• Die erste Auflage der gehäuteten Zwiebel ist fast ausverkauft und die zweite Auflage ist bereits in Druck, das sind zusammen schon mal 250000 Bücher. Eine wahre Bücherflut ist dies. Leider bin ich nicht dabei, wegen dem mir meiner besseren Hälfte vereinbarten Buchkaufverbot bis Weihnachten. Aber dann könnte ich eigentlich eines der Exemplare der zehnten Auflage mir bestellen, vielleicht...


    Hier noch ein kleiner Hinweis auf die gestrige Sonderbeilage der FAZ, die ich mir heute Nachmittag in aller Ruhe durchlesen werde, sozusagen als Vorgeschmack auf die gehäutete Zwiebel...


    Der Autor bleibt wohl ein fragwürdiger Zeuge hieß es einmal, hoffentlich ändert sich dies mit der gehäuteten Zwiebel...


    Grass hat sich mit diesem Buch selber herausgefordert, sich gehäutet schrieb Fritz J. Raddatz in Die Zeit. Na ich bin gespannt... FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Der Stern ist ja geradezu begeistert von dem Buch und nennt es ein literarisches Meisterwerk und die Sonderbeilage der FAZ vom 19. August schrieb

    Zitat

    ...Sechs Jahrzehnte später ist Günter Grass diesen Weg noch einmal abgeschritten, tastend, zögerlich, gewiß nicht frei von Selbstzweifeln und zuweilen voller Erstaunen über den eigenen Werdegang, in dem Zufall und Willensstärke auf oft kaum glaubliche Weise zusammenwirken. So ist "Vom Häuten der Zwiebel" entstanden, ein Buch der Erinnerung, das zahllose unbekannte Details aus dem Leben eines der berühmtesten Schriftsteller der Gegenwart enthält..."Beim Häuten der Zwiebel" ist nicht nur das persönlichste Buch des Nobelpreisträgers und ein faszinierendes Stück Erinnerungsliteratur, sondern gibt auch das Exemplum einer deutschen Jugend, die wie so viele andere vom Hitler-Regime und den Erfahrungen von Unrecht, Krieg und Zerstörung geprägt wurde...

    Na mal sehen, wie schnell ich mir ein Exemplar kaufen kann... FA


    (Link angepasst dank giesberts Hinweis der von mir falsch durchgeführten Verlinkung.)

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

    Einmal editiert, zuletzt von Friedrich-Arthur ()

  • Danke Giesbert!


    Ich sollte ins Bett gehen, das sehe ich ein.


    Den Link werde ich gleich anpassen.


    Grüße, FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Ich habe das Buch eben am WE gelesen. Ich meine, dannach kann man locker 3 Filme drehen und das einze was GG nicht abnehme ist, dass ihm sein Ruhm lässtig geworden ist.
    Wer sich auch nur nebenbei mit der geschichte der Nazizeit und des 2. Weltkriegs beschäftigt hat, der kann erkennen, dass es überhaupt nicht relevant ist, ob ein Junge gegen Ende zur WaffenSS eingezogen!!! wurde- Grass hat sich keineswegs freiwillig zur SS gemeldet und seine Erlebnisse und sein Verhalten zeigen, dass er auch kein Fanatiker war. Bemerkenswert ist eher, dass er noch fast ein Jahr nach dem Kriegsende die Nazigreuel als Erfindung der Alliierten gewrtet hat.


  • Wer sich auch nur nebenbei mit der geschichte der Nazizeit und des 2. Weltkriegs beschäftigt hat, der kann erkennen, dass es überhaupt nicht relevant ist, ob ein Junge gegen Ende zur WaffenSS eingezogen!!! wurde- Grass hat sich keineswegs freiwillig zur SS gemeldet und seine Erlebnisse und sein Verhalten zeigen, dass er auch kein Fanatiker war. Bemerkenswert ist eher, dass er noch fast ein Jahr nach dem Kriegsende die Nazigreuel als Erfindung der Alliierten gewrtet hat.


    Soweit ich die Diskussion mitverfolge wird Grass die Mitgliedschaft in der Waffen-SS
    gar nicht vorgeworfen, zumindest ist dies nicht der Hauptgesichtspunkt.
    Es geht vielmehr darum, dass Grass andere (ehemalige) Anhänger des Nationalsozialismus verurteilt hat, während er über seine eigene Vergangenheit geschwiegen hat.
    Zum Beispiel hatte er Kohl und Kissinger kritisiert, als sie einen Waffen-SS Friedhof besuchten, obwohl dort doch seine eigenen Kameraden lagen und darunter vielleicht auch Menschen, die wie er keine "Fanatiker" sondern eher "Verführte" waren.
    Das sollte man zu bedenken geben.
    Trotzdem halte ich persönlich die Kritik an Grass überzogen. Besonders die Kritiker müssen auch in der Lage sein zwischen seinem literarischen Werk und seiner Vergangenheit zu unterscheiden, und das scheint, bedauerlicherweise, bei einigen nicht zu funktionieren.

    Die Kultur der Menschheit besitzt nichts Ehrwürdigeres als das Buch, nichts Wunderbareres und nichts, das wichtiger wäre. (Gerhart Hauptmann)

  • Hallo zusammen,


    ich muss sagen, dass ich die späte Enthüllung Grass' doch für recht problematisch halte. Nicht für sein literarisches Werk, dass davon unangetastet bleiben muss, weshalb auch die Forderung, Grass möge den Literaturnobelpreis zurück geben, viel zu kurz gedacht ist, aber durchaus für seine (ihm möglicherweise auch aufgezwungene?) Funktion als schlechtes Gewissen Nachkriegsdeutschlands.
    Die 'Erklärungen', die er (u.a. im Gespräch mit Wickert) für seine späte Enthüllung liefert, halte ich für sehr dürftig. Einen 'geeigneten Zeitpunkt' für ein solches Bekenntnis habe es bislang nicht gegeben. Abgesehen davon, dass Grass noch vor wenigen Jahren eine solche Erklärung jedem anderen wortgewaltig um die Ohren gepfeffert hätte, ist wohl anzunehmen, dass es einen günstigen (im Sinne von für den Betroffenen günstig) Zeitpunkt garnicht gibt. Ein solches Eingeständnis ist jederzeit schwierig, schmerzhaft und das Ergebnis einer intensiven, kritischen Selbstbetrachtung und selten dazu geeignet, 'günstige' Konsequenzen für den Betroffenen (abgesehen von einer Befreiung des eigenen Gewissens) zu entwickeln. Es sei denn... ein solches Geständnis ließe sich medienwirksam und verkaufssteigernd nutzen. Und genau in diesem Punkt drängt sich mir schon die Frage auf, ob Grass nicht vielleicht auch ganz kalkuliert dieses Bekenntnis in den unmittelbaren Zusammenhang der Veröffentlichung seiner Biographie gestellt hat. Die Werbe(blech)trommel also in eigener Sache schlägt.
    Dies ist der eine fade Beigeschmack, den dieses Bekenntnis für mich hat.
    Der andere ist, dass Grass Erklärungsversuch sich sehr eng anlehnt, an die Argumentation all jener, die nie etwas gewusst haben, die nie über die eigene Schuld sprechen und die über alles das Mäntelchen des Schweigens decken wollten. Eben jene, gegen die sich Grass sowohl mit seinen öffentlichen Auseinandersetzungen, als auch mit seinem literarischen Werk stets gestellt hat.
    Ich fürchte, dass eben jene Grass' spätes Geständnis nun zum Vorwand nehmen werden, um eigene Versäumnisse erneut und verstärkt zu legimitieren. Denn wie, so könnte man fragen, kann man von Otto Normalmitläufer erwarten, was selbst eines der Denkmäler der Nachkriegsaufklärung nicht fertigbringt, die zeitnahe Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit.

  • Vielleicht war Grass wirklich nur bei der [Url=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,433608,00.html]Wehrmacht[/url] und führt uns alle an der Nase herum? Das hätte sein Schweigen erklärt, warum aber dann dieser "Geständniscoup"?


    Erstaunlich das Ganze!


    Das Leben ist doch nicht langweilig...


    Grüße, FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Ich fand gerade einen schönen Artikel über das Erinnern und eine längere literarische Kritik zur gehäuteten Zwiebel. Hoffentlich schwenkt die Debatte bald etwas mehr auf das Literarische des Buches ein, denn sonst bleibt alles bei Schlagabtäuschen zwischen Befürwortern und Gegnern des Menschen Grass und geht das Künstlerische völlig unter. Das wäre ein Verlust. FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Hier is auch Grass Thread!
    Werde ich lesen...
    Verzeih, dass ich ähnliches Thread geschrieben habe.


    Auty :redface:

    ---------------------------------------<br />Auty

  • Moin, Moin!


    Durch den <a href="http://ubique.antville.org/stories/1450054/">Casus Grass</a> sensibilisiert, lese ich <a href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3423125284/leipzigerbuch-21">Die Rättin</a>, eine Zweitlektüre, insgeheim mit offenen Augen für, wenn nicht gar uneingestandener Gier nach Passagen, in denen auf Kriegsthemen eingegangen wird. Dies wird sicher ab jetzt immer so sein, wenn ich Grass lese und wiederlese. "Auf seine Bitte hin, ihn mit Details zu versorgen - 'Ich bin versessen auf Einzelheiten!' -, versprach ich ihm abermals, aufzuarbeiten, beklagte aber, daß es über Malskats Militärzeit, ab Frühjahr vierzig bis Mai fünfundvierzig, nur wenig Material gebe... " (S. 148). Und weiter: "... kam Malskat zu den Soldaten. Die längste Zeit gehörte er den Besatzungstruppen in Nordnorwegen an, wo er es wacheschiebend zum Obergefreiten brachte. Er ist, soviel ich weiß, nie zum Schuß gekommen. Weder Befehlsverweigerung noch verschärfter Arrest. Kein Orden wurde ihm angehängt, nichts Heldisches ist zu melden, kaum Anekdoten." (S. 179)


  • Durch den <a href="http://ubique.antville.org/stories/1450054/">Casus Grass</a> sensibilisiert, lese ich <a href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3423125284/leipzigerbuch-21">Die Rättin</a>, eine Zweitlektüre, insgeheim mit offenen Augen für, wenn nicht gar uneingestandener Gier nach Passagen, in denen auf Kriegsthemen eingegangen wird. Dies wird sicher ab jetzt immer so sein, wenn ich Grass lese und wiederlese.


    Ich kann das sehr gut nachvollziehen und bemerke das bei mir zumindest ähnlich auch, aber ich weiß noch nicht recht, was ich davon halten soll.
    Mir sind heute beim Aufräumen etliche Blätter mit Notizen und Aufsatzkopien in die Hände gefallen (hier herrscht momentan ein unglaubliches Chaos), die ich mir für meine Examensarbeit gemacht habe (Thema: Der Holocaust aus der Sicht der dritten Generation). Darin habe ich u.a. auch Grass' 'Im Krebsgang' untersucht. Ausgehend von den neuen biographischen Fakten würde ich einige meiner Thesen nun deutlich zugespitzter formulieren und ich lese Aspekte des Buches jetzt auch anders.
    Die Frage ist natürlich nur: Ist das bezogen auf das literarische Werk eigentlich zulässig?


  • Ich fand gerade einen schönen Artikel über das Erinnern und eine längere literarische Kritik zur gehäuteten Zwiebel. Hoffentlich schwenkt die Debatte bald etwas mehr auf das Literarische des Buches ein, denn sonst bleibt alles bei Schlagabtäuschen zwischen Befürwortern und Gegnern des Menschen Grass und geht das Künstlerische völlig unter. Das wäre ein Verlust. FA


    Entschuldigung, wenn ich mich besserwisserisch melde, aber ums Künstlerische ging's bei der Debatte, die ja nun hoffentlich vorbei ist, wirklich nicht. Natürlich ging's um den Menschen Grass, um den ach so andauernd und unentwegt öffentlichen Menschen Grass.
    Und ich finde, für den ist das Ganze ja nun höchst peinlich.
    Peinlich nicht, weil er bei der Wehrmacht, bei der Waffen-SS war oder weil er als ganz junger Mann das Dritte Reich gut gefunden hat. Das wäre nicht mehr als eine Fußnote in seiner Biographie, und so wird es in allen Beiträgen, die ich gelesen habe, auch gesehen. Es mag aber sein, dass ich Attacken dieser Art nicht mitbekommen habe.
    Peinlich ist aber jedenfalls, dass ausgerechnet Grass selber es anscheinend als großen Makel sieht - warum hätte er sonst so lange geschwiegen? - und gleichzeitig vermeintliche oder wirkliche Gegner attackiert, denen er unterstellt, ihm das vorzuwerfen, dessen er sich selbst so öffentlich schämt. (Gesteh ich's nebenbei: von seiner Urteils- und Kritikfähigkeit habe ich nie viel gehalten.)


    Peinlich natürlich auch, dass das späte Geständnis von einem kommt, der sich jahrzehntelang als Praeceptor Germaniae, als moralische Instanz in so ziemlich allem, was aufs Tapet kam , gefühlt und geriert hat. Von einem, der gerade jetzt wieder die 'verlogene' Adenauer-Ära als fast schlimmer als die Nazi-Zeit empfindet. Gleichgültig ob sein Vorwurf stimmt, so kann er doch nur sich darauf richten, dass in den Nachkriegsjahren nicht wenige ihre Vergangenheit verschwiegen und verdrängt hatten. Und nun zu hören, dass der unerbittliche Richter Grass selber 60 Jahre geschwiegen hat - nein, frei von Peinlichkeit ist das nicht.


    Aber so richtig peinlich wird's für mich, weil ich unabweisbar empfinde, dass sich die Seelenqual des Günter Grass ('das musste raus') gerade zu einem Zeitpunkt nicht mehr beruhigen ließ, da seine Autobiographie zur Auslieferung bereit lag. Da musste er Interviews hier und Interviews da geben. Und peinlicherweise muss er nun zusehen, wie sein Buch sich richtig gut verkauft.
    Ich weiß, das klingt hart. Und so hat's mich denn auch ein wenig gewundert, als ich meinen ersten bösen Verdacht ausgerechnet in der 'Zeit' auf der ersten Seite wiederfand. In der 'Zeit', die Grass immer zu Wort kommen ließ, auch auf der ersten Seite, wenn der wieder etwas zu sagen hatte. Was ja nicht selten war. In eben dieser 'Zeit' las ich etwas später auch, dass unter den Leuten, die ein Vorab-Exemplar der Grass'schen Autobiographie bekommen hatten, kaum einer war, der auch nur bemerkt hätte, welch brisante Enthüllung diese Buch bringt. Zwei Seiten sollen's sein, höre ich. Und fast alle lasen drüber weg. Grass bei der Waffen-SS? Wer in Deutschland hätte da sofort gesagt: 'Aber das hat er 60 Jahre nicht gesagt'. Wem wäre das aufgefallen? Aber Grass und nicht auffallen? Nein, das ging nicht, da musste schon öffentlich nachgelegt werden. Denn wenn es eine Konstante im Leben des Nobelpreisträgers gibt, dann ist es sein Drängen in die Öffentlichkeit. Dagegen ist prinzipiell ja nicht viel zu sagen - höchstens sei angemerkt, dass Grass nicht nur allezeit präsent war und gehört wurde, sondern dass er sich bei aller Beachtung, die er stets fand, auch noch in der Rolle des Mundtot-Gemachten gefiel. Aber nun in diesem Fall: öffentliche Scham, die zumindest nicht ganz frei ist von Reklame - wirklich richtig peinlich.


    (Tja, das Literarische blieb wieder außen vor. Ein persönlicher Satz: Grass ist für mich ein mittelmäßiger Schriftsteller, wenn auch besser als Böll und zehnmal so gut wie Frau Jelinek - um im Kreis der Nobelpreisträger zu bleiben.)

  • Ok ich bin ja nun so überhaupt kein Grass Fan, habe aber am Mittwoch eine sehr interessante Präsentation von einem Grass Kenner und persönlichen Freund gehört. Per Ohregaard ist der Grass Übersetzer ins Dänische und kennt den Autoren gut und hat auch vor einigen Jahren eine Grass Biographie veröffentlicht.
    Einige Dinge sind mir dabei besonders hängen geblieben. Zum einen hat Grass in den 60er Jahren in Interviews (Radio und Print) durchaus seine Zugehörigkeit zur Waffen SS zugegeben und daraus kein Geheimnis gemacht. Zum Zweiten ist das FAZ Interview nicht so abgedruckt wurden wie es wirklich war und Grass wurde keine Möglichkeit gegeben sich zu rechtfertigen. Zum Dritten hätte jeder der seine Bücher aufmerksam liest, so etwas selbst herausfinden können. ok zum letzten Punkt kann ich nichts sagen, da ich mit Grass auf Kriegsfuß stehe und ihn einfach nicht lesen kann, aber ich denke es wurde viel zu viel Rummel um eine Affäre gemacht die es gar nicht wert war.

    &quot;Ganze Literaturen waeren nicht, riegelten die Maedchen ihre Tueren auf&quot; Kurt Tucholsky

  • mossmutzel, ich muss zustimmen, bis auf folgenden Punkt: ich stehe mit Grass nicht auf Kriegsfuss (kann das sz auf meinem Rechner nicht erzeugen) und habe vieles von ihm gelesen, meist sogar sehr gern, teils und selektiv sogar wiederholt.


    Das mit der inszenierten Enthüllung eines bekannten Geheimnisses ist wohl eher markttechnisch als biographisch zu werten, staunen macht in der Tat die ausufernde Diskussion. Aber die Wunden deutscher Geschichte sind eben immer noch nicht verheilt, eitern teils noch vor sich hin und wenn man da den Finger ungeschickt drauflegt, dann kommen die Schmerzen zurück. Darüber hinaus hat Grass einen ungeheuren Geltungsdrang, den er manchmal selbst nicht eindämmen kann.


    Aber all dass ist Grass als Mensch und nicht Grass als Schriftsellter. Grass als Mensch mochte ich noch nie, habe deshalb seine Bücher erst sehr spät angefangen zu lesen. Grass als Schriftsteller ehre und mag ich dennoch sehr gern. Das ist sehr widersprüchlich, aber so ergeht es mir auch mit anderen Schriftstellern. FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

    Einmal editiert, zuletzt von Friedrich-Arthur ()

  • Grass kann es einfach nicht lassen. Haut seit pimaldaumen 50 Jahren ein Buch nach dem anderen raus und hält die knarzende Ästhetik der 50er-Jahre immer noch für den Gipfelpunkt deutscher Prosa. Jetzt droht uns schon wieder einer, mit einem keck-modischen Titel: Die Box.


    Zitat

    Der Titel des Buches bezieht sich auf einen Fotoapparat, der im Zweiten Weltkrieg einen Bombenangriff überstanden hat und seitdem verrückt spielt. So kann der Apparat Vorgestelltes, Vergangenes oder Zukünftiges fotografieren und damit Realität und Fiktion mischen.
    http://www.zeit.de/news/artikel/2008/05/23/2536594.xml


    Mein Gott, was für ein Quark. Was für eine rundum bescheuerte Schnapsidee aus dem Schatzkästlein der Besinnungsaufsätzler. Muss das sein? Naja, muss wohl.

  • Ich mag Grass nicht, die Bücher die ich von Grass las, es waren nicht mehr als zwei oder drei, die las ich nicht zu ende.
    Nun gut.


    Viel weniger mag ich aber die spätpubertären Profilneurosler und gnomenhaften Sprachrevoluzzer, die den literarischen, trendig süffigen Totentänzen der sprachlichen Modernisten folgen, um sich dann so fashionable auf Kosten einer, doch schon etwas abgewrackten Leit(d)figur, einen feinen Tag zu machen.
    Grass in die weltanschauliche Ecke zu stellen ist - En Vogue, die Zeiten sind eben so, aber ein schaler Nachgeschmack bleibt, zumal zu den Zeiten, als der Trommler noch auf dem Thron sass da..., aber auch das sind dann wohl die typischen Merkmale eines kerndeutschen Edelmichels. Nach - unten ließ sich eben schon immer leichter Treten als nach..., zumal wenn die Leute (geistig, moralisch, sprachlich und literarisch etwas impotent) schon am Boden liegen.


    Wie gesagt, ich mag den Grass nicht so unbedingt...

  • Hallo giesbert!
    So wie Dir mit Günter Grass, geht es mir mit Elfriede Jelinek.
    Ich wollte als tolerante Diskussionsteilnehmerin die Frage zwar nicht stellen, muss es aber aus Solidarität zu meinem liebsten Gegenwartsschriftsteller doch tun: Seit wann kümmerst Du Dich denn um das, was ein von Dir nicht geschätzter Autor schreibt? Ich dachte, wenn man schon weiß, dass man denjenigen nicht mag, dann soll man ihn am besten gar nicht zur Kenntnis nehmen, um nichts Ungehöriges über ihn sagen zu müssen.


    Ich liebe ihn, den Günter Grass, habe alles von ihm gelesen, was er je schrieb (nur mit seiner Lyrik kann ich nichts anfangen), genieße ansonst jeden seiner Sätze, weil er einen Stil entwickelt hat, der einzigartig ist und erwarte sein neues Werk voller Ungeduld.
    Möge er noch weitere 50 Jahre schreiben.

  • Seit wann kümmerst Du Dich denn um das, was ein von Dir nicht geschätzter Autor schreibt?


    Frag lieber, seit wann nicht mehr. In meinem germanistischem Vorleben musste ich mich nolens volens mit ihm beschäftigen, das gehörte zum Job. Seit ich mich aus den inzestuösen Zirkeln der Uni gelöst habe, nehme ich Grass nur noch als Feuilletonerscheinung war. Das ist schon grasslich genug.