Die Grossen, Dunklen, Schwierigen

  • Hallo zusammen?


    Habt Ihr die auch? Die Grossen, Dunklen, Schwierigen - die, von denen man weiss, dass sie gut sind, und um die man doch lieber einen Bogen macht?


    Novalis? Thomas Bernhard? Ludwig Hohl? Hans Henny Jahn?


    Sie faszinieren mich, aber ich mag sie nicht wirklich lesen...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo sandhofer !


    Ich hoffe, die werden mit Hilfe des Forums ausgemerzt :zwinker: Immerhin, James Joyce war einer und Dante ...


    Sonst fällt mir spontan keiner ein, aber ich kenne auch Ludwig Hohl und Hans Henny Jahn nicht - ich befürchte, ich bin in die wirklichen Tiefen der Literatur noch nicht eingetaucht, aber du bzw. das Forum gebt immer wunderbare Impulse, dafür möchte ich einmal "danke" sagen !


    Gruß von Steffi

  • Hallo sandhofer !


    Mir ist noch eingefallen, dass ich Novalis "Heinrich von Ofterdingen" vor langen Jahren gelesen habe (während meiner romantischen Periode :breitgrins: ) aber außer daß diese Erzählung der "blauen Blume der Romantik" den Namen gab, war es nicht wirklich faszinierend.


    Gruß von Steffi

  • Hallo Sandhofer,


    die von dir genannten Schriftsteller kenne ich auch noch nicht, aber durch das Forum habe ich mit Freuden schon so manchen literarischen Berg bestiegen.


    Meine persönlichen "Schwierigen und Dunklen" wären noch "Das Glasperlenspiel" von Hesse und "Dr. Faustus" von Thomas Mann.


    Übrigens, eine schöne Frage, vielen Dank. :winken:


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • Habt Ihr die auch? Die Grossen, Dunklen, Schwierigen - die, von denen man weiss, dass sie gut sind, und um die man doch lieber einen Bogen macht?


    Hans Henny Jahnn?


    Hallo,


    nach Lektüre der "Nacht aus Blei" und den ersten zwei Bänden der vierbändigen Trilogie "Holzschiff, etc.", hab ich mich jetzt suchend in's Forum begeben, hoffend auf Meinungen die mir auf die Sprünge helfen würden. Leider aber, außer der Erwähnung von HHJ, nichts gefunden
    Es irritiert mich ja doch sehr, wenn ich, konfrontiert mit einem derartigen Nimbus wie dem Jahnn'schen, nicht weiß, ob ich wahrscheinlich nur die Grenze meines schlichten Literaturerfassungspotentials erreicht habe oder aber vielleicht doch .......hmhm.


    Mein beschränktes Empfinden las "Nacht aus Blei" als epigonal Kafkaeskes, auftretend auf Sophokles Kothurnen. Die überbordenden Symbolismen (ich nehme an, daß es sich um solche handelt) waren mir nicht entschlüsselbar, außer ev. im Vergleich zu Kafkas Prozess und Schloss - und falls dies zutreffend, dann überflüssig und abfallend. Und die Trilogie? Peinlicher Weise muß ich gestehen, daß ich, zum gegenwärtigen Lektürestand, bestenfalls noch mildernde Umstände im Entstehungszeitraum sehe, den 50iger Jahren - endlich wieder zugängliche, lockende Exotik der Ferne, verklemmter aber immerhin gelebter bzw artikulierter Eros und dann der hohe Ton (wie er auch im notorischen Heimatfilm damals herrschte :zwinker:). Schwer, dunkel, problematisierend, alles (was?) - dies Adjektiva, wie sie auch in Karrikaturen des Deutschen zum Einsatz kommen.
    Soweit meine Unfähigkeit.


    Karlheinz Deschners Votum bewog mich zur Lektüre, blieb dann aber leer für mich, weshalb ich jetzt auf korrigierende Aufklärung meiner Unbedarftheit aus dem Forum hoffe.


    Gruß und vorauseilenden Dank!
    g.

  • Hallo,


    mir fällt dabei ein, dass ích seit einigen Wochen bei Zweitausendeins um die zweisprachige Ausgabe von Miltons "Paradise Lost" herumstreiche, mich aber nicht entschließen kann, es zu erwerben, so ein dickes religiöses Versepos! Ähnlich geht es mir mit dem "Messias" von Klopstock.
    Ansonsten mache ich auch immer Bögen um attraktive Angebote des "Manns ohne Eigenschaften" und erst recht um "Zettels Traum", sonst wäre ich Jahre beschäftigt! So geht es mir ebenfalls mit den "Jahrestagen" von Johnson, obwohl die hier ja gelesen wurden.
    Ich gebe auch zu, dass für die obenstehenden Meisterwerke Gutzkow nur dem Umfang nach eine echte Alternative gewesen ist :zwinker:.


    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)


  • mir fällt dabei ein, dass ích seit einigen Wochen bei Zweitausendeins um die zweisprachige Ausgabe von Miltons "Paradise Lost" herumstreiche, mich aber nicht entschließen kann, es zu erwerben, so ein dickes religiöses Versepos!


    Mir ist auch sofort Milton eingefallen. Paradise Lost steht bei mir schon seit Jahren im Regal. Ab und zu nehme ich es heraus und lese die ersten paar Seiten, gebe dann aber wieder auf. Wenn ich es tatsächlich mal lese, werde ich mir aber wohl eine Ausgabe besorgen, die ausführlichere Anmerkungen hat als meine. Vielleicht verstehe ich es dann besser...


    Viele Grüße
    thopas

  • Miltons "Paradise Lost" herumstreiche, mich aber nicht entschließen kann, es zu erwerben, so ein dickes religiöses Versepos! Ähnlich geht es mir mit dem "Messias" von Klopstock.


    Oh, Paradise Lost hat ein paar wunderschöne Szenen, z.B. dort, wo Luzifer & Co. aus dem Himmel stürzen ... Während der Messias wirklich nur für Hard-Core-Literaturgeschichtler ist ... :smile:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Während der Messias wirklich nur für Hard-Core-Literaturgeschichtler ist ... :smile:


    Na toll, daher haben wir den in der 13. Klasse lesen müssen - es war die einzige Pflichtlektüre, die keinerlei Vergnügen bereitete.


    Gruß von Steffi

  • Na toll, daher haben wir den in der 13. Klasse lesen müssen - es war die einzige Pflichtlektüre, die keinerlei Vergnügen bereitete.


    Gruß von Steffi


    Das sagt zumindest einiges über das Alter Deines Lehrers aus. Bis ca. in die Mitte der 1960er war Klopstock noch ein allgemein anerkannter Klassiker ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Groß, dunkel und schwierig? Für mich fällt Nietzsches "Zarathustra" darunter, ein Werk, das ich nur in ganz kleinen Dosen zu mir nehmen kann. Manchmal frage ich mich, ob ich es jemals schaffen werde, es komplett zu lesen.


    Es grüßt


    Tom

  • Hallo allerseits,


    im Gefolge meiner Frage, Kommentare bzw Klagen über Milton, Klopstock, Nietzsche. Was ist denn nun mit Hans Henny Jahnn? Hat den keiner gelesen, keiner eine Meinung?
    Gruß
    g.

  • Hallo, Jahnn habe ich noch nicht gelesen. Aber weil du so nachfragst, - vielleicht werde ich bald mit "Perrudja" beginnen. Ja, Jahnn ist auch für mich ein (scheinbar?) Großer, Dunkler, aber ich glaube, da wurde ich vom suhrkamp-Verlag manipuliert, denn diese schwarzbroschierten Bücher machen einem einen ehrfurchtgebietenden Eindruck:


    [Blockierte Grafik: http://www.bilder-upload.eu/thumb/ZqEsgOVdWm961sW.jpg] [Blockierte Grafik: http://www.bilder-upload.eu/thumb/cxClyFvv5CkL9Cd.jpg] [Blockierte Grafik: http://www.bilder-upload.eu/thumb/Fbop5RBVVXX4qH9.jpg]


    Weswegen ich auch z. B. Onettis "kurzes Leben" für so groß und dunkel halte, obwohl ich ihn noch gar nicht kenne.


    Ansonsten muss ich noch Dostojewski erwähnen, aber auch Ezechiel, Jesaja, Jeremia, und ähm weitere "ehschonwissen", um es Wienerisch auszudrücken. ;)


    Gruß


  • ...Novalis? Thomas Bernhard? Ludwig Hohl? Hans Henny Jahnn


    Von Novalis habe ich noch nichts gelesen und von Thomas Bernhard nur "Holzfällen". Hans Henny Jahn steht seit längerem auf meiner Wunschliste, aber zum Buchkauf und -lesen kam es bisher nicht. Anders ist es mit Ludwig Hohl, dessen Notizen ich mir vor längerer Zeit kaufte und in denen ich immer mal wieder lese. Hohl ist aber ein Mahner an das schlechte Gewissen, d.h. ein Mahner des Schaffens, was ja nicht immer leicht zu ertragen ist. Wichtig ist mir aber, das Hohls Mahnungen lange im Kopf hängen bleiben und sein Schreibstil sehr schön, sodass es immer wieder lohnt, ihn zu lesen.



    ...Meine persönlichen "Schwierigen und Dunklen" wären noch "Das Glasperlenspiel" von Hesse und "Dr. Faustus" von Thomas Mann...


    "Das Glasperlenspiel" finde ich schwer lesbar, aber leichter zugänglich als "Dr. Faustus". Beide Werke haben es in sich, ersteres habe ich aber in einem Rutsch gelesen und letzteres ist erst halb gelesen.



    ...So geht es mir ebenfalls mit den "Jahrestagen" von Johnson, obwohl die hier ja gelesen wurden...


    Die "Jahrestage" von Uwe Johnson lese ich immer noch, leider in zu großen Abständen. Die Leserunde hat sich auseinandergezogen (ich denke, dass es sie noch gibt). Dieses Werk kann man eigentlich nur lesen, wenn man einige Stunden zusammenhängend Zeit hat. Ich muss mich durch weigstens zwei Wochen lesen, bevor sich der Erzählkosmos wieder öffnet. Ein faszinierendes Buch aber nicht nur stilistisch und episch sondern auch geschichtlich äußerst anspruchsvoll.



    ...Groß, dunkel und schwierig? Für mich fällt Nietzsches "Zarathustra" darunter, ein Werk, das ich nur in ganz kleinen Dosen zu mir nehmen kann. Manchmal frage ich mich, ob ich es jemals schaffen werde, es komplett zu lesen...


    Ich habe dieses Buch schon viermal gelesen und eigentlich noch immer nicht echt gelesen. Der Text ist ist eine Zusammenfassung von Nietzsches Denken und sehr doppelbödig und hintersinnig, finde ich. Jedesmal liest er sich anders. Nietzsches Denken ist zwar zugänglich (verglichen mit anderen Phiilosoph(Inn)en), aber alles andere als einfach zu fassen. Sehr komplex und überdies widersprüchlich. Ich denke, dass die grossen, dunklen und schwierigen Werke uns immer faszinieren und locken werden und dass wir ihnen doch nie ganz nahe kommen können.



    ...Ansonsten muss ich noch Dostojewski erwähnen...


    Auch "Der Idiot" liegt hier halb gelesen, von einigen anderen Russen, wie Tolstoi liegen noch einige Werke hier ungelesen. "Krieg und Frieden" lockt seit langem, aber erst wollte ich "Der Idiot" noch auslesen. Neben "Jahrestage" ist aber kein größeres Buch für mich gleichzeitig zu lesen, das würde mich überfordern. So schieb ich dann mal ein paar Erzählungen oder Novellen ein, oder etwas Kunstgeschichte, mehr ist nicht zu schaffen. Die richtigen schweren Werke müsste ich dann auch noch mehrfach (mindestens einmal erneut) lesen, um sie mir zu erschließen, aber das scheint in diesem Leben nicht mehr machbar.




    Aber einige Große, Dunkle und Schwierige muss ich in meinem Leben doch gelesen und besser noch mir erarbeitet und mitgedacht haben, sonst hat sich mein Leseleben nicht gelohnt!


    Es gibt da auf dem SUB noch einiges, das wartet, das wohl noch Jahre warten muss - leider.



    Grüße, FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Hallo F-A, an Dostojewskis "Idioten" habe ich auch gedacht.


    Zu Thomas Bernhard. "Holzfällen" ist meiner Meinung nach sein allerbestes Werk. "Holzfällen" ist eine lange Leserunde wert. Ich habe den Roman schon dreimal gelesen. Ich kenne viele andere Werke von Bernhard, die besten Gedanken von all den anderen Werken finden sich aber auch in "Holzfällen" wieder, nur in einem perfektionierten musikalischen Rhythmus. Was tatsächlich dunkel und schwierig ist, ist Bernhards Frühwerk, nämlich "Das Kalkwerk" und "Frost", aber ob sie groß sind, weiß ich nicht. Sie sind schwer zugänglich. Meiner Meinung nach nicht sehr empfehlenswert, "Amras", ein weiteres Frühwerk, schon viel eher. Wenn ich von seinen großartigen Dramen absehe, dann ist mein Zweitlieblingswerk von Bernhard "Der Untergeher". Oder "Der Atem"... inmitten von all dem Elend und Ekel und der Niedertracht und Gemeinheit findet man im "Atem" doch eine sehr atemberaubende Passage, in der man einen Lebenswillen merkt, nur den Willen, weiter zu leben, mehr nicht, und er konzentriert sich nur darauf, weiter zu atmen, nicht mit dem Atmen aufzuhören... der Leser gerät dabei selbst ganz außer Atem... ein kleiner Lichtstrahl mitten in der Finsternis, ein sehr sehr schönes, motivierendes Buch.


    Als sehr düster empfinde ich auch noch Wedekind und Hofmannsthal. Aber ist Wedekind "groß"? Jedenfalls liebe ich seine Tragödien, vor allem den "Marquis von Keith". Und von Hofmannsthal den "Turm". Beide Werke sind m. M. n. ebenso eine Leserunde wert.



    Die richtigen schweren Werke müsste ich dann auch noch mehrfach (mindestens einmal erneut) lesen, um sie mir zu erschließen, aber das scheint in diesem Leben nicht mehr machbar.


    Ein sonderbares Geständnis...



    Gruß

  • Hrm! Verzeiht, ich überflute diesen Ort hier nur mit Namen, aber ich will doch noch fünf nennen:


    Stefan George, Hoffmann von Hoffmannswaldau, Andreas Gryphius, Daniel Casper von Lohenstein, und Jakob Böhme.


    Ich würde nur sehr gerne Meinungen über sie hören.


    Von Gryphius interessieren mich besonders seine Tragödien. Welche sind empfehlenswert?


    Gruß


  • Hrm! Verzeiht, ich überflute diesen Ort hier nur mit Namen, aber ich will doch noch fünf nennen:


    Stefan George, Hoffmann von Hoffmannswaldau, Andreas Gryphius, Daniel Casper von Lohenstein, und Jakob Böhme.


    Von Gryphius habe ich den "Horribilicribrifax" gelesen. Durch die Einflechtung einiger Fremdsprachen ist es recht schwer zu zugänglich. Mit dem altertümlichen Deutsch muß man sich auch erst etwas anfreunden, aber das geht mMn recht flott.
    Nach dem Arminius von Lohenstein hatte ich hier im Forum schon mal gefragt .Es sieht so aus, als wäre der hier noch ungelesen. Leider ist es schwer, eine preiswerte Ausgabe zu bekommen. Selbst der Nachdruck aus dem Olms-Verlag kostet 298,- Euro. Aber reizen würde mich das Werk schon.


    In die Liste würde auch noch Fischarts "Geschichtsklitterung" passen. Der steht noch auf meiner Leseliste.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Von Gryphius habe ich den "Horribilicribrifax" gelesen. Durch die Einflechtung einiger Fremdsprachen ist es recht schwer zu zugänglich. Mit dem altertümlichen Deutsch muß man sich auch erst etwas anfreunden, aber das geht mMn recht flott.
    Nach dem Arminius von Lohenstein hatte ich hier im Forum schon mal gefragt .Es sieht so aus, als wäre der hier noch ungelesen. Leider ist es schwer, eine preiswerte Ausgabe zu bekommen. Selbst der Nachdruck aus dem Olms-Verlag kostet 298,- Euro. Aber reizen würde mich das Werk schon.


    In die Liste würde auch noch Fischarts "Geschichtsklitterung" passen. Der steht noch auf meiner Leseliste.


    Hallo, danke für deine Hinweise! Ja, den Horribilicribrifax habe ich auch gelesen, mit sehr viel Genuss. Ich finde ihn nicht allzu unzugänglich, aber dafür sollte man wohl zumindest zwei der darin vorkommenden Fremdsprachen können. Lohenstein finde ich schwieriger, aber das liegt möglicherweise an den Alexandrinern (in "Sophonisbe"). Der Horribilicribrifax ist eine herrliche Komödie, ich würde dir von Gryphius auch den drolligen "Peter Squentz" empfehlen. Und da ich Gryphius' Komödien schon kannte, habe ich eben nach seinen Tragödien gefragt. ;)


    Fischart und dunkel? Ich habe ihn immer als einen sehr heiteren Autoren im Kopf.


    Gruß