Februar 2008 - A. v. Humboldt: Kosmos

  • Nun, um endlich auch deine Frage zu beantworten :breitgrins: : Ich beschäftige mich mit dem Kosmos aus rein privaten Gründen.


    Und du?


    Ach so ... Ich habe nur gefragt, weil Dein Satz


    Ich hoffe meine Arbeiten mit diesem Werk mit Hilfe anderer noch weiter vertiefen und präzisieren zu können.


    mich noch anderes vermuten liess. Und soweit ich sehen kann, beschäftigen wir uns hier alle zum privaten Vergnügen mit Kosmos.


    Wieso? Wieviele sind wir denn??? :breitgrins:


    So zwischen 2 und 4 ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • So, unterdessen hat Humboldt endlich seine Kohlensäcke so erklärt, dass ich begriffen habe, worum es geht.


    Es handelt sich offenbar um dunkle Nebel1) im All. M.W. kennen wir das noch heute - ob allerdings Alexander von Humboldts "Kohlensäcke" mit einer der heutigen Dunkelwolken identisch ist? Ich bin ehrlich gesagt, zu faul, das nachzuschlagen. Auch finde ich persönlich Humboldts Erdbeschreibungen viel interessanter als seine Himmelsmechanik. Und so freue ich mich auf die Rückkehr zur Erde ...


    [hr]


    1)Also nix Schwarze Löcher. Obwohl er an einer Stelle mal tatsächlich darüber spekuliert, dass es Objekte geben könnte, die so gross sind, dass ihre pure Schwerkraft das Licht daran hindern könnte, auszutreten.

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  • ob allerdings Alexander von Humboldts "Kohlensäcke" mit einer der heutigen Dunkelwolken identisch ist?


    Ich bin zwar noch nicht so weit (ich habe im Augenblick wenig Lust auf den Wälzer, aber das kommt wieder), aber ich denke, es werden wohl Gebiete reich an kosmischen Gasen und Staub gemeint sein, nicht die dunkle Materie (die sieht man zwar nicht, die verdeckt aber auch nichts).

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Ich bin zwar noch nicht so weit (ich habe im Augenblick wenig Lust auf den Wälzer, aber das kommt wieder), aber ich denke, es werden wohl Gebiete reich an kosmischen Gasen und Staub gemeint sein, nicht die dunkle Materie (die sieht man zwar nicht, die verdeckt aber auch nichts).


    Wenn ich mich recht erinnere, hat Humboldt ja die Kohlensäcke in Mehrzahl zum guten Ende auch auf einen einzigen reduziert. Und den scheint man heute noch so zu nennen, und es scheint sich tatsächlich um ein lichtabsorbierendes Gebilde von Gas und Staub zu handeln.1)


    Im übrigen habe ich bei Humboldt auf stur geschaltet: Jeden Abend - wenn ich überhaupt Lesezeit habe - werden mindestens 20 Seiten gelesen. Humboldt ist kein grosser Stilistiker, und seine Beschreibungen des Weltalls interessieren mich auch nicht so. Ich hatte schon auf mehr Irdisches gehofft. Aber vielleicht entschädigen mich ja die restlichen 450 Seiten noch ... ;)


    [hr]


    1)Der Kohlensack spielt sogar eine Rolle in einem der ganz grossen SF-Romane: Niven / Pournelle: The Mote in God's Eye (Der Splitter im Auge Gottes)


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  • Im übrigen habe ich bei Humboldt auf stur geschaltet: Jeden Abend - wenn ich überhaupt Lesezeit habe - werden mindestens 20 Seiten gelesen.


    Vielleicht sollte ich es auch mal so versuchen. Mich hält halt immer wieder auf, daß ich versuche, das was ich da lese mit dem aktuellen Stand der Wissenschaft mental abzugleichen.

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  • Mich hält halt immer wieder auf, daß ich versuche, das was ich da lese mit dem aktuellen Stand der Wissenschaft mental abzugleichen.


    Ich mache das nur noch in groben Zügen. Meine astronomischen Kenntnisse sind nur noch ganz allgemeine - und mein Interesse an Sternenkunde ist momentan nicht so gross, dass ich in Versuchung käme ...

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  • So, unterdessen bin ich aus dem All zurück und in unserem eigenen Sonnensystem, mal wieder. Humboldt beginnt bei der Sonne: ein dunkler, fester Kern mit drei Schichten einer Art Atmosphäre darüber. Eine der Schichten ist eine Art Wolkenschicht, mit leuchtenden Wolken. Wenn diese Schicht mal aufreisst, sehen wir den dunklen festen Kern. Ungefähr so erklärte man sich damals die Sonnenflecken.

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  • Unterdessen habe ich die 600er Marke überschritten. Nochmals alle Planeten (auch die "kleinen" ;)) und Kometen besucht. Beeindruckend, wie Humboldt darauf bedacht war, immer die aktuellsten Daten zu liefern. So hat er zwar hier im dritten Band einiges wiederholt von dem, was er im ersten schon geschrieben hat, war sich aber nicht zu schade, die Forschung der seither verflossenen Jahre mit einzubringen: Die Entdeckung des Neptun und verschiedener zusätzlicher "kleiner" Planeten (der heutigen Asteroiden) wurde eingearbeitet. Selbst in der 1861 postum erschienenen Auflage wurden die Daten auf seinen Wunsch nochmals aktualisiert.


    Jetzt werde ich bis Mitte Woche nicht mehr zum Lesen kommen. :sauer:

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  • Da kann ich vielleicht mal wieder etwas aufholen. :winken:


    Die Sitzung gestern abend war kürzer als vorgesehen - und die von heute abend fällt ganz aus. Meine Lesepläne haben sich also wieder geändert. Aber ich werde Deine Beiträge ja trotzdem immer noch lesen ;).


    So bin ich gestern noch mit Buch III fertig geworden und auf dem Weg zurück zur Erde in Buch IV. Hoffe ich jedenfalls. :rollen:

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  • Ja, tut mir Leid, daß ich so hinterher hänge. Aber selbst meine Zweitlektüre ist nicht so toll, und ich habe schon über eine Drittlektüre nachgedacht. Aber ich lese Humboldt auf alle Fälle weiter. Auch wenn es etwas länger dauert. :winken:

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  • Ach ... kein Problem.


    Im Buch IV kommt Humboldt tatsächlich wieder zurück auf die Erde. Und runde 20 Seiten lang ging's nun um die Abplattung derselben an den Polen. Und um Pendelversuche, um Differenzen in der Schwerkraft feststellen zu können.


    Zu Beginn des vierten Buches kommt übrigens ein Absatz, in dem Humboldt dann doch ganz klar zu verstehen gibt, dass er diesen Wälzer fürs allgemeine Publikum geschrieben haben möchte. Nun fing zu Humboldts Zeiten die Epoche des extensiven Lesens erst an (sprich: die Leute lasen weniger Bücher, die dafür öfter), aber ob das entstehende Bildungsbürgertum sich dieses Buch wirklich antat ... :?:

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  • Habe mit Interesse eure LR gelesen und von Humboldt schon mehrere Reportagen im ZDF verfolgt. Durch euch animiert, werde ich mir sicherlich auch einmal diese Bücher kaufen, bei so einem interessanten Menschen kann man garnicht anders. :zwinker:

    Richte nicht, damit du nicht gerichtet wirst...ja, wenn man aber einander nicht richten soll, haben die Menschen nichts, um sich zu unterhalten.
    <br /> Maxim Gorkij

  • Ja - bei allen Problemen, die mir Kosmos bietet - würde ich schon sagen, dass auch Alexander von Humboldt zu den Autoren gehört, die "man gelesen haben müsste".


    Ich unter dessen auf S. 660+. Alexander von Humboldt trägt gerade seitenweise Daten von Messungen zusammen, die die Temperatur des Erdinnern betreffen. Um wieviel Grad auf wieviel Toisen erwärmt sich die Erdrinde, wenn wir ein Loch buddeln?

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  • S. 706. Wir scheinen nochmals auf die Vulkane zurückzukommen, nachdem Alexander von Humboldt jetzt über 40 Seiten Daten und Messungen aufgeführt hat zur Abweichung des Erdmagnetismus von einer Ideallinie. Abweichungen in allen Dimensionen: nach links und rechts, oben und unten, vorne und hinten. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass dies ein grösseres Publikum interessiert haben kann ... :rollen:

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  • S. 706. Wir scheinen nochmals auf die Vulkane zurückzukommen, nachdem Alexander von Humboldt jetzt über 40 Seiten Daten und Messungen aufgeführt hat zur Abweichung des Erdmagnetismus von einer Ideallinie. Abweichungen in allen Dimensionen: nach links und rechts, oben und unten, vorne und hinten. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass dies ein grösseres Publikum interessiert haben kann ... :rollen:


    Also für die Navigation waren Daten über Abweichungen vom idealen Feld sicher höchst wichtig. Vielleicht gehörten ja ein paar Kapitäne zu Humboldts Lesern. :zwinker: Magnetismus war zu der Zeit sowieso en Vogue (siehe Mesmerismus).

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Also für die Navigation waren Daten über Abweichungen vom idealen Feld sicher höchst wichtig.


    Darauf weist Humbodlt auch immer wieder hin ... Aber wäre der Schifffahrt nicht viel mehr gedient gewesen mit einem (einem!) Kartenblatt, wo die Abweichungen verzeichnet wären, anstatt mit 40 Seiten referierter Daten?


    Das ist vielleicht das Verblüffendste an Kosmos, so weit wie ich unterdessen gekommen bin: die völlige Priorität der Sprache vor dem Bild. Selbst Tabellen sind rar. Jedes Fitzelchen an Daten wird in einer grammatikalisch gesonderten und vom vorgehenden und dem nachfolgenden Satz völlig abgetrennten sprachlichen Einheit geliefert. Es ist ein bisschen, als folgte man aus einem Nebenzimmer einem Referat, dessen Powerpoint-Präsentation man nicht zu sehen bekommt ;).


    Eine völlige Veränderung der Gewohnheiten, der Art und Weise, wie wir Daten aufnehmen. Selbst auf mich, der ich relativ viel lese und Powerpoint-Präsentationen mittlerweile hasse wie die Pest, wirkt Humboldts Art der Wissensvermittlung befremdend. Das erschreckt mich vor allem einmal in Bezug auf mich selber ... :rollen:

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  • Das ist vielleicht das Verblüffendste an Kosmos, so weit wie ich unterdessen gekommen bin: die völlige Priorität der Sprache vor dem Bild. Selbst Tabellen sind rar. Jedes Fitzelchen an Daten wird in einer grammatikalisch gesonderten und vom vorgehenden und dem nachfolgenden Satz völlig abgetrennten sprachlichen Einheit geliefert. Es ist ein bisschen, als folgte man aus einem Nebenzimmer einem Referat, dessen Powerpoint-Präsentation man nicht zu sehen bekommt ;).


    Eine völlige Veränderung der Gewohnheiten, der Art und Weise, wie wir Daten aufnehmen. Selbst auf mich, der ich relativ viel lese und Powerpoint-Präsentationen mittlerweile hasse wie die Pest, wirkt Humboldts Art der Wissensvermittlung befremdend. Das erschreckt mich vor allem einmal in Bezug auf mich selber ... :rollen:


    Der Druck einer Karte, eines Diagramms oder eines Bildes war zu Humboldts Zeiten deutlich aufwendiger und teurer als ein gesetzter Text.

  • Der Druck einer Karte, eines Diagramms oder eines Bildes war zu Humboldts Zeiten deutlich aufwendiger und teurer als ein gesetzter Text.


    Dies spielt sicherlich eine grosse Rolle, ja.


    In wie weit was nun was bedingt, kann ich so nicht abschätzen, aber: Es war damals auch eine beliebte, wenn nicht die einzige pädagogische Methode, dass schon kleinen Kindern riesige Abschnitte aus solchen Büchern zum Auswendiglernen aufgegeben wurden. Auch Humboldt hat m.W. eine solche "Schule" durchgemacht. Das war nun wahrscheinlich die einzige Methode der Wissensvermittlung, die er wirklich kannte, und er hat sie wohl auch deshalb ganz selbstverständlich im Kosmos seinerseits verwendet: zutexten, zutexten, zutexten ...


    Karten waren ja geplant, sind dann aber durch Streitigkeiten erst später und in einem andern Verlag erschienen. Leider hat die Eichborn-Ausgabe die Karten etwas stiefmütterlich behandelt. Die Legenden der einzelnen Karten sind eigentlich nur mit einer Lupe lesbar. (Oder sind meine Augen unterdessen so schwach geworden?) Schade.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus