Januar 2010 - Marcel Proust: Freuden und Tage

  • Hallo zusammen,


    Thomas,
    so schnell bin ich derzeit leider nicht.


    ich habe das Kapitel Melancholische Sommertage in Trouville beendet und hat mir bisher am besten gefallen. Diesmal schreibt Proust über eine verlassene Frau, kommt ja in den Recherchen nicht vor, darin gehts ja hauptsächlich um den verlassenen Mann.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • ich habe das Kapitel Melancholische Sommertage in Trouville beendet und hat mir bisher am besten gefallen. Diesmal schreibt Proust über eine verlassene Frau, kommt ja in den Recherchen nicht vor, darin gehts ja hauptsächlich um den verlassenen Mann.


    Proust bleibt sich treu, trotz des "Rollentauschs". Seine Figuren leiden unter der Liebe, egal ob Mann oder Frau ...


    Falls es sich übrigens bei Trouville um Trouville-sur-mer handelt (es gibt noch andere Ortschaften namens Trouville), dann hat sich dort auch Claude Monet zu einigen Bildern inspirieren lassen. Ich meine mich sogar zu erinnern, dass in der Wuppertaler Monet-Ausstellung das eine oder andere Bild den beliebten Ferienort zeigt.


    Es grüßt


    Tom

  • Proust bleibt sich treu, trotz des "Rollentauschs". Seine Figuren leiden unter der Liebe, egal ob Mann oder Frau ...


    stimmt, dennoch finde ich es auffallend, dass in diesem Buch bisher die Frauen ("Violante.." und nun Madame de Breyves) unter der Liebe und des Verlassenwerdens leiden mussten.


    Edit:
    danke für den Hinweis mit Monet. Seine Bilder mag ich sehr:


    [url=http://www.zeno.org/Kunstwerke/B/Monet,+Claude:+Camille+Monet+am+Strand+von+Trouville]Camille Monet am Strand[/url]


    Viele Grüße,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()

  • Guten Morgen,


    ich befinde mich noch in Trouville. Hier taucht wieder so eine wahnhafte Liebe auf, die mehr oder weniger aus sich selbst entsteht (wie Steffi geschrieben hat: Einbildung, aber trotzdem real). Im Gegensatz zu der Recherche aber (wie Ihr ja auch schon erwähnt habt) diesmal bei einer Frau. Eine interessante Umkehrung, da in der Recherche die Frauen in Liebesangelegenheiten eher kühl, z.T. auch berechnend blieben.


    Zitat

    Proust bleibt sich treu, trotz des "Rollentauschs". Seine Figuren leiden unter der Liebe, egal ob Mann oder Frau ...


    In "Violante" schrieb er ja, das sei die einzige Art, die Liebe kennen zu lernen. Gab es in der Recherche eigentlich auch nur eine glückliche Liebe?


    Zitat

    Ich fand schon auch, dass der Wunsch ein sinnerfülltes Leben zu führen bei Violante vorhanden war. Ihre Schwäche jedoch den Versuchungen der eleganten Welt zu entsagen gipfelte sich für mich am Vorabend ihrer Hochzeit mit dem Herzog, als Honorés Brief sie erreicht und von seiner Verunstaltung berichtet. Sie wählte trotz Schwäche bewusst den „Rahmen“ für ihr Leben


    Ja, den Wunsch habe ich auch bei ihr gesehen. Dass sie die elegante Welt als "Rahmen" gewählt hat, ist ein interessanter Gedanke. Passt auch sehr gut in Prousts Welt. Die von Dir zitierte Stelle mit den literarischen Milieus hat mir übrigens auch sehr gut gefallen.


    "Bouvard & Pécuchet" fand ich auch nicht herausragend (bis auf die Stelle mit dem Financier: Er flößt Respekt, aber auch Widerwillen ein und man weiß nie, ob man es mit einem Fürst oder einem Gauner zu tun hat :zwinker: ). Mag auch daran liegen, dass ich Flaubert noch nicht gelesen habe. Unabhängig davon würde mich aber interessieren, wie sich so ein Pastiche für den Übersetzer darstellt. Übersetzt er rein aus dem Pastiche heraus oder schaut er sich die deutschen Übersetzungen von Flauberts Werken an und orientiert sich daran? Sicher eine Herausforderung.


    Viele Grüße
    Manjula

    [size=10px] "Kunst soll keine Schulaufgabe und Mühseligkeit sein, keine Beschäftigung contre cœur, sondern sie will und soll Freude bereiten, unterhalten und beleben, und auf wen ein Werk diese Wirkung nicht übt, der soll es liegen lassen und sich zu andrem wenden." [/size]

  • Zu den Portraits von Malern und Komponisten:


    Mich wundert, dass der frühe Proust hier mit Watteau nur einen waschechten Franzosen in seine Galerie aufnimmt und dass unter den niederländischen Künstlern sein (späterer?) Lieblingsmaler Vermeer nicht auftaucht. Hat er als „Impressionist“ die Maler seiner Zeit (u.a. Monet und Renoir) mit Ausnahme des steril wirkenden Whistler nicht geschätzt?


    Auch in der Musik scheint er Zeitgenössisches nicht zu mögen; anstelle von Satie und Debussy, die damals in aller Munde waren (für Ravel war es wohl noch ein bisschen früh), dominieren die großen Meister des 18. und des frühen/mittleren 19. Jahrhunderts.


    Später, in der „Recherche ...“, beschäftigt er sich eingehend mit der fiktiven Vinteuil-Sonate, dessen Vorbild nach meinem Kenntnisstand irgendwo zwischen Fauré und Franck angesiedelt sein dürfte, beides eher „traditionelle“ Komponisten.


    Ihr habt doch bestimmt die eine oder andere Proust-Biografie gelesen. Was weiß man über seinen Musikgeschmack?


    Viele Grüße


    Tom

  • Proust bleibt sich treu, trotz des "Rollentauschs". Seine Figuren leiden unter der Liebe, egal ob Mann oder Frau ...


    Auch in "Das Bekenntnis eines jungen Mädchens" ist das Leiden unter der Liebe ein Thema, hier ist es die Mutter, die sosehr geliebt wird, dass daneben nichts anderes Platz zu haben scheint. Aus der Recherche kennen wir ja dieses Thema schon. Zu Beginn der Erzählung dachte ich, wie schade, dass Proust diesen eindeutigen Titel gewählt hat, denn es schien als könnte der Ich-Erzähler sowohl weiblich als auch männlich sein. Leider fand ich dann das Ende doch etwas sehr schwülstig.


    Ich komme nun zu "Die Klagen, Träumereien ..." und bin schon gespannt !


    Zitat

    Ihr habt doch bestimmt die eine oder andere Proust-Biografie gelesen. Was weiß man über seinen Musikgeschmack?


    Proust hörte dank eines an ein Mikrophon angeschlossenen Telefons Opern und Konzerte mit. Lt. Das Marcel Proust Lexikon von Michel-Thiriet war er während seines ganzen Lebens wohl von Musik umgeben, er schätze wohl vielfältige Musik. Für die Vinteuil-Sonate gab es mehrere Vorbilder: Wagner (Lohengrin), Fauré, Saint-Saens, Schubert, Franck.


    Gruß von Steffi

  • Hallo zusammen,


    ich mußte gerade schmunzeln als ich im Kapitel "Zum Diner geladene Gäste" folgendes las:


    Der Humanist, der zuviel las, aß zuviel. So stießen ihm Zitate auf und anderes mehr, zwei Beschwerden, die seiner Nachbarin, einer Adligen bürgerlicher Herkunft, Madame Lenoir, gleichermaßen zuwider waren.


    *g*


    Erinnert mich an "Guermantes" und deren Soirées.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen,


    wie weit seid Ihr inzwischen? Ich habe heute die Bekentnisse beendet. Ohne den Titel haette ich auch zuerst auf einen Sohn getippt. Ob das jetzt von der Recherche beeinflusst ist? Die Geschichte selbst war mir etwas dick aufgetragen, das Motiv des "verdorbenen Maedchens" fand ich aber interessant - dieser Typ taucht in der Recherche ja auch auf, wird aber dort nur aus Maennersicht betrachtet. Ein kleiner Logikfehler ist mir aufgefallen: als die Tochter 16 ist, machen sich die Eltern Sorgen wegen ihres Freundes, bei ihrer Verlobung mit 20 soll ihr Vater aber schon 10 Jahre tot sein.


    Zu den Portraits: in den Anmerkungen ist von Vertonungen die Rede. Sind diese irgendwo verfuegbar? Die Beschreibungen klingen schon sehr anregend.


    Viele Gruesse
    Manjula

    [size=10px] "Kunst soll keine Schulaufgabe und Mühseligkeit sein, keine Beschäftigung contre cœur, sondern sie will und soll Freude bereiten, unterhalten und beleben, und auf wen ein Werk diese Wirkung nicht übt, der soll es liegen lassen und sich zu andrem wenden." [/size]

  • Hallo zusammen,


    Ich habe heute die Bekentnisse beendet. Ohne den Titel haette ich auch zuerst auf einen Sohn getippt. Ob das jetzt von der Recherche beeinflusst ist? Die Geschichte selbst war mir etwas dick aufgetragen, das Motiv des "verdorbenen Maedchens" fand ich aber interessant - dieser Typ taucht in der Recherche ja auch auf, wird aber dort nur aus Maennersicht betrachtet. Ein kleiner Logikfehler ist mir aufgefallen: als die Tochter 16 ist, machen sich die Eltern Sorgen wegen ihres Freundes, bei ihrer Verlobung mit 20 soll ihr Vater aber schon 10 Jahre tot sein.


    nicht erkannt habe ich die sublim eingeflochtene homosexuelle Handlung. Es heißt in den Bekenntnissen, dass sie mit 16 Jahren sich in einen jungen Mann verliebte, der "verderbt und böse" ist und sie verführt, "das Böse zu tun".


    in Tadiés Biographie heißt es:
    doch welche Liebe kann so verbrecherisch sein,daß sie zu "entsetzlichen Gewissensbissen" führt und zu Geständnissen zwingt, die nicht verstanden und schließlich durch Lügen kaschiert werden - wenn nicht die Homosexualität?



    Tom
    danke für den Link. Ich habe mal in die Stücke reingehört. So habe ich mir die Musik vorgestellt.


    zu deiner Frage nach Prousts Musikgeschmack hat dir Steffi bereits Auskunft gegeben. Ergänzen möchte ich noch, dass Proust mit 15 Jahren Mozart und Gounod als seine Lieblingskomponisten angab. Später kam dann u.a. Wagner hinzu. Von Beethovens 5. Sinfonie war er begeistert, er schrieb darüber:


    Gleich einem Herzen, das in diesem Augenblick an der Steller meines Herzens schlug, verlangsamte oder beschleunigte die Musik nach Belieben den Pulsschlag des Blutes in meinen Adern - so sehr, daß ich manchmal glaubte, bewußtlos zu werden und wie in mir selbst zu stagnieren...


    das Kapitel IX "Mondscheinsonate" ist eine Huldigung an Beethoven und Hahn. Und in "Bouvard und Pécuchet: Gespräche über die mondäne und über die musikalische Welt" kann man dahinter die Gespräche zwischen Hahn und Proust erkennen, die sie im Park von Schloß Réveillon führten. Überhaupt fand ich Bouvard und Pécuchet sehr unterhaltsam und humorvoll (Requiem der Kanguruhs).


    ich komme zu XI Freundschaft in Klagen, Träumereien.....


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()


  • ... nicht erkannt habe ich die sublim eingeflochtene homosexuelle Handlung ...


    Ich auch nicht. Wenn ich Kellers Kommentar richtig verstanden habe, hat Proust Anspielungen dieser Art aus dem endgültigen Manuskript verbannt. Ich müsste noch einmal sehr genau lesen, ob nicht trotzdem "Reste" dieser ursprünglichen Färbung nach wie vor zu finden sind. Wenn ja, dann sind sie gut "versteckt" ...


    Es grüßt


    Tom


  • Zu den Portraits: in den Anmerkungen ist von Vertonungen die Rede. Sind diese irgendwo verfuegbar?


    Hallo Manjula,


    hier noch ein Fundstück: http://www.musicologie.org/Bio…n_reynaldo.html#Catalogue


    Das Werkverzeichnis Reynaldo Hahns weist tatsächlich die Proust-Stücke (sowie zahlreiche Vertonungen anderer französischer Poeten) aus. Vielleicht wirst Du in der Diskographie der website fündig.


    Viele Grüße


    Tom

  • Guten Morgen,


    Tom, vielen Dank für die Links! Jetzt kann ich mir seine Musik besser vorstellen.


    Zitat

    nicht erkannt habe ich die sublim eingeflochtene homosexuelle Handlung.


    Ich ebenfalls nicht. Die Begründung, dass so "entsetzliche Gewissensbisse" nur von Homosexualität herrühren können, kann ich aber nicht ganz nachvollziehen. Proust hat doch in "Sodom und Gomorrha" auch viel Phantasie gezeigt :zwinker: (wenn ich nur an das angebliche Schmugglernest denke).


    "Zum Diner geladene Gäste" habe ich sehr genossen. Wie Maria musste ich an die Soireen bei den Guermantes denken. Proust bringt hier wieder herrliche Spitzen:


    Zitat

    Ihre Augen sprühten vor Dummheit.


    Zitat

    Sie wollte, dass dieses Diner für mehrere Jahre zählte, und entschlossen, diesen Störenfried auf lange nicht mehr kommen zu lassen, begrub sie ihn unter Blumen.


    Und die Bemerkung, es habe ihmmer Reiche und Arme gegeben, ist für Gäste mit mehr als 100.000 Francs Einkünften natürlich leicht hinzunehmen.


    Jetzt befinde ich mich in den Klagen und Träumereien. Schon die Formulierung im Titel, "zeitfarbener Tönung", fand ich wunderbar. Interessant, dass dies auch als konkrete Farbe (blau) verstanden wurde. Die Klagen selbst gefallen mir ebenfalls sehr gut.


    Zitat

    mit leichter Hand "getuschten" Zeichnungen


    trifft es sehr gut.


    Viele Grüße
    Manjula

    [size=10px] "Kunst soll keine Schulaufgabe und Mühseligkeit sein, keine Beschäftigung contre cœur, sondern sie will und soll Freude bereiten, unterhalten und beleben, und auf wen ein Werk diese Wirkung nicht übt, der soll es liegen lassen und sich zu andrem wenden." [/size]


  • Proust hat doch in "Sodom und Gomorrha" auch viel Phantasie gezeigt :zwinker:


    Dieses Buch ist viel später entstanden als "Tage und Freuden". Vielleicht hat Proust viele Hemmungen mit zunehmendem Alter abgelegt ...


    Viele Grüße


    Tom

  • Zitat

    nicht erkannt habe ich die sublim eingeflochtene homosexuelle Handlung.


    Vielleicht hat er den Titel und die ganz wenigen Hinweise auf eine weibliche Ich-Erzählerin erst nachträglich eingefügt. Dann wäre schon homosexuelle Anspielungen erkennbar.


    In "Klagen und Träumereien" findet man schon den bekannten Proust. Die Stücke sind wirklich recht zart und leicht und manche erinnern tatsächlich an Träumereien. Mir gefallen sie auch sehr gut !


    Gruß von Steffi

  • Hallo zusammen,


    ich fand in der Proust Biographie von Tadié folgendes über "Freuden und Tage":


    Auszug: (S. 266)
    Freuden und Tage vermittelt das Bewußtsein der Verfehlung, des Bekenntnisses, der Tugend und des Lasters: "Die Einheit des menschlichen Lebens vollendet sich im Handeln. Deshalb tendiert die Philosophie notwendigerweise zur Moral" sagte Darlu. Über diesen Lehrer hat Marcel vermutlich auch Carlyle und Emerson kennengelernt; und wenn Darlu in Thomas von Kempens Nachfolge Christi "das Lehrbuch vieler zeitgenössischer Denker" sieht, dann denkt man an die Epigraphie, die Proust für Freuden und Tage diesem Buch entnimmt....
    Zitat_Ende.


    Dieser Darlu ist ein Anhänger der Kant'schen Philosophie gewesen und schon deshalb läßt Proust sich auch nicht in einen Erben der deutschen Romantik und der Philosophie Schellings und Schoppenhauers verwandeln.


    Marcel Proust nahm auch Privatstunden bei Darlu und man vermutet, dass hier die Wurzel für Prousts Verachtung gegenüber dem Besitz von Büchern liegt. Er leiht sich lieber Bücher aus und wenn er sich eines kauft, verschenkt er es oder lässt es wieder zurückbringen. Er verschenkt, aber er behält nicht. (S. 268, Marcel Proust Biographie von Jean-Yves Tadié). Eine solche Handlung findet sich auch in Jean Santeuil.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • In "Klagen und Träumereien" findet man schon den bekannten Proust.


    ja, bei diesen Sätzen fühle ich mich der Recherche sehr nahe:


    XX Perlen:
    In meiner unter der Decke aufgewärmten Hand ist der Geruch der Rosenzigaretten erwacht, die du mir zu rauchen gegeben hattest. .... Nur deine Abwesenheit gibt meinem Leben jene feine, melancholische und warme Tönung, wie den Perlen, die die Nacht auf deinem Körper verbringen...


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen,


    mit Das Ende der Eifersucht habe ich das Buch nun beendet.
    Eine imposante Sterbeszene !


    Und sie beinhaltet genau die Gedanken, die mir auch oft in der Recherche unverständlich waren. Dieses zentrale Denken des Erzählers um sich selbst; im Angesicht des Todes sich noch Gedanken darüber zu machen, wie die Geliebte weiterlebt, wer ihr Lust bereiten wird und erst kurz vor dem eigentlichen Sterben die Erkenntnis, dass dies nicht mehr wichtig ist. Dass die Eifersucht nichts ist im Angesicht des Todes. Dieses Martern und dieses Besitzdenken ist mir suspekt.


    Da die Geschichte an die Recherche erinnert, fand ich sie trotzdem sehr ergreifend.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • In "Klagen und Träumereien" findet man schon den bekannten Proust.


    Ja, Steffi, und das ist für mich das größte "Manko" dieser frühen Sammlung: Man findet fast ausschließlich den Proust, den man kennt, wenn man zuvor "A la recherche ..." gelesen hat (was auf diese Runde zutrifft; naja, ich bin noch nicht fertig, habe vor einigen Tagen "Sodom & Gomorrha" begonnen). Was bleibt, sind einige unsterblich schöne "Gemälde" in den "Klagen und Träumeien", die ich nicht missen möchte.


    Nach Abschluss der "Recherche ..."-Lektüre, werde ich mir voraussichtlich die Essays zu Gemüte führen. Ich vermute, dass dort der eine oder andere Schatz zu heben sein wird und ein "anderer" Proust kennengelernt werden kann.


    Viele Grüße


    Tom