Was lest ihr gerade?

  • Ich taste mich langsam (ganz langsam) an Jean Paul heran und lese Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter von Günter de Bruyn.


    Ich weiss, dass de Bruyn einen gegenteiligen Ruf hat, aber ich fand damals beim Erscheinen diese Biografie ungeheuer systemkonform: Richter als Sozialist ...


    Bevor ich mich wieder an Foques sterbensöden "Zauberring" mache, [...]


    Na, Du motivierst einen ja für die Leserunde ... :breitgrins:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Soeben beendet:
    William Faulkner "Absalom, Absalom!" (kein Buch, sondern ein Naturereignis aufgrund der ausufernden Sprache)


    Aktuell:
    Truman Capote "Andere Stimmen, andere Räume" (der erste Roman Capotes aus dem Jahr 1948; ein kleines, aber sehr feines Büchlein)


    Demnächst:
    Thomas Mann "Über mich selbst - Autobiographische Schriften" (Wiederaufnahme)



    Schöne Grüße


    Tom

  • Um auch mal was zur Sache zu posten :breitgrins: :


    Nachdem ich mit Lukrez fertig bin, und im Roderick Random ungefähr im Tempo von einem Kapitel pro Woche weiterkomme, habe ich noch mit einer Ausgabe von Hafis' Gedichten begonnen, die mir zufälligerweise übern Weg lief, als ich auswärts bei einem Kunden war und in der Mittagspause einen Rotkreuztrödelladen sah. Ein Viertel des Preises, den ein professionelles Antiquariat für eine gut erhaltene Ausgabe der Sammlung Birkhäuser verlangt - da konnte ich nicht widerstehen ... *g*

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Nach der Friedenspreisentscheidung habe ich Claudio Magris wieder ausgegraben, erst mit zwei kleineren Schriften, dann aber doch "Die Donau" - und finde immer neue, kluge Ein- und Ansichten...

  • Ich weiss, dass de Bruyn einen gegenteiligen Ruf hat, aber ich fand damals beim Erscheinen diese Biografie ungeheuer systemkonform: Richter als Sozialist ...


    Vor ein paar Jahren las ich die Biografie zum zweiten Mal. Aber wie du auf diesen Eindruck kamst, ist mir schleierhaft. Vielleicht bin ich ja auch in der Literatursoziologie der 70er / 80er zu verhaftet, aber das de Bruyn Jean Paul in irgendeiner Weise als besonders sozialistisch beschreibt, ist mir entgangen.


    Grüße
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)


  • Vor ein paar Jahren las ich die Biografie zum zweiten Mal. Aber wie du auf diesen Eindruck kamst, ist mir schleierhaft. Vielleicht bin ich ja auch in der Literatursoziologie der 70er / 80er zu verhaftet, aber das de Bruyn Jean Paul in irgendeiner Weise als besonders sozialistisch beschreibt, ist mir entgangen.


    Ich besitze das Buch seit langem nicht mehr - vielleicht täuscht mich meine Erinnerung. Vielleicht aber war die zeitgenössische Rezeption hier im Westen anders ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Ich besitze das Buch seit langem nicht mehr - vielleicht täuscht mich meine Erinnerung. Vielleicht aber war die zeitgenössische Rezeption hier im Westen anders ...


    Ich habe nicht im Osten studiert, dennoch gab es hier die Frankfurter Schule mit ihren Einflüssen auf die Literaturwissenschaft ...
    Grüße
    finsbury
    PS: Das Bild hüpft ganz schrecklich biem Schreiben: Liegt das an meinem Computer oder an diesem Forum?

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Kennt den jemand?


    Nachtrag: Gefunden. "Ungeletzt". Nie gehört... Offenbar mittelhochdeutsch, wenn man Google glauben darf.


    Ich kenne ihn aus meiner mittelhochdeutschen Lektüre, ja. Müsste, wenn ich mich recht erinnere, mit dem Verb "laben" zusammenhängen, oder?

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Ich kenne ihn aus meiner mittelhochdeutschen Lektüre, ja. Müsste, wenn ich mich recht erinnere, mit dem Verb "laben" zusammenhängen, oder?


    Also laut Lexer: "ungeletztet part. adj. unverletzt; oft übertr. phraseol. (mit gs. oder ane) z.B. an triegen u. voller trug."

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Lars Gustafsson, Frau Sorgedahls schöne weiße Arme
    (der Titel ist wenig ansprechend, aber das Buch ist gelassen erzählt, voll Altersweisheit)

  • Also laut Lexer: "ungeletztet part. adj. unverletzt; oft übertr. phraseol. (mit gs. oder ane) z.B. an triegen u. voller trug."


    Scheint, dass sie doch nicht miteinander verwandt sind, die beiden Verben. "Letzen" ist offenbar ein Verb mit einer pejorativen Grundnote. Der Alemanne kennt das Adjektiv "letz" (meist "lätz" ausgesprochen): falsch, verkehrt, links. "Letzen" also = abhalten, hindern, auch: zu Ende bringen. Aus letzterer Bedeutung auch = Abschied nehmen. Daraus wiederum ein feierliches Abschied nehmen, sprich: Mit Speis und Trank verabschieden. Ungeletzt also: Man ist nicht mit Speis und Trank verabschiedet worden, hat demnach sowohl Hunger wie Durst.


    (Der Verfassser dankt dem Grimm'schen Wörterbuch: http://germazope.uni-trier.de/Projects/DWB)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Uwe Dick's Sauwaldprosa lässt sich zusammenhängend kaum lesen, deshalb habe ich den Band mal zur Seite gelegt. Schadet aber auch nichts, das Buch liest sich wie eine Schriftrolle - immer wenn es dem Autor danach ist, hängt er unten noch was dran, und so wächst das Opus von Auflage zu Auflage an... Kann aber auch an jeder Stelle wieder neu angelesen werden. Mein Eindruck nach den ersten 100 Seiten: als hätten Karl Kraus, Karl Valentin und Arno Schmidt eine Feder geführt.


    Als Intermezzo: "Des seligen Herrn Etatsraths Samuel Conrad von Schaafskopf hinterlassene Papiere" von Adolph Freiherr Knigge. Genau, von DEM Knigge, seinerzeit Radikalaufklärer und Satiriker von Rang. Wer den für den kleinkarierten Tischsittenwächter hält, den die Nachwelt daraus gemacht hat, reibt sich die Augen.


    Gronauer

  • Soeben begonnen habe ich Joris-Karl Huysmans´ Roman "Zuflucht". Es ist die Geschichte eines doppelten Eskapismus. Die Flucht eines hoch verschuldeten Pariser Dandys vor den Gläubigern auf ein altes, verfallenes Landschloß findet nicht nur auf der physischen Ebene, sondern auch auf der psychischen statt. Die Titelfigur verstrickt sich aufgrund der trostlosen und bedrückenden Realität immer häufiger in Träume und surreale Traumwelten, die nicht ohne Auswirkungen auf die wirkliche Welt bleiben ...


    Interessantes Detail am Rande: Als Huysmans den Roman schrieb (1885/86), war die Welt von Freuds Theorie der "Traumdeutung" noch viele Jahre entfernt.


    Schöne Grüße


    Tom

  • Marcel Möring, Der nächtige Ort (im Original: DIS).
    Aber ich habe so meine Schwierigkeiten mit dem Roman... - die Grundhandlung, wie sie im Waschzettel und Rezensionen dargestellt wird, könnte ich ja noch nachvollziehen - aber für meinen Geschmack gibt es zu viele Abzweigungen, Nebenhandlungen, die für die Haupthandlung nicht nur nicht förderlich, sondern sogar hinderlich sind.
    Marcel Möring hat seine Kunst bislang nie so barock entfaltet (was ich auch besser fand; denn sehr gelungen sind seine kleineren Erzählungen, die er selbst gern Novellen nennt: Modellfliegen z.B. oder Mendel ((im Herbst erscheint eine weitere unter dem Titel "Eine Frau")).

  • Die feine englische Art ist das nicht. Aber vielleicht alemannische Tradition, ich kenne mich da nicht so aus.


    Ja. Und zwar schon seit 2003:


    Was hier nicht reinpasst ist Werbung / Spam (wird sofort von mir gelöscht)


    Natürlich war der gelöschte Beitrag platte Werbung. Aber wem schadet es?


    Der eine Beitrag: niemandem. Aber: Spammer haben eine feine Nase. Wenn man den einen lässt, hat man bald 2, bald 20, bald 200. Und von den Büchern geht's dann zu Viagra. Ich hätte ja noch mit mir reden lassen, wenn der/die User/in ganz offen gesagt hätte: Ich habe da ein Buch verfasst, das ich Euch gern vorstellen würde. Aber wenn man dann noch versucht, mich für dumm zu verkaufen ...


    Übrigens hat die betroffene Person meine Antwort (ich habe ihr ja Zeit gelassen, zu reagieren und zu melden "Ich hab's nicht so gemeint") noch gesehen, weil sie zu dem Zeitpunkt noch online war. Keine Reaktion ist auch eine Reaktion.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus