ich auch und ich finde sie auch sehr gelungen, da sie sich eben nicht nur mit Fontane und seinem Werk sondern auch der damaligen Zeit befasst ! Empfehlenswert !


    Danke, Steffi, für die Empfehlung




    der Nürnberger steht bei mir auch schon seit längerer Zeit auf der Einkaufsliste. Beim Lesen von Fontane stelle ich immer wieder fest, dass viele zeitgebundene und historische Details auftauchen. Diese Details einmal nicht in einzelnen Anmerkungen und Kommentaren, sondern im Zusammenhang zu erfahren, ist bestimmt interessant.


    Frage: wäre solch ein Werk der Sekundärliteratur nicht auch mal Stoff für eine Leserunde? Vielleicht etwas zwangloser und zeitlich nicht so festgelegt, da ich so etwas gerne nebenher lese. Aber dann hätte man doch eine Stelle, wo man sich darüber austauschen könnte. Wie wärs?


    Hallo Klaus,


    dein Vorschlag gefällt mir, insbesondere, dass die Beschäftigung mit der Biografie zwangloser und zeitlich nicht so festgelegt sein soll, als bei einer offiziellen Leserunde. Ich schlage vor, dass wir uns einfach in diesem Thread über Fragen zu Nürnbergers „Fontanes Welt“ austauschen.


    Gruß
    montaigne

  • Hallo zusammen,


    hätte ich geahnt, dass ihr eine Fontane Biographie lesen würdet, hätte ich mich vor ein paar Wochen nicht allein durch die Biographie von Gustav Sicherschmidt gemüht. Ich empfand den Schreibstil etwas zäh und würde es nicht empfehlen, wenn es Alternativen gibt. Dennoch hat mir das Buch den Menschen Fontane und seine Zeit näher gebracht. Eine wunderbare Ergänzung zu den Romanen.


    Die "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" möchte ich in Auszügen auch noch lesen.


    Gruß
    Eni


  • Hallo Eni,


    zur Bewertung des Autors Gustav Sichelschmidt sollte man sich einmal seinen Lebenslauf zu Gemüte führen, der sehr nachdenklich stimmen dürfte:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Sichelschmidt


    Gruß
    Karamzin

  • „Fontanes Welt: Eine Biographie des Schriftstellers“ von Helmuth Nürnberger habe ich mir inzwischen besorgt und nach dem ich gestern darin geblättert und gelesen habe kann ich diese Biographie uneingeschränkt empfehlen.


  • Hallo Karamzin,


    dem möchte ich gern hinzufügen, dass ich das Buch nur unter Fontane-Gesichtspunkten gelesen habe und meinen Betrag auch nur diesbezüglich verfasst habe. Ich habe die Biographie günstig gebraucht kaufen können und eine Recherche über den Autor kam dabei nicht in Frage. Mein "wunderbare Ergänzung zu den Romanen" bezieht sich auf Fontane und seine Zeit, den Autor habe ich damit nicht bewerten wollen. Danke jedoch für deinen Hinweis.


    Gruß
    Eni

  • Hallo Karamzin,


    dem möchte ich gern hinzufügen, dass ich das Buch nur unter Fontane-Gesichtspunkten gelesen habe und meinen Betrag auch nur diesbezüglich verfasst habe. Ich habe die Biographie günstig gebraucht kaufen können und eine Recherche über den Autor kam dabei nicht in Frage. Mein "wunderbare Ergänzung zu den Romanen" bezieht sich auf Fontane und seine Zeit, den Autor habe ich damit nicht bewerten wollen. Danke jedoch für deinen Hinweis.


    Gruß
    Eni


    Hallo Eni,


    das habe ich auch gedacht, dass es sich genauso abgespielt hat, wie Du schreibst!
    Mir ist es gleich zweimal passiert: ich bestellte mir seine Adalbert-Stifter-Biographie wie seine Studie über den Berliner Verleger Friedrich Nicolai - beiden Büchern merkt man nicht an, wie ihr Autor in politischer Hinsicht tickt.


    Es gibt auch Bücher, bei denen es andersherum ist: bei Eduard Winter "Tausend Jahre Geisteskampf im Sudetenraum" (1938) und bei Herbert Schöffler "Deutscher Geist im deutschen Osten" (1940) und den Erscheinungsjahren denkt man, nationalsozialistische Ergüsse vorzufinden.


    - Keine Zeile davon in diesem Sinne! Eduard Winter setzte sich für tschechische Widerstandskämpfer ein, und Herbert Schöffler, der hier eine Literaturgeschichte des Barock in Schlesien vorlegte, war sogar ein ausgesprochener Gegner des NS-Regimes. Man könnte annehmen, dass die Titel Tarnung waren, um die Aufmerksamkeit der Zensoren einzuschläfern.


    Gruss


    Karamzin