November 2009: Eugène Sue - Die Geheimnisse von Paris

  • Wer Lust hat sich Les Mystères de Paris vorlesen zu lassen, natürlich auf Französisch, kann das Buch hier direkt hören oder auch auf seinen PC runter laden ; der Originaltext des Romans steht direkt darunter :


    http://www.audiocite.net/livre…teres-de-paris-part1.html


    http://www.audiocite.net/livre…teres-de-paris-part2.html


    http://www.audiocite.net/livre…teres-de-paris-part3.html etc.


    Der Vorleser ist Jean-François Ricou. Es dauert auch seine Zeit ihm zuzuhören, aber das Ganze ist gratis :zwinker:
    part1 : 6 Stunden 17 Minuten
    part 2 : 6 Stunden 46 Minuten
    part 3 : 6 Stunden 50 Minuten
    part 4 : 6 Stunden 37 Minuten
    part 5 : 6 Stunden 40 Minuten
    part 6 : 6 Stunden 33 Minuten
    part 7 : 5 Stunden 41 Minuten
    part 8 : 6 Stunden 14 Minuten
    part 9 : 6 Stunden 07 Minuten
    part 10 : 1 Stunde 21 Minuten


    Insgesamt : 59 Stunden 06 Minuten

  • Hier, ich lese auch mit, werde nur gerade gehemmt durch FA und eine nicht vorgesehene Betriebsprüfung. Daher schleiche ich mich nur vorwärts und komme nicht zum Kommentieren. Das schnöde Telefon oder mein Gewissen holen mich immer wieder aus dem XIX. Jahrhundert zurück ins XXI. Ich ergötze mich aber an Eurer aller Kommentare. Nur weiter so! :breitgrins: :breitgrins: :klatschen:


    Grüsse


    Babur


  • Ja, Humor findet man überall, ob in der Sprache, der Schlagfertigkeit in der direkten Rede, etc. Fragt sich nur, wie ihn der/die ÜbersetzerIn herüber bringt.


    Ich hatte mir vorgenommen zu schreiben, dass Sue die Fahigkeit zum Suptilen abgeht. Wenn das aber stimmt was du schreibst (ich lese die Übersetzung), dann muss Sue einen ausgesprochen suptilen Humor besessen haben. :breitgrins:

  • Hallo,


    allerdings, was für eine lebhafte Diskussion!


    Ich sehe in diesem Roman eine 19. Jahrhundert- Vorabendsoap mit sozialkritischem Anspruch. Deshalb die Elemente des Reißerischen, aber auch die Exkurse ins soziale Gewissen.


    Wahrscheinlich bin ich mal wieder ein bisschen zu sehr vorangaloppiert und befinde mich derzeit in III, 4. Deshalb lege ich jetzt eine Pause ein.
    Zu dem bisherigen Geschehen / der bisherigen Gestaltung:
    In I, 19 gibt es ein schönes Beispiel für den von sandhofer angemäkelten unbeholfenen Erzählerbericht. Da Sue fast immer das, was der auktoriale Erzähler schneller und weniger konstruiert erledigen könnte, nämlich das Erzählen der Vorgeschichte - in die Münder seiner Protagonisten legt - kommt es oft zu unfreiwillig komischen Erzählungen, wo der eine dem anderen erzählt, was dieser getan hat, vgl. in diesem Kaptitel Murph und Chourineur.
    Mein unten angemahnter Widerspruch in den Erzählungen der Eule klärt sich in II, 1 auf. Pardonnez-moi, M. Sue!
    In II, 4 finden wir einerseits eine Kritik an dem verkalkten Hofstaat der kleinen souveränen Fürsten, in III,3 dagegen lobt der Erzähler das aufgeklärte, patriarchalisch-karitativ orientierte Fürstentum Gerolstein.
    Tja, unser Rudolf samt Vater und Fürstentum, so ganz passen die nicht zu dem sozialen Anspruch des Herrn Sue.
    Ich befinde mich nun inmitten dieser deutschen Kleinstaaterei und Sarahs teuflischen Intrigen und warte ab, bis ihr aufschließt.


    Bis bald


    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)


  • Hier, ich lese auch mit, werde nur gerade gehemmt durch FA und eine nicht vorgesehene Betriebsprüfung. Daher schleiche ich mich nur vorwärts und komme nicht zum Kommentieren. Das schnöde Telefon oder mein Gewissen holen mich immer wieder aus dem XIX. Jahrhundert zurück ins XXI. Ich ergötze mich aber an Eurer aller Kommentare. Nur weiter so! :breitgrins: :breitgrins: :klatschen:


    Grüsse


    Babur


    Mir geht es ähnlich, erst am Wochenende werde ich völlig abtauchen in die Geheimnisse. Bis dahin liegt noch "Pflicht"literatur vor mir.
    Bislang müssen mir die Beiträge von euch reichen!


    Gruß
    josmar

  • Ich hatte mir vorgenommen zu schreiben, dass Sue die Fahigkeit zum Suptilen abgeht. Wenn das aber stimmt was du schreibst (ich lese die Übersetzung), dann muss Sue einen ausgesprochen suptilen Humor besessen haben. :breitgrins:


    Hm ... ich lese im Original und finde eigentlich keinen Humor. Aber das hängt wohl auch davon ab, was man nun als "Humor" bezeichnet. Und Subtiles habe ich bisher auch noch nicht gefunden. Aber ich bin ja auch erst in I,9.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Auf wenn können wir in der Leserunde noch zählen?


    Ich bin auf alle Fälle noch dabei. War nur die letzten zwei Tage mal komplett offline und kam auch nicht zum Lesen (nur zum Bücherkaufen :breitgrins: ).

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Urahn, Großmutter, Mutter und K... Nein, die Kinder sind in die Küche verbannt, während die Erwachsenen in der dumpfen Stube um den Vorleser geschart sind. Im Schein der Tranfunsel, das Gesicht dicht an der gefalteten " Le Journal des Débats" berichtet er stockend von den Helden- und Messetaten die sich in Stadt zutragen. Nur zwei Straßen weiter beginnen die dunklen Viertel, in denen die Messerstecher und Würger durch die Gassen schleichen.


    Mein Problem ist im Moment, dass ich diesen tief ernst gemeinten Roman nur mit einer gewissen Komik betrachten kann. Die Dichte, mit der Sue die vielen Themen verwebt ist so unwirklich, dass die betrübliche Wirklichkeit (so will ich es ein Mal annehmen) über die Sue schreiben will, mir entgleitet. Sue nutzt zwar seine Geschichte um Diskurse über einige zeitrelevante Themen einzustreuen, ich nenne nur die Frage der Frauenrechte, stolpert aber auch ständig über die offenen Enden seiner Erzählstränge, die er dann begierig zusammenrafft.
    Zurück in der Metropole beginnt er, Nebenfiguren ins Licht neuer Geschichten zu stellen (am Ende wird das bestimmt alles zusammenfließen), unser Fürst ( der sogar frivole Seiten hat) eilt durch die Gassen um das Schlimmste zu verhüten und wenn er an einem Ende ein Loch stopft, tut sich am anderen ein Höllenschlund auf. Sue schwenkt, ich begrüße das, ein wenig von der rohen Gewalt hinüber zu den wirtschaftlichen Sorgen, sowohl der besitzenden, als auch der niederen Klassen. Intrigen ersetzen das Klappmesser und ein Vorfahre Professor Moriartys kreuzt immer wieder unsere Pfade in den verschiedensten Kostümen. Anmut und Elend, Mut und Verzweiflung wohnen Wand an Wand, und nun wird uns auch ein Pärchen vorgeführt, welches uns schmunzeln lässt. Die Frage nach dem Humor ist also auch von Sue, wenn auch etwas etwas leise, beantwortet.


    Ich bin im ersten Band sehr weit gekommen, mit ein wenig Fortune ist er nächste Woche zu Ende gelesen. Ich werde dann eine Pause und ein, für mich anspruchsvolles, Buch vor den 2. Band schieben. Man kann jedoch weiter erwarten, dass ich die Geheimnisse bis Weihnachten gelüftet habe. Die Unterbrechung dürfte keinen Schaden anrichten, da Sue immer wieder uns Leser an die Hand nimmt und in die Geschichte hinein führt.


    Da sich doch die meisten in der Leserunde zur Lektüre bekennen, wird es sicher auch hier spannend weiter gehen, und das freut mich sehr :winken:


    Noch ein Tipp. Die lesenden Damen sollten immer etwas Riechsalz, ich empfehle Ammoniak, griffbereit haben :breitgrins:


  • Noch ein Tipp. Die lesenden Damen sollten immer etwas Riechsalz, ich empfehle Ammoniak, griffbereit haben :breitgrins:


    :breitgrins: also bisher ist das Buch nicht wirklich brutal


    Ich komme nur sehr langsam voran und befinde mich gerade in Band I,13. Was aber nicht am Buch liegt, das gefällt mir nämlich sehr gut, aber ich habe derzeit fast keine Zeit abzutauchen.


    Marie gefällt mir immer mehr, wobei mir ihre Frömmigkeit eigentlich sehr auf die Nerven geht und schön langsam wird auch klar, wer Rudolph wirklich ist, auch wenn ich das aus euren Beiträgen schon gewusst habe.


    Ich werde am Wochenende wohl ein wenig aufholen, zumindest versuche ich es.


    Katrin

  • Ach ja - Fleur-de-Marie. Die verwendet in I,8 oder 9 einige Male den Begriff "heilig" und wird auch selber als "Heilige" bezeichnet. Ich wette 10:1, dass uns die jung und als Nonne stirbt. :breitgrins:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Oder sie findet sich am Ende als Rudolfs Gattin wieder.


    Rudolf erinnert mich stark an Robin Hood, da er sich so sehr um die Armen und Bedürftigen kümmert oder auch um jene, die noch einen Rest an Ehrbarkeit aufweisen und es daher wert sind, gefördert zu werden. Ich weiß nicht, wie die damalige Einstellung gegenüber Farbigen war, aber dass er sein Vertrauen einem schwarzen Arzt schenkt, könnte auch eher die Ausnahme gewesen sein. Dagegen ist er sich aber nicht zu schade, seine eigene Gerechtigkeit walten zu lassen und sich als Richter aufzuspielen und ganz bewusst harte Urteile zu fällen. Das passt alles nicht so ganz zusammen, zumindest noch nicht.


    Die Geschichte wird bisher kaum ruhiger, zum Glück aber immerhin etwas ausführlicher. Nach wie vor passiert für meinen Geschmack einfach zu viel, auch wenn das kaum zu vermeiden ist, wenn man in Betracht zieht, dass das Buch als Fortsetzungsroman in einer Zeitung erschienen ist. Die häufigen und ausführlichen Dialoge sind wahrscheinlich ebenso publikumswirksam. Der Vergleich mit einer Soap, den finsbury oben schon gezogen hat, ist mir auch schon gekommen.


    Grüße
    Doris

  • Keine Angst :winken:


    Was macht dich so sicher? Spätestens ab Ende des ersten Teils ahnt der Leser, was es mit Marie und Rudolf auf sich hat, etwas später wird es explizit gesagt. Aber unsere beiden Protagonisten sind ahnungslos! Jedenfalls bis VIII,9 - soweit bin ich jetzt - und Marie scheint in Rudolf verliebt....
    Ein kleiner Inzest ist also noch drin. :entsetzt:


    Ich vermute aber eher, dass sandhofers Version sich durchsetzen wird. Das passt besser zur Bigotterie des Romans.

  • Oder sie findet sich am Ende als Rudolfs Gattin wieder.


    Der ist mir dafür - unterm Strich - zu wenig positiv und heilig dargestellt.
    [hr]
    Ich habe jetzt Teil I fertig gelesen. Zwischenfazit: Eine wirklich interessante Figur habe ich da gefunden - Murph, der so eine Art Hadschi Halef Omar zum Kara Ben Nemsi Rodolphe zu bilden scheint. Der Chourineur ist nicht uninteressant. Der Rest ist Schablone. Mag sein, Sue hat diese Schablonen erst erfunden, ich kenne mich in der Geschichte des Trivialromans zu wenig aus.


    Zum Glück verzichtet er aber im Laufe der Kapitel zusehends auf die bemühte und bemühende Verwendung des Argot und lässt die Leute so reden, dass man sie mehr oder weniger versteht.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Oder sie findet sich am Ende als Rudolfs Gattin wieder.




    Was macht dich so sicher? Spätestens ab Ende des ersten Teils ahnt der Leser, was es mit Marie und Rudolf auf sich hat, etwas später wird es explizit gesagt. Aber unsere beiden Protagonisten sind ahnungslos! Jedenfalls bis VIII,9 - soweit bin ich jetzt - und Marie scheint in Rudolf verliebt....
    Ein kleiner Inzest ist also noch drin. :entsetzt:


    Ich vermute aber eher, dass sandhofers Version sich durchsetzen wird. Das passt besser zur Bigotterie des Romans.
    [/quote]



    Ich bin etwas weiter als ihr, aber lange nicht sicher. Unser Rudolf tut so was aber nicht, selbst wenn er nicht weiß was er tut. Da sollte das Unbewusste siegen. Außerdem ist Sue ein bedingungsloser Moralist :winken:


    go on folk


    Die nächsten Tage bin ich im off, d.h. in England.