• Wenn ich irgendwann wieder gefragt werde, was ich mir denn "dabei" gedacht habe, werde ich so frei sein und Giesbert zitieren: "Gar nichts!" :breitgrins:


    Das war übrigens ein verkapptes Karl-Kraus-Zitat ("Das Ehrenkreuz"), stimmt aber trotzdem. Ich habe mir wirklich nichts oder jedenfalls nicht viel dabei gedacht. Außer, dass es lustig sein und mir Spaß machen könnte.

  • Zitat von "giesbert"


    Wer mal hören will, wie ich spreche - das Deutschlandradio hat mich heute Mittag zu meinem Langzeitprojekt kurz interviewt:


    Sehr schön! :-) Ist ja erfreulich, welch große Aufmerksamkeit und Resonanz Dein Projekt erhält und daß es nicht nur innerhalb eines relativ kleinen Netzzirkels wahrgenommen wird.


    Schöne Grüße,
    Wolf


  • Sehr schön! :-) Ist ja erfreulich, welch große Aufmerksamkeit und Resonanz Dein Projekt erhält und daß es nicht nur innerhalb eines relativ kleinen Netzzirkels wahrgenommen wird.


    Stimmt. Ich bin einigermaßen erstaunt und ein wenig eingeschüchtert. Eigentlich dachte ich, dass ich so ein Jahr vor mich hinbosseln könnte, bevor das jemand bemerkt. Das Teil ist ja ein Work in Progress, da wird noch hier und da gebastelt und angepasst, es läuft auch keine Statistiksoftware oder dergleichen. Ich habe keine Ahnung, wieviele Leute sich das eigentlich ansehen. Na, solange die NYT davon nichts mitbekommt, kann ich noch im Verborgenen vor mich hinwerkeln ;-). Und mein nächstes Langzeitprojekt auf den Weg bringen: http://www.gespraeche-mit-goethe.de/.

  • Das war übrigens ein verkapptes Karl-Kraus-Zitat ("Das Ehrenkreuz"), stimmt aber trotzdem. Ich habe mir wirklich nichts oder jedenfalls nicht viel dabei gedacht. Außer, dass es lustig sein und mir Spaß machen könnte.


    Ich glaube dir dies unbesehen - und es klang auch absolut überzeugend. Das Schöne dieser Antwort war, dass man den Kulturredakteur intellektuellen Schwung nehmen sah, dass er gewärtigte, über allerhand philosophische Überlegungen, geistige Vorbereitungen unterrichtet zu werden. Und dann - ein wenig enttäuscht, auch amüsiert - sich seiner Hoffnungen beraubt sah.


    Und die Antwort bricht eben mit typischen Verhaltensweisen, die da allerlei Hochtrabendes, Verstiegenes erwarten und sich nicht vorstellen können, dass man etwas einfach so, aus purer Freude, einer Idee, Laune folgend, machen kann. Manchmal wird's was, manchmal nix.


    Man stelle sich vor, dass diese (oder irgendeine) Frage an Sloterdijk gerichtet worden wäre: Und ein Zittern und Kreißen hub an, unzeitgemäß aus tiefstem, allertiefstem Gedankenreichtum gerissen, räuspert sich der Geistesriese, ein Stotterer und Stammler vor dem Herrn, nicht eines Gebrechens, sondern der Überfülle seines geistigen Gebärens wegen - und unterbrochen von allerhand "hmms" und "ääähs" wird dem Fragenden Antwort zuteil, fragmentarisch, bruchstückhaft - um dann, dies von besonderer Wichtigkeit, darauf hinzuweisen, dass er diesen (oder einen ähnlichen) Gedanken schon in diesem oder jenem Buch zu äußern die Ehre gehabt habe. Während man ihm sehr oft ein rechtschaffenes "gar nichts" durchaus glauben würde.


  • Man stelle sich vor, dass diese (oder irgendeine) Frage an Sloterdijk gerichtet worden wäre: Und ein Zittern und Kreißen hub an, unzeitgemäß aus tiefstem, allertiefstem Gedankenreichtum gerissen, räuspert sich der Geistesriese, ein Stotterer und Stammler vor dem Herrn, nicht eines Gebrechens, sondern der Überfülle seines geistigen Gebärens wegen - und unterbrochen von allerhand "hmms" und "ääähs" wird dem Fragenden Antwort zuteil, fragmentarisch, bruchstückhaft - um dann, dies von besonderer Wichtigkeit, darauf hinzuweisen, dass er diesen (oder einen ähnlichen) Gedanken schon in diesem oder jenem Buch zu äußern die Ehre gehabt habe. Während man ihm sehr oft ein rechtschaffenes "gar nichts" durchaus glauben würde.


    Wüßte ich nicht, wie sehr Scheichbeutel Smileys hasst, hätte ich hier jetzt einen mit schallendem Gelächter platziert ;)

  • Und die Antwort bricht eben mit typischen Verhaltensweisen, die da allerlei Hochtrabendes, Verstiegenes erwarten und sich nicht vorstellen können, dass man etwas einfach so, aus purer Freude, einer Idee, Laune folgend, machen kann. Manchmal wird's was, manchmal nix.


    Eben. Einfach mal ausprobieren und gucken, was passiert. Der Weg ist das Ziel. Oder so 8-)


    Lustig fand ich ja schon, wie der Moderator später noch mal die Kulturkurve kratzte, wenn ich das schon nicht tun wollte. (Ich halt ein fauler Mensch.)


    Übrigens hat jetzt auch der Bayerische Rundfunk das Projekt entdeckt:


    „Entschleunigungsoase“: Der berühmte Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe als Blog.

  • "Entschleunigungsoase" - wer kommt denn auf solche Wörter? :entsetzt:


    Es ist aber schon ganz witzig bei diesem Echtzeit-Versuch, zu sehen, wie im Feed, den ich über Yahoo! abonniert habe, sich die Briefe so staffeln: Vor einem Monat der erste, vor einem Monat der zweite, vor einer Woche der dritte ... Ist ein anderes Tempo als heute E-mail und SMS.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Aktuell verweist sogar die Startseite der NZZ auf diesen Artikel ... :zwinker:


    das hat nichts zu sagen, da werden (vermute ich mal) automatisch alle neuen Artikel verlinkt, das scrollt beim nächsten Artikelupdate dann wieder raus.


    Aber der Artikel hat mir gleich 10 neue Kommentare beschert. Erstaunlich.


    Derzeit denke ich darüber nach, wie man wohl Erläuterung & Kommentar integrieren kann. Ob man kommentierte Stellen in den Briefen verlinken soll? Oder stört das den Lesefluss?

  • das hat nichts zu sagen, da werden (vermute ich mal) automatisch alle neuen Artikel verlinkt, das scrollt beim nächsten Artikelupdate dann wieder raus.


    Ich gehe regelmässig über die Startseite der NZZ. Diese Artikel im Bereich "Kultur" bleiben da im Regelfall schon 24 Stunden ... :zwinker:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Die Münchner Lokalpresse hat das Projekt jetzt auch entdeckt, im Münchner Merkur gibt es einen Artikel. Allerdings mit Zitaten, bei denen ich mir ziemlich sicher bin, sie nicht gesagt zu haben. Nunja. Aber ich kann mir gut vorstellen, wie der Redakteur kurz vor dem Urlaub das Zeug noch fertig kriegen musste und aus seinen raschen Telefonnotizen ein paar griffige Zitate gebastelt hat. Funktioniert halt so, der Betrieb.