Juli 2009 - De la Motte Fouqué: Der Zauberring


  • Hat jemand von Euch den Don Quijote gelesen? Er liegt leider seit vielen Jahren auf meinem SUB.


    Hallo Zola,


    mal eben schnell OT: Das kenne ich! Und ich fürchte, der gute Don Q. wird ohne Leserunde ewig auf dem SUB liegen. Zumindest gehört er zu den Büchern, die dort ungezählte Monde verbracht haben - mehr als jedes andere Werk.

    Das ist übrigens (noch) KEIN offizieller LR-Vorschlag.


    Schöne Grüße


    Tom

  • Hat jemand von Euch den Don Quijote gelesen? [...] Gibt es Parallelen, Ähnlichkeiten oder ist es doch eher der "Old Shatterhand" (wie Sandhofer meinte), mit dem unser Held Otto eine gewisse Verwandtschaft zu haben scheint?


    Ja, ich kenne Don Quijote. Und der gehört definitiv nicht in die Verwandtschaft unseres Ottifanten. :zwinker:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Tom,



    mal eben schnell OT: Das kenne ich! Und ich fürchte, der gute Don Q. wird ohne Leserunde ewig auf dem SUB liegen.


    Ich bin Optimist. Ich war schon ein paar Mal ganz knapp davor ihn zu lesen. Allerdings hält auch bei mir der Don Quijote einen besonderen Rekord: Es ist bereits die dritte Ausgabe von ihm, die auf meinem SUB liegt.

  • Eine amüsante Episode fand ich in II/2, wo Arinbiörn das Schiff seines Vetters in Flammen setzt und beide dann dazu nur meinen, dieser kenne nun wenigstens die Bräuche auf See.


    Das Schiff kommt ja interessanterweise wieder ...


    Ersteres ist schön; bei letzterem befürchte ich: gar nicht ...


    Ich habe unterdessen weitergelesen und muss mich korrigieren ...

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  • mal eben schnell OT: Das kenne ich! Und ich fürchte, der gute Don Q. wird ohne Leserunde ewig auf dem SUB liegen. Zumindest gehört er zu den Büchern, die dort ungezählte Monde verbracht haben - mehr als jedes andere Werk.


    :grmpf:


    Also DAS ist ein Riesenfehler, das ist eines der besten Bücher überhaupt. Zwei Mal gelesen und ein drittes Mal ist nicht weit.


    Als kleine Anregung:


    http://buch.germanblogs.de/arc…7/01/03/1l7xcrqjv1kbn.htm


    CK

  • Es gibt, hat man mir erzählt, in Australien diese Strassen in der Wüste, voller Querrinnen und Schlaglöcher, die zu befahren es eigentlich nur zwei Techniken gibt: entweder ganz langsam, damit die Räder sich in Ruhe in alle Löcher und Unebenheiten versenken können - oder rasend schnell, damit die Räder gar keine Zeit finden, sich hinein zu senken. Daran habe ich gestern denken müssen - und habe dann das dritte und letzte Buch in einem Zug fertig gelesen. Nein, es wird nicht besser. Zum Schluss wird gar der Papst bemüht als Deus ex machina. Und natürlich sind (fast) alle, alle miteinander verwandt und die ganze Familie wird zusammengeführt. Hugh scheint ein äusserst fruchtbarer, aber nicht sehr treuer Schlingel gewesen zu sein. Für ein abschliessendes Fazit muss ich mir noch etwas Zeit lassen, aber ich bin mal froh, mit dem Buch fertig zu sein .... :winken:

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  • Hallo zusammen,


    ich habe gestern Abend II/9 erreicht. Das zweite Buch ist stellenweise furchtbar heroenhaft-schmalzig, ich schaffe es momentan nicht mehr dieses ganze Heldentum als ungewollte Komik aufzufassen. Trotzdem ist die Lektüre eigentlich weiterhin interessant. Zum "Old Shatterhand"-Vergleich passt eigentlich auch sehr gut das außergewöhnlich schnelle, starke und gehorsame Pferd (das natürlich auch heldenhaft kämpft).
    Mir ist nicht ganz klar weshalb die Finnen als Heiden dargestellt werden. Eigentlich sind die Skandinavier seit Einführung der Reformation im 16. Jahrhundert Protestanten, genauso wie die Preußen, was Herrn Fouqué doch hätte sympathisch sein sollen.


    In II/9 war interessant, dass Held Otto den heidnischen Schwedenritter im Zweikampf schnell heroisch getötet hat, bisher gingen alle Zweikämpfe (unter christlichen Rittern) für beide meist glimpflich aus.


    Wie sind eigentlich die anderen Sachen, die Fouqué geschrieben hat? Hat jemand von Euch Undine gelesen? Manche Titel seiner Werke klingen ja schon beängstigend nach dem Zauberring ("Sigurd der Schlangentöter").

  • Das zweite Buch ist stellenweise furchtbar heroenhaft-schmalzig, ich schaffe es momentan nicht mehr dieses ganze Heldentum als ungewollte Komik aufzufassen.


    Es soll Dir nicht besser ergehen als uns ... *ggg*


    Mir ist nicht ganz klar weshalb die Finnen als Heiden dargestellt werden. Eigentlich sind die Skandinavier seit Einführung der Reformation im 16. Jahrhundert Protestanten, genauso wie die Preußen, was Herrn Fouqué doch hätte sympathisch sein sollen.


    Wir sind im Mittelalter, also ein bisschen vor dem 16. Jahrhhundert. Ausserdem will mir scheinen, dass Fouqué - ungeachtet seiner hugenottischen Herkunft und seines aktuellen Status' als preussisischer Offizier a.D. - doch recht sehr katholisiert.


    In II/9 war interessant, dass Held Otto den heidnischen Schwedenritter im Zweikampf schnell heroisch getötet hat, bisher gingen alle Zweikämpfe (unter christlichen Rittern) für beide meist glimpflich aus.


    Du hast den Unterschied selber fest gemacht: Bisher kämpfte Otto gegen Christen. Da spritzt das Blut zwar auch literweise, aber die christlichen Helden regenerieren im Nu ... Heiden hingegen werden gleich ganz platt gemacht. Ausser den paar, die man mal für Bekehrungszwecke beiseite legt ...


    Wie sind eigentlich die anderen Sachen, die Fouqué geschrieben hat? Hat jemand von Euch Undine gelesen? Manche Titel seiner Werke klingen ja schon beängstigend nach dem Zauberring ("Sigurd der Schlangentöter").


    Die Undine mal vor Jahren. Natürlich auch eine Geschichte voller Zauber und dem Eindringen heidnischer Kräfte ins christliche Dasein. Aufgrund seiner Kürze und der Beschränkung des handelnden Personals aber durchaus geniessbar. So jedenfalls habe ich es in Erinnerung.

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  • Zitat von Zola

    Hat jemand von Euch den Don Quijote gelesen? .... Gibt es Parallelen, Ähnlichkeiten...


    Einzige Parallele scheint zu sein, was Eichendorff über Fouqué schrieb:"wie Don Quijote hielt auch er seine mittelalterlichen Illusionen für baare Wirklichkeit."

    Zitat von Zola

    Wie sind eigentlich die anderen Sachen, die Fouqué geschrieben hat? Hat jemand von Euch Undine gelesen? Manche Titel seiner Werke klingen ja schon beängstigend nach dem Zauberring ("Sigurd der Schlangentöter").


    Besser könnte sein Erstlingsroman "Alwin" sein, welcher als elegant-ironische Abrechnung mit der Aufklärung bezeichnet wird. Das sei ihm nachher nie mehr gelungen, mit Ironie und Humor war es bei ihm sonst nicht weit her. (Seibicke, Friedrich Baron de la Motte Fouqué)
    Der Held des Nordens, zu dem Sigurd der Schlangentöter gehört, ist insofern wichtig, als es die erste Wiederaufnahme des Nibelungenstoffes seit Hans Sachs war und die Textgrundlage, die Richard Wagner benutzte.
    Selber habe ich noch den Sintram begonnen, das klang ähnlich wie der Zauberring, eventuell etwas weniger schwülstig (könnte aber auch daran liegen, dass ich es in moderner Druckschrift las). Jedenfalls tauchten dort gleich zu Beginn Falko und Gabriele auf; Fouqué versuchte offenbar, durch Wiederaufnahme der Figuren einen Zusammenhang zwischen seinen Werken herzustellen.


    Ich habe jetzt Buch II fertig, und fand es jedenfalls spannender als das erste. Der einzige Spannungsbogen, der sich in meinen Augen über das ganze Werk hinzieht, nämlich der Eindruck dass Folko und Gabriele eigentlich zusammengehören ( so wie auch Otto und Berta), erreicht hier eine Art Höhepunkt. In II/10 ist es Berta, die eine kritische Situation zwischen den beiden entschärft, und sie wird deutlich als die seriöse Deutsche bezeichnet. Sicher auch das ein Teil von Fouqués Patriotismus, der ihm die Herzen der Zeitgenossen eroberte! Auch bei der Entführung weiss natürlich sie sich zu helfen, im Gegensatz zu den Französinnen, die sich womöglich gar nicht so ungern entführen lassen.
    Mit der Entführung kam endlich etwas Dynamik ins Ganze, nun gibt es wenigstens eine Handlungsmotivation! Gleichzeitig, im Kapitel nach der Entführung, erlebt auch Otto eine entscheidende Schlacht, hier ist wohl nun der Spannungshöhepunkt des Werks erreicht.


    Natürlich musste der Held dann noch Mutter und Halbbruder wiederfinden, sonst wär's ja nicht echt Romantik.
    Von mir aus könnte der Zauberring mit dem 2. Buch aufhören, in einem Epilog würden noch die nötigen Zusammenführungen erledigt, und fertig. Mal sehen, was noch kommt.

  • Wir sind im Mittelalter, also ein bisschen vor dem 16. Jahrhhundert.


    Das stimmt natürlich. Wir befinden uns wohl ziemlich genau im 12. Jahrhundert zur Zeit von Richard Löwenherz und der Schwedischen Kreuzzüge gegen Finnland. Ich hatte nur gedacht, dass Fouqué vielleicht persönliche Eindrücke von anderen Ländern/Völkern in seinen Roman mit einfließen läßt. Aber der historische Hintergrund scheint ja, wie Hastic bereits schrieb, der Realität (nach damaligem Forschungsstand) zu entsprechen.

  • zur Zeit von Richard Löwenherz


    Ach ja: Löwenherz. Auch an dessen Legende strickt Fouqué mit ... Praktisch zeitgleich mit Sir Walter Scott. (Dessen Ivanhoe übrigens doch um einiges besser ist als der Zauberring. Vergleichsweise äusserst geniessbar ...)

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  • Zitat von "Zola"


    Wie sind eigentlich die anderen Sachen, die Fouqué geschrieben hat? Hat jemand von Euch Undine gelesen?


    Undine habe ich gelesen und vor einiger Zeit auch noch mal als Hörbuch gehört. Diese Märchenerzählung ist Fouqué sehr gut gelungen, da ist alles stimmig, die Sprache und auch die Figuren sind so, wie man sich das in einem Märchen erwartet. Mit seiner Undine hat sich Fouqué einen Platz im Kanon der klassischen Literatur sichern können, alle seine anderen Werke sind wohl leider nicht so geeignet, die Zeiten zu überdauern, obwohl ich auch einige andere seiner Erzählungen gerne gelesen habe. Im Winkler-Verlag ist mal ein Erzählband mit dem Titel "Romantische Erzählungen" erschienen, darin ist beispielsweise Eine Geschichte vom Galgenmännlein enthalten, auch zwei oder drei Rübezahlgeschichten und noch andere märchenhafte Erzählungen und Sagen. Solche Erzählungen benötigen keine romantauglichen Charaktere, weshalb Fouqué hier seine diesbezügliche Unfähigkeit nicht so zur Geltung bringen konnte wie im Zauberring. ;-)


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Solche Erzählungen benötigen keine romantauglichen Charaktere, weshalb Fouqué hier seine diesbezügliche Unfähigkeit nicht so zur Geltung bringen konnte wie im Zauberring. ;-)


    Ja, die Entwicklung einer Figur, oder auch nur eine anständige Motivation ihrer Handlung (ausser, dass ein halbes Wort eines Freundes und Kollegen sie sofort zum Äussersten erzürnt und deswegen nun und auch sofort ein Duell her muss ...) sind Fouqués Stärke nicht. Am interessantesten ist er da, wo Heidnisch-Zauberisches auf Christlich-Zauberisches prallt. Auch das Christliche ist ja bei Fouqué zauberisch, und steht darum letzten Endes auf derselben Stufe wie das Heidnische. Fouqué müsste eigentlich jedem rechtschaffenen protestantischen Dorfpfarrer seiner Zeit ein absoluter Greuel gewesen sein ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Nur kurz zur Info: Ich verreise für ein paar Tage und werde in der Zeit hier nicht schreiben können. Den Roman nehme ich natürlich als Urlaubslektüre mit. Diesen Thread also bitte noch nicht ins Archiv verschieben. :zwinker:

  • Nur kurz zur Info: Ich verreise für ein paar Tage und werde in der Zeit hier nicht schreiben können. Den Roman nehme ich natürlich als Urlaubslektüre mit. Diesen Thread also bitte noch nicht ins Archiv verschieben. :zwinker:


    Kommt darauf an: Wenn Du ein halbes Jahr verreist, könntest Du den Thread im Archiv wiederfinden ... Wo geht's denn hin? Nach Finnland, hässliche, schwarzhaarige Heiden vermöbeln? :breitgrins:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Kommt darauf an: Wenn Du ein halbes Jahr verreist, könntest Du den Thread im Archiv wiederfinden ... Wo geht's denn hin? Nach Finnland, hässliche, schwarzhaarige Heiden vermöbeln? :breitgrins:


    Nein, so weit leider nicht. Nur ungefähr in die Gegend wo das Schloß von Muhme Minnetrost steht. Lust jemanden zu vermöbeln oder zumindest zum Zweikampf kriegt man bei der Lektüre manchmal aber schon (wer weiß, vielleicht war der durchschnittliche Zauberring-Leser des frühen 19. Jahrhunderts der Vorläufer des Fans von Ballerspielen im 21. Jahrhundert?).

  • wer weiß, vielleicht war der durchschnittliche Zauberring-Leser des frühen 19. Jahrhunderts der Vorläufer des Fans von Ballerspielen im 21. Jahrhundert?


    Ich vermute, die hatten damals subalterne Offizierstellen im preussischen Heer (und auch andern) inne. Manchmal frage ich mich, ob es Fouqué mit seinen zweikampfsüchtigen Christenrecken ernst war, oder ob er hier seine Standes- und Berufsgenossen nach Strich und Faden verar...t hat.

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  • Zitat von sandhofer

    - und habe dann das dritte und letzte Buch in einem Zug fertig gelesen.


    ...dafür bin ich jetzt auf der Ebene der homöopathischen Dosen angelangt! Ich habe es in mehreren Etappen bis II/16 geschafft und kann nur noch sagen: Oje.

  • Das zweite Buch scheint es in sich zu haben. Das hat bis jetzt, glaube ich, noch jeden gebremst. :breitgrins:


    Sorry, das dritte hat mich offenbar so geschafft, dass ich nicht mal mehr fähig war, richtig zu tippen! Ich meinte natürlich III/16 :redface:
    Nein, das zweite fand ich, wie früher geschrieben, noch recht spannend, hier gab es wenigstens gewisse Handlungsmotivationen (Entführung) und Spannungsbogen (Folko-Gabriele-Geschichte). Aber im dritten wird bis jetzt nur noch gefrömmelt und bekehrt, schade.