Was lest ihr gerade?

  • Mit "Effi Briest" von Fontane habe ich begonnen, ein immer wieder verschobenes Vorhaben in die Tat umzusetzen: Allen drei großen Damen des 19. Jahrhunderts (Emma, Anna, Effi) noch einmal zu begegnen. Bislang habe ich die Wiederholung nicht bereut.


    LG


    Tom


  • Mit "Effi Briest" von Fontane habe ich begonnen, ein immer wieder verschobenes Vorhaben in die Tat umzusetzen: Allen drei großen Damen des 19. Jahrhunderts (Emma, Anna, Effi) noch einmal zu begegnen. Bislang habe ich die Wiederholung nicht bereut.


    LG


    Tom


    Hallo Tom,
    hallo zusammen,


    ob die drei wirklich große Damen waren, will ich jetzt gar nicht diskutieren. Was ich mich in diesem Zusammenhang immer wieder frage: Warum wird immer nur Emma, Anna und Effi genannt wenn es um die Ehebrecherinnen der Literatur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geht und warum wird Thérèse immer vergessen. Imo müsste man doch in folgender Reihenfolge lesen um ev. Einflüsse es einen Schriftstellers auf den anderen zu erkennnen:


    Madame Bovary, von Gustave Flaubert, 1857 in Buchform erschienen


    Thérèse Raquin, von Émile Zola, erschienen 1867


    Anna Karenina, von Leo Tolstoi, 1877/78 als Buch veröffentlicht


    Effi Briest, von Theodor Fontane, 1896 in Buchform erschienen



    Grüße


    Hubert


  • Hallo Hubert,


    man kann in dieser reizvollen Reihenfolge lesen. Aber muss man es auch? Ich glaube nicht.


    Warum Thérèse Raquin nicht in einem Atemzug mit Emma Bovary etc. genannt wird, hat mMn. einen ganz einfachen Grund: Es ist ein sehr durchschnittliches Werk, mehr ein literarisch misslungenes Experiment als ein guter Roman. Lies mal das Vorwort, das Zola sich anlässlich der 2. Auflage abgerungen hat. Es spricht Bände ...


    Viele Grüße


    Tom


  • Hallo Hubert,
    man kann in dieser reizvollen Reihenfolge lesen. Aber muss man es auch? Ich glaube nicht.


    Warum Thérèse Raquin nicht in einem Atemzug mit Emma Bovary etc. genannt wird, hat mMn. einen ganz einfachen Grund: Es ist ein sehr durchschnittliches Werk, mehr ein literarisch misslungenes Experiment als ein guter Roman. Lies mal das Vorwort, dass Zola sich anlässlich der 2. Auflage abgerungen hat. Es spricht Bände ...


    Hallo Tom,


    muss man überhaupt Klassiker lesen? Ich kenne viele, die tuns nicht.


    Ich habe sowohl Anna K. als auch Thérèse R. je zweimal gelesen und ich versichere Dir bevor ich Anna K. ein drittes Mal lese, lese ich eher Thérèse R. ein drittes, viertes und fünftes Mal, also alles nur Geschmackssache.


    grüße


    Hubert

  • Ich habe sowohl Anna K. als auch Thérèse R. je zweimal gelesen und ich versichere Dir bevor ich Anna K. ein drittes Mal lese, lese ich eher Thérèse R. ein drittes, viertes und fünftes Mal, also alles nur Geschmackssache.


    Für den kultivierten Klassikleser sind die großen Damen feine Damen, selbst wenn sie sich gelegentlich in andere Umstände begeben. Zola, na ja, er nähert sich wohl doch etwas zu sehr dem gewöhnlichen Leben um literarisch den feineren Geschmack zu bedienen. Außerdem ist er politisch, pfui. Da sind selbst Dickens und Balsac noch erträglicher (mit etwas 4711 im Taschentuch).


  • Zola, na ja, er nähert sich wohl doch etwas zu sehr dem gewöhnlichen Leben um literarisch den feineren Geschmack zu bedienen. Außerdem ist er politisch, pfui. Da sind selbst Dickens und Balsac noch erträglicher (mit etwas 4711 im Taschentuch).


    Hallo Lost,
    aus der Tatsache, dass ich Fantasy-Literatur nicht mag und Schriftsteller, die sich dem gewöhnlichen Leben mindestens annähern bevorzuge, habe ich nie ein Geheimnis gemacht und ob Du Dickens Zola vorziehst interessiert mich nicht einmal am Rande, weil Geschmacksache. An Zola, „als Leitfigur und Begründer der geamteuropäischen literarischen Strömung des Naturalismus“ (Zitat Wikipedia) kommt man jedenfalls als ernsthaft an Literatur Interessierter nicht vorbei egal ob man einen feineren oder einen weniger feinen Geschmack hat und einen Schriftsteller der sich mit Erfolg für den zu Unrecht wegen Landesverrats verurteilten Juden Alfred Dreyfus mit seinem Artikel `“J’accuse“ einsetzte als politisch pfui zu bezeichnen halte ich für mehr als bedenklich.
    Gruß
    Hubert

  • Lieber Hubert,


    ich merke, du kennst mich hier noch nicht. Also entschuldige, wenn ich keine Smilies hinter meinen Text gesetzt habe. Ich bin dir in deiner Auffassung sehr nah und Germinal gehört zu meinen Devotionalien. Zola ist für mich ein vorbildlicher poltitischer Intellektueller.


  • ich merke, du kennst mich hier noch nicht. Also entschuldige, wenn ich keine Smilies hinter meinen Text gesetzt habe.


    Du bist mir vielleicht einer, findest du Smilies so kindisch :boff:


    Na ja, gestern im "Kölner Treff" da hat ein Wirtschaftsmanager ein Buch über Plüschtiere vorgestellt, und eine andere sagte dazu, irgendwie erinnere sie diese Sammlungen bei Erwachsenen als nicht aus der Kindheit heraus gewachsen. Mag ja sogar zutreffen, könnte ja sogar sein, aber sollte man wirklich alle Erinnerungen aus der Kindheit in die Mülltonne werfen? Und außerdem das Kind im Mann ..., also ich finde viele Smilies total niedlich und mag sie, kindisch hin oder her ... (Benutz sie doch einfach mal :zwinker: )

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Nach mindestens einem Jahrzehnt lese ich nun zum dritten (oder vierten?) Mal den "Zauberberg" und verliere dabei genau wie die Insassen des Sanatoriums jedes Zeitgefühl. :zwinker: Der Roman ist und bleibt eines meiner Lieblingsbücher.


    Gruß
    Anna

  • Ach, Thérèse, ja, ich finde auch, dass das eine nicht so gelungene Geschichte von Zola ist. Es ist auch so, dass sowohl Effi als auch Emma (Anna kenne ich nur aus dem Film) positiv belegte Figuren sind, ziemlich sympathisch und ihre Handlungen, zumindest aus heutiger Sicht, nachvollziehbar. Bei Thérèse sieht das ja anders aus, mir jedenfalls war sie nicht sympathisch. Aber dass ein direkter Vergleich der vier Romane durchaus reizvoll wäre, da stimme ich dir zu !


  • Ach, Thérèse, ja, ich finde auch, dass das eine nicht so gelungene Geschichte von Zola ist. Es ist auch so, dass sowohl Effi als auch Emma (Anna kenne ich nur aus dem Film) positiv belegte Figuren sind, ziemlich sympathisch und ihre Handlungen, zumindest aus heutiger Sicht, nachvollziehbar. Bei Thérèse sieht das ja anders aus, mir jedenfalls war sie nicht sympathisch. Aber dass ein direkter Vergleich der vier Romane durchaus reizvoll wäre, da stimme ich dir zu !


    Hallo Steffi,


    also ganz ehrlich, wenn Dir Thérèse sympathisch wäre, dann wärst Du mir nicht mehr so sympathisch. Und Effi – also ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich mich beim Lesen in Effi verliebt habe und ich kenne andere männliche Leser, denen es genau so erging. Nur – wir sind hier im Klassikerforum – und da, und ich denke das gilt zumindest für uns Beide, beurteilen wir Romane nicht danach, wie sympathisch uns die Figuren sind, oder?


    Grüße


    Hubert

  • Anna positiv belegt????? Diese selbstsüchtige, eitle, dumme Person? Also jetzt muss ich doch mal wie MMR sagen: Frau Löffler, ich weiß ja nicht welches Buch Sie gelesen haben, aber offenbar ein ganz anderes als ich!


  • Diese selbstsüchtige, eitle, dumme Person?


    Dumm, ja als dumm empfand ich sie auch, zumal sie nicht mehr taufrisch war. Bei Natascha in "Krieg und Frieden" nenne ich es naiv :zwinker:

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"


  • Anna positiv belegt????? Diese selbstsüchtige, eitle, dumme Person? Also jetzt muss ich doch mal wie MMR sagen: Frau Löffler, ich weiß ja nicht welches Buch Sie gelesen haben, aber offenbar ein ganz anderes als ich!


    Ich glaube, du verkennst das 19. Jahrhundert, in dem Frauen der höheren Stände nur selten anderes übrig blieb, als dumm und eitel zu sein. Selbsüchtig zu sein, ist da wohl eher ein Zeichen von Intelligenz gewesen.


  • Ich glaube, du verkennst das 19. Jahrhundert, in dem Frauen der höheren Stände nur selten anderes übrig blieb, als dumm und eitel zu sein. Selbsüchtig zu sein, ist da wohl eher ein Zeichen von Intelligenz gewesen.


    Als aktiver Wiedergänger dieser Zeit verstehe ich Dich sehr gut, ausgezeichnet sogar! Ja - die gute alte Zeit wird definitiv verkannt ... :breitgrins:


    LG


    Tom