Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

  • Liebes Forum,


    wie haltet Ihr es mit dem jetzt erschienenen und von der FAZ vorab gepushten SS-Roman "Die Wohlgesinnten" von J. Littell? Ich bin sehr unschlüssig, ob ich zugreifen soll ...


    Ratlose Grüße


    Sir Thomas

  • Ich hab' erstmal für meine Frau gekauft (inklusive der Marginalien). Sie beschäftigt sich viel mir der Epoche. Auf ihr Urteil verlasse ich mich dann lieber als auf irgendwelche Rezensionen.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Hallo,

    Dito. Der Roman steht auf meiner virtuellen "Muss-ich-mich-bei-Gelegenheit-drum-kümmern"-Liste ...


    In diesem Fall bin ich äußerst starrköpfig und verschmähe den Chéri der Académie Française. :zwinker:


    liebe Grüße
    donna

  • Auf boersenblatt.net habe ich gestern eine "witzige" Werbung gesehen. Robert Merles "Der Tod ist mein Beruf" wird als Littells Vorläufer bezeichnet. :zwinker: Was nicht alles gesagt und geschrieben wird, um den Umsatz zu erhöhen.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Die fast einhellige Verteufelung dieses in Frankreich umjubelten Buches hat mich nachdenklich gemacht. Immerhin gehören Jorge Semprun und Klaus Theweleit zu seinen Bewunderern, sogar Claude Lanzman findet das Buch wichtig (dieser Ritterschlag genügte mir, um das Buch zu lesen). Mein Fazit: Man sollte den Deutschen dieses Buch auf Rezept verordnen. Da ich schon länger nicht mehr ins Forum geschaut habe, wundere ich mich, dass "Die Wohlgesinnten" hier nicht breiter diskutiert werden. Die Einrichtung des Reading Rooms der FAZ finde ich sehr gelungen, ein Blick hinein ist empfehlenswert.


    Die Leserin

  • Da ich schon länger nicht mehr ins Forum geschaut habe, wundere ich mich, dass "Die Wohlgesinnten" hier nicht breiter diskutiert werden.


    Unser Schwergewicht - jedenfalls meines - liegt halt schon bei den Klassikern. Nicht bei den gerade hochgelobten Gegenwartsautoren. Da habe ich, ehrlich gesagt, schon zu viele Reinfälle erlebt, als dass ich meine kostbare Lesezeit leichtfertig an einen solchen verschwende. :winken: Aber noch ist Littell auf meiner Beobachtungsliste.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Denis Scheck ist der Meinung, der Roman sei "nichts weniger als ein Meisterwerk". http://www.daserste.de/redir_d…st/druckfrisch/20575a.mp4
    Alle Podcasts (Videos zum Download) seiner Sendung "Druckfrisch": http://www.daserste.de/druckfrisch/podcast.asp


    Ich werde mir, wenn überhaupt, den Roman vielleicht irgendwann als Paperback kaufen oder in der Bücherei ausleihen. Hat keine Eile. Den Feuilleton-Wirbel verfolge ich nicht, der langweilt mich. FAZ und Co. freuen sich riesig, dass sie das Wort "Nazi" in Überschriften unterbringen können. Aufgrunde ebendieses vorhersehbaren Wirbels, der besten Werbung, die sich ein Autor wünschen kann, weiß ich auch noch nicht, ob ich das Buch überhaupt lesen werde.

  • Ich lese den Roman derzeit in kleinen Etappen (will heißen, ich komme aufgrund von vielen anderen Büchern nicht richtig voran). Der Anfang hat mich schon sehr nachdenklich gestimmt. Ich wusste nicht ob ich Littell Recht geben oder empört aufschreien sollte.


    Ich kann daher nach nur wenigen Seiten sehr wohl verstehen warum der Roman so heftig diskutiert wird.


    Katrin

  • Hallo!


    Heidenreichs Sendungen sind mit dieser Kritik trefflich umschrieben. Kaffeetantenklatsch auf dem Niveau von Promi-Kochsendungen. Bei diesen tauchen mehr oder weniger verschämt Lebensmittelmarken auf - bei jener werden Bücher werbewirksam in die Kamera gehalten. - D. Scheck ist - auch wenn man seinen Ausführungen nicht immer zu folgen geneigt ist - mit der Brigitte-Tante nicht zu vergleichen, er hat Ahnung, kann auch begründen.


    Der Punkt mit dem "Nazi" in den Überschriften ist schön bemerkt. Erinnert an kleine Kinderchen, die "Arsch" oder das "F-Wort" sagen und verschämt kichernd die Hand auf den Mund legen. Und gleichzeitig Umschau halten, ob es denn nicht doch jemand bemerkt hat.


    Wenn man den Littell sich in 5 Jahren bei der Leihbibliothek holt oder aber gänzlich der Vergessenheit anheim fallen lässt, hat man sich wahrscheinlich nicht eines großen Lesevergnügens beraubt. Ist halt schon ein gewaltiger Tabubruch: Dass Nazis nicht ganztägig mit blutverschmierter Visage und Handschuhen aus Judenhaut durch die Gegend liefen.


    Grüße


    s.

  • Hallo,


    meine eingangs geäußerte Unentschlossenheit (Sollte ich das Buch lesen oder nicht?) ist mittlerweile einem entschiedenen "Nein" gewichen. Wieder ein Buch mehr, um das ich mich nicht kümmern muss ... :breitgrins: Oder, um es mit Karl Krauss zu sagen: "Wo nehme ich bloß die Zeit her, all das nicht zu lesen?"


    Schöne Wochenendgrüße!


    Sir Thomas

  • Ich habe mir das Buch heute in einer Buchhandlung mal aus der Nähe angeschaut, allerdings (ich muss es gestehen) hat mich der Preis davon abgehalten, es mitzunehmen.
    Ich halte es hier mit Stoerte. Warten, bis sich der Wirbel gelegt hat.
    Als Paperback oder in der Bücherei ausleihen sind doch gute Alternativen.


    Viel Zeit zum Lesen am Wochenende, wünscht Madeleine.

  • Kümmert euch doch nicht so sehr darum, was andere über dieses Buch sagen (obwohl ich Claus Peymann dankbar dafür bin, es wieder ins Gespräch gebracht zu haben, er war eben schon immer ein kluger Mann). Lest es einfach, es ist so notwendig wie das tägliche Brot.
    Die Leserin

  • Kümmert euch doch nicht so sehr darum, was andere über dieses Buch sagen [...]


    Dieses Argument beisst sich gleich doppelt in den Schwanz: Einerseits wüsste ich gar nicht von diesem Buch, wenn nicht "andere" darüber gesprochen und geschrieben hätten. Andererseits bist Du für mich auch "andere"; ergo muss ich mich auch um Deine Meinung nicht kümmern ... :zwinker: :breitgrins:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Sandhofer,
    Da stimme ich dir wirklich zu. Wie soll ich den Rat oder die Empfehlung eines Menschen annehmen, den ich nicht kenne? Das scheint mir aber auch den Reiz dieses Forums auszumachen, sich mit Fremden über das Vertrauteste (die Literatur) auszutauschen. Viele Beiträge in diesem Ordner schienen mir darauf hinzuweisen, dass ihr euch um dieses Buch herumdrücken wollt. Deshalb mein dringlicher Appell, es zu lesen.
    Gruß von der Leserin


  • Denis Scheck ist der Meinung, der Roman sei "nichts weniger als ein Meisterwerk". http://www.daserste.de/redir_d…st/druckfrisch/20575a.mp4
    Alle Podcasts (Videos zum Download) seiner Sendung "Druckfrisch": http://www.daserste.de/druckfrisch/podcast.asp


    Ich werde mir, wenn überhaupt, den Roman vielleicht irgendwann als Paperback kaufen oder in der Bücherei ausleihen. Hat keine Eile. Den Feuilleton-Wirbel verfolge ich nicht, der langweilt mich. FAZ und Co. freuen sich riesig, dass sie das Wort "Nazi" in Überschriften unterbringen können. Aufgrunde ebendieses vorhersehbaren Wirbels, der besten Werbung, die sich ein Autor wünschen kann, weiß ich auch noch nicht, ob ich das Buch überhaupt lesen werde.


    Vor Scheck war das Buch kein Thema mehr für mich, jetzt warte ich auch auf die Taschenbuchausgabe. Wenn Scheck was preist, sollte man es nicht ganz aus Acht lassen.