Mai 2011: Theodor Fontane „Unwiederbringlich“


  • Zum Wettlesen wollte ich nicht motivieren, sondern lediglich ein Lebenszeichen geben und mitteilen, in welchem Kapitel ich mich befinde.


    In den Kapiteln ist mir besonders aufgefallen, dass Fontane Stück für Stück darstellt, wie sehr sich Holk dem Hofleben nähert und sich somit immer weiter von seiner eigenen Familie entfremdet. Da ich gestern sehr weit gekommen bin möchte ich euch aber nichts vorwegnehmen.


    In Kapitel 21 ist eine sehr schöne Ballade zu finden, welche sich mit Herluf Trolle auseinandersetzt. So weit ich den Wikipedia Artikel verstanden habe, wurde die Ballade von Fontane selber geschrieben. Wie gefällt euch die Ballade?


    http://de.wikipedia.org/wiki/Herluf_Trolle


    Gruß André

    Miguel de Cervantes Saavedra:&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &quot;Don Quixote von la Mancha&quot;&nbsp; <br />- Tieck Übersetzung -


  • In Kapitel 21 ist eine sehr schöne Ballade zu finden, welche sich mit Herluf Trolle auseinandersetzt. So weit ich den Wikipedia Artikel verstanden habe, wurde die Ballade von Fontane selber geschrieben. Wie gefällt euch die Ballade?


    Hallo André,


    natürlich ist die Ballade
    „Admiral Herluf Trolles Begräbnis“ von Fontane. Sie gehört zu seinen nordischen Bildern und Balladen. Gucks Du hier:


    http://www.zeno.org/Literatur/…uf+Trolles+Begr%C3%A4bnis


    Wie Du siehst hat Fontane im Roman den Anfang wesentlich gekürzt und auch geändert. Warum wohl?


    Ob mir die Ballade gefällt? Nun an dieser Stelle im Roman ist sie imo genau richtig und gut, aber z.B. gegen „John Maynard“, meiner fontanischen Lieblingsballade kann sie nicht bestehen


  • Das ist eine gute Frage, wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich eine der beiden Gestalten als "vortrefflich" bezeichnen würde. Mir kommt das Ehepaar Holk bislang zwar nicht komplett unterbelichtet, aber doch sehr durchschnittlich vor. Sie sind in etwa so borniert, eingeschränkt und oberflächlich wie die Briests, was aber wohl der Normalzustand in diesen Kreisen ist.


    Ja, Tom, Du hast recht, keiner der Beiden ist als „vortrefflich“ zu bezeichnen. Fontane entwirft in seinen Romanen ja keine Helden, sondern Menschen mit all ihren Schwächen und Fehlern. Was ich meinte: der Erzähler will uns davon überzeugen, dass die Gräfin ihrem Mann geistig überlegen ist, aber der Text zeigt uns das Gegenteil.


    Vor kurzem gab es hier im Klassikerforum mal eine Diskussion, über den Wert der Bildung und es war insbesondere nach dem Wert der klassischen Bildung gefragt. Was unter Bildung, bzw. klassischer Bildung zu verstehen ist, wurde aber nicht definiert, und so wurde über viele Arten von Bildung geschrieben aber, mit einer Ausnahme, nicht über klassische Bildung.


    Nun auch hier werden wir nicht die Zeit haben über Bildung zu diskutieren, wir wollen ja möglichst schnell den Roman hinter uns bringen, aber für mich ist z.B. ein Faktor um zu beurteilen wes Geistes Kind jemand ist: wofür interessiert der/die sich, bzw. zeigt der/die ein breites Interessenfeld.


    Es gibt viele weitere Faktoren – und immer gewinnt der Graf, alles aufzuführen würde uns sicher zuviel Zeit kosten, wollen wir es mal bei den Interessen belassen:
    Holk interessiert sich für Gott und die Welt, es gibt nichts an dem er kein Interesse zeigt, ob das die Homöopathie in der Tiermedizin ist, von der ihm sein Schwager Arne erzählt, oder Politik oder Geschichte und auch wenn die Freundin seiner Tochter ein Lied singt, will er wissen wer das geschrieben hat und wie es heißt.


    Christine, und das wird sehr schön in der Szene demonstriet, in der die Dobschütz aus der Zeitung vorliest, interessiert sich für nichts, - außer Tratsch und Klatsch, - na ja noch für ihre „Herrnhuter“ – Religion, aber da ist sie sehr intolerant und lässt nichts anderes gelten.


  • ... der Erzähler will uns davon überzeugen, dass die Gräfin ihrem Mann geistig überlegen ist, aber der Text zeigt uns das Gegenteil.


    Auch wenn Holk einige Interessen zu haben scheint, halte ich ihn nicht für den überlegenen Ehepartner, folgt er ihnen doch allenfalls mit der naiven Oberflächlichkeit eines gelangweilten Kindes. Habt Ihr eigentlich verstanden, welche Aufgaben Holk am Kopenhagener Hof zu erfüllen hat? Ich bin diesbezüglich ratlos. Für mich hat sein Leben dort nichts mit sinnvoller Arbeit zu tun. Er kommt mir vielmehr wie ein Mitglied im Streichelzoo der am Rande der Belanglosigkeit und Idiotie lebenden Prinzessin vor. Graf Holk ist für mich nichts weiter als eine verachtenswerte Lusche und eine komplett überflüssige und daher parasitäre Existenz.



    Christine, und das wird sehr schön in der Szene demonstriet, in der die Dobschütz aus der Zeitung vorliest, interessiert sich für nichts, - außer Tratsch und Klatsch, - na ja noch für ihre „Herrnhuter“ – Religion, aber da ist sie sehr intolerant und lässt nichts anderes gelten.


    Ja. Dieses mal klatschhafte, dann pietistische oder melancholische Gefasel siedelt ihre geistigen Kapazitäten noch unter denen ihres Gatten an. Was für ein Horrorkabinett hat Fontane uns da eröffnet! Ich war zwischenzeitlich ein wenig enttäuscht von diesem Roman. Mittlerweile gefällt er mir wieder besser.



    ... wir wollen ja möglichst schnell den Roman hinter uns bringen ...


    Nein, Hubert. Wo nimmst Du diese Parole her?


    Einen schönen Restsonntag!


    Tom

  • Wenden wir uns einer anderen Frauenfigur zu, die im Lauf der Geschichte immer mehr an Präsenz und Bedeutung gewinnt: Ebba von Rosenberg, Hofdame mit zweifelhafter Vergangenheit (zumindest in den Augen unseres Grafen Holk) und, so will es mir augenblicklich scheinen, eine der klügeren Damen im Geschwader der Prinzessin. Sie umgibt sich mit einem für ihre Umwelt soeben noch erträglichen Amoralismus, gefällt sich in der Rolle eines "Freigeists" und Skeptikers und erinnert mich manchmal an den großen Umwerter aller Werte: Friedrich Nietzsche. (Hat Fontane Nietzsche gelesen? Ich denke schon.)


    Die Menschen sollen tugendhaft sein, aber sie sind es nicht, und da, wo man sich drin ergibt, sieht es im ganzen genommen besser aus als da, wo man die Moral bloß zur Schau stellt. Leichtes Leben verdirbt die Sitten, aber die Tugendkomödie verdirbt den ganzen Menschen (Kapitel 22). Das ist Wasser auf die Mühlen unseres armen Grafen Holk, der zunehmend unter der Rigorosität der fernen Gattin Christine leidet, langsam an seiner Ehe zweifelt und sich - spätetens nach dem Brief des Schwagers Arne - schuldig fühlt. Es ist nun nicht mehr allzu schwer, den Gang der Ereignisse zu erahnen: Holk wird, allen Skrupeln und Schuldgefühlen zum Trotz, dem Charme der "Femme Fatale" Ebba erliegen. Ich bin gespannt, wie Fontane diesen Wendepunkt gestaltet.


    Seid Ihr eigentlich schon fertig? Über ein Lebenszeichen freut sich


    Tom


  • Ja. Dieses mal klatschhafte, dann pietistische oder melancholische Gefasel siedelt ihre geistigen Kapazitäten noch unter denen ihres Gatten an.


    Hallo Tom,


    da sind wir ja einer Meinung. Trotzdem bleibt meine Frage offen, - warum schreibt der Erzähler das Gegenteil?


    LG


    Hubert


  • Vielen Dank für diese Spuren. Hilf mir bitte auf die Sprünge: Was ist daran bedeutsam?


    Hallo Tom,


    die Antwort auf diese Frage will ich Dir nicht schuldig bleiben:


    Zunächst erscheinen diese Spuren nicht bedeutsam. Ob sie es dennoch sind hängt davon ab, warum man Fontane liest. Ich z.B. lese Fontanes „Unwiederbringlich“ nicht wegen der geschichtlichen Begebenheiten und schon gar nicht wegen der unglücklichen Liebesgeschichte zwischen zwei Adligen. Davon kann man auch heute noch in der Regenbogenpresse genug bekommen, was mich aber nicht interessiert. Natürlich schreibt Fontane intensiver als besagte Blätter, aber unglückliche Liebesgeschichten habe ich schon selbst genug erlebt und da kann wiederum Fontane nicht mithalten.


    Was mich an Fontane interessiert ist also nicht das WAS, sondern das WIE, wie beschreibt er solche Geschichten, welche Spuren legt er, und quasi Thomas Mann vor weg nehmend, welche Leitmotive gibt es?


    Was ich meine will ich an einem Beispiel erläutern:
    Das in meinem Beitrag vom 4. Juni als dritte Spur erwähnte Rabengedicht, führt meiner Meinung nach zum Gedicht „Die Brücke am Tay“ und von da zu Macbeth ist der Weg ja bekannt und wenn später, wie von Dir auch geschrieben Lady Macbeth auftaucht, haben wir ein Leitmotiv und dieses durch den weiteren Roman zu verfolgen macht mir Freude, - deshalb, wegen dieser Freude beim Lesen liebe ich Fontane


    LG


    Hubert


  • Was mich an Fontane interessiert ist also nicht das WAS, sondern das WIE, wie beschreibt er solche Geschichten, welche Spuren legt er, und quasi Thomas Mann vor weg nehmend, welche Leitmotive gibt es?


    Du willst also quasi die Werkstatt des Dichters besichtigen - eine interessante und mir sympathische Vorgehensweise, auch wenn ich nicht jeder "Spur" bis in die kleinste Verästelung folgen möchte. Das ist vielleicht ein wenig oberflächlich, aber ich konzentriere mich gern auf einige Kernthemen. Und die haben idR. mit der Entwicklung der geschilderten Charaktere zu tun: Gibt es literarische oder historische Vorbilder? Entdecke ich Wendepunkte in der Sympathie-/Antipathiesteuerung durch den Autor? Wer hat später eine ähnliche Figur entwickelt? ...


    Was den vorliegenden Roman anbelangt, so ist er (zumindest in meiner neuen dtv-Ausgabe) mit einem umfangreichen Anhang ausgestattet. Ich lese fast immer alle Anmerkungen, deren Qualität in diesem Fall zwischen hervorragend und belanglos schwankt; was aber noch interessanter zu werden scheint, ist die Dokumentation der Entstehungsgeschichte. Die bislang gelesenen Auszüge daraus machen deutlich, dass Fontanes "Unwiederbringlich" sich bestens eignet, um dem Dichter beim Denken und Entwickeln über die Schulter zu blicken. Insofern hoffe ich für Dich, dass Du auch auf diese Ausgabe zurückgegriffen hast.


    LG


    Tom


  • Trotzdem bleibt meine Frage offen, - warum schreibt der Erzähler das Gegenteil?


    Nun fällt mir doch eine Erklärung ein. Vielleicht ist das alles Teil des Fontane-„Spiels“, dessen oberste Regel lautet: Nichts ist wie es auf den ersten Blick scheint. Nimm Effi Briest: Fontane manipuliert den Leser ständig in Bezug auf die Wahrnehmung der Titelfigur. Sie wird uns wahlweise naiv-sympathisch geschildert, dann aber auch wieder als verzickt und verwöhnt bis über den Rand der Verantwortungslosigkeit hinaus. Sie ist einerseits Opfer elterlicher Willkür, begeht den Ehebruch aber aus Leichsinn und Dummheit, keineswegs als Rache für verlorene Lebenszeit an der Seite eines zwar vortrefflichen, aber sterbenslangweiligen Gatten.


    Wenn wir uns nun Christine und Helmuth Holk ansehen, so werden wir als Leser auch frühzeitig manipuliert durch den von Dir, Hubert, festgehalten Passus. Warum das geschieht? Vielleicht um Holks Verhalten in Dänemark zunächst einmal wie das eines moralischen Lumpen aussehen zu lassen. Nur langsam, Stück für Stück lernen wir die wahren Gefühlsdefizite des Grafen und seine Einstellung gegenüber der bigotten Gattin kennen. Können wir ihn deshalb besser verstehen? Ich nicht, denn klar scheint mir, dass er immer wusste, worauf er sich einließ, als er Christine das Jawort gab. Insofern bleibt der Leser, wie bei Effi, im Zwiespalt zwischen Ablehnung und Verständnis - und das könnte Fontane beabsichtigt haben.


    Ist das ein Ansatz, der Dich halbwegs zufriedenstellt, Hubert?


    LG


    Tom

  • Hallo,
    ich bin bereits seit Montag fertig, habe allerdings mit meinem Beitrag gewartet, damit ich euch nichts vorwegnehme.


    Fazit:
    Ich finde, dass "Unwiederbringlich" ein unterhaltsamer Roman ist, der sich - fast - mit Effi Briest messen kann. Interessant fand ich vor allem, dass Fontane ebenso wie in Effi Briest reale Gegebenheiten in einem Roman verpacken konnte. Für mich stellte sich am Ende nur die Frage, was aus Holk geworden ist, nachdem sich seine Frau umgebracht hat? Ich denke, dass hier ein wenig mehr Auskunft angebracht gewesen wäre.


    In Zukunft werde ich mir noch weitere Romane von ihm vornehmen. Welche habt ihr noch von Fontane gelesen und wie gefielen sie euch?


    Gruß André

    Miguel de Cervantes Saavedra:&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &quot;Don Quixote von la Mancha&quot;&nbsp; <br />- Tieck Übersetzung -


  • In Zukunft werde ich mir noch weitere Romane von ihm vornehmen. Welche habt ihr noch von Fontane gelesen und wie gefielen sie euch?


    Hi André,


    empfehlenswert von Fontane: Der Stechlin - ein Roman wie ein ruhiger, träge dahinfließender Strom. Ich werde ihn evtl. in diesem Jahr noch einmal lesen.



    Für mich stellte sich am Ende nur die Frage, was aus Holk geworden ist, nachdem sich seine Frau umgebracht hat?


    Das ist genau die Frage, die ich mir nicht gestellt habe bzw. niemals stelle bei einem offenen Ende. Ein Buch endet dort, wo es endet - und das ist gut so. Alles andere ist Märchen ("Und so lebten sie glücklich und zufrieden ...").


    LG


    Tom

  • Das ist genau die Frage, die ich mir nicht gestellt habe bzw. niemals stelle bei einem offenen Ende. Ein Buch endet dort, wo es endet - und das ist gut so. Alles andere ist Märchen ("Und so lebten sie glücklich und zufrieden ...").


    LG


    Tom


    Vergleicht man das Ende von "Unwiederbringlich" mit "Effi Briest", so handelt es sich bei "Effi Briest" ebenfalls um ein offenes Ende allerdings erfahren wir mehr, was aus Innstetten geworden ist. Ein "Märchenende" schwebt mir natürlich auch nicht vor.


    LG André

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  • Zum Abschluss unserer Runde noch einige Gedanken:
    Es war sicher gut, meinen geringen Fontane-Kenntnissen diesen Roman hinzuzufügen, obwohl ich ihn für den schwächsten der bislang gelesenen (Effi B., Stechlin) halte. Fontane bleibt sich, soweit ich das beurteilen kann, treu. Er nimmt Geschichten aus dem Steinbruch des Lebens und formt daraus einen Entwicklungsroman – in unserem Fall den Roman einer gescheiterten Ehe. Das ist nicht wirklich aufregend, aber er versteht sein Handwerk – und das ist etwas, das mich immer positiv für ein Buch einnimmt, unabhängig von der jeweiligen Thematik.


    Die geschilderten Figuren sind glaubwürdig und authentisch. Auch das ist ein Vorzug Fontanes, den es nicht zu übersehen gilt. Dass er sein Personal erneut aus Kreisen rekrutiert, die wohlhabend sind und eigentlich keine Sorgen haben dürften, ist ihm nicht vorzuwerfen. Die Neurosen der Reichen und Mächtigen waren immer schon ein Sujet, dem man sich widmen konnte ohne allzu sehr den Geschmack des Publikums zu verfehlen.


    Es bleibt trotzdem ein schaler Nachgeschmack. Der Roman wurde 1891 veröffentlicht, also in einer Zeit, in der die Literatur des sog. bürgerlichen Realismus überholt war. Zur Erinnerung: 1890 schrieb Hamsun „Hunger“, einen großartigen Roman über ein verzweifeltes Künstlerleben in der Großstadt; 1892 folgte „Mysterien“, 1894 „Pan“ - beides Studien durchgeknallter Einzelgänger; Zola verbreitete sich über relevante soziale Konflikte (nicht dass ich ihn deshalb schätze), Oscar Wilde amüsierte sein Publikum mit sarkastischen Komödien … Fontane hingegen kramt eine olle Kamelle aus – und verlegt die Handlung auch noch in weltfremde Adelskreise aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Weniger zeitgemäß vorzugehen ist fast schon nicht mehr möglich.


    Das alles soll keine kleinliche Nörgelei sein. Fontane schien schlicht und einfach nicht geneigt, dem herrschenden Zeitgeist, dem Anbruch einer neuen Literatur seinen Tribut zu zollen. Vielleicht ist er deshalb heute noch der bekannteste und beliebteste deutsche „Realist“, während seine Kollegen Wilhelm Raabe und Gustav Freytag Spezialfälle der Germanistik wurden.


    Euch allen frohe Pfingsten!


    Tom

  • Nun fällt mir doch eine Erklärung ein. Vielleicht ist das alles Teil des Fontane-„Spiels“, dessen oberste Regel lautet: Nichts ist wie es auf den ersten Blick scheint. Nimm Effi Briest: Fontane manipuliert den Leser ständig in Bezug auf die Wahrnehmung der Titelfigur. .......
    Wenn wir uns nun Christine und Helmuth Holk ansehen, so werden wir als Leser auch frühzeitig manipuliert durch den von Dir, Hubert, festgehalten Passus. Warum das geschieht? Vielleicht um Holks Verhalten in Dänemark zunächst einmal wie das eines moralischen Lumpen aussehen zu lassen. Nur langsam, Stück für Stück lernen wir die wahren Gefühlsdefizite des Grafen und seine Einstellung gegenüber der bigotten Gattin kennen. Können wir ihn deshalb besser verstehen? Ich nicht, denn klar scheint mir, dass er immer wusste, worauf er sich einließ, als er Christine das Jawort gab. Insofern bleibt der Leser, wie bei Effi, im Zwiespalt zwischen Ablehnung und Verständnis - und das könnte Fontane beabsichtigt haben.


    Danke, Tom, für diese schöne Erklärung, ich stand hier selbst vor einem Rätsel, aber Du hast es imo glaubwürdig gelöst. :klatschen:


    LG


    Hubert


  • Hallo,
    ich bin bereits seit Montag fertig,


    Hallo Andre,


    damit hast Du das Wettlesen für Dich entschieden. Die ersten drei Plätze:


    1. André
    2. Hubert
    3. Tom


    :zwinker:


    Fludribus konnte bei der Wertung leider nicht berücksichtigt werden, Schade!

  • Hi André,


    empfehlenswert von Fontane: Der Stechlin - ein Roman wie ein ruhiger, träge dahinfließender Strom.
    Tom


    Hallo André,


    Toms Vorschlag den „Stechlin“ zu lesen ist imo ein guter Vorschlag. Eine andere Möglichkeit wäre, nachdem Du jetzt zwei Ehebruchsromane von Fontane kennst (Effi Briest und Unwiederbringlich) auch noch die anderen zwei Ehebruchsromane (L’Adultera und Graf Petöfy) von ihm zu lesen