Was lest ihr gerade?

  • Was meinst Du jetzt? Das Mittelhochdeutsche ist formenreicher als das Alemannische (jedenfalls in seiner höchstalemannischen Ausprägung hier im Süden). So kennt es durchaus noch ein Präteritum.


    Ich meinte das so... Du hast ja eine große Ähnlichkeit des des Wortschatzes im Mittelhochdeutschen und Alemannischen beschrieben. Ich wollte nun wissen, ob es so eine Ähnlichkeit auch für die Grammatiken der beiden gibt, oder ob Du beim Lesen des Mittelhochdeutschen nur auf das bekannte Vokabular gebaut hast.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Ich meinte das so... Du hast ja eine große Ähnlichkeit des des Wortschatzes im Mittelhochdeutschen und Alemannischen beschrieben. Ich wollte nun wissen, ob es so eine Ähnlichkeit auch für die Grammatiken der beiden gibt, oder ob Du beim Lesen des Mittelhochdeutschen nur auf das bekannte Vokabular gebaut hast.


    Na ja - es ist beides Hochdeutsch. Insofern sind die Unterschiede praktisch nicht-existent - oder zumindest geringer als zwischen Deutsch und Niederländisch. Oder Hochdeutsch und Niederdeutsch.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus



  • zuletzt gelesen : Das Glück der anderen von Stewart O'Nan
    Ich muß sagen ein ausgezeichnetes Buch, sicherlich nicht mein letzter O'Nan
    Tschüßikovsky


    Hallo Lauterbach,


    Stewart O'Nan ist zwischenzeitlich der zeitgenössische amerikanische Autor, den ich am liebsten lese. Seine stille Erzählweise und seine Tiefe und seine Beobachtungsgabe beeindrucken mich immer wieder. Mein Lieblingsbuch von ihm ist "Letzte Nacht".


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Habe mir auch die falsche Kiste geleistet. Und gleich auf den ersten zehn Seiten taucht schon eine Frage auf:

    Zitat

    "[...] because Masterman had led (even to the least particular) a model British life. Industry, regularity, respectability, and a preference for the four per cents are understood to be the very foundations of a green old age." (http://www.readbookonline.net/read/8391/20682/)


    Was ist mit den vier Prozent gemeint? Sind es die Zinsen der Bank?


  • Habe mir auch die falsche Kiste geleistet. Und gleich auf den ersten zehn Seiten taucht schon eine Frage auf:


    Was ist mit den vier Prozent gemeint? Sind es die Zinsen der Bank?


    Hallo Stoerte,


    ich habe jetzt mal schnell die ersten Seiten gelesen und daraus erkenne ich, dass es sich um eine Art (Renten)Fond handelt (Tontine)


    1. Kapitel:
    ....und was das Tontine-System betrifft, so ist mit ein paar Worten alles für unsere schlichte Erzählung Erforderliche gesagt.
    Eine Anzahl von munteren jungen Leuten (je mehr, desto besser) zahlen eine gewisse Summe Geldes ein, das dann zusammengelegt und als Fonds Treuhändern anvertraut wird....


    dein obiger Satz wird so übersetzt:
    Dies war um so bedauerlicher, als Masterman (bis ins allerkleinste Detail) als musterhafter Engländer gelebt hatte. Fleiß, ein regelmäßiger und ehrbarer Lebenswandel und eine Vorliebe für die vier Prozent sind nach allgemeiner Ansicht die allerbesten Grundlagen für einen goldenen Lebensabend.


    LG
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Vielen Dank für deine Antwort JMaria!


    Aus dem Kontext heraus klingt diese Vorliebe für "die vier Prozent" nach einer stereotypischen, bürgerlich-britischen Verhaltensweise zu dieser Zeit. Vielleicht vier Prozent des Tages mit Teetrinken verbringen, oder eben sein Geld auf der Bank anlegen, statt es für unvernünftige Dinge ausgeben o.ä.


    Ob damit die Verzinsung der Tontine-Einlage gemeint ist? Das, was der letzte Überlebende und somit Gewinner letztendlich bekommt, sind mehrere 100 Prozent des ursprünglich eingezahlten Geldes (das 37-fache + Zins + Zinseszins).


    Leider fördert eine Google-Suche nach vier Prozent nur Artikel zu Steuersätzen oder eben Bankzinsen zutage.



    LG!


  • Aus dem Kontext heraus klingt diese Vorliebe für "die vier Prozent" nach einer stereotypischen, bürgerlich-britischen Verhaltensweise zu dieser Zeit. Vielleicht vier Prozent des Tages mit Teetrinken verbringen, oder eben sein Geld auf der Bank anlegen, statt es für unvernünftige Dinge ausgeben o.ä.


    Ob damit die Verzinsung der Tontine-Einlage gemeint ist? Das, was der letzte Überlebende und somit Gewinner letztendlich bekommt, sind mehrere 100 Prozent des ursprünglich eingezahlten Geldes (das 37-fache + Zins + Zinseszins).


    Hallo,


    ich denke, dass damit die damalige Tendenz vieler Engländer für konservative Geldanlagen, die eben damals ca. vier Prozent brachten, gemeint ist. In anderen Romanen der Zeit meine ich auch schon mal gelesen zu haben, dass irgendein Treuhänder auf diese Weise mündelsichere Papiere angelegt hat. Mag sein bei Dickens oder in der Forsyte-Saga (Ich weiß, dass die letztere nicht mehr so recht so jener Zeit gehört :zwinker:), so genau hab ich das nicht mehr im Kopf. Kann auch bei Eliot gewesen sein.


    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Nach Beckfords Vathek bin ich nun - neben Xenophons Anabasis natürlich - mit Hintons Wissenschaftlichen Erzählungen zu Gange. "Träumereien eines Mathematikers" wäre wohl passender als der Ausdruck "Erzählungen". Beides übrigens in der Ausgabe der Bibliothek von Babel von Borges, die die Büchergilde vor einiger Zeit besorgt hat.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Nach Beckfords Vathek (...)


    Wie hat dir denn der Vathek gefallen, sandhofer? Ich mußte bei der Lektüre immer wieder gegen die Langeweile kämpfen und war insgesamt eher enttäuscht. Dabei hatte ich mich auf eine gruselige gothic novel gefreut...


    Ich habe gerade gelesen: Keyserling Wellen und Fontane Frau Jenny Treibel. Außerdem lese ich nebenbei Guy Deutschers Sprachgeschichte, die auf Englisch übrigens The unfolding of language heißt. Sehr spannend und unterhaltsam geschrieben.


    Viele Grüße
    thopas

  • Ich werde bei Gelegenheit noch ein paar Worte über das Büchlein in einem eigenen Thread verlieren. Ich hoffe, diese Woche noch dazu zu kommen. OK? :winken:


    Keine Eile :winken:. (Für den Vathek habe ich mehrere Monate gebraucht, obwohl es nur 100 Seiten sind :redface:, da kann ich jetzt auch warten...)


  • Alfred Döblin - Berlin Alexanderplatz
    (Erstlektüre)


    Hallo Zola,


    wie ist Dein erster Eindruck? Ich fand das Buch erfrischend durch die "proletarische" Sichtweise, aber auch ein wenig chaotisch. Döblin wollte ein deutsches Pendant zu "Manhattan Transfer" und "Ulysses" abliefern (ob es ihm gelungen ist, kann ich mangels Lektüre von Joyce und Dos Passos nicht beurteilen). Der Großstadtroman, geschrieben in einer möglichst wirren Technik (Bewusstseinsstrom, Rückblenden ...), war wohl damals schwer in Mode.


    Schöne Grüße


    Tom

  • Hallo Tom,


    mein bisheriger Eindruck deckt sich wohl weitgehend mit Deinem. Zum einen gefällt mir sehr gut, wie er die proletarische Sichtweise wiedergibt, zum anderen verwirrt mich die "wirre Technik" doch recht häufig.
    Ich habe in den letzten Monaten einiges von Döblin gelesen. Interessant ist, dass er (wohl wie Heinrich Mann) versucht hat fast jeden seiner Romane in einem anderen Stil zu schreiben,


    Viele Grüße,
    Zola


  • Interessant ist, dass er (wohl wie Heinrich Mann) versucht hat fast jeden seiner Romane in einem anderen Stil zu schreiben,


    Du meinst also, dass was Joyce in einem Roman schaffte, verteilt sich bei diesen Schriftstellern über ihr "Romanwerk"?


    Liebe Grüße,


    Peter

  • Hallo Peter,


    ich habe Joyce noch nicht gelesen, daher kann ich hier keinen Vergleich ziehen. Bei den Romanen Döblins, die ich bisher gelesen habe, ist mir aufgefallen, dass sie sich stilistisch recht stark voneinander unterscheiden. So ist beispielsweise bei der Amazonas-Trilogie der erste Teil in einer sehr blumigen, stark beschreibenden Sprache abgefasst, der zweite Teil wiederum wirkt vor allem zu Beginn auffallend ironisch. Wenn man die Teile hintereinander liest, so wie ich es getan habe, ist der Stilwechsel sehr offensichtlich. Der dritte Teil wiederum ist von der Sprache her eher einfach gehalten, Beschreibungen spielen nur eine untergeordnete Rolle.
    Bei Heinrich Mann ist mir das selbst noch nicht in dem Maße aufgefallen, das liegt aber wohl daran, dass ich die Romane bei denen er angeblich mit neuen Stilen experimentierte ("Lidice", "Empfang bei der Welt", "der Atem") bislang noch nicht gelesen habe.


    Viele Grüße,
    Zola


  • Bei den Romanen Döblins, die ich bisher gelesen habe, ist mir aufgefallen, dass sie sich stilistisch recht stark voneinander unterscheiden.


    Hi Zola,


    ich stimme Dir zu. Neben "Berlin Alexanderplatz" habe ich "Wallenstein" gelesen - eine echte Herausforderung! Döblin breitet dort expressionstisch-experimentelle Satzungetüme aus, deren Sinn sich manchmal erst nach mehrfachem Lesen erschließt. Ein hartes Stück Arbeit ...


    Viele Grüße


    Tom

  • Hallo Tom,


    den Wallenstein habe ich noch nicht gelesen, er steht aber relativ weit oben auf meiner Leseliste. Bislang habe ich nur einige Ausschnitte des Romans gelesen, die ich nicht gerade einfach fand. Auf meinem SUB liegt u.A. auch noch "Berge, Meere und Giganten". Einerseits fand ich die Thematik faszinierend, andererseits forderte mich heraus, dass im Internet jemand das Buch als "unlesbar" bezeichnet hatte. Es scheint sich auch durch Satzungetüme auszuzeichnen.


    Viele Grüße,
    Zola